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Tibet Tibet Tibet

(Teil der Volksrepublik China)

Inspiration - Motivation

Den Gedanken, Tibet zu bereisen, trage ich seit den 70er Jahren in mir. In Ladakh, 2002 auf meiner zweiten Indienreise, wo Landschaft, Kultur und Religion mit Tibet vergleichbar sind, war ich so beeindruckt, dass ich spürte, ich würde Tibet besuchen müssen. Zusammen mit Gebetsflaggen habe ich damals meine Wünsche dem Wind des Hymalaya übergeben ...

Die Umrundung des Kailash, dem heiligsten Berg im Tibetischen Buddhismus, Hinduismus, Jainismus (altindische Religion) und Bön (älteste praktizierte Religion in Tibet), auf einem 53 km langen Weg, zwischen einer Höhe von 4600 und 5700 Metern, ist die wichtigste Pilgerreise für Anhänger dieser Religionen. Auch ich möchte eintauchen in die einzigartige Atmosphäre einer Umrundung des "Thron der Götter", wie der 6714 Meter hohe Mount Kailash in Tibet genannt wird.

Planung

Um mit der Tibet-Bahn nach Lhasa zu gelangen, brauche ich, nebst dem zu beantragenden Tibet-Permit, ein Zugticket ab Xining und eine Hoteladresse in Lhasa. Herausfordernder ist es, von Lhasa auf der Nordroute über Ali nach Darchen zu gelangen, dem Ausgangspunkt für die Umwanderung ("Parikrama") des Mount Kailash. Da ich dies nicht in der besten Saison machen werde, gibt es keine Gruppenreisen. Meine private Expedition nach West Tibet benötigt: Geländefahrzeug mit Fahrer, Begleit-Truck mit Fahrer für Zelt, Campingausrüstung, Verpflegung und Benzin, Guide, Koch und für die Umrundung zusätzlich Yaks als Tragtiere. Ob und wie ich diesen Höhepunkt meiner Reise realisieren kann, wird sich zeigen. Ich hoffe, die Götter des Himalaya meinen es gut mit mir ...

Verwirklichung

Reiseberichte 3. Mai bis 25. Mai 2015

99. bis 104. Tag; 8. Mai 2015, Lhasa, Hauptstadt Tibets, China

Sonntag. Xining Treffpunkt Hotel. Ich erhalte das wichtige Permit für Tibet, ohne das es keine Reise nach Lhasa gibt. Hier ist es, mit vielen Stempeln versehen sieht es wichtig und amtlich aus. Beim Bahnhof angekommen erklärt mir der Guide, wie es nun ablaufen wird; da ich schon mehrmals mit dem Zug in China gefahren bin, höre ich ihm nur mit einem Ohr zu. Ob ich ein Messer dabei habe? Nein, nein. Gut, sonst müsste ich es hier lassen. Klar doch. Bei der Pass-und Ticketkontrolle werde ich schon zum ersten Mal nach dem Permit gefragt. Ich zeige es dem Beamten, er sagt etwas auf Chinesisch, ich etwas auf Englisch, worauf eine Beamtin, mit meinen Dokumenten in den Händen, meine Führerin wird. Ich folge ihr und lasse, während sie zusieht, die Gepäck- und Bodykontrolle über mich ergehen; Victorinox, du bleibst mir treu. Beim Informationsschalter lässt sie sich eine Fotokopie von meinem Permit machen und ich erhalte Pass, Billet und Permit zurück. Danach mache ich mich schlau, wo mein Zug abfahren wird und warte auf die entsprechende Ankündigung für meinen Zug Z6801. Eine Stunde (!) vor Abfahrt bildet sich eine Kolonne beim Ausgang A2/A3. Rechtzeitig begreife ich, was 1-8 bedeutet, Hardsleeper, und suche deshalb die Fortsetzung (Softsleeper), welche ich auch finde, B2/B3. Es hat bedeutend weniger Leute, auch kurz vor Öffnung des Gates, vorallem ausländische Touristen, auch eine Gruppe aus Deutschland.

Beim Wagen Nr. 10 gibt es keinen Einstieg ohne Vorweisung des Tickets, des Passes und des ... Permits.

Mein Bett ist unten links, dreimal geprüft, ich bin sicher, während eine Mitpassagierin das Bett darüber hat. Später steigt noch ein Mann dazu, welcher das Bett neben mir hat, wir sind also zu dritt im Viererabteil. Irgendeinmal kommt ein Mann ins Abteil, er ist der Mann/Freund meiner Mitpassagierin und legt sich zwischendurch zu ihr, dann geht er wieder und kommt wieder. Irgendeinmal kommt eine Frau ins Abteil, sie ist die Frau/Freundin meines Mitpassagiers und legt sich zwischendurch zu ihm, dann geht sie wieder und kommt wieder, auch er besucht sie ab und zu. Abwechselnd sind wir zwischen zwei und fünf Personen im Abteil.

Die Fahrt ist abwechslungsreich, auch das Wetter. Für mich unerwartet, habe ich nicht das Gefühl, es gehe stark aufwärts. Dafür stetig. Während der Nacht erwache ich mehrmals und schnappe nach Luft wie ein Fisch am Trockenen. Wahrscheinlich sind wir in der Gegend des Tanggula Passes, mit welchem wir die Höhe von 5072 MüM überwinden. Es hat jeweils in dem Abteil und im Gang Sauerstoffanschlüsse, welche von einigen Passagieren benutzt wird. Als ich einmal bei einem Halt nach draussen gehe, realisiere ich die Höhe erst, nach dem Blick auf die Aufnahme.

Montag. Lhasa. Nach rund 21 Stunden erreiche ich Lhasa.

Persönliches Was erwartet mich? Es wurde mir schon mitgeteilt, dass es, aus welchen Gründen auch immer, keine 4WD Fahrzeuge mehr gibt für Touristen. Deshalb steht die Nordroute zum Mount Kailash nicht mehr zur Verfügung. Ein paar Tage später muss ich zur Kenntnis nehmen, dass die Strasse ab Shigatse für den Privatverkehr gesperrt ist, weil diese für die Hilfskonvois nach Nepal reserviert ist. Auf der Südroute zum Mount Kailash (ganz links auf der Karte) müssten wir einen Teil der gesperrten Route, zwischen Shigatse (Kugelschreiber) und Chusar (Bleistift) benutzen. Deshalb kann ich leider die Umrundung, DER Höhepunkt meiner Reise, nicht machen. Der Flug via Kunming nach Bangkok, am 8. Mai 2015, wo ich die Visa für Indien, Bangladesch und Myanmar einholen will, statt wie vorgesehen in Katmandu, ist gebucht, auch ein Hotel für die ersten Tage in Bangkok. Was ich nach dem Visa-Einholen machen werde, weiss ich jetzt nicht. Die Buthan Reise werde ich dann mit dem ebenfalls neu gebuchten Flug Bangkok - Paro am 12. Juni 2015 starten.

Ich werde abgeholt und in mein schönes Hotel gebracht, wo ich mich nach dem Einchecken in den Garten begehe um es ruhig anzugehen, so wie empfohlen wird.

Aber dann zieht es mich raus, denn ich weiss, dass ich nicht weit weg bin von DER Sehenswürdigkeit von Lhasa.

Der Potala Palast, jahrhundertelang Residenz der Dalai Lama, aber nicht mehr für den 14. Dalai Lama, der bekanntlich im Exil in Dharamsala, Indien, lebt. Ich bin gerührt von dem Anblick. Der Palast wirkt eindrücklicher als ich es mir vorgestellt habe, majestätisch, würdevoll, geheimnisvoll.

Es ist mir bewusst, dass ich Jahre, Jahrzehnte zu spät nach Lhasa komme, die Zeiten, als Heinrich Harrer hier lebte, sind längst vorbei. Die Kulturrevolution hat auch ihres beigetragen; Lhasa ist heute eine Chinesische Stadt. Ich bin gespannt, was ich in den nächsten Tagen tibetisches zu sehen bekomme.

 

Dienstag. Ich habe gut geschlafen, letzte Nacht, das Manko der Zug Nacht ist wieder aufgeholt, denke ich. Das Frühstück ist eine Überraschung. Sollte es zwar nicht, weil ich gestern beim Nachtessen verstanden habe, dass sie sich im Hotelrestaurant auf westliche, nepalesische und indische Küche spezialisiert haben. Ich staune ... Kaffee oder Tee? Tee. Wie die Eier? Gerührt. Sie werden zusammen mit Rösti und Speck serviert. Toast Brot, Jak-Butter (*) und Konfitüre, diverse Frühstücksflocken mit Milch, Orangensaft ... und ich geniesse.
(*) Jak-Butter? Habe auch schon von Jak-Butter-Lampen in den Tempel geschrieben. Glaubt ihr mir das? Und wenn ich hier nun schreibe, dass Jaks die männliche Rinderart in Zentralasien ist? Milch von männlichen Viechern? Zu meinem Trost gibt es auch Reiseführer die von Jak-Butter schreiben. Die Milch, um die Butter herstellen zu können, kommt natürlich von den „weiblichen Jaks“, und die heissen im Tibetischen „Bri“, „Di“ ausgesprochen (nie gehört vorher).

Mit Sonam, meinem tibetischen Guide, besuche ich zuerst das Drepung Kloster, eine rund 600 Jahre alte Klosteranlage. Es war das grösste Mönchszentrum in Tibet, über 8000 Mönche lebten hier. Heute wird die Anzahl durch die Regierung festgelegt und liegt bei rund 600 Mönchen. Ich muss Sonam zügeln, denn er überschüttet mich mit Namen und Fakten, die bei mir in einem Ohr reingehen, wenn überhaupt, und im anderen sofort wieder rausgehen. Mit fällt aber auf, dass die Geschichte des Klosters und der Klostereigenen Schulen, in Bilder und mit Statuen, mit dem 13. Dalai Lama aufhört …

Gerne bezahle ich die paar Yuan um in der Küche fotografieren zu dürfen.

Viel mehr als die unendlich vielen Statuen und Figuren, interessiert mich das lebendige Geschehen im Tempel, das leider nicht fotografiert werden darf. Dafür spreche ich dieses gläubige Paar an, das mit ihrem Kind eine Gebetstour durch die ganze Anlage macht.

Danach geht’s zum Hotel zurück, denn ein wichtiges Meeting im Hotelgarten steht an.

Mrs. Dawa, von der Agentur in Lhasa, informiert mich, dass die gesperrte Strasse wieder freigegeben wird und ich meine Reise zum Mount Kailash doch machen kann. YABBA DABBA DOO!!! Von der Nordroute sehe ich ab, weil an grossen Teilen der Strassen gebaut wird und deshalb Umfahrungen gemacht werden müssen, die das Campieren erschweren (Mangel an Wasser). Der Flug nach Bangkok sowie die Hotelübernachtungen müssen umgebucht werden.

Danach setzen Sonam und ich die Sightseeing Tour zu Fuss fort.

Wir laufen zum Jokhang Temple, Tibets heiligstem Tempel. Auch hier ist innen das Fotografieren nicht erlaubt. Eigentlich gut, denn auch meine Kamera könnte die Stimmung nie wiedergeben, die mich umhüllt, sobald ich den ersten Schritt in diese heiligen Räume gemacht habe. All meine Sinne sind auf Empfang: Altes, dunkles Holz, Thankas, Butter-Lampen, Statuen, Mönche, Gläubige, Gemurmel, laute Gemeinschaftsgebete, Gedränge, unendlich viele, grosse und kleine Räume auf zwei Stockwerken, jahrhundertalte Geschichte. Ich bin tief beeindruckt. Die Spiritualität, die dieser Tempel ausstrahlt, ist spürbar und durch die sehr vielen Pilger sehbar.

Danach laufen wir durch den Barkhor, dem alten Markt, der den Tempel umgibt. Auf diesem Weg umrunden auch die Gläubiger den Tempel, was wir auch machen.

Zum Abschluss besichtigen wir den Ramoche Tempel, nebst dem Jokhang eine der ältesten religiösen Stätten in Tibet.

 

Mittwoch. Heute steht als erstes die Besichtigung des Potala Palastes an, dem geistigen und weltlichen Zentrum Tibets und der Winterresidenz der Dalai Lamas.

„Gegen Mittag erreichten Sie den Potala. Mehr als ein Palast ist es ein Berg in sich, aufgebaut auf einem Felsen unregelmässig und seltsam wie ein Werk der Natur und doch gebaut mit solch innerer Konsistenz, dass jede Linie, jede Ecke wie nach einem magischen Plan verläuft, so dass es den Eindruck von Ordnung erzeugt, wo im ersten Moment Konzeptlosigkeit erscheint. Er ist aus den Steinen gewachsen gleich einem Diamanten gehorchend seiner Matrix.“ (Giuseppe Tucci, Tibetologe, Besuch 1940 in Lhasa)

Auf mich wirkt der Potala wie für die Ewigkeit gebaut.

Die Anzahl der Besucher pro Tag ist limitiert, weshalb mein Guide eine Zeitangabe erhalten hat, wann wir dort sein müssen. Die Besuchszeit im inneren ist auf eine Stunde beschränkt. Um den Potala bewegen sich schon unendlich viele Pilger auf der Umrundung. Für einen kurzen Moment sind wir mitten drin.

Dann steigen wir langsam die Stufen zum Palasteingang hoch.

Bevor ich, protestantisch getauft, euch mitnehme, hinein in diesehistorische und heilige Stätte, stellt euch folgendes vor: Die italienische Armee dringt in den Vatikan Staat ein, besetzt ihn, eliminiert die Schweizer Garde fast vollständig und nimmt viele hohe Würdenträger fest. Papst Franziskus kann im letzten Moment nach Frankreich fliehen und lebt seither in Avignon im Exil. Einige Jahre später, kann Vatikanstadt, mit dem Petersdom, den Palästen und Gärten wieder besucht werden. Der Apostolische Palast, die ehemalige offizielle Residenz der Päpste, ist zu einem Museum verkommen. Solche, zugegebenermassen, stark hinkende Vergleiche gehen mit durch den Kopf, als ich den oberen Teil des Palastes betrete, in dem nicht fotografiert werden darf.
Einerseits spüre ich Ehrfurcht vor den vielen Räumen, den persönlichen Räumen der Dalai Lamas, den Tempeln, Kapellen, Meditationsräumen, den Grabräumen der verstorbenen Dalai Lamas und andererseits denke ich, dass es nicht gerecht ist, dass zwar viele Touristen und Besucher hier sein dürfen, aber der 14. Dalai Lama nicht. Von den angeblich gegen 1000 Räumen kann nur ein Bruchteil besucht werden, aber das reicht mir, um die Orientierung zu verlieren; es geht Treppauf, um Ecken herum, Treppen runter, durch Korridore, über Terassen.

Danach besuchen wir die Sommerresidenz der Dalai Lamas und besichtigen dort drei Paläste. Am meisten bin ich an dem Palast interessiert, welcher der 14. Dalai Lama bauen liess und in dem ich tatsächlich ein Bild von ihm, aus jüngeren Jahren, an einer Wand gemalt entdecke.

Nach einer Mittagspause besichtigen wir das Kloster Sera. Ich realisiere, dass ich wohl schon zu viele Klöster und Tempel gesehen habe, denn grosse Unterschiede kann ich im inneren Bereich nicht mehr feststellen. Auch das „Debattieren“ der Mönche ist hier nicht mehr so eindrücklich, umgeben von vielen Touristen wirkt es wie eine Show. Die sitzenden Mönche tragen zudem keine Hüte, dafür alle individuelle Turnschuhe, statt der schwarzen Stiefel.

Nachtrag zum Frühstück: Schon gestern habe ich realisiert, dass es keine Rösti ist, bin wohl schon zu lange von zu Hause weg, es ist eine Art Kartoffelstock, mit groben Stücken halt.

Donnerstag. Heute steht die Besichtigung eines Kieswerkes auf dem Programm. Nein, stimmt nicht, sieht nur so aus. Wir fahren in östlicher Richtung am Kyichu Fluss entlang in das angeblich 50 Kilometer entfernte Kloster Ganden. Es wird an einer Express Strasse gebaut, weshalb es Umleitungen und Umfahrungen auf sehr schlechten Strassen gibt. Zum Teil können wir bereits auf der neuen Strasse fahren, aber irgendwie sind wir dabei auf der falschen Seite bis ich realisiere, dass auf beiden getrennten Fahrspuren in beiden Richtungen gefahren wird. Zwischendurch regnet es, dann schneit es, dann scheint wieder die Sonne. Wir brauchen deshalb, aber auch wegen zweimaligen Verfahren auf den Umleitungen, mehr als zwei Stunden bis wir ankommen. Die letzten Kilometer gleichen einem Gebirgspass in der Schweiz.

Oben angekommen entscheiden wir uns, nach einem Blick gegen den Himmel, zuerst die Umrundung zu machen. Für mich ein spezielles Erlebnis, meine erste Kora in den Bergen, umgeben von Gebetsflaggen, auf 4500 MüM, um den Berggipfel herum, an dem das Kloster liegt. Im Sommer sei der Kyichu Fluss viel breiter und das ganze Tal grün.

Sonam und ich kommen auch auf das Thema der Himmelsbestattungen zu sprechen. Er sagt, wir könnten vom Kora-Weg einen kleinen Umweg machen und kämen zu einem Platz. Ich stimme zu. Dort erklärt er mir mit einer Selbstverständichkeit bis ins Detail, mit Gesten und Körperpositionen macht er es zusätzlich bildlich vor, wie die Prozedur der Himmelsbestattung vor sich geht. Ich verzichte hier auf eine schriftliche Wiedergabe; ich will nicht, dass mir meine treuen Followers abspringen.

Wir fahren zurück und verabschieden uns voneinander. Den Fahrer sehe ich nicht mehr, aber Sonam übermorgen, beim Start zu unserer Tour nach Westtibet.

 

Freitag. Heute ist der 8. Mai, ein spezieller Tag, mein freier Tag. Ich will eigentlich weder fotografieren noch schreiben, nur etwas einkaufen gehen und auf der faulen Haut liegen ... aber ich kann es wie erwartet nicht lassen.

Nachtrag zum Frühstücksnachtrag von gestern: Und für mich ist es doch Rösti, auch wenn sie dem Mash potatoes sagen.

Ich bringe euch ein paar Fotos vom Einkaufsbummel mit. Auf dem nicht vorhandenen Einkaufszettel steht: Zahnpasta, Papiertaschentücher, Feuchttücher (ich kaufe wieder Baby soft wet wipes), Nescafé. Einmal in einem Einkaufszentrum ohne Dach, beim Fotografieren vom obersten Stock aus ruft mir ein Uniformierten vom Parterre her etwas zu, und einmal in einem mit Dach, wo keiner ruft. In den beiden Supermarkets finde ich nur Papiertaschentücher, den Rest aber anderswo.

Wieder viel Betrieb beim und um den Jokhang Tempel.

 

Persönliches Als ich 1996 nach Vietnam reiste und vor dem Tor der ehemaligen US-Botschaft in Ho-Chi-Minh-Stadt stand, kamen wieder alle Bilder hoch, die ich zu Hause als Jugendlicher in der Tagesschau und den Zeitungen gesehen habe. Der letzte Helikopterflug der US-Army, verzweifelte Südvietnamesen die aus Angst vor den heranrückenden Vietcong vergeblich in der amerikanischen Botschaft in Saigon Zuflucht suchten. Als ich danach das Kriegsmuseum der Sieger besuchte, wurde meine bisherige Ansicht auf den Kopf gestellt und ich musste versuchen, mir ein neues Bild zu schaffen, anders als nur die „guten“ Amerikaner, die den „guten“ Südvietnamesen“ zu Hilfe eilten im Krieg gegen den „bösen“ Vietcong“, der von den „bösen“ Nordvietnamesen unterstützt wurde. Musste lernen, dass auch die „guten“ anscheinend viel „Böses“ getan und grosses Unheil angerichtet haben. Irgend am Rande war mal von einem Irrtum die Rede, der sich später aber als eigentliches Massaker an der Zivilbevölkerung von My Lai entpuppte.

Wieso schreibe ich das hier? Ich fürchte, ich bin wieder der gleichen westlichen Schwarz-Weiss-Wahrnehmung verfallen. Ein China-Kenner hat mir eine Email geschrieben und mir mit 2408 Wörtern meine einseitige Denkweise vorgeführt, was mich nachdenklich stimmte. In der Tat, bestanden meine bisherigen Kontakte zu Tibet halt ausschliesslich zu geflüchteten Tibetern; 1974 in Kathmandu, bei der Rückkehr in Zürich und auch auf meiner Ladakh Reise 2002. Unterstützt wurde mein Bild von den Informationen im Westen über Tibet, meistens nach dem Muster „arme unterdrückte Tibeter und vertriebener Dalai Lama im Exil“ versus "unterdrückende chinesische Regierung“.

Nehmt also meine entsprechenden Berichte nicht als objektiv und fundiert an, sie sind vorbelastet, subjektiv und entsprechen meiner beeinflussten persönlichen Wahrnehmung des Weltgeschehens; geschrieben von einem einfachen, vielleicht ein bisschen aus dem Rahmen fallenden Reisenden.

Ich gehe nochmals raus, suche mir Ersatz für meine Quicksilver Flip-Flop, die eines Nachts den Service verweigerten. Einige Schuh- und Outdoor-Geschäfte später nehme ich zur Kenntnis, dass auf 3650 MüM die Nachfrage nach solchem Schuhwerk nicht gross sein muss, denn ich finde keine. Nachdem ich viermal im Hotelrestaurant das Abendessen eingenommen habe, weil es lecker war und aus Bequemlichkeit, esse ich heute auswärts.

 

105. Tag; 9. Mai 2015, Gyangtse, West Tibet, China

Lhasa Heute hatte es mehr Gäste beim Frühstück, weshalb auf Selbstbedienung umgestellt wurde. In der einen Pfanne gab es Weisse Bohnen, mmmhhh.

Um neun Uhr fahren wir los, mit einem anderen Fahrer und einem anderen Auto. Die Richtung ist klar, westwärts, dem Kyichu Fluss entlang. Bald steigt die Strasse passmässig an; den ersten Halt machen wir auf dem Khampa La (La = Pass), 4800 MüM. Ich blicke zurück, von wo (3700 MüM) wir gekommen sind, drehe mich um und sehe den Yamdrok See (4400 MüM), mit seinem Türkisfarbenen Wasser, einer der vier heiligen Seen Tibets.

Wir fahren runter zum See und ihm entlang. Bevor es wieder ansteigt, machen wir eine Mittagspause. Danach steigt es stetig an, bis wir auf dem Karo La, 5039 MüM ankommen und mit Schnee- und Eis bedeckte 6000er Gipfel sehen. Erstaunlicherweise fühle ich mich auf der Höhe gut. Nicht wie der Mexikaner im Restaurant, wo wir zu Mittag gegessen haben, der statt zu essen, Sauerstoff nehmen musste.

Nun geht die Fahrt wieder runter und, gerade als mich meine geschlossenen Augen in eine Traumwelt gleiten lassen wollen, frägt Sonam von hinten, ob ich anhalten möchte beim dritten Pass, dem Semi La, 4354 MüM, was ich, wieder wach, bejahe.

Dem Mädchen kaufe ich eine Gebetsflagge ab, die wir gemeinsam befestigen und die Wünsche dem Wind übergeben. Ich bitte es, den Hut wegzunehmen, leider ist damit auch ihr Lächeln weg.

Gyangtse In Gyangtse angekommen verzichte ich auf den Besuch des Palkohr Chiode Klosters, da es renoviert wird und ich keine Lust auf eine Baustellenbesichtigung habe. So fahren wir direkt zu unserem Hotel.

  

Das Gyangtse Hotel ist zwar alt, aber schön. Ich komme mir vor wie in einem Museum, angefangen bei der Rezeption, über die Aufenthaltshalle, dem Treffpunkt, weil es da Wi-Fi hat, zum Frühstücksraum.

 

106. Tag; 10. Mai 2015, Shigatse, West Tibet, China

Gyangtse Uns wurde gesagt, dass Frühstück gebe es ab achtuhrdreissig; als ich kurz nach acht Uhr zum Frühstücksraum komme, sehe ich, dass dieser schon gut besetzt ist. Auch der Mexikaner und seine Frau sind schon beim Essen; ihm geht es wieder gut. Ich bediene mich auch am westlich angehauchten Buffet. Wie üblich bestelle ich zum Frühstück Tee, weil, wie üblich, ich meine zwei Kaffee im Zimmer schon hatte.

Bald darauf fahren wir los, Richtung Nordwesten, durch eine fruchtbare Ebene. Es ist erstaunlich, dass überhaupt, und was alles angebaut wird; wir sind hier auf 3900 MüM und die Bauern pflügen ihre Äcker und säen an.

Shigatse Sobald wir in Shigatse ankommen, fahren wir zum Hauptquartier der Polizei des Gebietes. Trotzdem mein Guide schon massenweise Papiere für mich auf sich trägt, fehlt noch die Bewilligung für die Fahrt zum Mount Kailash. Wir haben Glück, der alleine im grossen Büro sitzende Polizeibeamte hat nicht viel/nichts zu tun. Es gilt, zwei Formulare auszufüllen, den Pass und das Visum zu zeigen, 50 Yuan zu bezahlen und, nach einer gewissen Zeit, erhalten wir zwei weitere, mit Stempel und Unterschrift versehene Papiere.

Danach checken wir beim Hotel ein und fahren gleich, weil der Hunger noch nicht da ist, weiter zum Kloster Tashi Lhunpo. Das Kloster war Sitz des ersten Dalai Lamas und danach Sitz der zweithöchsten Reinkarnation Tibets, dem Panchen Lama. Drei der vier grössten Tempel sind erst im 20. Jahrhundert durch den 9. und 10. Panchen Lama erbaut worden. Lediglich die Assembly Hall, auch ein Tempel, stammt aus dem Jahr 1447, ist aber während unseres Besuches geschlossen.

Ob dieses kleine Mädchen dereinst auch die Tradition pflegen und den Glauben leben wird, wie dieser alte Gläubige?

Mein Hotel entpuppt sich Innen wieder als ein Bijou.

Persönliches Mit diesem Bild aus meinem Zimmer verabschiede ich mich bis auf weiteres von euch. Wir fahren morgen, 11. Mai 2015, noch zwei Tage Richtung Nordwesten, 450 Km bis Saga, und weitere 490 Km bis Darchen, und ich kann, wie ich gehört habe, kaum mit Wi-Fi Empfang rechnen. Danach beginnt die 3-tägige Kora um den Mount Kailash (Camp). Anschliessend fahren wir noch weiter nordwestlich, ins ehemalige Königreich Guge (Camp), bevor die Rückreise nach Lhasa beginnt. Am 22. Mai 2015 sollten wir wieder hier in Shigatse sein.

Die kommenden zwei Tage will ich mit geputzten Schuhen angehen.

 

107. bis 116. Tag; 20. Mai 2015, Shigatse, West Tibet, China

Nach 10 Tagen bin ich wieder zurück. Nebst gebrauchter Wäsche im Gepäck, vorallem viele für mich einmalige, nie mehr wiederkehrende Erlebnisse mit tiefgehenden Eindrücken in meinem persönliche Memory. Es ging aber nicht ohne Änderungen und spontanen Entscheidungen. Aber lest selber ...

 

107. Tag; 11. Mai 2015, westwärts von Shigatse nach Saga

Um halb sieben weckt mich mein Handy. Aufstehen, Kaffee kochen, also eigentlich nur das Wasser, Körperpflege und Gepäck bereitmachen, dann Frühstücken.

Kurz nach acht Uhr fahren wir los, vor uns liegen rund 450 Km, drei Pässe und einige Polizeikontrollen. Insgesamt müssen wir fünf Mal anhalten und Sonam muss die Papiere zeigen. Bei drei Check Points wird uns jeweils die Ankunftszeit, bei korrekter Einhaltung der Geschwindigkeit, aber wer macht das schon in China, beim nächsten Check Point auf das abgestempelte und unterschriebene Papier aufgeschrieben. Auch wir sind jeweils zu früh dort, was Warten zur Folge hat, natürlich nicht in Sichtweite der Polizisten. Einmal reicht die Zeit für eine Tee Pause, einmal sogar für ein Mittagessen. So machen es alle, und so kommen alle scheinbar korrekt fahrend beim Check Point an. Bei der letzten Kontrolle müssen wir alle drei aussteigen und unsere persönlichen Papiere zeigen, in meinem Fall meinen Pass. Alles wird in einem Journal eingetragen. Dann zurück zum Auto, ohne Dokumente, vorfahren, und die Dokumente werden durchs Fenster übergeben.

Als wir in Shigatse losfahren, ist es bedeckt und die Temperatur beträgt kühle 6 Grad, die später auf 4 Grad, und beim ersten Pass, 4800 MüM, sogar auf 3 Grad fällt. Während der Fahrt steigt sie nie über 8 Grad. Wie die Temperatur wechselt auch die Umgebung.

Nach der Mittagspause, irgendwo im Nirgendwo, vertrete ich mir ein bisschen die Beine und aktiviere die Kamera.

Frisch gestärkt, wichtig, dass Tsangdor unser Fahrer, eine Pause machen konnte, geht’s weiter. Wir fahren über Hochebenen, durch hügeliges Gelände, durch karge Täler. Mit dem Wetter wechsle ich auch meine Brillen, von der Sehbrille zur korrigierten Sonnenbrille und wieder zur Sehbrille. Irgendeinmal hagelt es.

Wir kommen an der Abzweigung vorbei, wo die Nordroute beginnt, die tatsächlich eine andere Strassenqualität hat als die Südroute (Foto unten links). Ich denke kurz darüber nach, dass ich ursprünglich hier rechts abbiegen wollte, bin aber zufrieden mit dem was ich habe.

Hier in Saga treffe ich beim Abendessen auf weitere Mitglieder meines Teams: Tse-ngoedup, den Koch, er hat mir schon Tee und Biskuits aufs Zimmer bringen lassen, da ich mir wegen Stromausfall keinen selber machen konnte, und Tashi-dhondup, den Truckfahrer. Das vegetarische Einstiegsessen schmeckt vorzüglich, fünf verschiedene Sachen, alles ohne Zwiebeln; der Koch wurde vorgängig instruiert, was der weisshaarige Ueli mag und was nicht. Wer noch fehlt ist der Jak man, der stösst dann übermorgen, zusammen mit seinen Jaks, für drei Tage, zu uns.

 

108. Tag; 12. Mai 2015, Nord westwärts von Sage nach Darchen

Heute bin ich noch früher aktiv, denn das Frühstück gibt’s um sieben Uhr in der Garage, die der Koch in seine Küche umfunktioniert hat. Der Hotel Hof ist überstellt mit Fahrzeugen, ob wir unsere beiden rechtzeitig zur Abfahrt um halb acht freibekommen?

Saga liegt auf 4280 MüM. Bei schönem Wetter und nur 3 Grad fahren wir los. Beim ersten Pass ist es noch kühler, minus -0.4 Grad. Wolfi wo bist du? Minustemperaturen haben wir doch gemeinsam durchgemacht in Sibirien

Die Fahrt ist wieder sehr abwechslungsreich. Steppen mit Jaks oder Schafen und schon geht’s zum zweiten Pass hoch.

Und dann kommt ein Anblick, welchen ich nicht für möglich gehalten hätte. Im Vordergrund Sanddünen, wegen den starken Winden im Winter sogar Wanderdünen, Sanddünen auf dieser Höhe, dahinter der Brahmaputra Fluss, der in den Indischen Ozean mündet, und im Hintergrund ein Teil des Himalaya, welcher die Grenze zwischen Tibet und Nepal bildet.

Zeit zum Mittagessen. Unser Koch war am frühen Morgen fleissig und hat uns Reis mit Gemüse gekocht. Wir machen ein Picknick vor einer einmaligen Kulisse.

Kurz nach dem dritten Pass, mit 5211 MüM der bisher höchsten Höhe für mich, sehen wir zum ersten Mal den Berg, wegen dem ich den weiten Weg auf mich nehme, den Mount Kailash.

Die Grenze zur Provinz Ali wird von Militär und Polizei kontrolliert. Auch ich muss meinen Pass zeigen. Als wir in Darchen, 4520 MüM, ankommen, müssen wir uns noch bei der Polizeistation für Ausländer melden wo Sonam wieder einige Stempel mehr in seine vielen Dokumente bekommt. Wir fahren zum Hotel. Das Zimmer ist sehr einfach, ohne Wasser, Strom gibts ab 20 Uhr bis 24 Uhr, und die Toilette liegt weit entfernt. Nichts für mich. Ich bitte Sonam, nach einem Topf oder Kübel für die Nacht, zu fragen. Kurz darauf bringt mit eine Frau einen 600 Gramm Honig Kübel, leer natürlich.

Ich beginne meine mehrmonatige Ordnung in der Tasche und im Rucksack, die ich nur für die Flüge leicht verändert habe, total auf den Kopf zu stellen. Ich mache vier Abteilungen: 1) Was ich ab Morgen auf der Umrundung auf mir trage, Daunenjacke, Windstopperjacke, Sonnenhut, Wanderschuhe und -stöcke, das ganze Merino Schaf Sortiment wie lange Unterhosen, langes Unterleibchen, "Chappe u Händsche". 2) Was in den Rucksack, den Sonam tragen wird, kommt, vorallem Regenschutz. 3) Was in die Tasche kommt, die ein Jak tragen wird, wie Ersatzwäsche, Schlafsäcke, Medikamente, Hygienebeutel, Ersatzschuhe und noch einiges mehr. 4) Für das was zurück bleibt, auch mein Notebook, gibt mir Sonam seine Tasche. Es wird im abgeschlossenen Auto aufbewahrt werden.

Und dann beginnt das Wechselbad meiner Gefühle, das den planerischen Ueli mit Änderungen konfrontiert, die spontane Entscheidungen verlangen.

Als ich beinahe fertig bin, kommt Sonam und teilt mir mit, dass keine Jaks zur Verfügung stehen, es liege zu viel Schnee und es habe zuviel Eis auf dem Weg, vor allem vor und nach dem Dalma La. Schade, ich wäre gerne zusammen mit diesen Viechern gelaufen. Ich frage ihn, ob wir nicht Träger organisieren könnten, was er bejaht. Er meint aber, der Koch müsse die Auswahl einschränken, da nicht alles mitgenommen werden könne, weil die Träger weniger tragen als die Jaks (aber mehr kosten). Kein Problem, sage ich.

Später treffe ich das Schweizer Paar wieder, Colette und Ugo, die auf einer Weltreise ohne Ende sind, welche ich schon in Lhasa getroffen habe. Sie sitzen im geheizten Restaurant während ich im kalten Zimmer sitze. Ich gehe mit meinem Notebook auch zu ihnen.

Sonam kommt wieder und sagt, das Campieren sei untersagt worden, zuviel Schnee, wir müssten in den Gästehäuser unterwegs übernachten. Kein Problem, sage ich.

Das sei aber noch nicht alles. Aha, was kommt denn noch? Wir müssten nochmals zur Polizeistation für Ausländern. Ich frage nach dem Grund. Die Situation um den Dalma Pass wird als kritisch eingestuft. Ich müsste unterschreiben, dass ich die Kora auf meine eigene Verantwortung mache. Nun ist es fertig mit "Kein Problem", ich habe ein Problem. Ich versuche mehr Informationen zu erhalten. Es liege viel Schnee vor und hinter dem Pass, mit eisigen Stellen, die vor allem beim Runtergehen gefährlich seien. Ich habe ja keine Ahnung, wie der Weg aussieht, habe keine entsprechende Bergerfahrung in Schnee und Eis, das Risiko scheint mir hoch. Zudem habe ich meiner Silvia zu Hause versprochen, vermeidbare Risiken nicht einzugehen. Ich frage Sonam nach Alternativen. Er schlägt vor, die Stecke der Kora vom ersten Tag zu machen, im Gästehaus des Klosters, welches auf der Nordseite des Mount Kailash liegt, zu übernachten, und am nächsten Tag nach Darchen zurückzukehren. Kurz überlege ich, dann entscheide ich, die Umrundung nicht zu machen und stimme dafür dem Alternativvorschlag zu. So sehe ich den Mt. Kailash von der Nähe und auch von mehreren Seiten.

 

109. und 110. Tag; 13. und 14. Mai 2015, Aufstieg von Darchen zur Nordseite vom Mount Kailash

Um 08.15 Uhr marschieren wir in Darchen los. Es ist kühl auf 4520 MüM. Vor uns liegen 22 Km und ein Aufstieg auf 4950 MüM, zum Kloster Drira Phuk.

Meine Begleiter sind alle jünger als ich: Sonam, mein Guide, 38, Tsangdor, mein Fahrer, 47, er kommt aber nur 9 Km mit, wo er ein Kloster besuchen will, Träger, 27, Tse-ngoedup, mein Koch, 50, Träger, 28.

Kurz nach dem ersten Blick auf den Mount Kailash, überqueren wir ein Schneefeld.

Diese Pilger machen die Kora mit Kniefällen und auf dem Bauch liegend. Zuerst strecken sie die gefalteten Hände in die Höhe, vor das Gesicht und vor die Brust, knien dann auf den Boden, strecken sich auf dem Bauch aus und setzen bei den ausgestreckten Händen ein Zeichen. Stehen auf, machen drei Schritte bis zum Zeichen und beginnen von vorne. Sie benötigen für die Kora 12 bis 15 Tage. Ich staune vor dieser Leistung und habe allergrössten Respekt! Was müssen diese Menschen für einen starken Glauben haben. Rechne: Die Umrundung ist 54 Km lang, bei einer Körpergrösse von 170 cm macht ein Pilger 31‘764 Kniefälle.

Kurz nach dem zweiten Blick auf den Mt. Kailash, die Nord-West-Seite, machen wir einen Lunch Halt.

Wir nähern uns der Nordseite.

Um 13.45 Uhr, nach 22 Km, rund 5 ½ Stunden und 430 überwundenen Höhenmeter, kommen wir beim Kloster an.

Nach einer kurzen Ruhepause beginne ich mit der Umsetzung meines vorbereiteten Projekts. Vor Tagen habe ich beim Kloster Ganden drei Gebetsflaggen gekauft und mit einem in Lhasa gekauften Wasserfesten Filzschreiber, alle Namen meiner beiden Familien auf die Flaggen geschrieben. Dabei habe ich zu spät bemerkt, dass der Schreiber durch den dünnen Stoff durchdrückte und den Schreibtisch im Hotel verunstaltet hat. Mit Wasser habe ich das Geschmiere nicht wegbekommen, habe das Maleur aber bei der Rezeption gemeldet.
Ich bin froh, dass ich draussen Sonam treffe, der mir seine Hilfe für mein Vorhaben anbietet. Ich entdecke hinter dem Kloster einen kleinen Felsen, von dem aus ich die drei zusammengebundenen Gebetsflaggen in der Mitte, zwischen zwei bestehenden Flaggensträngen, nach unten ziehen möchte. Gemeinsam machen wir uns daran, einen Weg durch die Steinbrocken zu finden und kraxeln in die Höhe. Von Nahem müssen wir feststellen, dass die Distanz zu gross ist, um mit nur drei Gebetsflaggen bis nach unten zu gelangen. Sonam klettert ganz hoch und befestigt das eine Ende der Flaggen beim Felsen, während ich unten das andere Ende im Wind festhalte. Dann befestigen wir das untere Ende mit Hilfe alter herumliegender Gebetsflaggen an grossen Steinen. Ich bin stolz auf unser Werk. Nun setze ich mich hin, auf rund 5000 MüM, bei leichtem Schneefall, vor mir der Thron der Götter, der Mount Kailash, im Rücken meine Gebetsflaggen im Winde flatternd, und ich beginne "uf Bärndütsch" meine individuellen Wünsche für jedes einzelne Familienmitglied dem Wind zu übergeben. Neben mir sitzt Sonam und murmelt auf Tibetisch Gebete. Es ist für mich ein sehr berührender Moment, hier hoch oben zu sitzen und an meine Lieben zu denken, die tausende von Kilometer entfernt sind. Ich habe soviele Gläubige und Pilger gesehen, dass ich glaube, den Spirit zu fühlen. Ich bekomme eine leichte Gänsehaut, oder ist es nur die Kälte? Ich bekomme feuchte Augen, oder ist es nur der Wind der mir um den Kopf weht?
Seht ihr sie, meine Gebetsflaggen, die kurzen, neuen in der Mitte?

Im Restaurant essen wir das von meinem Koch zubereitete Essen.

Es hat zwei chinesische Touristinnen. Die eine spricht mich in Englisch an. Sie hat keine Ahnung von den prekären Verhältnissen am Dolma La. Auch lokale Pilger sind anwesend. Ich beobachte ein Pilgerpaar, das auf der anderen Seite von mir im Raum sitzt. Sie strahlen pures Glück aus, wie sie so da sitzen, in ihren Augen sehe ich Zufriedenheit. Endlich fasse ich den Mut zu ihnen zu gehen und sie für ein Foto anzusprechen.

 

Seit Darchen schlafe ich aus hygienischen Gründen in meinem Schlafsack und rühre die Decken nicht an, was ich auch hier mache, denn ich gehe nicht davon aus, dass die Bettwäsche und Wolldecken nach jedem Gast gewaschen werden. Der Intervall der Benutzung wird hoch sein, derjenige des Waschens tief. Mein Zimmer im Gästehaus des Klosters ist sehr einfach eingerichtet: Zwei Betten, eine grosse Thermoskanne mit heissem Wasser und ein Kübel, fertig, nichts mehr. Kein Strom, keine Handtücher, nicht einmal ein Becken.

 

Zum ersten Mal kommt mein Drylite Micro Towel Antibacterial zum Einsatz (Danke Sarah). Für meine Morgenwäsche giesse ich heisses Wasser aus der Kanne direkt auf das Tuch und wasche damit mein Gesicht. Alyssa: nicht mit "Isch chautem" Wasser, wie ich es dich gelehrt habe.

Der Kailash versteckt sich, als wir aufbrechen, zudem hat es über Nacht frischen Schnee gegeben.

Eine Pilgergruppe kommt uns entgegen, später noch mehr. Ich mache mir schon Gedanken, ob ich zu früh auf Abbruch entschieden habe, bereue es aber nicht. Mein Leben ist mir wichtiger, als zu wissen, ob es doch gegangen wäre. Im Übrigen hatte ich doch Glück, denn ich sah den Mount Kailsah von der Nähe und sogar die Nordseite. Wie ich später vernehme, hat die Armee, nach dem zweitstärksten Erdbeben am 12. Mai 2015, das Epizentrum lag diesmal im Himalaya und deshalb war Tibet stärker betroffen, die Strasse für den Privatverkehr wieder gesperrt. Ich war zu dieser Zeit bereits hinter der Sperrung. Es gab Touristen, die wieder umkehren mussten.
Die Träger sind clever. Als Sonam vier Träger für die ganze Umrundung suchte, haben sie nichts gesagt bis sie den Auftrag im Sack hatten. Als sie später hörten, dass wir nur die erste Etappe machen werden, sagten sie, es hätte viel Schnee und Eis am Dolma Pass. Wir müssen den Preis für vier Träger und die ganze Umrundung bezahlen. Da sie aber wissen, dass drei Personen für zwei Tage und eine Nacht nicht so viel brauchen wie für drei Tage und zwei Nächte, losen sie untereinander aus, wer geht und wer bleibt. Der Lohn wird dann gleichmässig auf alle vier aufgeteilt.

Eigentlich möchte ich das Kloster besuchen, das unser Driver am Vortag besuchte. Es liegt erhöht auf der anderen Talseite. Wir müssen lediglich über die Brücke. Das Problem ist nur, wie wir zur Brücke kommen, denn der Fluss hat sich breit gemacht. Ich sage zu Sonam, er soll den Driver anrufen und ihn fragen, wie er rüber gekommen ist. Er sei von einer Eis-Schnee-Scholle zur anderen gesprungen, die aber hinter ihm zusammengekracht seien. Wir laufen den Fluss in beiden Richtungen ab um eine Möglichkeit zu finden. Ich entscheide auf Abbruch und ordne Lunchpause an (ich sei der Boss).

Ein letzter Blick zurück.

Noch so klein, und schon auf der Kora.

 

 

111. und 112. Tag; 15. und 16. Mai 2015, zum und beim Königspalast vom ehemaligen Königreich Guge

Mit einem letzten Blick auf den Mount Kailash fahren wir in Darchen ab.

Schon nach kurzer Zeit gelangen wir zu unserem Tagesziel, Tirthapuri. Es hat hier eine heisse Quelle, eine Jak Herde und ein Kloster.

Erstaunt frage ich meinen Guide, was ich hier den ganzen Tag machen soll, es ist erst elf Uhr morgens Nach kurzer Diskussion schlägt er vor, dass wir schon heute zum Tagesziel von Morgen weiterfahren könnten. Dem stimme ich noch so gerne zu. Wir lassen den Koch und den Fahrer mit dem Truck vorausfahren und besichtigen das Kloster.

Dann fahren wir weiter, die Gegend ist sehr abwechslungsreich.

Da der Koch vor uns fährt, der Hunger aber bei uns ist, schlägt Soam vor, im letzten Dorf Halt zu machen und in einem Restaurant etwas zu essen. Das einzige Restaurant ist geschlossen. Es gibt aber einen Laden mit Sitzgelegenheit, wo wir Instant Noodle Soup essen.

Der Vordereingang von meinem Hotel für zwei Nächte, aber ich benütze den Hintereingang, den im Hof stehen unsere beiden Fahrzeuge. Und wen treffe ich hier im Hotel, nun schon zum dritten Mal? Colette und Ugo. Gemäss unseren Plänen wird dies aber das letzte Mal gewesen sein, ausser ...

 

Ich habe schon einige ehemalige Königreiche im Himalaya besucht oder besichtigt, heute steht ein weiteres an, resp. der Königspalast des ehemaligen Königreiches Guge. Die Fahrt dauert nicht lange, ist aber eindrücklich, Canyon artig, und schon sind wir da.

Der Königspalast thront hoch oben auf einem Berg, der bis beinahe hinauf mit Tempeln und Gebäuden bebaut ist. Trotz der scheinbaren Sicherheit, und mit Geheimtunnel nach unten um Wasser zu holen, wurde der Palast angegriffen, erobert und der König schlussendlich getötet.

Wir besichtigen drei Tempel, die unter der Kulturrevolution arg gelitten haben. Die vollständig zerstörten Statuen wurden nicht rekonstruiert und die teils zerstörten nicht repariert. Langsam steigen wir höher und höher.

Das letzte Stück geht’s im Felsen in einem Tunnel und dann sind wir ganz oben.

Die beiden gläubigen Fahrer, Tsangdor (4WD) und Tashi-dhondup (Truck) machen den Ausflug mit.

Zurück im Hotel steht das Mittagessen bereit. Nach einem Nickerchen wollen wir das gegenüberliegende Kloster besuchen, das aber erst um halb vier öffnet. Stattdessen machen wir die Kora um die grosszügige Klosteranlage herum.

 

113. bis 116. Tag; 17. bis 20. Mai 2015, Tsaparang nach Dungkar (Camp), weiter zum Lake Manasarovar (Camp) und Beginn der Rückreise über Saga nach Shigatse

Bei schöner Morgenstimmung überqueren wir diesen Fluss und kurz danach verlassen wir die geteerte Strasse.

Plötzlich wird Sonam unruhig und glaubt, wir fahren falsch. Er lässt anhalten und die vier Männer diskutieren.

Als wir weiterfahren frage ich, was bei der Besprechung rausgekommen sei. Da Anhaltspunkte fehlen, haben sie entschieden, weiterhinauf zu fahren. Doch nach jeder Erreichung der Steigung, liegt eine weitere Steigung vor uns. Ein Lastwagen kommt uns entgegen. Wir halten an. Doch, doch, wir seien richtig. Erleichtert fahren wir weiter. Da kommt eine markierte Abzweigung. Ich weise darauf hin worauf mir Sonam zu verstehen gibt, unser Ziel sei auf den Wegweisern nicht vermerkt. Wir lassen die Abzweigung links liegen und fahren geradeaus weiter. Kurz darauf kommt die von Sonam vermisste Schafhirtenunterkunft und bald darauf rechts eine Abzweigung in eine noch schlechtere Strasse, die wir einschlagen. Die Fahrt ist beeindruckend, das Panorama auch.

v.l.n.r. Tse-ngoedup, Koch, aus Zentral Tibet; Ueli, Kunde, Ausländer; Tashi-dhondup, Fahrer Lastwagen, Ost Tibet; Sonam, Guide, Süd Tibet; Tsangdor, Fahrer Geländefahrzeug, West Tibet

Nach unendlich vielen Kurven, Schluchten und Hügeln, kommen wir in Piyang an. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, in dieser Abgeschiedenheit auf ein Dorf zu treffen. Umso erstaunter bin ich als ich erfahre, dass im Auftrag der Kulturrevolution auch hier zerstört worden ist. Wir steigen die Stufen zu den künstlichen Höhlen hinauf, die vor vielen Jahrhunderten von jeder Familie geschaffen worden sind. Es sind Tempel, deshalb darf nicht fotografiert werden. Es ist dunkel in der ersten Höhle, die wir besichtigen, die Wandmalereien lassen sich nur erahnen. Meine Begleiter zücken ihre Mobil Telefone und leuchten damit. Da kommt mir in den Sinn, dass ich ja in meiner Fototasche eine kleine Taschenlampe habe (André und Marianne sei Dank). Nun sehe ich, was von der Zerstörung verschont geblieben ist. Die Statuen jedenfalls nicht.

Wir kommen nach Dungkar, meinem nordwestlichsten Punkt auf meiner Tibet Reise, wo das Camp aufgebaut wird. Wir sind, wie mein Guide bemerkt, im Tiefland, auf nur 3700 MüM. Ich nehme mir die Freiheit, nicht mitzuhelfen. Es gibt ein Mannschafts- (wobei einer in der Kabine vom Lastwagen schläft) und Küchenzelt (grün), das Zelt vom Guide (hellgrün, mein Zelt (gelb) und das Toilettenzelt (blau). Ich sage zu Sonam, dass ich den Besuch von weiteren Wandmalereien in den Höhlen hier, nicht machen will.

Kaum steht alles, gibt’s Tee. Um mal einen anderen Geschmack zu haben, nehme ich das Angebot zu einer Flasche Lhasa gerne an.

Nach dem Nachtessen sage ich „Guet Nacht, pfuused guet“ zu meinen Begleitern und ziehe mich in mein Zelt zurück. Zum ersten Mal schlafe ich auf der aufblasbaren Isoliermatte (Danke Daniel). Sie haben mir aber noch eine Matratze ins Zelt gelegt, die ich zuerst nicht wollte, aber ich verzichtete darauf, den harten Mann zu spielen. In den grossen Schlafsack schiebe ich noch meinen Merino-Schlafsack. Kaum bin ich eingerichtet, merke ich schon, dass ich nochmals raus muss. Ich habe ja auch zu Hause ein überaktives Nacht-Toilettenbedürfnis. Dies als Ausgangslage, plus die viele Trinkerei, 1 ½ Liter Mineral plus gegen zehn Tassen Tee pro Tag, plus eine der vielen Nebenwirkungen vom Medikament, das ich zur Vorbeugung gegen die Höhenkrankheit nehme „… vermehrter Harndrang ...“ und wenn das noch nicht genug wäre, habe ich ja das „Beer from the roof of the world“ angenommen, führen dazu, da ich insgesamt sieben (!) Mal raus muss: Schlafsack öffnen, aus dem inneren Schlafsack schälen, Stirnlampe und Brille anlegen, in Daunenjacke und Freizeithose schlüpfen, in die Schuhe steigen, die drei Reisverschlüsse vom Innenzelt öffnen, den Reisverschluss des Aussenzeltes öffnen, das Innenzelt wieder schliessen, wegen der Kälte, ein paar Schritte weg vom Zelt das Geschäft erledigen, das ist der zeitlich kleinste Aufwand, dann alles wieder in umgekehrter Reihenfolge. Ich schätze, so ein Toilettengang dauert 10 Minuten. Gegen Morgen spürte ich die Kälte, die kurzen Unterhosen reichen nicht mehr, ich behalte die Freizeithosen an

Morgentoilette: Im Zelt verwende ich Feuchttücher um die entsprechenden Körperstellen sauber zu halten. Am Fluss wasche ich mir das Gesicht und die Zähne putze ich mir wie üblich mit Mineralwasser. Anschliessend frühstücke ich im Kochzelt. Der Koch tanzt auf vielen Hochzeiten, Vorbereitungen auf der Ladefläche des Trucks und Kochen im Zelt. Während wir frühstücken kocht er das Mittagessen. Nach dem Frühstück wird das Camp abgebaut und alles im Truck verstaut.

Unterwegs und kurze Zeit später gelangen wir wieder auf eine geteerte Strasse und bald darauf auf einen 4880 MüM hohen Pass.

Lunchpause; wem gehört wohl der Stuhl ... dem Commander. Sie verwöhnen mich, meine vier Begleiter.

Kurze Zeit später fahren in der Nähe von Darchen vorbei, wo wir den Mount Kailash nochmals sehen und bald darauf haben wir unser Ziel vor Augen, der Lake Manasarovar, dem zweiten der vier heiligen Seen Tibets die ich sehe, 4600 MüM.

Wieder wird das Camp ohne meine Mithilfe aufgebaut, während dessen ich mir die Umgebung und den gefrorenen See anschaue.

Die Zelte werden hinter den Baracken, pardon, hinter den Sommerstrandhäuschen, aufgebaut. Ab und zu müssen wir die neugieren Schafe verscheuchen.

Beim Nachtessen halte ich mich mit Teetrinken zurück und das Bier schlage ich aus. Es ist natürlich auf dieser Höhe bedeutend kälter, unter uns gesagt, Arschkalt. Ich ziehe meine lange Thermounterhosen an und das Thermounterleibchen behalte ich gleich an. Diese Nacht muss ich nur vier Mal raus. Beim Wasserlösen schaue ich zum Himmel hoch und denke, das nächste Mal nehme ich die Kamera mit, der Sternenhimmel ist schön anzusehen. Klar vergesse ich die Kamera beim nächsten Mal, aber nicht beim übernächsten Mal. Aber meine Sony stösst an ihre Grenzen, da müsste auf einem Stativ manuell lange belichtet werden, aber das tue ich mir hier nicht an.

 

Um halb acht knie ich, stehen geht nicht, auf und beginne, meine Sachen zu packen. Es ist so kalt dass ich mir überlege, die Handschuhe und Mütze hervor zunehmen, lasse es aber doch sein weil ich auf die aufgehende Sonne setze, die um acht Uhr kommt. Morgentoilette: Nach dem Motto "Ja keine nackten Körperstellen der Kälte aussetzen", setze ich die Morgentoilette aus. Die Augen reibe ich mir trocken aus. Nur das Zähneputzen mache ich wie üblich. Die Frontscheibe vom Geländewagen ist gefroren, wie auch mein Süsswasser im Auto. Nach dem Frühstück wird abgebaut und ich fange noch ein paar Stimmungen ein und staune über die Möwen auf dieser Höhe.

Auf dem Weg nach Saga überqueren wir einen Pass. Diese 5211 MüM sind der höchste Punkt meiner Reise, zu Fuss erreichte ich 5000 MüM.

Der letzte Lunch mit dem ganzen Team, mit Blick auf den Brahmaputra Fluss.

In Saga steigen wir im gleichen Hotel ab wie auf der Hinreise. Das Abschiedsessen nehmen wir wieder in der Garage ein.

 

Nach dem Frühstück verabschieden wir uns vom Koch und vom Truck Fahrer. Wir übrigen drei fahren nach Shigatse. Ich glaube, es ist der erste Tag wo ich kein Foto mache. Einerseits bin ich zu müde, die Nacht in Dog City (Saga) war mühsam. Ich weiss nicht wie viele Hunde herumstreunten und bellten. Kaum war‘s mal für kurze Zeit ruhig, fing irgendein Köter in irgendeiner Ecke wieder an zu bellen und kurze Zeit später machten die anderen mit. Zudem fahren wir die gleiche Strecke, die wir bei der Hinfahrt genommen haben. Nach sieben Stunden kommen wir an und ich checke in dem von mir umgebuchten 5* Hotel (nicht internationale Sterne) ein.

 

117. und 118. Tag; 21. und 22.  Mai 2015, Lhasa, Tibet, China

Shigatse Heute steht Wiederinstandsetzung von Körper und Material im Vordergrund. Meine beiden Paar Schuhe werden bearbeitet, mit Wasser, Bürste, Crème und Tuch. Dafür bezahle ich zweimal 10 Yuan (ich weiss, dass die Einheimischen nur 5 Yuan bezahlen).
In einem Shopping Center entdecke ich ein Nagelstudio. Unter grossem Gekicher strecke ich einer der drei Nagelfrauen meine Hände entgegen. Passanten bleiben stehen und schauen staunend, was sich der weisshaarige weisse Fremde, als Mann, machen lässt. Mann macht das hier wohl selber. Der Service kostet 20 Yuan. Im Einkaufszentrum will ich mir noch einen Deo kaufen. Ich „frage“ eine Verkäuferin und mache ein entsprechendes Zeichen unter dem Arm. Da führt sie mich zu Rasierapparaten. Aber ich werde in der Kosmetik Abteilung, ein Stock höher, fündig.
Im Spa, das nicht zum Hotel gehört, will ich meine Haare schneiden lassen und eine Öl-Massage geniessen. Ich beginne mit den Haaren, werde in einen Raum geführt und glaube, es sei nun der Massenmassageraum. Aber nein, hier legt sich Mann/Frau auf den Rücken um die Haare waschen zu lassen. Der junge Mann wäscht sie zweimal, aller Kailash Staub ist somit weg, und massiert mir den Kopf und den Nacken, dass ich meine, ich sei schon in der Massage. Dann geht’s in den Salon, wo bereits ein Glas Tee, abgedeckt und mit Strohhalm, bereit steht. Ich mache dem Coiffeur ein Schneidezeichen und zeige ihm auch die Augenbrauen und die Ohren. Da frägt er mich etwas, in Bezug auf die Haarlänge über den Ohren. Mmhh. Meint er jetzt Haare darüber oder kurz? Ich sage einfach „Yes“ und nicke mit dem Kopf. Ist ja egal, falls zu kurz, die Haare wachsen ja wieder nach. Nach dem Schneiden geht’s nochmals zum Haare waschen und dann zurück zum Föhnen. 40 Yuan.
Danach werde ich in den oberen Stock geführt. Kurz darauf kommt eine Masseurin und führt mich in einem Raum, startet die Heizung und gibt mir eine kurze Hose zum Anziehen. Sie warte draussen. Nun lasse ich mich eine Stunde verwöhnen, wobei ihr Druck bei einigen Körperstellen nicht mehr mit Verwöhnung zu tun hat. Ich habe da einige Punkte wo ich empfindlich reagiere. Bei den Knien biegen sage ich „No!“. Die Massage kostet 400 Yuan.

 

Nach dem Frühstück fahren wir los. Diesmal nehmen wir eine andere Strecke als bei der Hinreise. Diese ist gespickt mit Radargeräten, die Lady vom Warngerät im Auto ist dauern am „schnurre“, zudem gibt’s auch wieder das System von der vorgegebenen Ankunftszeit bei der nächsten Polizeistation. Mühsam. Wir folgen dem Brahmaputra Fluss, der einmal breit und dann wieder schmal ist.

Dieses Jahr wurde die neue Eisenbahnstrecke Lhasa – Shigatse eröffnet.

Nachdem ich zum Frühstück eine chinesische Glas Noodle Soup gegessen habe, gibt’s zum Mittag eine tibetische Nudelsuppe.

Lhasa Wir fahren zuerst durch den neuen Stadtteil, wo es viele Baustellen hat. Shoppingcenter mit internationalen Brands werden errichtet. Von weitem sehe ich den Potala. Wir fahren wir zum gleichen Hotel wo ich schon zum Beginn meiner Tibet Reise war, wo es Rösti zum "Zmorge" gibt.. Wie abgemacht treffen wir auf einen Vertreter von der lokalen Agentur. Wir wollen die Möglichkeiten des morgigen Tages besprechen. Zum „Znacht“ verwöhne ich mich mit einem Yak Slizzer mit Gemüse und Pommes Frites und einem französischen Cabernet Sauvignon.

 

119. Tag; 23. Mai 2015, Ausflug zum Nam Tso, Tibet, China

Sonam wollte früh losfahren, aber als ich vernehme, dass es Frühstück erst ab acht Uhr gibt, schreibe ich ihm eine SMS mit der neuen Abfahrtszeit acht Uhr dreissig.

Wir fahren lange im gleichen Tal wo auch das Trasse der Tibet Bahn verläuft. Ein Militärkonvoi kommt uns entgegen. Das Spitzenfahrzeug und das Schlussfahrzeug sind mit Fahnen und Schriftzügen gekennzeichnet. Dann noch einer, und noch einer. Beim vierten Konvoi zähle ich die Lastwagen, es sind deren 31. Danach kommt noch ein kleinerer Nachzügler. Es sind eindeutig mehr als hundert beladene Lastwagen, die Richtung Lhasa fahren. Ob dies ein normaler Nachschubtransport ist oder Hilfsgüterlieferungen wegen den Erdbeben, weiss ich nicht. Am Abend kommen uns die Lastwagen wieder entgegen, nun mit weggenommenen Blachen und leer.

Auf den Hügeln und Bergen liegt frischer Schnee.

Irgendeinmal biegen wir links in ein Seitental ein. Bei Eingang zum Nam Tso (Tso = See) Nationalpark müssen wir für mich ein Eintritts Billet kaufen. Kurz danach steigt es an, vor uns liegt der La Ghen Pass, 5190 MüM. Es beginnt zu schneien. Als wir aussteigen, bläst uns ein kalter Wind trockenen Schnee ums Gesicht. Sonam sagt mir, dass wir von hier den See sehen können. Aber wo ist er? (Foto rechts).

Unser „Usflüegli“ hat es in sich: Nach 240 Km in 5 Stunden, mit unendlich vielen mobilen Radarkontrollen und zusätzlich den vorgeschriebenen Ankunftszeiten, und der Überquerung eines 5000er Passes, erreichen wir den Nam Tso, den grössten See Tibets, der auf 4700 MüM liegt. Nach dem Yamdrok See, dem Manasarovar See, ist der Nam See der dritte heilige See Tibets den ich sehe. Einzig den Lhamolha See, der vierte im Bunde, habe ich nicht gesehen. Wegen dem salzhaltigen Boden der Gegend sei das Wasser des Sees Salzwasser. Aber nicht stark salzhaltig, stelle ich nach einem Eigenversuch fest.

Wir Essen in einem Restaurant zu Mittag und fahren danach auf der gleichen Strecke zurück nach Lhasa. Einmal muss ich auch aussteigen und in einem Büro meinen Pass zeigen gehen und einmal muss Tsangdor eine Busse wegen zu schnellem Fahren bezahlen. Diesmal benötigen wir, wegen Unfallstau auf der Einfallstrasse in Lhasa, Fünfeinviertel Stunden bis zum Hotel, wo wir um zwanzig Uhr eintreffen.

 

120. Tag; 24. Mai 2015, letzter Tag in Lhasa, Tibet, China

Eigentlich wollte ich ausschlafen und die Frühstückszeit bis neun Uhr dreissig ausnutzen. Aber nach dem gestrigen Tag war ich sehr müde und legte mich früh ins Bett zum Schlafen. Kurz nach sieben Uhr stehe ich deshalb schon mit Pascal in Australien in Skype Kontakt, eine schlechte Verbindung zwar. Danach dusche ich, wasche und föhne meine Haare und bin um halb neun beim Frühstück. Danach beginne ich mit dem Bericht von gestern bis es an meiner Zimmertüre klopft. Ich sage den Zimmermädchen, dass ich in fünfzehn Minuten weg sei, versorge meine Utensilien in der Tasche, schliesse sie ab und gehe aus dem Zimmer. Die Mädchen sitzen davor auf dem Boden.

Mein Ziel ist klar, ich will die Kora um den Potala machen. Beim Eingang das obligatorische Scannen meiner Fototasche. Auf der ganzen Umrundung hat es rund alle 100 Meter eine Dreiergruppe Soldaten, bewaffnet mit Schlagstock und Funkgerät. Entweder stehen alle stramm, oder nur einer und die anderen sitzen auf Hockern. Eine Umrundung dauert eine knappe halbe Stunde. Ich hänge eine zweite Runde an und besuche danach den Park hinter dem Potala Palast.

Mit diesem Bild von der Rückseite des Potala nehme ich Abschied von diesem Symbolträchtigen Bauwerk, von Lhasa und von Tibet.
Den restlichen Tag verwende ich für Büroarbeiten, dem Beenden der Berichte und dem Schreiben von ein paar Emails. Da ich früh auf bin, liegt auch ein Nickerchen drin.

 

121. Tag; 25. Mai 2015, Reisetag von Lhasa nach Bangkok

Der Flughafen von Lhasa liegt rund eine Autostunde ausserhalb und ist von Hügeln umgeben.

Nach einer Zwischenlandung in Shangri-La, aber nicht im paradiesischen, fiktiven Ort aus dem Roman Lost Horizon von James Hilton, sondern in der kreisfreien Stadt im Nordwesten der chinesischen Provinz Yunnan, bei der ich im Flugzeug bleibe, die neu zugestiegenen Passagiere füllen das Flugzeug, lande ich gegen halb drei in Kunming. Da mein Weiterflug nach Bangkok erst nach Mitternacht ist, habe ich mit „meinem Chinesen“ abgemacht. Wir treffen uns im Restaurant "Salvador", in der Nähe des Green Lake. Es geht nicht lange und Christoph, ein begeisterter Fotograf, möchte meine Sony sehen. Er empfiehlt, eine Einstellung zu ändern, die Fotos brauchen dann zwar mehr Platz, können aber optimiert verändert werden. Ich will wissen, wo er was ändert und stimme dann für die Änderung zu. Dann lassen wir uns von einem westlichen Touristen ablichten. Christoph‘s Firma heisst ja hiddenchina.net, und so versteckt sind die Aufnahmen von uns beiden. Beim späteren übertragen der Fotos auf mein Notebook reklamiert die Software, dass sie das nun neue Format der Fotos nicht erkennen und deshalb keine Übertragung machen kann. Ja toll. Als erstes ändere ich die Änderung wieder zurück. Also bleibt „mein Chinese“ für euch versteckt. Wir haben einen gemütlichen Abend zusammen verbracht.

Ein Gruss und Dankeschön nach Zürich zu Philipp Hepp und Peter Meyer von TCTT. Ich kann hier nicht schreiben, dass alles geklappt hat. Zu viele Programmänderungen mussten improvisiert werden, vor allem wegen den Erdbeben in Nepal und Launen der Natur. Aber Unterstützung aus der Schweiz war immer da.

 

Nun geht die Reise unter Thailand weiter.

 

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