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Von den fünf Ländern Zentralasiens habe ich Kasachstan, Usbekistan sowie Turkmenistan 2008 in einem Sonderzug bereist. Tadschikistan und Kirgistan bisher nicht. Trotzdem war Kirgistan bei der ursprünglichen Planung nicht auf meiner Route. Nachdem ich realisierte, dass Kamtschatka mir im März nicht das bieten würde, was ich erwartete, änderte ich die Planung auf einen Flug von Wladiwostok (Russland) nach Bishkek (Kirgistan). Nach ein paar Tagen in Kirgistan, weiter über den legendären Torugart-Pass, der das kirgisische Gebiet Naryn mit dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang verbindet, ins Reich der Mitte, in die Oasenstadt Kashgar ...

Verwirklichung

Reiseberichte 5. März bis 11. März 2015

Persönliches An dieser Stelle erst mal ein Dankeschön an euch Leser. Einen speziellen Dank denjenigen, dich mich per e-Mail kontaktieren. Für die die es bisher nicht gewagt haben, nur lesen geht natürlich nicht, es ist einfach: Auf der Seite "Kontakt" oben auf ueli@meyes.ch klicken, euer Mailprogramm wird sich öffnen und die Schreiberei kann losgehen.

Habe die Reihenfolge der Berichte geändert!

40. Tag; 5. März 2015, Bishkek, Hauptstadt, Kirgistan

Ich bin vom Winter in den Frühling geflogen; kein Wunder, liess ich mich doch 6416 Km, durch 7 Zeitzonen westwärts, und danach 2990 Km und 3 Zeitzonen südwärts, transferieren. Gegenüber der Schweiz bin ich nun 5 Stunden „in der Zukunft“. Als Schweizer braucht es kein Visum für Kirgistan, deshalb bin ich zügig durch die Passkontrolle gekommen. Es ist kurz vor sechs Uhr morgens als ich von Zhamila, meiner Reiseführerin, und Slava, meinem Fahrer, willkommen geheissen und ins Hotel geführt werde. Auf der Visitenkarte vom Hotel Ambassador steht Come as a guest, leave as a friend.

Für den restlichen Tag und auch für morgen, habe ich kein Programm, danach werde ich die Tage mit den beiden verbringen. Nicht nur vom Wetter her ist die Aufnahme warm, auch die Leute sind freundlich und offen. Während ich in Russland vielmals ein Njet auf meine Frage bekommen habe, gestatten sie mir hier, Fotos von ihnen machen.

Auch ein Ausländer lässt sich von mir „vorher“ und „nachher“ fotografieren.

Das Haareschneiden kostet 200 Som (3.50 Franken). Den Bart habe ich allerdings selbst beseitigt. Während dem gestrigen ersten Flug habe ich mit Schaum und drei von vier im WC aufliegenden zweifach-Wegwerfklingen nur die Backen Haarfrei bekommen, für den Rest reichte es nicht. Im Hotel benutzte ich zuerst zögerlich und sehr behutsam die Schere von meinem Sackmesser und opferte danach eine meiner fünffach-high-tech-Klingen, was wesentlich effizienter vor sich ging, auch ohne Rasierschaum.

Durch das lange Fliegen durch die vielen Zeitzonen wusste mein Körper nicht mehr, wann er Hunger melden soll. Frühstück gab es im Flugzeug keines und im Hotel nahm ich keines. Nach dem Coiffeur Besuch war es aber dann plötzlich soweit und so ass ich im nahegelegenen Hyatt  Besh Barmak, ein Nationalgericht, bestehend aus dünnen, Lasagne ähnlichen, Nudeln mit Schaffleisch; dass es von diesem Tier stammt, wird von der Nase und dem Gaumen locker bestätigt.

 

41. Tag; 6. März 2015, Bishkek, Kirgistan

Habe schlecht geschlafen im breiten und bequemen Bett. Jetlag war bei der Eisenbahnfahrt kein Thema, aber jetzt schon. Es ist ein Unterschied, ob die Zeit mit 80 Km/h oder mit 800 Km/h ausgetrickst wird. Heute ist Freitag, eigentlich wie Sonntag bei uns, könnte man meinen, aber der Islam wird in Kirgistan sehr liberal gelebt, so dass das Wochenende nach dem Westen ausgerichtet wird. Am blauen Himmel scheint die Sonne und weckt den Frühling. Viele Menschen sind auf den Strassen und in den Parkanlagen unterwegs, aber einen anderen Westtouri habe ich keinen gesehen.

Es empfiehlt sich nicht, wie "Hans-guck-in-die-Luft" die Trottoirs zu benutzen, oder den Strassenplan während dem Gehen zu lesen ...


Früher ging Mann und Frau zum Standtelefon. Und heute?

Einige No! No! habe ich erhalten, die nicht Englisch verstehenden brauchten erklärende Handzeichen um zu verstehen, wenige fragten Why? und stimmten nach meiner Antwort This is a project zu. Die meisten aber machten lachend mit, haben es für mich getan!


PS: Eigentlich war das Tagesgeschehen bereits in Worten und Bildern fertig erstellt und ich ging zum Essen. Nachdem ich heil zurück bin, im Dunkeln, auf den Trottoirs, gebe ich euch noch ein Bettmümpfeli: Gestern habe ich das Restaurant Fish & Wine entdeckt, welches meine kulinarischen Sinne angespochen hat, so dass ich es heute Abend aufsuche. Als Hauptgang bestelle ich "Gemischte Meeresviecher". Auch wenn ich noch keine Führung hatte weiss ich, dass Kirgistan keinen Meeranschluss hat, und wie weit es bis zum nächste Meer ist, weiss ich nicht. Als Vorspeise fällt mir die Balkan spicy soup (der Küchenchef komme aus Serbien) auf. Leider kann mir der Kellner in Englisch nicht erklären, was in der Suppe drin ist, nur in Russisch, und das hilft mir nichts. Expermimentierfreudig wie ich nun mal bin, bestelle die Suppe gleichwohl, voll auf spicy setzend. Als sie vor mir steht, sehe ich vorerst nur eine rote Flüssigkeit auf der geraffelter Käse schwimmt, was sich darunter befindet, sehe ich noch nicht. Bereits beim ersten Löffel Suppe kommen bei mir Kindheitserinnerungen auf: Hornberg, die Skihütte vom SCL. Für Non-Family-Members: Der Ski-Club-Lötschberg, aus Spiez, mietete jeweils während dem Winter auf dem Hornberg eine Sennhütte mit einfachstem Standart. Kein Strom, kein fliessendes Wasser. Das Plumpsklo, im Sommer draussen, errichteten unsere Väter jeweils im Stall, und im Stall roch es nach Kühen, und Kühe riechen nach Kuhfladen. All diese Düfte entdecke ich in dem einen ersten Löffel Suppe. Gespannt was da zum Vorschein kommt, löffle ich, nicht unbedingt voll begeistert, weiter. Ich wusste gar nicht, dass Kutteln auch in so grossen Stücken zubereitet werden, zudem riechen sie am Zuger Stieremärt auch nicht so streng nach ihrer Herkunft. Aber das war ja nur die Vorspeise. Der Hauptgang ist wirklich lecker: Calamari Ringe, fingerdicke Tintenfischarme, Crevetten und, mein Lieblingsviech vom Meer, Coquilles Saint-Jacques.

 

42. Tag; 7. März 2015, Bishkek, Kirgistan

Wie abgemacht, treffe ich um neun Uhr Zhamila (24 jährig, studiert Japanische Kultur und Sprache, hat keine Zeit für einen Freund, lebt mit der Zwillingsschwester und drei Brüdern bei der Mutter und dem Stiefvater) und Slava (64 jährig, seit einem Jahr pensioniert, bessert seine Rente von rund 40 USD pro Monat durch Jobs als Fahrer und Guide auf) in der Hotelhalle. Wir fahren zum Nationalpark Ala-Archa, gut eine Stunde ausserhalb von Bishkek. Wie näher wir dem Park kommen, wie mehr fahren wir in den Winter hinein, von dem ich glaubte, mich verabschiedet zu haben. Schon bereue ich es, dass ich Handschuhe und Mütze im Hotel gelassen haben. Im Park geht die Strasse irgendeinmal offiziell nicht mehr weiter, so dass wir das Auto zurücklassen und eine rund 1 ½ stündige Wanderung, durch den Schnee, ohne meine Winterschuhe, die ja schon zurück in der Schweiz sind, machen.

Irgendeinmal sehen wir den dem Park den Namen gebenden Ala-Archa, 4800 MüM, vor uns, rechts in der Mitte, Grund, um wieder zurück zu gehen.

Da ich auch das Thema Skifahren anschneide, schlägt Slava vor, das Picknick bei seinem alten Freund und Skiliftbesitzer einzunehmen. Also machen wir einen Abstecher zu dem auf rund 2200 MüM gelegenen Skigebiet mit zwei Skiliften.

Ich gebe es zu, als ich die Baracke sehe, in der wir unser Mitgebrachtes essen werden, muss ich all meine positiven Sinne, meine Offenheit für Neues, mobilisieren und hochkommende Vergleiche zu bisherigen, lauschigen und gemütlichen Picknick-Plätzen unterdrücken. Der Raum ist Aufenthaltsraum für Petrovitsch, 80 jährig, rund 100 EUR Monatsrente, Lager für Ski und Skischuhe und Sonstiges. Aber, es wird zurückhaltend gemütlich.

Ich entdecke so manches alte Teil aus meiner Ski-Jugendzeit. Die Alarmglocken läuten allerdings, als Petrovitsch diverse, selbst abgefüllte, Schnäpse auf den Tisch stellt und offeriert. Da ich den Gastgeber nicht beleidigen will, stimme ich für zwei ganz kleine, einem starken Apfelschnaps und einem aus Wurzeln gemachten, zu.

Ein Pärchen kommt rein, Bekannte vom Skiliftbesitzer, ein Schwatz beginnt und, so wird mir erklärt, der Mann will Skifahren. Er bekommt Schuhe und Ski und ich werde gefragt, ob ich auch möchte. Da wäre ich beinahe schwach geworden, aber es kam mir noch rechtzeitig in den Sinn, dass ich vor meiner Abreise bewusst das Skifahren als Risikofaktor ausgeschaltet habe. Es wäre ein Widerspruch, es hier mit fremden Material zu versuchen. Also schaue ich nur zu, wir Petrovitsch den Skilift startet und, als der Mann oben ankommt, wieder abstellt. Derweil zeigt mir Slava das „Teil“, das beim zweiten Skilift zur Anwendung kommt. Ich erinnere mich, dass meine Eltern erzählt haben, dass es früher am Rinderberg in Zweisimmen einen Skilift gab, bei dem irgendwie eine Schlaufe irgendwie festgehalten werden musste …

Wir bedanken und verabschieden uns und fahren wieder den Berg runter.

Zurück in der Stadt schlendern wir durch den Osh Basar. Morgen ist Tag der Frau, weshalb es neben Blumen auch Torten zu kaufen gibt

 

43. Tag; 8. März 2015, Cholpon-Ata, am Issykul See, Kirgistan

Bekanntlich gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung, deshalb: Bei langweiligem Wetter, grau, nass, kalt, Schneefall, fahren wir in Bishkek ab. Langweilig ist auch meine Laune, beim Blick aus dem Fenster auf die langweilige Gegend.

Abwechslung bietet vorerst nur Slavas Ausweichmanöver um die Schlaglöcher in der Strasse. Beim ersten Halt, bei der Ruinenstadt des Karakhanidenreiches aus dem 13. Jahrhundert, ist eigentlich nur der restaurierte Stumpf des Minaretts Burana sehenswert, und, die Goldzähne der Museumsführerin.

Meiner Führerin folgend, steigen wir die steile Treppe im dunkeln (aufgeblitzt) Minarett hoch, wo wir mit einem Blick auf Grabsteine belohnt werden.

Danach geht die langweilige Fahrt mit meiner langweiligen Laune durch die langweilige Gegend weiter, bis zur nächsten Abwechslung, unserem Lunch, Schaschlik vom Schaf.

Langweilig wird’s danach wieder auf der Toilette. Was nützen die bestens gestylten, angeordneten und kommunikativen Gruppentoiletten, wenn Mann alleine ist?

Endlich, beinahe hätte ich den Kampf gegen das Einnicken verloren, kommen wir in Cholpon-Ata an, welches am Issykul See, dem, nach dem Titicacasee, zweitgrössten Gebirgssee der Erde, 1607 MüM, liegt. Nach dem Einchecken im Hotel Try Korony machen Zhamila und ich einen Spaziergang zum See. Im Sommer sei das hier ein beliebter Ausflugs- und Badeort, worauf auch die Infrastruktur hindeutet.

Wir gehen auf dem Steg bis zum Ende und treffen dort auf eine siebenköpfige Familie, 4 Buben und 1 Mädchen, aus Bishkek, mit Zweithaus hier am See. Die drei grösseren Jungs haben ihre Mutter zum Frauentag mit diesem Picknick überrascht und sogar selber Kuchen gebacken. Spontan werden wir eingeladen und ich erfahre, Zhamila`s unermüdlichen Übersetzungen sei Dank, so einiges über die Familie, so auch, dass das sechste Baby, wieder ein Bube, unterwegs sein. Nach einem tschut tschut (ein bisschen) Cognac, erhalten wir nochmals tschut tschut und nochmals und wenn wir uns nicht dankend und Glück wünschend verabschiedet hätten, wäre wohl auch die erwähnte zweite Flasche Cognac geöffnet worden und in tschut tschut Mengen geleert worden. Die Familie wollte uns zudem noch in ihr Haus einladen, sie hätten genügend Platz.

 

44. Tag; 9. März 2015, Karakol, Kirgistan

Bei minus 7 Grad fange ich vor dem Frühstück die schöne Morgenstimmung ein. Es ist halt schon so, ein strahlender Himmel zaubert ein Lächeln aufs Gesicht.

Kaum losgefahren, besichtigen wir alte Felszeichnungen (8. JH vor bis 5. JH n. C) die aber nicht an Felsen, sondern auf Felsbrocken zu sehen sind.

Die Fahrt führt uns zuerst noch am Issykul See (182 Km lang, 60 Km breit) entlang, flankiert von der schneebedeckten Bergkette Kungej-Alatau, mit bis zu 4771 m hohen Bergen.

Später erreichen wir, südlich vom östlichen Ende des Sees, Karakol, wo wir das Museum des Forschungsreisenden Prschewalski, der wesentlich zur Erforschung Zentralasiens beigetragen hat, eine aus Holz erbaute Russisch-Orthodoxe Kirche und die ebenfalls hölzerne Dunganen Mosche, welche von chinesischen Facharbeitern im Stil der Tsin-Dynastie errichtet worden ist, besichtigen.

In einem Antikgeschäft zeigt mir der Besitzer, nachdem er weiss dass ich aus der Schweiz bin, voller Stolz eine Münze von 18irgendwas vom Kanton Basel, die angeblich vor Ort gefunden worden sei.

Diesmal übernachten wir in einem Guesthouse, einem um genutzten Wohnhaus. Aussen nix, so ist mein erster Eindruck, dafür innen fix. Das Green Yard strömt familiäre Gemütlichkeit aus. Vor dem Eintreten in die gute Stube heisst es Schuhe ausziehen und in bereitgestellte Hausschuhe schlüpfen. Kommt ihr mich besuchen? Durchs Wohnzimmer durch, das Zimmer hinten rechts ist meines. Richtig luxuriös, den Bericht auf einem Stuhl, in der richtigen Höhe zum Tisch, schreiben zu können. Ich spüre die üblichen Verkrampfungen im Nacken nicht.

Chinara, die Besitzerin vom Green Yard fragt Zhamila, woher ich in der Schweiz komme. Slava antwortet darauf from Zurich, weil ich ihm mal sagte, in der Nähe von Zürich, dem ich aber nun widerspreche und no, from Cham sage. Zu meinem grossen Erstaunen sagt Chinara, dass sie Cham kenne. Sie sei im Zusammenhang mit einem Projekt in die Schweiz eingeladen worden. Nach meinem Nachfragen, via Übersetzung durch Zhamila, zählt sie Montreux, Lenk und Davos auf, in Cham sei sie nur durchgefahren. Sie konnte sich diesen Namen merken, weil Cham das ausgesprochene russische Wort Xam, für Schuft, Halunke, Flegel, sei.

Ich erkläre Zhamila die Bedeutung des schweizerdeutschen „mier gö i Usgang“, in den Ausgang gehen, выход, EXIT, essen wir doch in einem grossen Saal von einem Restaurant, mit singendem DJ, welcher auch zum Tanzen oder für Familienfeier benutzt wird. Da der Tag der Frau gestern auf einen Sonntag fiel, gibt’s diesen verlorenen Feiertag am Montag, und so kommen immer wie mehr Blumenbewaffnete Männer herein und warten auf ihre Frauen.

 

45. Tag; 10. März 2015, Naryn, an der Seidenstrasse, Kirgistan

Bevor es weitergeht, setzen wir uns mit den anderen Gästen an den reichlich gedeckten Frühstückstisch.

Ihr wisst ja wie das ist, beim Autofahren hinter einem Lastwagen, Bus oder sonst einem Fahrzeug, das einem die Sicht zum Überholen versperrt. Ganz vorsichtig nach links auf die Gegenfahrbahn bis die Sicht frei ist, dann überholen oder schnell wieder rechts einordnen. Genauso macht es auch mein Fahrer Slava. Jedoch mit dem Unterschied, dass er einen rechtsgesteuerten Nissan fährt, Nota bene bei Rechtsverkehr. Da ich hinten links sitze, sehe ich bevor Slava sieht. Habe mich aber noch nie eingemischt. Im Übrigen stehen ihm mehr Überholmöglichkeiten zur Verfügung als unsereins, weil weder ausgezogene Sicherheitslinien noch Kuppen ihn daran hindern.

BP in Kirgistan? Ja, Bishkek Petroleum!

Links die Terskey-Alatau Gebirgskette, rechts der Issykul-See. Man könnte meinen, wir fahren an einem Meer entlang und wenig später fahren wir über einen Pass, an einem halb gefrorenen See vorbei.

Das Mittagessen nehmen wir bei einer Familie ein, die sich so einen Zusatzverdienst schafft. Der Hausherr, Musiklehrer an der Schule, überrascht uns mit einer Vorführung von 4 Musikinstrumenten: Temir Komuz, Mundtrommel, Sybysgy, oder so ähnlich, einer Art Querflöte, Tschopo Tschoor, eine Art Pfeife und zuletzt Komuz, ein Saiteninstrument. Danach zeigen uns die Hausfrau und eine Nachbarin, wie sie Bastmatten und Filzkreationen herstellen.

Wir fahren heute mehr als 300 Kilometer, was beim Zustand der Strassen gute 6 ½ Stunden bedeutet. Die Fahrt ist wirklich abwechslungsreich: fürs Auge die Natur, für den Köprer mal mit, mal ohne Schütteleffekt, für die Stimmung warm wie im Frühling, dann wieder kalt wie im Winter.

 

46. Tag; 11. März 2015, letzter Tag in Kirgistan

Um 6 Uhr meldet sich mein iPhone-Wecker, um 6.30 Uhr treffen wir uns zum Frühstück und um 7 Uhr fahren wir los. Je nach Strassenqualität fahren wir zwischen 10 Km/h und 120 Km/h auf der Seidenstrasse Richtung Torugart-Pass, der Grenze zu China. Wie schnell mag wohl Marco Polo unterwegs gewesen sein, sinniere ich, während es stets aufwärts geht und ich nur noch Schnee sehe, soweit das Auge reicht. Der Stachelzaun wurde in der 60er Jahren errichtet, als das Verhältnis der damaligen Sowjetunion mit China angespannt war.

Um 10.30 Uhr kommen wir oben auf dem Torugart Pass an und stellen fest, dass wir nicht die einzigen sind, trotzdem wir unterwegs beinahe keinen Verkehr hatten. Slava überholt die wartenden Lastwagen und parkt neben dem noch geschlossenen Tor. Endlich kommt chinesisches Militär und öffnet das Tor, während die kirgisischen Soldaten zurück zu ihrem Quartier gehen. Einer nach dem anderen LKW passiert das Tor, bis nur noch wir übrigbleiben. Das Tor zu China steht offen, aber noch nicht für mich. Wir warten auf den chinesischen Guide, der mich hier oben abholen soll. Auf der anderen Seite parkt ein Militär-Pajero.

Die Warterei ist langweilig, auch weil mir niemand sagen kann, wie lange wir warten werden. Langsam bekomme ich, schon wieder, kalte Füsse, kein Wunder, wir warten ja auf über 3700 MüM. Also wieder zurück ins Fahrzeug. Abwechslung bieten ein Lastwagen mit zwei Anhänger, sowie ein, offensichtlich stehen gebliebener, Schlaf-Reisebus, der nun abgeschleppt wird. Dieses Geschehen zieht mich wieder nach draussen.

Wir könnten doch den chinesischen Guide anrufen, die Nummer habe ich, und fragen, wann er hier sei? Ein Blick auf mein Telefon zeigt mir aber, dass ich keinen Empfang habe, das gleich gilt für Zhamila. Ab und zu steigt jenseits des Tores ein Soldat aus dem Auto und telefoniert. Aha, die haben wohl ein Militärnetz. Wie wäre es, wenn wir ihn bitten, meine Nummer anzurufen? Aber wie verständigen? Während ich noch überlege, wie ich das angehen könnte, steigt drüben ein Soldat aus und kommt zu uns. Es ist ein Offizier. Es sagt etwas, spricht weder russisch noch englisch, von uns keiner chinesisch. Aber diese Chance will ich nicht verpassen. Also zeige ich ihm die Nummer, deute auf das Handy mache das Telefonieren Zeichen und, er sagt irgendwie Machina und geht zum Auto zurück. Was soll das denn jetzt? Aber das Auto setzt sich in Bewegung und kommt rückwärts bis auf die Torlinie. Der Offizier kommt wieder zu uns, deutet auf mich und mein Gepäck und dann geht’s plötzlich schnell. Auch der Fahrer, ein junger Soldat, ist ausgestiegen, wir verladen meine Tasche und meinen Rucksack in den Pajero und schon beginnen sie, das Tor zu schliessen. Hastig muss ich mich von Zhamila, die mir überraschenderweise ein Erinnerungsgeschenk übergibt, und Slava, der mich in die Arme nimmt, verabschieden. Die beiden schlüpfen schnell nach Kirgistan zurück, das Tor schliesst sich ganz und wird mit einem Schloss gesichert. China ist wieder zu. Ich winke den beiden Kirgisen zu und setze mich ins Auto und wir fahren, 1 ½ Stunden nach Ankunft auf dem Pass, die angeschriebenen 4.5 Km zum Checkpoint …

 

Fortsetzung der Reise unter China.

 

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