Ueli Meyes

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Südostasien Reise 2024, Teil 4/4

Ilha Formosa: Ehemals Diktatur unter General Chiang Kai-shek, heute Vorzeigedemokratie in Asien

 

Taiwan - Republik China

6. Oktober - 18. Oktober 2024

 

Inspiration - Motivation

Für die Reise im Herbst 2024 nach Australien, spiele ich mit dem Gedanken, die lange Reise sowohl beim Hinflug wie bei der Rückreise mit längeren Stopovers zu unterbrechen. Auf der Hinreise möchte ich ein Land besuchen, welches schon lange auf meinem Radar steht, Papua-Neuguinea. Bei der Rückreise dachte ich anfänglich an den fünftgrössten Inselstaat der Welt, die Philippinen. Nach ersten Recherchen lassen mich aber Hinweise auf die Gefahren von Taifunen (tropische Wirbelstürme), auch noch in meiner beabsichtigen Besuchszeit, davon abhalten.

Auf meiner persönlichen Weltkarte gibt es noch viele weisse Flecken. Noch nicht bereiste Länder in der Südostasiatischen Region - auf der Karte rot markiert - sind Brunei, Indonesien, Osttimor, Papua-Neuguinea, die Philippinen und Taiwan. Diese Insel ist deshalb eine interessante Ersatz-Destination. Das aktuelle politische Weltgeschehen stellt zudem diesen Staat/Nichtstaat - nur gut ein Dutzend Staaten pflegen diplomatische Kontakte zu Taiwan - in einen speziellen Fokus.

 

Vorbereitung

Am 8. Januar buche ich die Flüge, direkt bei den Airlines. Es sind sieben Flüge für das wohl nicht alltägliche Routing mit einer Flugzeit von insgesamt 48 Stunden und 5 Minuten:

Abgesehen von den Touren mit meiner Kawasaki, habe ich schon lange nicht mehr, wohl seit meiner Israel-Rundreise 2019, eine Reise komplett selber organisiert. Ein zeitaufwändiges Unterfangen, umso mehr als ich auf der Hauptinsel Taiwans eine mehr oder weniger komplette Inselumrundung machen will, nota bene mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Im Internet an Informationen zu gelangen ist einfach, sie zu verstehen allerdings weniger (vor dem Umstellen auf English) ...

Nach vielen Stunden am PC, präsentiert sich die Route meiner 11-tägigen Rundreise, so:

Wie erwähnt, alles mit ÖV, auch wenn auf der Karte von Google Map das Auto aufgeführt ist. Für die Strecke von Sun-Moon-Lake zur Bahnstation der Alishan Forest Railway in Chiayi habe ich ein Taxi eingeplant, sonst wird es schwierig, den nur einmal fahrenden Zug zu erreichen.

Nachdem die Route festgelegt ist und die Tagesetappen definiert sind, buche ich die Hotels. Alle Buchungungen wie üblich stornierbar und ohne Vorauszahlung. Das klappt recht einfach und schnell erhalte ich auch die Bestätigung vom Hotel ...

Ueli您好,歡迎入住,入住時間為下午3-6點,若您是在Agoda預訂,我們會收不到您的訂房資訊,再麻煩訂房後加line: @ymm0129x 與我們聯繫 (直接回覆會收不到您的訊息),謝謝。 .官方LINE:@ymm0129x (或LINE搜尋"山城逸境") .現場入住電話:0900-611-913 . Whats app: +886900611913 .訂單客服電話:0932021003 注意:提醒您,若開車前來,「請勿」直接導航民宿地址,因我們位於老街上,車子無法進入,停車地點建議如下 (九份山區建議攜帶輕便行李): 1.代天府宮旁的「榮記停車場」:尚未到老街就會經過,再慢慢逛老街過來,約十分鐘。收費便宜且安全,適合開大(好)車,且攜帶輕便行李的旅客。 2.「聖明宮」停車場:在九份國小旁,離我們最近,需香油錢300元,但過來的路小不好開。適合追求便利,且攜帶大型行李的旅客,如需停放請務必至宮廟內與工作人員告知為山城逸境房客,廟公會協助開門讓您停放。 3. 「土地公坪停車場」:免費,走過來約十分鐘,多下坡路線,路不太好走,適合喜歡徒步健走且攜帶輕便行李的旅客。 如有任何問題麻煩請與現場接待人員聯絡,我們會協助您😊

Das Ticket für die Zugfahrt mit der Alishan Forest Railway kann nicht lange im voraus gebucht werden. So mache ich mir einen Reminder im Handy-Kalender, um während meines Aufenthaltes in Torquay/Aus zu versuchen, die Fahrt zu buchen. Als ich es dann versuche, ist der Verkauf zuerst noch nicht freigeschaltet. Am nächsten Tag auch nicht und am übernächsten Tag erhalte ich die Meldung, dass bereits alle Plätze ausgebucht seien ... ??? Mein Sohn Pascal schlägt vor, es mit der Rückfahrt zu versuchen und siehe da, dafür erhalte ich einen Platz. Nun muss ich halt die Anreise nach Alishan und die Abreise von dort neu organisieren.

 

Verwirklichung

Der Beginn der Südostasien-Reise ist unter Singapur, Papua-Neuguinea und Australien.

 

Sonntag, 6. Oktober 2024, Melbourne/Australien - Taipeh/Taiwan

Pascal und Lennox bringen mich zum internationalen Flughafen in Melbourne. Der Abschied fällt schwer, meine Stimme versagt und meine Augen tränen.

Bis zum Start meines Fluges CI58 um 22:35 Uhr mit China Airlines, habe ich genügend Zeit. Beim Check-in klappt es mit einem Upgrade in die Business Class; jedoch können sie mir die Business-Menü-Auswahl nicht anbieten, weil die (abgezählten) Essen bereits eingeladen worden seien. Kein Problem, ich möchte sowieso schlafen.

"China Airlines ist eine taiwanesische Fluggesellschaft mit Sitz im Stadtbezirk Dayuan von Taoyuan und Basis auf dem Flughafen Taiwan Taoyuan. Sie ist Mitglied der Luftfahrtallianz SkyTeam. China Airlines wurde am 16. Dezember 1959 mit zunächst 26 Mitarbeitern und drei Flugzeugen in Taipeh gegründet. Die ersten Linienflüge wurden ab 1962 auf einer Inlandsverbindung von Taipeh nach Hualien durchgeführt, 1966 wurde mit Saigon das erste internationale Ziel angeflogen. Ab 1991 wurde die Gesellschaft privatisiert, seit 1993 ist sie als Aktiengesellschaft an der Börse in Taipeh notiert. 1995 wurde die bis heute genutzte Corporate Identity eingeführt.

Ab 1999 wurden die internationalen Passagier- und Frachtdestinationen sukzessive ausgebaut, so wurden beispielsweise Flüge nach Sydney, Delhi und Vancouver aufgenommen. Am 26. Januar 2003 führte China Airlines im Rahmen eines Charterfluges zum chinesischen Neujahrsfest den ersten direkten Flug von Taiwan (Republik China) in die Volksrepublik China seit 53 Jahren durch. 2005 erhielt die Gesellschaft das IOSA-Sicherheitszertifikat der IATA. 2008 wurden wöchentliche Charterflüge zu mehreren festlandchinesischen Zielen aufgenommen, darunter Peking und Shanghai. Im Jahr 2009 feierte die Gesellschaft ihr 50-jähriges Bestehen."

Kurz vor dem Start auf meinem Sitz 14K.

Montag, 7. Oktober 2024, Taipeh , Taiwan

"Die Republik China, weithin bekannt als Taiwan, ist ein im Zuge der Ein-China-Politik nur von wenigen Staaten diplomatisch anerkannter Inselstaat in Ostasien. Sein Territorium besteht aus der Hauptinsel Taiwan (99 %) und anderen, kleineren Inseln. Der technisch hochentwickelte Industriestaat, aus dem deutlich mehr als die Hälfte aller weltweit hergestellten Halbleiter-Bauteile kommen, hat eine Bevölkerung von rund 23,5 Millionen Menschen. Die Republik China wurde nach der Xinhai-Revolution auf dem chinesischen Festland am 1. Januar 1912 in Nanking ausgerufen. Die Insel Taiwan, von 1683 bis 1895 unter chinesischer Herrschaft und von 1895 bis 1945 unter Herrschaft des japanischen Kaiserreichs, fiel erst mit Ende des Zweiten Weltkriegs an die Republik China. 1949 – nach der Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunistische Partei und der Gründung der Volksrepublik China auf dem Festland – zogen sich die Regierung, Eliten und Streitkräfte der Republik China auf die Insel Taiwan zurück. Dort etablierte die von Chiang Kai-shek geführte Staatspartei Kuomintang unter Beibehaltung des Ausnahmezustands eine mehrere Jahrzehnte andauernde Einparteienherrschaft.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war von hohem Wirtschaftswachstum gekennzeichnet, gegen Ende der 1980er Jahre initiierte die Kuomintang eine schrittweise Demokratisierung. In mehreren Skalen der Demokratiemessung ist die Republik China (Taiwan) heute neben Japan und Südkorea einer der demokratischsten Staaten Asiens, vergleichbar mit Deutschland und der Schweiz. Auch nach der Ausrufung der Volksrepublik China 1949 vertrat die Regierung der Republik China den chinesischen Staat zunächst bei den Vereinten Nationen und war ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats. Als Folge der Ein-China-Politik der Volksrepublik brachen aber immer mehr Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zur Republik China ab, die 1971 mit der UN-Resolution 2758 auch ihre UN-Mitgliedschaft an die Volksrepublik abgeben musste. 1979 brachen schliesslich auch die USA die diplomatischen Kontakte ab, nachdem sie offizielle Beziehungen zur Volksrepublik aufgenommen hatten (Taiwan Relations Act). Nur eine Minderheit der Staatengemeinschaft unterhält heute formal diplomatische Beziehungen mit der Regierung in Taipeh. Die völkerrechtliche Stellung der Republik China ist umstritten und Gegenstand des Taiwan-Konflikts."

Zehn Minuten nach fünf Uhr orientiere ich mich, wo mein Gepäck ankommen sollte. Auf Band 1 nehme ich meinen Koffer kurze Zeit später in Empfang. Passkontrolle und Zoll sind rasch erledigt. Bei einem Geldwechsler in der Ankunftshalle wechsle ich US-Dollar in Taiwanesische Dollar (NTD, Neuer Taiwan-Dollar). Danach gehe ich zum Ausgang und halte die Augen offen, weil ich übers Hotel einen Transfer gebucht habe; ich entdecke meinen Namen auf einem Blatt Papier.

Wir fahren dem neuen Tag entgegen, und Taipei, der Hauptstadt Taiwans.

"Taipeh (häufig in der englischen Schreibweise als Taipei wiedergegeben) ist der Hauptort der Insel Taiwan und Hauptstadt sowie Regierungssitz der Republik China (Taiwan). Die Millionenstadt im nördlichen Teil der Insel ist die viertgrösste Stadt des Landes und bildet mit Neu-Taipeh dessen grössten Ballungsraum. Das Gebiet der Stadt wird von der aus dem Landkreis Taipeh hervorgegangenen Stadt Neu-Taipeh komplett umschlossen."

Der Chauffeur bringt mich zu meinem gebuchten Hotel, wo ich eine Nacht bleiben werde. Erwartungsgemäss ist mein Zimmer noch nicht bereit. Im WC ziehe ich mich um und deponiere danach mein Gepäck. Da es noch früh am Morgen ist, muss ich bei den zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten darauf schauen, ob sie schon offen haben. An der Rezeption bestelle ich ein Taxi, welches mich zu meinem ersten Ziel fahren soll, der Baoan Tempel.

Werbung pur im Taxi.

"Dalongdong Baoan Tempel, auch bekannt als Taipei Baoan Tempel, ist ein chinesischer Volksreligionstempel, der im Bezirk Datong erbaut wurde. Der heutige Tempel wurde ursprünglich von Clanmitgliedern in Tong'an, Xiamen, Fujian erbaut, die im frühen 19. Jahrhundert nach Taipeh auswanderten und dem Tempel den Namen Po-an gaben.

Die Errichtung dieses grossen Tempels war mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Fertigstellung des Tempels dauerte ein Vierteljahrhundert – allerdings auch deshalb, weil sämtliches Holz- und Steinmaterial sowie die Handwerker, aus Festlandchina importiert wurden."

Eigentlich wollte ich mit den beiden Hop-on Hop-off Touren den grössten Teil meines geplanten Sightseeing's machen. Aber es ist unmöglich, ein Taxi zu ergattern. Ich versuche es auf beiden Seiten der Strasse während ich dabei Richtung Metro-Station gehe.

Auffällig die vorbildliche Disziplin im Schlange stehen.

Bei der Metro Station angekommen, kaufe ich eine Tageskarte und frage nach einem Plan. Die junge Dame am Schalter streicht auf dem Plan die Linien durch, welche nicht im Tagespass enthalten sind.

Dann stelle ich mich der Herausforderung und stehe auf dem Perron, welches hier nicht im Untergrund liegt, an.

Der Zug kommt, Leute steigen aus, andere ein, bis der Zug voll ist und ich noch draussen stehe.

Also auf den nächsten Zug warten, bei dem ich rein komme. Trotz der engen Platzverhältnissen kann ich die Szene festhalten.

Als nächstes will ich das Nordtor, das Cheng-en-Tor in der alten Stadtmauer, resp. was davon noch übrig ist, ansehen.

"Das Taipei Fu Cheng Nordtor, auch bekannt als Cheng’en-Tor, erhebt sich als einsamer Wächter inmitten der geschäftigen Stadtlandschaft des modernen Taipeh. Dieses historische Wunderwerk ist nicht nur ein architektonisches Relikt, sondern ein greifbares Verbindungsglied zur dynamischen Vergangenheit Taipehs. Es bietet einen Einblick in die Entwicklung der Stadt vom befestigten Handelshafen zur florierenden Metropole.

Errichtet während der Qing-Dynastie im 19. Jahrhundert, ist das Nordtor das einzige der ursprünglichen fünf Stadttore, das sein authentisches Aussehen bewahrt hat und somit einen unschätzbaren historischen Schatz darstellt. Besucher werden oft von seiner imposanten Struktur, den kunstvollen Schnitzereien und der reichen Geschichte, die es verkörpert, angezogen."

Ich kehre zurück zur Metrostation, fahre mit einer Linie, steige um und gelange mit einer weiteren in die Nähe vom Longshan Tempel.

Auf dieser Fahrt gibt es sogar freie Sitzplätze.

Wunderschön ist bereits das Eingangstor.

"Der Mengjia Longshan-Tempel ist ein Tempel im Stadtteil Wanhua (Mengjia). Die Grösse des Longshan-Tempels beträgt ungefähr 1'600 Quadratmeter. Der Tempel ist in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Sein Grundriss ist dem chinesischen Schriftzeichen 回 nachempfunden, im Zentrum des viereckigen Innenhofes befindet sich die Haupthalle. Das ist die typische Palast-Form der traditionell-chinesischen Architektur, welche auf einer deutlichen Mittel-Achse von Pailou, der Vorhalle, der Haupthalle und der hinteren Halle beruht. Die Hauptgottheit des Tempels ist Kuan Yin.

Während der Qing-Dynastie wanderten viele Han-Chinesen aus Fujian und Guangdong nach Taiwan ein. Wegen des gefährlichen Weges und der Schiffspassage über die Taiwan-Strasse nahmen sie ihre Volksreligion wie einen Schutz mit nach Taiwan und errichteten dort Tempel nach heimatlichem Vorbild. Der Longshan-Tempel ist dafür ein gutes Beispiel. Er wurde 1738 von Einwanderern aus der chinesischen Präfektur Quanzhou erbaut. Diese Einwanderer werden auch als die „Drei-Yi-Einwanderer“ bezeichnet, da sie aus den drei Bezirken (chinesisch: yì 邑) Jun-Jan, Nan-An und Hue-An der Präfektur Quanzhou stammten. Nach einem Erdbeben im Jahre 1815 und einem Taifun von 1867 wurden Reparaturen durchgeführt. Um die Reparatur eines Termitenschadens zu ermöglichen, gab 1919 ein buddhistischer Mönch seine ganzen Ersparnisse, so dass der Tempel restauriert werden konnte. So blieb der Tempel bis heute erhalten.

1945 wurde seine Haupthalle zerstört, die Statue Kuan Yins wurde jedoch nicht beschädigt. Im Chinesisch-Französischen Krieg 1884 wurde eine Armee von Freiwilligen gegen Frankreich aufgestellt. Zu dieser Zeit befand sich die offizielle Regierung der Provinz Taiwan in Hsinchu und nicht in Taipeh, wobei der Longshan-Tempel als Amtssitz in Taipeh fungierte. Die Freiwilligen signierten mit dem Namenssiegel des Longshan-Tempels und trugen sich beim Amt ein, um Kriegsdienst zu leisten. Deshalb schenkte der Qing-Kaiser dem Tempel als Anerkennung eine Gedenktafel mit der Inschrift „Ewig strahlende Mutter“, in Bezug auf die Hauptgottheit des Tempels, Kuan Yin."

Es ist ein aktiver Tempel. Deshalb treffe ich auf viele betende Gläubige.

Wunderschön und faszinierend sind auch diese Laternen.

Bei einem Shop können Halsketten für unterschiedliche Bedürfnisse oder Wünsche gekauft werden.

Impressionen auf dem Rückweg zur Metro-Station.

Zurück im Untergrund, fahre ich zuerst mit der blauen Linie eine Station zurück, wechsle in Ximen auf die grüne Linie und steige danach bei der zweiten Station, Chiang Kai-Shek Memorial Hall, aus.

Sehr imposant, das grosse Tor zum grossen Platz vor der eigentlichen Gedächtnishalle.

"Die Nationale Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle ist ein Gebäude, das zum Gedenken an Chiang Kai-shek, den langjährigen Präsidenten und obersten Militärbefehlshaber der Republik China, errichtet wurde. Das Monument ist von einem Park umgeben und steht am Ostende eines von der Nationalen Theaterhalle und der Nationalen Konzerthalle flankierten Platzes.

Auf dem 240'000 Quadratmeter grossen Liberty Square stehen sich die Zwillings-Veranstaltungsstätten National Concert Hall und National Theater einander gegenüber.

Das wunderschöne Gebäude der Nationalen Konzerthalle auf der linken Seite (Nordseite) des Platzes und ...

... der beinahe identische Bau der Nationalen Theaterhalle auf der rechten Seite (Südseite).

Ich komme mir klein vor, als ich auf dem grossen Platz auf die Gedächtnishalle zugehe.

"Chiang Kai-shek, geboren am 31. Oktober 1887 in Xikou, Landkreis Fenghua, Provinz Zhejiang, kaiserliches Qing-China; gestorben am 5. April 1975 in Taipeh, war ein chinesischer Militär und Politiker in der Zeit nach der Xinhai-Revolution (1911) und ab 1925 Führer der Kuomintang (KMT).Als solcher war er im Chinesischen Bürgerkrieg (1927–1949) der Gegenspieler Mao Zedongs und bis zur Machtübernahme der Kommunisten auf dem chinesischen Festland der führende Politiker Chinas. In dieser Zeit war er mehrfach Präsident sowie als Marschall und Generalissimus militärischer Oberbefehlshaber der Republik China. Nach der Niederlage gegen die Kommunisten proklamierte Chiang Ende 1949 auf Taiwan (früher Formosa) die provisorische Regierung der Republik China. Er regierte teilweise diktatorisch und erhob bis zu seinem Tod 1975 mit US-Unterstützung Anspruch auf ganz China."

Es gibt noch eine Ausstellung über Menschenrechte, doch diese ist leider nur in Chinesisch beschriftet. Man könnte jedoch einen Audio Guide mieten; darauf verzichte ich. In einem Shop kaufe ich mir etwas zum Trinken und gönne mir sitzend eine Pause. Danach gehe ich zur Metro Station zurück und warte auf einen Zug der roten Linie. Bei der fünften Station, R03, steige ich aus.

Staunend entdecke ich immer wieder noch nie gesehenes.

"Taipei Financial Center, kurz Taipeh 101, ist der Name eines Wolkenkratzers in Taipeh, der Hauptstadt der Republik China (Taiwan). Er ist das höchste Gebäude im Land und das derzeit elfthöchste Gebäude der Welt. Von 2004 bis 2009 war er das höchste Gebäude der Welt."

Taipei 101 - ein verrücktes Projekt grössenwahnsinniger Bauherren?

"Wie ein gigantischer Bambus ragt der Büroturm mit seinen 508 Metern über Taiwans Hauptstadt Taipeh - in einem Gebiet, das ständig von Erdbeben und Wirbelstürmen bedroht ist. Die Kugel wiegt 660 Tonnen und ist aus 41 flachen, scharfkantigen Scheiben montiert. Sie hängt an 16 oberarmdicken Stahltrossen, eingepfercht in ein mehrstöckiges Balustradenrund. Die Kugel ist ein riesiges Pendel. Aber noch rührt sie sich nicht. Hier oben zwischen dem 92. und 87. Stockwerk von "Taipei 101" wirkt die Kugel riesig. Doch im Vergleich zur Grösse jenes Giganten, den sie aufrecht halten soll, ist sie verblüffend klein: 508 Meter weit ragt Taipei 101 aus der Betonsilhouette der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh in die Höhe - ein jadegrün verglaster, bambusförmiger Turm, benannt nach seinem Standort und der Anzahl seiner Stockwerke. Die Kugel soll den Turm vor extremen Schwankungen bewahren. Denn noch nie ist ein Wolkenkratzer an einem Ort errichtet worden, an dem die Naturgewalten so harsch und häufig wüten wie auf Taiwan.

Unter der tabakblattförmigen Insel im Südchinesischen Meer schieben sich die Philippinische und Eurasische Kontinentalplatte übereinander. Fast täglich erzittert hier der Boden. Nur 200 Meter entfernt von Taipei 101 verläuft eine tektonische Bruchlinie. Und jährlich fegen drei bis vier tropische Wirbelstürme mit bis zu 250 km/h über die Pazifikinsel hinweg. Was kann eine Kugel mit einem Durchmesser von 5,50 Metern gegen derartige Stürme und Erschütterungen ausrichten? Die Statiker sagen: Sie wird gegenpendeln, Energie absorbieren und das Gebäude ausbalancieren, wenn es ins Wanken gerät. Seine 60 Meter lange Spitze werde dadurch nur noch halb so weit ausscheren. Bei einem starken Taifun wären das immerhin noch 1,30 Meter. Aber das würde der Turm dank seines steifen Gerüsts ohne Probleme verkraften. Er könne sogar dem stärksten Erdbeben standhalten, das Taiwan in den letzten 2500 Jahren heimgesucht hat. Bloß ob die Berechnungen der Konstrukteure in der Praxis wirklich aufgehen werden, kann niemand mit Gewissheit sagen."

Beim Ticketkauf wird mir fairerweise gesagt, dass es cloudy sei und wegen dem Wind nur das Deck auf dem 91. Stockwerk zugänglich sei. Mit einem Toshiba Lift geht es rasant aufwärts. Gespannt steige ich aus ...

... so könnte es aussehen ...

... und so sieht es aus. Der Blick ist trotz der Wolken, oder gerade wegen den Wolken und dem Nebel, faszinierend. Zudem verändern die Winde während meinen Umrundungen immer wieder die Szenerie draussen.

Nun habe ich genug von Sightseeing. Ich kehre zum Hotel zurück und beziehe mein Zimmer. Nach einer Erfrischungspause bummle ich kreuz und quer durch das Quartier, in welchem mein Hotel liegt. Nach einer Massage esse ich in einem einfachen Restaurant und kehre zurück ins Hotelzimmer.

 

Dienstag, 8. Oktober 2024, Taipeh - Taichung - Sun-Moon-Lake

Heute verlasse ich bereits wieder die Hauptstadt. Um zum Sun-Moon-Lake zu gelangen, benütze ich zuerst die Highspeed-Bahn nach Taichung und danach einen Bus zum Sonne-Mond-See. Aber zuerst geniesse ich ein Frühstück; das Angebot im kleinen Frühstücksraum vom Hotel sieht lecker aus.

Zurück im Zimmer, Koffer packen und Bad aufsuchen. Bevor ich das High-Tech-WC benutze, lese ich noch die Bedienungsanleitung.

Nicht hightech stufe ich den Toilettenpapierhalter ein.

Unten in der Rezeption bestelle ich ein Taxi, das mich zur Station der THSR bringt.

"Taiwan High Speed Rail (THSR) ist das Hochgeschwindigkeitsbahnnetz in Taiwan, das aus einer einzigen Strecke besteht, die etwa 350 km entlang der Westküste der Insel von der Hauptstadt Taipeh im Norden bis zur südlichen Stadt Kaohsiung verläuft. Die Technologie des Systems basiert vor allem auf dem japanischen Shinkansen."

Just in Time: Um 08:21 Uhr komme ich bei der Taipei Main Station an, löse ein Ticket, suche den Weg zur richtigen Plattform, stehe um 08:28 Uhr am Perron bei Wagen 6 an und sitze kurz darauf auf meinem Platz im Zug, der um 08:31 Uhr abfährt.

Nachdem wir Taipeh verlassen haben, erhöht der Zug die Reisegeschwindigkeit.

Nach rund 3/4 Stunden hält der Zug in Taichung, wo ich aussteige.

"Taichung ist eine Industriestadt an der Westküste von Taiwan. Von hier aus lässt sich das bergige Landesinnere der Insel gut erkunden, darunter Naturgebiete wie der Sonne-Mond-See, der gerne besucht wird, um Boot zu fahren und zu wandern. Im geschäftigen Stadtzentrum gibt es Museen, Tempel und die kunstvoll aus Backsteinen erbaute Taichung Station, ein Erbe der japanischen Kolonialzeit (1895–1945)."

Nun gilt es, im grossen Bahnhof den richtigen Ausgang zu finden. Dafür muss ich zuerst von der Hochstation in den ebenerdigen Teil runter. Bevor ich mir ein Ticket für den Shuttle Bus kaufe, suche ich eine Toilette.

Ich bin nicht der Einzige mit dem gleichen Ziel. So ist der Bus bis auf den letzten Sitz besetzt als er losfährt.

Im Bus gibt es keine Information, die für mich lesbar wäre. Der Bus-Chauffeur "versteht nur Bahnhof", als ich wissen will, wo ich aussteigen muss. Als die meisten Leute den Bus verlassen, steige ich auch aus. Ich bin in Yuchi Township. Um zu meinem Hotel zu gelangen, welches beim Yidasho Wharf liegt, nehme ich ein Taxi. Kaum eingestiegen, hält der Chauffer vor einem Hotel. Mit Händen und Füssen erkläre ich ihm - Englisch versteht er nicht - dass das nicht mein gesuchtes Hotel sei. Ich zeige ihm nochmals die Adresse. Nun scheint er zu wissen, wohin ich will.

Auf der anderen Seite des Sees angelangt, frägt der Chauffeur jemanden und bekommt die Richtung erklärt. Kurze Zeit später steige ich vor meinem Hotel aus, welches direkt am See liegt. Im Ming Yue Hu Hotel werde ich zwei Nächte bleiben.

Beim Einchecken erkundige ich mich, wo was ist; vielleicht miete ich ein Bike. Den "sehr informativen" Plan nehme ich mit. Danach bringe ich mein Gepäck ins Zimmer; habe eines mit Seeblick gebucht.

Heute morgen in Taichung habe ich nicht nur ein Bus-Ticket gekauft, sondern den Sun-Moon-Pass, ein Kombi-Ticket, welches neben der Busfahrt noch eine Bootstour und eine Fahrt mit der Seilbahn beinhaltet.

Auch wenn das Wetter nicht toll ist, will ich heute die Schiff-Rundtour machen. Bis zur nächsten Abfahrt dauert es noch. Bis es soweit ist, verbringe ich die Zeit mit dem Entdecken der Hotelumgebung.

Taiwan (Republik China) oder Festlandchina (Volksrepublik China)? Rasch realisiere ich, dass ich das nicht unterscheiden kann.

Wieso knurrt plötzlich mein Magen? Zur Beruhigung gönne ich ihm so ein leckeres Würstchen.

Es ist Zeit, zum See zu gehen. Beim Ita Thao Visitor Center erkundige ich mich nach dem Pier für mein Schiff.

Beim Warten entdecke ich die Seilbahn, die ich morgen benützen will.

"Der Sonne-Mond-See ist mit 7,5 – 8 Quadratkilometern das grösste Binnengewässer auf Taiwan. Er liegt in 760 Metern Höhe am Westhang des Zentralgebirges in der Landgemeinde Yuchi im Landkreis Nantou. Seine tiefste Stelle beträgt 27 Meter. 1821 taucht der Name des Sees erstmals in chinesischen Dokumenten auf. 1934 vergrösserte sich seine Oberfläche, nach Fertigstellung eines Kraftwerkes, von 4,55 km² auf die heutige Grösse. Seinen Doppelnamen erhielt er durch die Uferformen, die im Osten der Sonne und im Westen einer Mondsichel ähneln, nach anderen Quellen aber auch nach den unterschiedlichen Wasserfarben der beiden Gewässerseiten. In älterer englischer Literatur wird der Sonne-Mond-See auch Candidius-See (Lake Candidius) genannt, den er nach dem holländischen Missionar Georgius Candidius erhalten hat, der von 1627 bis 1637 im niederländischen Formosa missionierte. Drachensee (Dragon Lake) ist ein weiterer Name für den See"

Ich nehme das Boot mit Abfahrt 12:10 Uhr.

Land in Sicht: Wir erreichen die andere Seite vom See und legen am Shuishe Pier an, wo die allermeisten Passagiere aussteigen.

Verspielt und kitschig, trotzdem schön anzuschauen, sind die vertäuten bunten Boote an den Piers. Das Arbeitsboot fällt als Exot unter den Touristenbooten auf.

Nach dem Verlassen des Piers schlendere ich durch die paar wenigen Gassen und Strassen. Der Ort, der auch zu Yuchi Township gehört, ist nicht gross.

In einem Shop fasziniert mich eine Statue so sehr, dass ich mit der Verkäuferin ins Gespräch komme. Der Preis ist hoch, das Verpacken wäre nicht einfach und die Kosten für das Versenden in die Schweiz sind der Verkäuferin nicht bekannt. Zudem wäre bei keiner meiner Kreditkarten die Limite genügend hoch. Zum Glück, deshalb No Deal; ich verlasse das Geschäft nur mit einem Foto als Erinnerung.

Für die Weiterfahrt zum buddhistischen Xuanzang Tempel steht ein Pferde-Boot bereit.

Mit einem weiteren Boot fahre ich nach der Besichtigung zum Pier zurück, wo ich die Rundfahrt gestartet habe.

Nachdem ich im Zimmer dies und das gemacht habe, gehe ich wieder raus; die Kulisse hat sich zwischenzeitlich verändert. Auf der Suche nach einem mir passenden Restaurant lasse ich die Stimmung auf mich wirken ...

... auf Cotton Candy (Zuckerwatte) aus dem Automaten habe ich jedoch keine Lust, aber dieses Restaurant zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.

Sie verkaufen keinen Alkohol im Restaurant, organisieren jedoch für mich in einem Shop in der Nähe ein Taiwan Beer. Ein späterer Gast fragt mich, woher ich das Bier hätte ... und die Chefin geht nochmals in den Shop.

"Taiwan Beer ist ein von der Taiwan Tobacco and Liquor Corporation gebrautes Bier. Es ist aktuell das beliebteste Bier Taiwans mit einem Marktanteil von fast 80 %. Im Unterschied zu einigen anderen chinesischen Bieren wird es nicht nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut, da als Zutat neben Gerstenmalz und Hopfen zusätzlich taiwanesischer Reis verwendet wird. Taiwan Beer wurde zum ersten Mal 1920 bei der Fertigstellung der ersten Brauerei in Taipeh gebraut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es vom neu gegründeten Tabak- und Weinmonopolamt hergestellt. Der Biermarke wird nachgesagt, dass sie kaltserviert mit der lokalen taiwanesischen Küche am besten mundet. Der Geschmack ist recht herb, was auf das Hinzufügen von Reis während des Fermentierungsprozesses zurückgeführt wird. Taiwan Beer hat mittlerweile einige ausländische Wettbewerbe gewonnen wie zum Beispiel die International Monde Selection 1977 und den International Brewing Industry Award 2002."

Es hat mir geschmeckt. Nach diesem letzten Programmpunkt vom heutigen Tag, kehre ich ins Hotel zurück.

 

Mittwoch, 9. Oktober 2024, Sun-Moon-Lake

"Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung ist ein deutscher Spielfilm von Kurt Hoffmann aus dem Jahr 1968. Als Vorlage diente der erstmals im Februar 1967 in Deutschland veröffentlichte gleichnamige Roman des britischen Autors Eric Malpass. Aufgrund der grossen Beliebtheit der beiden ersten Gaylord-Romane wurden sie in Deutschland das erste und einzige Mal verfilmt."

Es ist zwar bereits 07:55 Uhr, aber der Blick aus meinem Zimmer ist trotzdem in Ordnung.

Heute will ich das Busticket für die morgige Weiterfahrt organisieren. Es wird mir gesagt, dass ich dies nur auf der anderen Seeseite kaufen kann ... also nochmals ein Rundfahrten Ticket kaufen und mit dem Boot nach Shuishe fahren, wo ich gestern schon war. Es sind nicht die 300 TWD (rund 8.20 CHF) für das Schiffsbillet, die mich reuen, aber es ärgert mich, dass ich mich nicht bereits gestern informiert habe.

Das gesuchte Visitor Center existiert nicht mehr, resp. es existiert nur noch als Shop-in-Shop in einer Ecke eines Lebensmittelgeschäfts. Auch ein Ticket kann ich nicht kaufen. Aber die Angestellte ruft eine Nummer an und reserviert auf meinen Namen einen Sitzplatz. Einen Beleg erhalte ich nicht, so fotografiere ich im aufliegenden Buch die Seite mit dem Bus 6739, den ich morgen um 08.00 Uhr nehmen will.

Auf der Retourfahrt steige ich natürlich bei der Tempel-Station nicht aus, sondern bleibe sitzen und fahre zu meiner Station zurück. In einem Shop kaufe ich ein paar Getränke und marschiere danach auf der Strasse, die stark befahren ist, zur Seilbahnstation. Die Strasse liegt erhöht über dem See. Ich entdecke einen schönen Fussgängerweg dem Ufer entlang; beim zurückkommen will ich dann diesen Weg nehmen, den Yidashao Lakeside Trail.

Bei der Station angekommen, tausche ich, wie angegeben, den Coupon von meinem Sun-Moon-Lake-Pass gegen ein Ticket ein, gehe die Rampe hoch und sitze kurze Zeit später in einer Gondel, die ich alleine für mich habe.

Mit einer CWA-Gondel gehts nun aufwärts.

"Einzigartige Seilbahnkabinen und Fahrzeuge der CWA begeistern weltweit und überzeugen seit 85 Jahren durch Schweizer Qualität. Am 15. Juli 1939 gründet Anton Frech die Firma Carrosserie-Werke Aarburg. Alles begann mit dem Umbau von amerikanischen Autos zu Sanitäts- und Feuerwehrwagen. Später baute das Unternehmen auch Reisecars. Heute produziert CWA mit 120 Mitarbeitern zwischen 1500 und 2000 Fahrzeuge pro Jahr."

Zur Bergstation, die in einem Tal liegt, gehts wieder runter. In die Station fährt auch eine Seilbahn von weiter unten aus dem Tal. Gleich bei der Station beginnt das Formosan Aboriginal Culture Village, ein Themenpark über die Ureinwohner Formosas. Ein Kulturdorf als ein Freilichtmuseum mit angegliedertem Vergnügungspark. Ich löse ein Ticket, mit dem ich später auch mit der Skyline Seilbahn hochfahren kann.

Ein Weg führt schlangenartig nach unten, vorbei an vielen interessanten Nachbildungen aus der Zeit, als hier auf der Insel verschiedene Stämme lebten.

Faszinierend diese Totempfähle.

"Ein Wappenpfahl, auch Gedenkpfahl, populär zumeist als Totempfahl bezeichnet, ist eine monumentale Skulptur mit übereinander angeordneten Figuren, die aus einem grossen Baumstamm geschnitzt und anschliessend bemalt wird. Wappenpfähle waren vor allem bei den Indianern der amerikanischen Nordwestküstenkultur verbreitet. Die Errichtung eines Wappenpfahles war mit der Ausrichtung eines Potlatches verbunden, bei dem die Stellung der Familie in der sozialen Hierarchie ihres jeweiligen Stammes bestätigt wurde. Anders als von den ersten Missionaren in British Columbia vermutet, haben Wappenpfähle keine religiöse Bedeutung im Sinne eines spirituellen Totemismus. Sie waren weder heilig noch wurden sie angebetet, sondern hatten eine soziale und politische Funktion. Sie sind nicht mit dem Marterpfahl zu verwechseln, der von indigenen Völkern anderer Regionen Nordamerikas zur Folterung von Gefangenen verwendet wurde. Pfahlskulpturen mit einer ähnlichen Bedeutung finden sich auch in Ozeanien und Indonesien (etwa bei den Asmat in Westneuguinea oder den Dayak auf Borneo)."

Die gegen Ratten geschützten Speicher erinnern an die Stadel im Wallis (zweites Bild, rechts).

Trotz kleiner Eingänge, geräumige Innenräume.

White-haired-swiss-mountain-man Ueli hat die Schönheit nicht gefragt, von welchem Stamm sie sei.

Da ziehe ich meinen Zahnarzt zu Hause dieser Behandlung vor.

Während ich hangabwärts spazierend Kultur aufnehme, nähere ich mich dem Bereich im Park, der das Kind im Manne weckt. Ich erreiche die Spanische Küste, Spanish Coast, aber es scheint mir ruhig zu sein, zu ruhig ... nicht mehr offen oder noch nicht offen ...?

Doch dann sehe ich, dass die Carribean Splash fährt; das wäre etwas für mich.

Auf das Kaufen einer Regenpelerine verzichte ich ...

 

Wer nicht hören will, muss fühlen.

Auf zum nächsten Abenteuer, Goldmine Adventure.

 

Einige Bahnen sind tatsächlich nicht in Betrieb. Es hat einige Kinder-Gruppen - Schulausflug (?) - aber das Anstehen hält sich in Grenzen. Wie ich feststelle, gehts zum Vergnügungspark auch einfacher als mit der Seilbahn über den Berg: es gibt grosse Parkplätze hier unten, also direkte Zufahrt zum Park. Auf eine Bahn werde ich nicht zugelassen, das heisst, ich müsste meine Brille ablegen, aber dann würde ich ja nichts sehen. Ich verzichte. Zum Glück bin ich nicht gegangen; es hätte mir nicht gefallen; zuviele Drehungen und Spiralen.

Im Aladdin Pavillon, einem Innenbereich mit verschiedenen Attraktionen, fahre ich mit der Space Mountain und Jurassic Cruise, wenn schon mein langjähriger Arbeitgeber entsprechende Modelle als Blickfang dafür baute.

So, jetzt ist es genug, ich gehe zur Seilbahntalstation die mich zur "Bergstation" der ersten Bahn hochfährt.

Von der Kabine aus kann ich nochmals Blicke auf die Aboriginal Villages werfen.

Alles klar, ausser meinem Rucksack und der Kameratasche habe ich nichts weiter bei mir.

Wieder beim Sun-Moon-Lake angekommen, nehme ich nun den Fussweg dem Seeufer entlang.

 

Donnerstag, 10. Oktober 2024, Sun-Moon-Lake - Alishan

"Der Nationalfeiertag der Republik China, auch als Double Ten Day oder Double Tenth Day bezeichnet, ist ein Feiertag am 10. Oktober, der mittlerweile jährlich als Nationalfeiertag in der Republik China (ROC, allgemein bekannt als Taiwan) begangen wird. Es erinnert an den Beginn des Wuchang-Aufstandes am 10. Oktober 1911, der schließlich zur Gründung der Republik China am 1. Januar 1912 führte, und an den Zusammenbruch der kaiserlichen Qing-Dynastie, die 2.133 Jahre kaiserliche Herrschaft Chinas seit der Qin-Dynastie beendete. [3] Der Tag wurde einst während der Festlandzeit der ROC vor 1949 auf dem chinesischen Festland als Feiertag gefeiert. Die spätere Volksrepublik China begeht weiterhin den Jahrestag der Xinhai-Revolution am selben Tag, aber nicht als Feiertag, der mehr auf seinen revolutionären Charakter als Gedenken an ein historisches Ereignis als als Feier der Gründung der Republik China abzielt."

06:50 Uhr, fertig gepackt, bereit für die Weiterfahrt.

Das gestern an der Rezeption bestellte Taxi steht um sieben Uhr pünktlich vor dem Hotel bereit; ich erst nach dem Foto. Ich habe das Taxi bewusst zu früh bestellt, denn ich will auf keinen Fall den Bus auf der anderen Seeseite um 8 Uhr verpassen.

Knapp eine halbe Stunde zu früh bin ich bei der Busstation.

Der erwartete Bus 6739 kommt an; nach einer entsprechenden Frage beim Chauffeur steige ich ein.

Pünktlich um 8 Uhr fährt der Bus los. Wie das Foto zeigt, wäre eine Reservation nicht nötig gewesen.

Nach rund 3/4 Stunden gibt's den ersten Halt. Die einen rauchen, viele suchen die Toilette auf, einige machen Shopping oder kaufen etwas zum Trinken, andere fotografieren.

Nach der Weiterfahrt steigt die Strasse stetig an und wir fahren in die Berge.

Ich geniesse die Fahrt.

 

Gegen halb elf Uhr gibt es nochmals einen Halt; noch 144 Km bis Alishan.

Kurz vor halb zwölf erreichen wir Alishan. Ich steige aus und orientiere mich.

Als ich feststelle, dass ich meinen Koffer nicht mitgenommen habe und zum Bus zurückkehre, fährt dieser ab. Ich rufe und winke. Vergebens. Als der Bus die Sicht auf den Parkplatz frei gibt, sehe ich meinen Koffer; der Chauffeur hat ihn rausgestellt.

Ich gehe unter dem imposanten Eingangstor durch, bezahle eine Parkeintrittsgebühr und bin damit in der Alishan National Forest Recreation Area, einem Naturreservat.

"Das Gebiet des Alishan wurde ursprünglich durch das Volk der Tsou, eines der Indigenen Völker Taiwans, besiedelt; der Name stammt von dem indigenen Namen Jarissang. Han-chinesische Siedler siedelten sich erst in der späten Ming-Dynastie (ab der Mitte des 17. Jahrhunderts) in den Ebenen im Gebiet des heutigen Chiayi an, kamen aber erst im späten 18. Jahrhundert höher ins Gebirge, wo sie die Städte Ruili, Ruifeng, Xiding und Fenqihu gründeten. In dieser Zeit kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Han-Siedlern und den Indigenen und die Ureinwohner zogen sich weiter in die Berge zurück.

Nach der Abtretung Taiwans an Japan am Ende des Ersten Chinesisch-Japanischen Krieges fanden japanische Expeditionen in diesem Gebiet grosse Mengen an Zypressen. Dies führte zur Entwicklung der Holzindustrie in der Region und zum Export von lokalem Zypressen- und Taiwania-Holz. In dieser Zeit wurde in der Gegend eine Reihe von Schmalspurbahnen gebaut, um den Holztransport von den Bergen in die darunter liegende Ebene zu erleichtern. Ein Teil davon wird immer noch als Alishan Forest Railway betrieben. Entlang der Eisenbahnlinien entstanden auch mehrere neue Dörfer. Zu dieser Zeit begannen auch die ersten Touristen, die Gegend zu besuchen. Es wurden sogar Pläne ausgearbeitet, das Gebiet in den neuen Niitaka Arisan-Nationalpark einzugliedern.

Mit der Erschöpfung der Waldressourcen in den 1970er Jahren löste der inländische und internationale Tourismus den Holzeinschlag ab und wurde zur wichtigsten Wirtschaftszweig in der Region. Mit der Fertigstellung der Alishan-Autobahn in den 1980er Jahren wuchs die Tourismusbranche weiter und verdrängte die Eisenbahn als Haupttransportmittel. Um den Problemen entgegenzuwirken, die mit den wachsenden Touristenströmen und den wachsenden Hochgebirgstee- und Wasabi-Plantagen einhergehen, wurde das Gebiet im Jahr 2001 zum nationalen Naturschutzgebiet erklärt. Am 1. Dezember 2014 brach in Alishan ein Feuer aus, das sich über mehr als 5 ha Land ausbreitete. Das betroffene Gebiet befand sich in der Nähe der Tapang-Brücke Nr. 3. Es wurde angenommen, dass das Feuer auf trockenem Boden entstand, der feuergefährdet war, weil es in der Gegend monatelang nicht geregnet hatte."

Mein Weg führt mich am Bahnhof vorbei. Ich halte an, um mein von Australien aus reserviertes Ticket beim Schalter abzuholen. Als ich es in den Händen halte, bin ich froh, dass es geklappt hat.

Der Zufall will es, dass in einigen Minuten der Zug abfährt, den ich morgen um diese Zeit nehmen werde.

Danach setze ich meinen Weg fort und erreiche, nach einem weiteren Fussmarsch - immer schön den Koffer im Schlepptau - das Ying Shan Hotel, wo ich ein Zimmer für eine Nacht gebucht habe. Das Zimmer ist erst ab 15 Uhr bereit. Ich deponiere meinen Koffer und gehe zum nahen Visitor Center.

Hier frage ich nach einem Plan und lasse mir erklären, wo ich was sehen kann. Für alles reicht es nicht, habe ja nur den Nachmittag zur Verfügung. Auf Grund der erhaltenen Informationen definiere ich für mich einen Rundweg.

Noch kann ich nicht starten, denn nun erhalte ich von meinem Magen die Meldung "Nahrungsaufnahme". Doch statt in einem Restaurant zu essen - soviel Zeit will ich nicht investieren - mache ich es wie viele andere auch: in einem Shop kaufe ich einen Becher Noodle Soup und giesse heisses Wasser hinein. Als ich damit nach draussen komme und ein junges Pärchen frage, was ich mit den Beuteln machen soll, lesen sie zuerst was auf dem Becher steht und erklären mir dann, dass dies keine Nudelsuppe sein, sondern ein Nudelgericht, welches kein Wasser benötigt. Stattdessen müsste der Becher Mikroofen warm gemacht werden. Aha, so geht das. Kurzerhand nimmt die Frau den Becher, kehrt ins Geschäft zurück und kommt kurze Zeit später mit meinen Nudeln zurück. Nun könne ich die Beutel über die Nudeln leeren und umrühren - 非常感谢 (Dankeschön).

Mit der Karte als Orientierung suche ich den Start zu meinem Rundweg.

Nach einer Weile folgt der Weg dem Bahngeleise, auf dem ich kurz darauf die Zhaoping Station erreiche.

Der Zugang zum Perron wird nur geöffnet, wenn ein Zug zur Abfahrt bereit ist. Da ich etwas zum Fotografieren entdeckt habe, frage ich die Schalterbeamtin, ob sie mir die Schranke öffnet; sie tut es.

Ob ich morgen mit dieser Lokomotive unterwegs sein werde?

Ich steige in den ersten Stock hoch, wo es eine Ausstellung gibt. Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass "Switzerland" hier auch zu den Good Friends zählt: Die Matterhorn Gotthard Bahn sowie die Gornergrat-Monte Rosa Bahnen (Gornergratbahn).

"Die Matterhorn Gotthard Bahn (MGB, Eigenschreibweise: Matterhorn Gotthard Bahn) ist ein Eisenbahnunternehmen in der Schweiz. Es besitzt ein Streckennetz von rund 144 Kilometern Länge, das durchgehend schmalspurig mit einer Spurweite von 1'000 mm ist. Die Infrastruktur erstreckt sich über die Kantone Wallis, Uri und Graubünden, es wird Regionalverkehr sowie auf Teilstrecken auch Güterverkehr und Autoverlad angeboten. Das bekannteste Zugsangebot der MGB ist der Glacier-Express, den sie gemeinsam mit der Rhätischen Bahn betreibt.

Die Gornergrat Bahn in Zermatt ist eine elektrisch betriebene Zahnradbahn auf den Gornergrat in der Monte-Rosa-Region in der Schweiz und ist hinter der Jungfraubahn die zweithöchste Bergbahn in Europa. Der Gornergrat ist ein Ausflugsziel, das eine Rundumsicht auf Monte Rosa und Matterhorn bietet und zudem ein beliebtes Wintersportgebiet ist. Die Gornergratbahn wird von der privaten Gornergrat Bahn AG (GGB) betrieben."

Nun führt mich der Weg in einen zauberhaften Wald hinein.

Beim Fällen der grossen Zypressen wurden die Baumstümpfe belassen. Auch wenn die Bäume weg sind, klammern sich die alten Baumstümpfe noch fest an die grossen Wurzeln des Bodens. Die Erhaltung der alten Baumstümpfe hat deshalb eine ökologische Funktion, da es hilft, Bodenerosion zu verhindern; zudem sind sie lebendige Zeugen der Forstgeschichte von Alishan und verleihen dem Wald sein sehr spezielles, magisches Aussehen.

Hier bin ich bei den idyllischen Sisters Ponds. mit dem smaragdgrünen, ruhigen Wasser.

"Die Schwesternteiche, Sisters Ponds, bestehen aus zwei natürlichen Bergseen unterschiedlicher Grösse. Der grössere der beiden Teiche, der als "Teich der älteren Schwester" bekannt ist, verfügt sogar über einen Pavillon aus Zypressenholz in der Mitte, der ein ruhiges Plätzchen bietet, um die sanfte Brise zu geniessen.

Trotz der atemberaubenden Schönheit der Schwesternteiche verbirgt sich hinter ihnen eine ergreifende Liebesgeschichte. Die Legende besagt, dass sich zwei Schwestern des Tsou-Stammes in denselben Mann verliebten. Um ihre schwesterliche Bindung nicht zu stören, beschlossen sie schliesslich, ihr Leben gemeinsam zu beenden, indem sie in die Teiche sprangen, was den Schwesternteichen einen Hauch von Legende verlieh. "

Unglaublich schön diese Stimmung, mit einem Mix aus Sonnenstrahlen und aufkommendem, leichtem Nebel.

Durch die Bäume erblicke ich den Alishan Shouzhen Temple, den höchst gelegenen Tempel Taiwans.

Es gibt nicht nur geistliche Nahrung an diesem Ort, auch humane Bedürfnisse können mit den vielen Shops gestillt werden.

Mit aufkommendem Schuldgefühl und einer gewissen Skepsis, bestelle ich eines dieser Eier. Sind es Balut ...?

"Bei Balut handelt es sich um ein angebrütetes Ei, in dem ein ausgebildeter Hühner- oder Entenembryo steckt. Das Ei mit dem Embryo wird dabei aus dem Brutkasten genommen und in heissem Wasser etwa eine halbe Stunde lang wie Hummer lebendig gekocht. Die Embryos haben zu diesem Zeitpunkt schon einen Schnabel und Federn ausgebildet. Balut wird vor allem in Vietnam, China, Kambodscha und auf den Philippinen hergestellt und gegessen – angeblich, um Potenz und Libido zu steigern. Dafür gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. Es ist also eine weitere Tradition, unter der die Tiere noch immer leiden müssen."

Nach der kleinen Zwischenverpflegung setze ich meinen Rundgang im bergigen Nebelwald fort: es ist sehr abwechslungsreich.

Ein mit ihrem Kind vorbeikommendes Mami weist mich darauf hin, dass dies die höchstgelegene Grundschule von Taiwan sei; sie selber sei auch hier zur Schule gegangen.

Im wirklich sehr kleinen Alishan Museum gibt es nebst Fotos auch einige Holzfällergeräte zu sehen.

Bei der grossen Glocke vom Ciyun Tempel kommen gefühlsvolle Erinnerungen an meinen Aufenthalt im Myogaksa Tempel in Seoul (Südkorea) auf.

"Heilige Bäume: 1906 entdeckten Japaner einen Baum der Roten Taiwanzypresse mit einem Alter von über 3000 Jahren, in der Nähe der Shenmu Railway Station der Alishan Forest Railway. Die Japaner ehrten diesen Baum als shinboku (神木, Heiliger Baum). Der Baum ist 52 m hoch mit einem Stammdurchmesser von fast 5 m, damit ist er einer der grössten Bäume im Alishan. Durch Blitzschlag und Starkregen ging der Baum ein. Er wurde 1998 gefällt und wurde für Touristen ausgestellt. 2006 starteten die Regierung des Chiayi County und die Alishan Scenic Area Administration eine Abstimmung um neue Heilige Bäume in dem Gebiet als Landmarken zu bestimmen. Der 45 Meter hohe, 2300 Jahre alte Xianglin Giant Tree erhielt die meisten Stimmen und wurde als zweite Generation des Heiligen Baumes ausgerufen. Die Giant Trees wurden später katalogisiert und ein Rundweg wurde geschaffen, auf welchem Besucher mehr als 38 jahrhundertealte Baumgiganten bewundern können."

Pagoda of the Tree Spirit, die Pagode des Baumgeistes: Ein Monument, um die Geister eines uralten Waldes zu besänftigen.

"Im Jahr 1935 errichtete die japanische Kolonialregierung in Taiwan die Pagode des Baumgeistes, um die Seelen von 77 Holzfällern zu ehren, die bei der Arbeit starben, sowie um die Geister von 100'000 gefällten Bäumen zu besänftigen. Jeder konzentrische Kreis um den Sockel symbolisiert 500 Jahre Baumwachstum. Kerben an den Seiten symbolisieren Sägeschnitte. Hoch aufragende Zypressen umgeben das Monument und erzeugen ein unheimliches Bild, wenn es in den täglichen Nebel des Waldes gehüllt ist."

Three Generations Tree.

"Die berühmten drei Generationen von Bäumen in Alishan beziehen sich auf das Wunder, das ein alter Baum desselben Baumes für drei Generationen bildet. Als Symbol für ununterbrochenes Leben wuchsen drei Generationen von Bäumen übereinander. Während der erste und der zweite Baum bereits tot sind, dienen sie immer noch als starke und solide Basis für das Gedeihen des dritten Baumes."

Mein Rundweg führt mich nach rund 2 1/2 Stunden zurück zum Ausgangspunkt.

Vorbei am schönen Postgebäude kehre ich ins Hotel zurück wo ich mein (kaltes) Zimmer beziehe.

Nach einer Erholungspause freue ich mich auf ein feines Abendessen. Ich schlendere von Restaurant zu Restaurant. Alles ist natürlich in Chinesisch angeschrieben. Ein Restaurant fällt mir auf, es zieht mich an; die Entscheidung ist getroffen. Ich gehe hinein, wo ich freundlich auf den oberen Stock verwiesen werde. Oben angekommen, werde ich zu einem runden Tisch geführt, den ich alleine für mich habe. Auf dem Tisch steht bereits ein Rechaud. Nun wird es schwierig, werde ich doch gefragt, welche Zutaten ich gerne hätte. Ich zeige auf den Nachbartisch; das sei zu viel für eine Person. Ich wähle Fleisch und Meeresfrüchte und warte gespannt auf den Taiwanesischen Feuertopf.

"台灣火鍋 - Huo Guo - Taiwanesischer Feuertopf - Fondue: Hot Pot oder chinesisches Fondue gibt es in unzähligen Variationen in ganz Asien. Das Prinzip ist ganz einfach: Ein Topf mit Brühe wird auf einen kleinen Gasbrenner gesetzt, die Gäste gruppieren sich darum und garen die vorbereiteten Zutaten nach Belieben darin. Ein sehr geselliges Essen, das sich mitunter über mehrere Stunden erstrecken kann. Hotpot in Taiwan ist stark japanisch beeinflusst, was sich aus der japanischen Besatzung in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts erklärt. Wichtig ist aber in jedem Fall die scharf-würzige Dip-Sauce, sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines Hot Pots á la Taiwan."

Ich gehe zum Buffet, wo verschiedene Saucen stehen, die alle fein säuberlich beschriftet sind.

Der Gasbrenner auf meinem Tisch wird angezündet, ein Topf mit Brühe darauf gestellt und die verschiedenen Zutaten gebracht. Okay, es kann losgehen.

Beim meisten Gemüse habe ich keine Ahnung, was es ist. Auch nicht, wie lange die verschiedenen Beilagen in der Brühe garen sollen. Ich fühle mich wohl so wie die Asiaten in Zermatt, die ihr erstes Käsefondue vor sich auf dem Tisch haben.

Beinahe alles gegessen.

Die 380 Taiwan-Dollar entsprechen rund 10 Schweizer Franken.

 

Freitag, 11. Oktober 2024, Alishan - Chiayi - Tainan

Das Frühstück, wird mir an der Rezeption gesagt, gebe es auswärts in einem Restaurant, in der Nähe vom Bahnhof. Zusammen mit dieser Information wird mir ein entsprechender Voucher übergeben. Gegenüber dem Bahnhof ist der grosse Platz mit den vielen Restaurants. Viele davon sind noch geschlossen, was die Suche vereinfacht. Einmal nachfragen und kurz darauf stehe ich, kurz vor neun Uhr, vor dem gesuchten Restaurant.

Cool, es gibt Buffet, das macht das Bestellen einfach. Ich platziere mich am einzigen noch freien Tisch im kleinen, aber gemütlichen und sauber wirkenden Restaurant. Dann hole ich mir ein Frühstücksei ...

Das gekochte Ei ist mit der Schale halbiert, so ist es relativ einfach, es mit den Essstäbchen zu essen. Das Essen schmeckt mir, ich hole mir Nachschub, diesmal Glasnudeln. Dazu trinke ich Tee.

Für die Schmutzgeschirr-Rückgabe sind keine Chinesischkenntnisse notwendig.

Zurück im Hotel, mache ich mich für die Abreise bereit. Dank meinen vom Vater geerbten Eisenbahn-Genen - er war Lokomotivführer bei der BLS (Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn) - bin ich gespannt auf die bevorstehende Zugfahrt und ich freue mich sehr darauf.

"Die Alishan Forest Railway ist eine schmalspurige Waldbahn in Taiwan von Chiayi in die Berglandgemeinde Alishan mit dem gleichnamigen Gebirge. Sie hat eine Streckenlänge von rund 86 km. Das längste Teilstück führt von Chiayi im westtaiwanesischen Tiefland (Seehöhe 30 m) hinauf bis in die Bergregion des Alishan-Gebirges in 2'274 Meter Höhe. Als herausragende Besonderheit gilt, dass es sich um eine reine Adhäsionsbahn handelt, dass also auch auf den steilsten Streckenabschnitten keine Zahnrad- oder Zahnstangentechnik verwendet wird. Die Bahn hat eine Spurweite von 762 mm. Sie wurde während der Zeit der japanischen Herrschaft über Taiwan (1895–1945) von der Regierung in den Jahren ab 1912 gebaut. Sie diente vorrangig im Güterverkehr dem Transport von Stämmen der auf dem Gipfel wachsenden – teilweise über 5000 Jahre alten – Zypressen (Red Cyprus) hinunter ins Tal. Von dort wurden die Stämme per Schiff weiter nach Japan transportiert, um daraus – sehr teure – Möbel herzustellen.

Heute befördert die kleine Bahn vorwiegend Touristen aus Taiwan und Japan von der subtropischen Zone (Chiayi 30 m) durch gemässigtes Klima hinauf in die kühle – alpine – Region des Bergs „Ali“ („Heiliger Berg“). Komplexe Streckenführung im Mittelbereich Eine Besonderheit dieser Bahn ist die Streckenführung im mittleren Bereich, welche sich in Spiralen an den steilen Berghängen hinaufschraubt. Nachdem die Bahn jahrzehntelang den Forstbehörden unterstand und auch von diesen betrieben wurde, pachtete im Jahre 2008 die „HungTu AliShan International Co., Ltd“ (ein ursprünglich im Bauwesen tätiger Konzern) die Anlagen und Fahrzeuge für 50 Jahre und versuchte, auch durch den Betrieb von Hotels ein Tourismusangebot „aus einer Hand“ zu bieten. Durch den Wechsel von staatlicher Obhut auf privatwirtschaftlichen Betrieb entstanden aber neue Probleme, so war durch neue Vorschriften beispielsweise kein Dampflokbetrieb möglich. Seit 2010 untersteht die Bahn wieder der staatlichen Forstverwaltung."

So sieht meine Reiseetappe heute aus: Zuerst mit der Forest Railway von Alishan nach Chiayi und von dort mit der Eisenbahn weiter nach Tainan, wo ich übernachten werde.

11:10 Uhr: Wie es scheint, bin ich der Erste beim Bahnhof.

11:40 Uhr: Der Zugang zum Perron wird geöffnet.

11:45 Uhr: Nachdem der Zug eingefahren ist, richte ich mich auf meinem Sitzplatz Nr. 25 ein.

11:50 Uhr: Nach einem langen Pfeiffen setzt sich der Zug in Bewegung.

 

Der Lokomotivführer wird schon wissen, was es bedeutet.

Es gibt keine Kehrtunnels auf der Strecke; die Steigung wird mit Spitzkehren überwunden.

"Eine Spitzkehre ist eine Bahnanlage, die dazu dient, unter möglichst geringem technischem Aufwand und mit wenig Platzbedarf einen Höhenunterschied zu überwinden. Sie besteht aus mindestens einem Stumpfgleis, wohin zwei Gleise einer steigungsreichen Eisenbahnstrecke über eine Weiche zusammenlaufen. Im Stumpfgleis nimmt der Zug einen Fahrtrichtungswechsel vor. Dient eine solche Spitzkehre zugleich als Kopfbahnhof, wird die Anlage auch als Spitzkehrenbahnhof bezeichnet.
Spitzkehren werden angelegt, wenn es auf Grund der Topologie der Strecke nicht möglich oder zu teuer ist, den Höhenunterschied mit Kehrschleifen oder Kehrtunneln zu überwinden. Spitzkehren stellen die einfachste Bauform dar, mit der eine Eisenbahnlinie durch Wegverlängerung eine Steigung überwinden kann. Folgen mehrere Spitzkehren nacheinander, kann eine Eisenbahnstrecke im Zick-Zack auch grosse Höhenunterschiede bewältigen."

15:50 Uhr: Ankunft in Chiayi nach vier Stunden abwechslungsreicher Fahrt.

"Die Stadt Chiayi ist der beste Ausgangspunkt, um zum Alishan (Berg Ali) zu gelangen. Der Berg ist über eine 72 Kilometer lange Zugstrecke ab Chiayi erreichbar. Die Alishan Bergeisenbahn ist eine der drei verbliebenen Hochlandeisenbahnen der Welt."

Reiseführer Ueli muss zuerst ein Ticket für die Weiterfahrt nach Tainan organisieren. Bis Xinying habe ich einen Sitzplatz, danach ist stehen angesagt, aber es dauert nicht lange. Der Fahrpreis von NT$ 139 entsprechen knapp 4 Schweizerfranken.

Noch 17 Minuten bis zur Abfahrt.

Nach der Ankunft in Tainan gehe ich zuerst zum Ticketschalter um das Billett für morgen zu kaufen. Es gibt rund alle 20 Minuten einen Zug. Ich entscheide mich für den Zug mit Abfahrt 11:34 Uhr; so bleibt morgen noch Zeit für ein gedrängtes Sightseeing-Programm.

"Tainan war im 17. Jahrhundert niederländische Kolonie bis diese 1662 vertrieben wurden und es die Hauptstadt von Taiwan wurde. Erst im 19. Jahrhundert wurde Taipeh die neue Hauptstadt. Die Stadt liegt am Meer und ist sehr flach. Gebiete, die heute zur Innenstadt gehörten, lagen ursprünglich an der Küste. Durch Verschlammung entstand neues Land und die ehemalige vorgelagerte Insel Anping wuchs mit der Stadt zusammen."

Im Zimmer 619 vom Fushin Hotel mache ich mir einen Kaffee. Statt der üblichen Kaffee-Sticks gibts hier eine Art Filterkaffee ... abgesehen, dass die Handhabung nicht ganz einfach ist, schmeckt mir der Kaffee überhaupt nicht.

 

Samstag, 12. Oktober 2024, Tainan - Kaohsiung

Eigentlich möchte ich nur mein morgendliches Geschäft verrichten ...

Ein grosszügiges Buffet steht beim Frühstück zur Auswahl; natürlich Asia Style.

Im stillen Kämmerlein habe ich eine Liste mit meinen Top-Sehenswürdigkeiten erstellt, welche ich heute Vormittag in Tainan besichtigen möchte. Bei der Rezeption lege ich diese mit der Bitte vor, die optimale Reihenfolge zu definieren. Am Schluss möchte ich um 11:15 Uhr bei der Bahnstation sein und ich benötige noch einen Fahrer für diese Tour. Bis zu drei sehr hilfsbereite und freundliche Hotelangestellte machen sich daran, "mein Projekt" zu realisieren. Es wird diskutiert, übersetzt, gegoogelt bis ich am Schluss auf dem Stadtplan meine gewünschten Besichtigungsorte eingezeichnet habe.

Während ein Fahrer organisiert und über die Tour informiert wird, hole ich mein Gepäck. Der Preis für die Tour betrage 1'300 NT$, rund 36 Franken, werde ich informiert, als wir um 09:30 Uhr starten.

Der erste Halt ist beim Kuanti Tempel. Ich muss aber gestehen, dass ich nicht weiss, ob es so ist. Hinweise weisen auf den Guan Gong Tempel hin. Nur ein anderer Name oder bin ich doch beim falschen Tempel? Wie auch immer, sehr schön sind jedenfalls schon die Figuren auf dem Dach beim Eingang.

Nach dem Durchschreiten des Eingangs komme ich in einen kleinen Innenhof mit dem eigentlichen Tempel.

Der Tempel steht mitten im Verkehrsgewimmel von Tainan.

Nächster Halt, Konfuzius-Tempel.

Übungen mit Qigong Fitnessstäben im Park vor dem Tempel.

Nach dem Bezahlen der kleinen Eintrittsgebühr kann ich den eigentlichen Tempel betreten.

Zuhören ist gestattet.

Die Nebenräume werden als Museum genutzt.

Im Souvenir Shop treffe ich doch noch auf Konfuzius.

"Konfuzius war ein chinesischer Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie. Er lebte vermutlich von 551 v. Chr. bis 479 v. Chr. und wurde unter dem Namen Kong Qiu (孔丘, Kǒng Qiū, K’ung Ch’iu) in der Stadt Qufu im chinesischen Staat Lu (der heutigen Provinz Shandong) geboren, wo er auch starb. Das zentrale Thema seiner Lehren war die menschliche Ordnung, die seiner Meinung nach durch Achtung vor anderen Menschen und Ahnenverehrung erreichbar sei. Als Ideal galt Konfuzius der „Edle“, ein moralisch guter Mensch. Edel kann der Mensch dann sein, wenn er sich in Harmonie mit dem Weltganzen befindet: „Den Angelpunkt zu finden, der unser sittliches Wesen mit der allumfassenden Ordnung, der zentralen Harmonie vereint“, sah Konfuzius als das höchste menschliche Ziel an. „Harmonie und Mitte, Gleichmut und Ausgeglichenheit“ galten ihm als erstrebenswert. Den Weg hierzu sah Konfuzius vor allem in der Bildung."

Als ich zurück zu meinem Fahrer gehe, macht er mich auf ein altes Tor aufmerksam, welches gleich gegenüber den Parkeingang steht.

Da gleich neben dem Standort der Aufnahme ein Saftstand Erfischendes verkauft, lasse ich mir einen frischen Saft pressen.

Als nächstes fahren wir zum Wufei Tempel, auch Tempel der Fünf Konkubinen genannt, der in einem ruhigen Park liegt.

"Der Tempel der fünf Konkubinen wurde vor dem Grab der fünf Konkubinen errichtet, die sich 1683 selbst töteten. In diesem Jahr fielen die Truppen der Qing-Dynastie in Taiwan ein und besiegten das Königreich Tungning, woraufhin Prinz Zhu Shugui beschloss, Selbstmord zu begehen. Anstatt einem ungewissen und unrühmlichen Schicksal in den Händen der Qing überlassen zu werden, entschieden sich die Konkubinen, auch ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen und erhängten sich an einem Balken im Palast. Nachdem sie gestorben waren, begrub Zhu Shu-gui sie persönlich und beging dann Selbstmord. Der Wufei-Tempel wurde 1683 erbaut. Es handelt sich um ein Gebäude mit einem einzigen Innenhof und zwei Flügeln und hat an der Seite einen kleinen Schrein, das Yi Ling Jun Grab in dem zwei Diener aufbewahrt werden, die neben den Konkubinen gestorben sind."

Zu Ehren der fünf Konkubinen Yuan, Wang, Hsiu Ku, Mei und Ho.

Wir sind im Zeitplan, als wir beim Koxinga Schrein eintreffen. Der Schrein liegt in einem schönen Garten, weshalb ich zuerst durch diesen wandle und die Stimmung auf mich wirken lasse.

Mit vielen neuen Eindrücken beladen, chauffiert mich mein Fahrer zum Bahnhof, wo ich aussteige, den abgemachten Preis bezahle, mich vom Fahrer verabschiede.

Mit meinem Gepäck gehe ich in den Bahnhof hin und suche das richtige Perron.

Mit dem gestern gekauften Ticket fahre ich heute weiter in den Süden von Taiwan.

Zug 105, Wagen 10; jetzt muss ich nur noch Platz 50 finden ...

... und schön brav sitzen bleiben um ja keine Verbote zu übertreten.

In Kaohsiung angekommen, suche ich zuerst den Weg zum Ticket-Schalter, um für morgen gerüstet zu sein. Danach schaue ich mich im sehr modernen Bahnhof um

"Kaohsiung ist die drittgrösste Stadt Taiwans (April 2024). Kaohsiung liegt im Südwesten der Insel Taiwan am Südchinesischen Meer und verfügt über den wichtigsten Hafen des Landes. Hier wird der grösste Teil der taiwanesischen Ölimporte abgewickelt, die von der umliegenden Industrie verarbeitet werden."

Danach verlasse ich den Bahnhof und schaue mich nach einem Taxi um. Als ich dem Fahrer vor dem Einsteigen mein gewünschtes Ziel zeige, gibt er mir zu verstehen, dass mein Hotel in Fussnähe gleich da vorne in der Ecke sei.

So checke ich ein paar Minuten später im Papo'a Hotel ein und deponiere mein Gepäck. Ich frage nach einem Fahrer, welcher mich zum Fo-Guang-Shan-Kloster, welches ausserhalb der Stadt liegt, fahren soll, dort auf mich warten und mich nach meiner Besichtigung wieder zurück zum Hotel bringt. Für den abgemachten zeitlichen Rahmen von 4 Stunden beträgt der Preis 3000 NWD. Um 14 Uhr fahren wir los.

Ich habe wieder mal einen Taxifahrer ohne Englischkenntnisse erwischt. Aber er findet schnell eine Lösung.

Die Fahrt zum grossen Fo Guang Shan Kloster mit dem Buddha-Museum dauert rund 50 Minuten.

"Fo Guang Shan ist ein chinesisch-buddhistischer Orden der Mahayana-Tradition, der eine internationale Bekanntheit erreicht hat. Der Orden gründet und leitet weltweit Tempel und Gruppen unter seinem Namen. Der Hauptsitz von Fo Guang Shan, nahe Kaohsiung (Taiwan), ist das grösste buddhistische Kloster in Taiwan. Zusammen mit Tzu-Chi ist die Organisation eine der grössten Wohlfahrtsorganisationen in Taiwan. Sie wurde 1967 durch Hsing Yun, einen bekannten buddhistischen Mönch und Gelehrten, gegründet. Der Orden entwickelte und fördert den humanistischen Buddhismus, eine moderne buddhistische Philosophie, die in Taiwan zurzeit sehr populär ist. Das Ziel des Ordens ist es, dem Buddhismus weltweit zu einer grösseren Bekanntheit zu verhelfen aber auch, ihn in das Leben und in die Herzen der Menschen zu bringen. Der Orden gehört zum Chan der durch Linji Yixuan begründeten Linji zong."

Eigentlich wollte ich im Fo Guang Shan Kloster übernachten, weshalb ich Anfang Juli 2024 das Kloster anschrieb. Als ich keine Antwort erhielt, schrieb ich gegen Ende Juli nochmals. Doch auch das war vergeblich. So habe ich halt ein Zimmer in einem Hotel gebucht. Aus Erlebnisberichten weiss ich, dass es sowieso keine Wohlfühloase gewesen wäre.

Das imposante Eingangstor zur Kloster- und Museumsanlage lässt erahnen, dass hier alles gigantisch ist.

Ich beginne meine Besichtigung mit dem Buddha Museum mit der grossen Buddha-Statue.

Im Eingangsbereich muss ich meine Reisegruppe zusammenbringen; zum Glück habe ich eine Guide-Fahne.

Für ein gutes Zusammenleben bräuchte es nicht viel: Tue gute Taten - Sprich gute Worte - Habe gute Absichten.

Bevor ich den Museumskomplex betrete, schaue ich zurück.

Grüezi und Willkommen.

"Grüezi (östliches Schweizerdeutsch) bzw. Grüessech (westliches Schweizerdeutsch) ist die üblichste formelle mündliche Grussformel in Teilen der deutschsprachigen Schweiz."

Würde ich gerne mein Eigen nennen.

Die grosse Buddha-Statue steht hinter diesem Gebäude auf einem eigenen Sockel. Wegen der Lichtverhältnisse (Gegenlicht) war es mir nicht möglich, eine gute Aufnahme von Buddha alleine zu machen, deshalb ein Foto aus dem Internet.

"Grosser Fo-Guang-Buddha. Die Konstruktion der grossen Buddha-Statue dauerte mehr als ein Jahr, wobei 1'800 Tonnen Metall verwendet wurden. Die Statue selbst ist 40 Meter und der Sitz 10 Meter hoch. Insgesamt beträgt die Gesamthöhe 108 Meter (dies gilt im Buddhismus als eine gute Zahl). Die Statue stellt Siddhartha Gautama, den Buddha dar."

Das Museum bietet in verschiedenen grosszügigen Räumen Ausstellungen an. Ich habe alle besucht, die einen intensiver, die anderen weniger. Auch den Souvenirshop habe ich mit offenen Augen erkundet und doch nichts gekauft. So kehre ich zum Ausgang zurück. Eigentlich wollte ich anschliessend auch noch die Klosteranlage besichtigen, aber die Zeit dazu würde zu knapp, weil auch diese Anlage sehr weitläufig ist.

Ein strahlender Ueli, weil der Besuch interessant war oder weil ...

... mein Chaffeuer immer noch da ist? Zurück in Kaohsiung bietet mir der Fahrer an - die vier Stunden sind noch nicht aufgebraucht - noch ein, zwei Orte anzufahren. Ich lehne dankend ab, ziehe es vor, ins Hotel zurückzukehren und das Zimmer zu beziehen.

Nach diesem mega Sightseeing-Tag, mit der Besichtigung am Vormittag in Tainan und dem Kloster-Museum-Besuch am Nachmittag hier in Kaohsiung, habe ich einen leckeren Abschluss verdient. Im Internet bin ich auf ein spezielles Restaurant in der Nähe gestossen. An der Rezeption bitte ich um eine Reservation, welche mit 19:30 Uhr bestätigt wird.

Auf dem Weg zum Restaurant komme ich bei einem 7-Eleven vorbei. Die morgige Zugfahrt dauert rund vier Stunden, weshalb ich mir Getränke und Kleinigkeiten zum Essen kaufe.

"7-Eleven (sprich englisch Seven-Eleven) ist ein international tätiger US-amerikanischer Einzelhandelskonzern mit Sitz in Dallas (USA), dessen Inhaber die japanische Seven & I Holdings Co., Ltd. ist. 7-Eleven ist spezialisiert auf Convenience Stores und betreibt, gemessen an der Anzahl der Filialen, die weltweit grösste Kette von Einzelhandelsgeschäften. Im Jahr 2024 waren dies ca. 85'000 Geschäfte in 19 verschiedenen Ländern."

Schweizer Ovomaltine - oder doch nicht?

"Ovomaltine gehört für viele Schweizer zum Land wie Rivella, Ricola und Appenzellerkäse. Das Rezept wurde ursprünglich im Kanton Bern, Schweiz, entwickelt. Ovomaltine ist der Handelsname eines Instant-Pulvers zur Herstellung eines Malzgetränks, das von der Wander AG (heute ein Tochterunternehmen der Associated British Foods) in Neuenegg (Kanton Bern) in der Schweiz hergestellt wird. Als das Getränk 1909 erstmals nach Grossbritannien exportiert wurde, machte jemand auf dem Markenanmeldungsformular einen Rechtschreibfehler. Deshalb heisst es in allen englischsprachigen Ländern Ovaltine."

Da ich zu früh beim Restaurant bin, werde ich freundlich aufgefordert, zu warten, wie schon einige Leute auch. Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet.

"Das Küchenteam ist seit der Eröffnung des bekannten Namens im Jahr 2008 das gleiche geblieben. Es werden 7- bis 8-Gänge-Omakase-Menüs (der Koch entscheidet) zu unterschiedlichen Preisen angeboten, die alle eine traditionelle Bankettküche bieten, die mit Finesse und Raffinesse aktualisiert wurde."

Die Bedienung macht mich darauf aufmerksam, dass heute bei den Gängen sehr vieles aus dem Wasser komme. Nun ja, das tönt für mich noch spannender. Fünf Minuten nach dem Bier wird mir der erste Gang serviert. Die weiteren Kreationen folgen in angenehmem zeitlichen Abstand.

Nanu, sind da nicht Augen im Reis?

Egal, es wird gegessen was auf den Tisch kommt, hat mir meine Mutter beigebracht, mit einer selbstdefinierten Ausnahme: die meisten Lauchgewächse wie Zwiebeln, Schalotten, Lauch und Schnittlauch.

Der nächste Gang muss ich mir zuerst verdienen, respektive vor mir auf dem Tisch köcheln (lassen).

Als letzter Gang erhalte ich ein Dessert, und danach ...

... die Rechnung.

Ein unglaubliches Medley an Gaumenfreuden, ein Feuerwerk an Köstlichkeiten; dieser Leckerbissen-Potpourri auf hohem Nivau kostet mich nur 1'700 Taiwanesische Dollar, knapp 50 Schweizer Franken. Da komme ich gerne wieder.

Als ich zum Hotel zurückkehre, ist es 21 Uhr und die Rezeption verwaist.

Nach diesem eindrucks- und zeitintensiven Tag bin ich froh, mich aufs Bett legen zu können.

 

Sonntag, 13. Oktober 2024, Kaohsiung - Hualien

Gestern bem Einchecken habe ich vernommen, dass das Frühstück erst ab halb acht Uhr bereit sei. So heisst es mit leerem Magen weiterziehen.

Ab Heute geht meine Reise nicht mehr weiter in den Süden Taiwans, sondern ich wechsle auf die Ostküste und fahre dieser entlang nordwärts.

"Die Westküste bildet den Schwerpunkt der Insel, weite Ebenen und malerische Seen- und Berglandschaften, gigantische buddistische Tempel, alte, geschichtsträchtige Hafenstädte.
Die Ostküste wird geprägt durch eine zerklüftete Küste, tiefen Schluchten, heissen Quellen, Ureinwohnerdörfer, Reisterrassen und Teeplantagen, traumhafte Küstenstrasse."

Mit dem gestern gekauften Zugbillett muss ich in Yuli zwar nicht umsteigen, aber den Platz wechseln.

Es es immer ein gutes Gefühl, den eigenen Zug, heute ist es Zug Nr. 415, auf der Anzeige erkennen zu können.

Alles ist gut organisiert; die Zugänge zu den Perrons sind sogar nach Wagennummern organisiert.

Vorbei an Shops, Stillraum und Gebetsraum gehts in den Untergrund.

Auf dem Perron angekommen, bin ich gut eine halbe Stunde zu früh, aber das ist gewollt; Lieber warten als hetzen heisst das Motto.

Bei jedem Sitzplatz ist diese Information auf der Rückseite vom Vordersitz angebracht. Mein Wagen 2 hat eine eigene Gentlemen Toilet. Ein Novum für mich, also nichts wie hin.

Nun sind wir schon an der Ostküste.

Nach der Ankunft in Hualien stehe ich zuerst an, um das Ticket für die Weiterfahrt übermorgen zu kaufen.

"Hualien ist die Hauptstadt des Landkreises Hualien. Sie liegt an der Küste des Pazifischen Ozeans. Die Stadt hat etwa 98'500 Einwohner (September 2024). Die Region war ursprünglich vom indigen-taiwanischen Volk der Sakizaya besiedelt. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zur dauerhaften Ansiedlung von Han-Chinesen. In der Vergangenheit waren Hualien und seine Umgebung wiederholt von Erdbeben betroffen. Die schwerwiegendsten Ereignisse in neuerer Zeit waren die Beben zwischen Oktober und Dezember 1951, das Beben vom 6. Februar 2018 und das Beben vom 3. April 2024."

Nach dem Verlassen des Bahnhofgebäudes muss ich mich zuerst schlau machen, in welcher Richtung ich gehen muss.

Das gebuchte Hotel Classic City Resort liegt wieder in naher Gehdistanz.

Beim Einchecken - erfreulicherweise ist mein Zimmer schon bereit - erkundige ich mich nach einem Fahrrad. Es gibt Hoteleigene, welche gegen Abgabe eines Ausweises gratis benutzt werden können.

Mit dem Stadtplan ausgerüstet, und einer Visitenkarte vom Hotel auf mir, mache ich mich auf eine Entdeckungstour, kreuz und quer durch die Stadt.

Ab und zu halte ich an um mich zu orientieren, wo ich eigentlich bin.

Abends liege ich auf dem Bett und geniesse mit meinen grossen Kopfhörern einen Film, als ich plötzlich realisiere, dass etwas nicht zum Film passt. Etwas bewegt sich, ein Erdbeben! Ich reisse mir die Kopfhörer weg, steige aus dem Bett, öffne die Vorhänge und schaue aus dem 9. Stock nach unten. Nichts Aussergewöhnliches ist feststellbar, keine Panik, es bebt auch nicht mehr. Ich realisiere, dass ich eigentlich nicht weiss, was ich in einem solchen Moment eigentlich machen sollte. Beim Googeln finde ich die nachstehende Meldung.

"Starkes Beben der Stärke 5.1, 1 km südöstlich von Hualien City, Taiwan, am Sonntag, 13. Oktober 2024, um 19:36 (Taipei Zeit). Dieses Erdbeben war wahrscheinlich ein Nachbeben des Stärke 7.4, Philippine Sea, 18 km südlich von Hualien City, Taiwan, 3. Apr. 2024 07:58 (Taipei Zeit), das sich 28 Wochen vorher ereignet hatte."

 

Montag, 14. Oktober 2024, Hualien

Heute will ich mit dem Shuttle Bus 310 in den Taroko-Nationalpark fahren um dort eine Wanderung zu machen. Es gibt verschiedene Trails mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen und unterschiedlicher Dauer. Geplant habe ich den Dekalun Trail. Aber "Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt." (Wilhelm Busch) ...

"Der Taroko-Nationalpark ist einer von neun Nationalparks in der Republik China. Er wurde nach der Taroko-Schlucht benannt, die ihrerseits ihren Namen nach den Truku-Ureinwohnern erhalten hat. Der Park befindet sich im Osten Taiwans auf dem Gebiet der zwei Landkreise Hualien und Nantou sowie auf dem Stadtgebiet von Taichung. Die Fläche beträgt 92'000 Hektar. Der Taroko-Nationalpark ist der älteste Nationalpark in Taiwan. Er wurde zum ersten Mal am 12. Dezember 1937 während der japanischen Kolonialzeit als Tsugitaka-Taroko-Nationalpark errichtet. Zu der Zeit umfasste der Park auch den Xueshan mit einer Gesamtfläche von 270'000 Hektar. Durch den Zweiten Weltkrieg kamen die Gestaltungspläne allerdings zum Erliegen. Nach der Übernahme durch die Republik China wurde der Park am 15. August 1945 aufgelöst und erst am 28. November 1986 wieder errichtet. Die Etablierung eines so grossen Gebietes als Nationalpark war von grosser Bedeutung für die Naturschutzbewegung in Taiwan und Ausdruck des gestiegenen Umweltbewusstseins nach Jahrzehnten des relativ ungehemmten Wirtschaftswachstums."

Auf dem Weg zur Busstation realisiere ich, dass die Polizei unmittelbarer Nachbar vom Classic City Resort Hotel ist.

Perfekt & optimal: Der nächste Bus der Tarako Route fährt in ein paar Miunten um 10 Uhr ab.
Imperfekt & suboptimal: Leider muss ich vernehmen, dass der Park wegen dem Erdbeben vom 3. April dieses Jahres geschlossen ist; zu gefährlich wegen Steinschlägen oder Hangrutschen. Der Bus fahre deshalb nur bis zum Taroko Visitor Center, beim Eingang zum Park. Das war bei meinen Reisevorbereitungen nicht auf dem Radar.

Nach 3/4 Stunden hält der Bus bei Stop 11 an und ich steige auf dem Parkplatz beim Visitor Center aus. Als erstes will ich mir Informationen beschaffen, was für Touren möglich sind, denn meine geplante Tour beginnt hier. Doch das Besucherzentrum ist geschlossen, wie auch die umliegenden Shops und das Restaurant. Ein Mann kommt dann doch heraus und erklärt mir, dass sämtliche Touren wie auch die zwei Strassen beidseitig des Flusses gesperrt seien. So verbleibt nur ein kleiner Spaziergang, der mich zum Start der Tour führt. Danach gehe ich zum Taroko Arch Gate bei der Brücke runter wo ich beim Herfahren einen schönen Torbogen gesehen habe.

Das schleckt keine Geiss weg.

"Schweizerisch; Bestätigung einer Aussage: daran ist nicht zu rütteln, das ist unabänderlich, das ist so und nicht anders, dagegen ist nichts zu machen."

Ich war hier; muss ja keiner wissen, dass ich keine Wanderung gemacht habe.

Watch out, there are monkeys about! Habe keine Affen gesehen, dass heisst, nur den Einen.

Wegen der bei meinen Vorbereitungen entdeckten Beschreibung von Marius und Cosi, kam ich auf den Dekalun Trail.

Also los gehts ...

... mindestens bis hier.

Nun gehe ich zur Brücke runter, die über den Shakadang River führt.

Hier zweigt auch die Strasse auf der anderen Flussseite ab, die jedoch "bewacht" wird.

Nun kehre ich über die Brücke zurück zum Parkplatz und warte auf den nächsten Bus. Trotzdem dieser nicht mit 310 angeschrieben ist, steige ich ein; es gibt ja nur die eine Richtung. Der Buschauffeur versteht kein Englisch, so weiss ich nicht, wohin der Bus mich führen wird. Als der Bus unterwegs bei der Xincheng Railway Station anhält, die ich von der Hinfahrt her in Erinnerung habe, steige ich aus; hier will ich auf den 310er warten. Beim studieren des Fahrplans entdecke ich ein kleines Restaurant. Es ist halb ein Uhr, Grund genug um den kleinen Hunger zu stillen.

Meine Noodle Soup mit Gemüse wird frisch zubereitet.

Ich habe noch nicht ganz fertig gegessen, als Bus 310 vorfährt. Zurück in Hualien kehre ich nicht auf direktem Weg zu meinem Hotel zurück. Im Hotel angekommen, nehme ich es weiterhin gemütlich. Für das Abendessen suche ich mir ein Thailändisches Restaurant und bestelle zur gegebenen Zeit ein Taxi.

Es hat sich gelohnt, das vom Wirt empfohlene Essen war lecker, was ich ihm auch sage. Auf meine Frage hin bestellt er mir ein Taxi. Auf der Rückfahrt erlebe ich wieder mal eine Fahrt mit akustischer Begleitung, läuft doch der Funk wie es früher gang und gäbe war.

Als ich später zurück im Zimmer bin, bebt die Erde wieder; diesmal aber weniger stark als gestern wo es 5.1 gemäss Richterskala waren.

"Moderates Erdbeben der Stärke 4.6 - 30 km NE of Hualien City, Taiwan, am Montag, 14. Oktober 2024, um 21:17 (Taipei Zeit)."

"Die Richterskala ist eine Magnitudenskala zur Angabe der Stärke von Erdbeben. Sie basiert auf Amplitudenmessungen von Seismogrammaufzeichnungen, die in relativ geringer Distanz von wenigen hundert Kilometern zum Epizentrum gewonnen wurden. Sie ist daher auch unter dem Begriff Lokalbeben-Magnitude bekannt. Für die Bestimmung der Stärke von Erdbeben werden heutzutage Aufzeichnungen von Messgeräten genutzt, die auf der gesamten Erdoberfläche verteilt sind. Der daraus ermittelte Wert wird meist auf der Momenten-Magnituden-Skala als Momenten-Magnitude M w angegeben. Die Skala wurde von Charles Francis Richter und Beno Gutenberg am California Institute of Technology 1935 entwickelt und anfänglich als ML-Skala (Magnitude Local) bezeichnet."

 

Dienstag, 15. Oktober 2024, Hualien - Badu - Keelung - Jiufen

Die heutige Weiterfahrt in den Norden ist umständlicher als auch schon: Zuerst benutze ich den Zug 207 nach Badu, danach fahre ich mit einem lokalen Zug bis Keelung, um von dort mit Bus 788 an mein Tagesziel, Jiufen, zu gelangen.

Zug Nr. 207 fährt in einer Viertelstunde; es bleibt noch Zeit für Einkäufe.

Der Shakadang Fluss, aus dem Tal vom Taroko Nationalpark fliessend.

In Badu verlasse ich den Zug und warte auf den lokalen Zug, der auch schon bald einfährt.

Endstation Keelung. Nun muss ich den Bus nach Jiufen finden. Ein freundlicher Mann vom Bahnhof zeigt mir den Weg.

"Jiufen ist ein Bergort im Bezirk Ruifang der Stadt Neu-Taipeh im Norden Taiwans. Er liegt etwa 10 km östlich von Keelung nahe der Nordostküste Taiwans am Ostchinesischen Meer. Während der Anfänge der Qing-Dynastie bestand der Ort aus neun Haushalten. Versorgungslieferungen kamen über den Seeweg, von denen der Ort jeweils „neun Teile“ anforderte. Jiufen (auf Chinesisch „neun Teile“) wurde somit später zum Namen des Ortes. Jiufen war bis 1893, als Gold in seiner Nähe entdeckt wurde, ein abgeschiedener Ort. Der anschliessende Goldrausch liess den Ort schnell zu einer Stadt anwachsen und erreichte seinen Höhepunkt unter der japanischen Herrschaft. Man trifft heute noch auf Spuren der japanischen Vergangenheit, wie z. B. das Kronprinzenchalet im nahen Ort Jinguashi, das in Erwartung des Besuches des japanischen Kronprinzen von der Bergwerksgesellschaft Tanaka gebaut wurde. In den 1930er Jahren nahm der Goldbergbau ab und der Kupferabbau zu.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde in Jinguashi das Kriegsgefangenenlager Kinkaseki errichtet, in dem etwa 1000 alliierte (hauptsächlich britische) Kriegsgefangene aus Singapur interniert wurden, welche unter unmenschlichen Bedingungen im nahen Kupferbergwerk arbeiten mussten. Ein Drittel der Kriegsgefangenen überlebte den Krieg nicht. Die Erzförderung nahm nach dem Zweiten Weltkrieg ab, bis das Bergwerk schließlich 1971 geschlossen wurde. Jiufen verlor schnell an Bedeutung und geriet zeitweise in Vergessenheit.

Jiufen wurde 1989 zu neuem Leben erweckt, als der Regisseur Hou Hsiao-hsien mit seinem Film 'Die Stadt der Traurigkeit' einen Kassenschlager landete. Dieser Film behandelte zum ersten Mal den sogenannten Zwischenfall vom 28. Februar 1947 – die blutige Niederschlagung von Unruhen in der taiwanischen Bevölkerung durch die neuangekommenen Nationalchinesen. Dieser Vorfall galt bis dato als Tabuthema und wurde in der Öffentlichkeit kaum thematisiert. Die nostalgischen Filmszenen, die in Jiufen gedreht wurden, sowie das anschliessende Medienecho führten Anfang der 90er Jahre zu einem Boom, da die Stadt zahlreiche Touristen anzog. Etliche Cafés im chinesischen Retro-Stil, Teehäuser und Souvenirläden wurden eröffnet, deren Namen oftmals auf den Film „City of Sadness“ anspielten. Gegenwärtig ist Jiufen ein beliebtes Touristenziel Taiwans und zieht viele Wochenendausflügler aus Taipeh an. Auch bei japanischen Touristen ist es beliebt, wegen des Gerüchtes, dass das Stadtzentrum 2001 für den Anime-Film 'Chihiros Reise ins Zauberland' Modell stand. Dies wurde allerdings von Miyazaki selbst verneint. Die umgebenden Berge sind mit Wanderwegen gut erschlossen, die Ausblick auf die Ortschaften, die Überreste der Bergwerksanlagen und das naheliegende Meer geben."

In Jiufen ankommend, steige ich zu spät aus. So gehe ich, meinen Koffer hinter mir herziehend, auf der Strasse zurück bis zum Jiufen Xiahai City God temple. Bei diesem imposanten Tempel, denke ich, kann ich mich besser orientieren; schon wieder zu weit gegangen. Ich müsse zum Eingang der Jiufen Old Street hochgehen, wird mir zu verstehen gegeben. Zurück auf der Strasse oder Koffer tragen und direkt die Treppe hochsteigen?

Hier ist der Eingang zur Jiufen Old Street.

"Die Jiufen Old Street ist ein farbenfreudiges Paradies an kleinen Ständen, Cafés und Teehäuser. Zudem ein Mekka für Feinschmecker aufgrund der Vielfalt an lokalen Essensgelegenheiten, angefangen von Fischbällchensuppe über Xiaolongbao (kleine mit Fleisch und Brühe gefüllte Teigtaschen) bis hin zu Stinky Tofu und süsser Taro-Bällchen-Suppe reichen. Jiufen verfügt über viele Teehäuser, in denen Tieguanyin und den berühmten Alishan-Hochgebirgstee genossen werden können und das sogar mit Meerblick. Am Ende ist die Jishan Street Aussichtsplattform mit einem weiteren spektakulären Ausblick."

Ich erinnere mich, als ich das Zimmer im Two Easy Inn gebucht habe, dass ich Kommentare von Reisenden gelesen habe, dass das Hotel nicht einfach zu finden sei. Die Treppe hoch zur Grundschule und dann rechts, hat mir eine Mitarbeiterin vom Hotel geschrieben.

Oh my God, das muss die Treppe sein. Eine Gruppe junger Taiwaneser bietet mir ihre Hilfe an. Zwei tragen meinen Koffer hoch und zwei andere schauen oben nach, ob sich das Gesuchte finden lässt. Sie freuen sich wie ich, als sie fündig werden. Hilfsbereit wie sie sind, bringen sie den Koffer noch bis zur Türe. Danke Jungs. Ich klingle an der Türe. Die Mitarbeiterin, mit der ich via WhatsApp in Kontakt war, öffnet die Türe und trägt den Koffer die enge Treppe in den zweiten Stock hoch. Für die Anstrengung, hier zu gelangen, werde ich mit einem sensationellen Ausblick vom Balkon und Zimmer belohnt.

Die überaus freundliche und hilfsbereite Hotelangestellte organisiert für mich ein Taxi. Damit möchte ich zum Kinkaseki POW Camp and Memorial Park und zum Jiufen Goldore MuseumGoldmuseum zu fahren.

Während dem Zweiten Weltkrieg die Japaner einige POW Camps (Prisoners of War Camps, Kriegsgefangenenlager) auf Taiwan betrieben. Eines war hier, das Kinkaseki Lager No. 1.

"Der Kinkaseki POW Camp Memorial Park befindet sich am ehemaligen Standort des Kriegsgefangenenlagers Kinkaseki, eines der berüchtigtsten japanischen Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs. Dort wurden die Gefangenen der Japaner untergebracht. Das Gefängnis wurde 1942 eröffnet und die ersten Gefangen kamen aus Singapur. Zum Grossteil wurden Briten der alliierten Streitkräfte dort untergebracht. Das Gefängnis wurde 1945 geschlossen und die Gefangenen wurden in die USA verlegt. Die Kinkasekti-Einrichtung ist ein Ort des grossen Leidens und als eines der brutalsten Lager aller Zeiten anerkannt. Die Gefangene wurden gezwungen, in den Minen hart zu arbeiten."

"Ohne Kumpel konnte kein Kriegsgefangener überleben."

Ewige Flamme des Friedens und der Erinnerung.

An der Gedenkmauer sind die Namen von 4'344 alliierten Soldaten aufgeführt, die während des Krieges unter den Japanern gelitten haben.

Auf dem Rückweg, der uns zum Goldmuseum führen wird, bitte ich den Fahrer, hier bei diesem Aussichtspunkt anzuhalten.

Blick auf das Ostchinesisches Meer.

"Gold Museum: Ein grosser Teil der die Umgebung Jiufens ist vom ehemaligen Goldabbau geprägt. Im nahe gelegenen Jinguashi, nur zehn Minuten von Jiufen entfernt, befindet sich das Goldmuseum, auch bekannt als Jinguashi Gold Ecological Museum, Gold Ecological Park oder New Taipei City Gold Museum. Das Museum befasst sich mit der Geschichte des Goldbergbaus in Taiwan. Das Hauptstellungsstück des Museums ist der 220 kg Barren, der zu 99,9% aus reinem Gold besteht."

Die Tunnelbahn fährt zwar, aber nur zu Testzwecken. Ein Besichtigung der originalen Goldmine ist daher leider nicht möglich. Im Gold Building gibts eine Daueraufstellung zur Bergbaukultur und zu Mineralien.

Das Taxi fährt mich wieder zum Hotel zurück. Von oben gibt es eine Zufahrtsstrasse, die bis auf wenige Meter zum Hotel führt. Nach einem kurzen Aufenthalt im Zimmer zieht es mich wieder nach draussen.

Vieles für mich Unbekanntes wird angeboten.

Eines der vielen, schönen Teehäuser.

Fischbällchensuppen mag ich sehr.

Das Tageslicht macht langsam Platz für die dunkle Nacht; Zeit, die unzähligen Lampions anzuzünden.

Hoch über dem Dorf liegt mein Zimmer im kleinen Hotel.

Nach einem Glas Rotwein auf einer Aussenterrasse mit schöner Aussicht, kehre ich ins Two Easy Inn zurück.

 

Mittwoch, 16. Oktober 2024, Jiufen - Taipeh

In der Nacht höre ich ein Rauschen, es ist nicht die Klimaanlage.

Am Morgen regnet es immer noch.

Erdbeben, Militärische Taiwan-Blockade-Übung seitens der Volksrepublik China und nun noch starker Regen: es ist Zeit um nach Hause zurückzukehren ...

.. nein, nein, es ist natürlich nicht so, dass ich deswegen Hals über Kopf alles liegen lasse und meine Zelte abbreche - habe ja gar nicht in Zelten übernachtet - um so schnell als möglich nach Hause zu gelangen. Ich habe realisieren können, was ich geplant habe, eine Inselumrundung mit überwiegend Öffentlichem Verkehr die mich heute zu meinem Ausgangspunkt zurückführt.

"Hals über Kopf bedeutet, dass man sich vor lauter 'schnell, schnell' in der Ausführung einer Angelegenheit fast überschlägt. Man handelt also ziemlich überstürzt."

"Die Zelte abbrechen: Sein bisheriges Lebensumfeld, seinen Aufenthaltsort verlassen."

Eigentlich sah die heutige letzte Etappe vor, dass ich von Jiufen den Bus nach Keelung nehme und von dort weiter mit der Bahn nach Taipeh und mit der Metro in die Nähe des Hotels. Jedoch ist die Motivation zu gering, bei diesem Wetter mit ÖV zu fahren, weshalb ich ein Taxi bestellen liess. Für die rund einstündige Fahrt vom Hotel hier zum Hotel in Taipeh muss ich 1'500 NT$, rund 40 Franken, bezahlen.

Im Dandy Hotel ankommend, es ist das gleiche Hotel wie bei der ersten Nacht in Taipeh, deponiere ich das Gepäck und frage nach einem Schirm. Damit geschützt gehe ich zur Metro-Station, kaufe ein Ticket und fahre bis zur Shilin Station. Dort steige ich in einen Bus um, der mich zum Palastmuseum bringt.

"Das Nationale Palastmuseum, die Schatzkamme Taiwans. Taipehs faszinierendes Nationales Palastmuseum beherbergt die weltweit grösste Sammlung chinesischer Kunstwerke von unschätzbarem Wert, die die 5'000 jährige Geschichte Chinas umspannt. Die meisten der 620'000 Objekte waren Teil der kaiserlichen Sammlung, mit der in der frühen Sung-Zeit vor über 1'000 Jahren begonnen wurde. Nur die besten Stücke aus der kaiserlichen Sammlung werden hier in Taiwan bewahrt. Selbst so ist dieser Schatz noch bei weitem zu umfangreich, um auf einmal ausgestellt werden zu können. Viele der besonders geschätzten Stücke werden permanent gezeigt. Der Grossteil der Sammlung von Jade, Porzellanwaren, Gemälden und Bronzen wird jedoch regelmässig ausgetauscht, so dass jeder Besuch im Nationalen Palastmuseum ein einmaliges Erlebnis ist."

Im Innern des Museums verzichte ich darauf, einzelne oder mehrere der ausgestellten Exponate zu fotografieren. Die einen der chinesischen Kunstwerke, die in verschiedenen thematischen Ausstellungsräumen ausgestellt sind, faszinieren mich, andere wiederum können kaum mein Interesse wecken.

Auf meiner Rundreise habe ich ja bereits einige und zum Teil sehr unterschiedliche Züge benutzt, vom modernen Hochgeschwindigkeitszug bis zum nostalgischen Waldzug. Bei der Metro-Station zieht ein weiterer Zug meine Aufmerksam auf sich; spontan will ich ihn benutzen.

In einem Sushirestaurant fahren die Sushis auf einem Laufband wie ein Zug an einem vorbei. Du kannst zugreifen und den Teller nehmen oder das Sushi warten, das dich am meisten gelüstet. Zwischen den Sushis hat es Ingwer und Soya Sauce. Die Teller haben verschiedene Farben, welche unterschiedlich kosten. Die endgültige Rechnung richtet sich nach der Anzahl und Art der Teller mit dem verzehrten Sushi.

Der letzte Abend steht an. Da ich nicht mehr weit weg vom Hotel gehen will, google ich. Das 義麵坊 中山店, Casa Della Pasta, spricht mich an. Vorher genehmige ich mir einen Apéro. In einer Seitengasse in der Nähe vom Hotel entdecke ich das Aye.

Danach steht der Lokalwechsel an.

Das Casa della Pasta ist voll auf Halloween dekoriert.

"Halloween benennt die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor dem Allerheiligen, vom 31. Oktober auf den 1. November. Dieses Brauchtum war ursprünglich vor allem im seinerzeit katholisch geprägten Irland verbreitet. Die irischen Einwanderer in den USA pflegten ihre Bräuche in Erinnerung an die Heimat und bauten sie aus. Seit den 1990er Jahren verbreiten sich Halloween-Bräuche in US-amerikanischer Ausprägung auch in einigen Ländern des kontinentalen Europas."

 

Donnerstag, 17. Oktober 2024, Taipeh & Beginn Heimreise

Bis zum Beginn meiner Heimreise - auf 16 Uhr habe ich ein Taxi bestellt - habe ich noch ein paar Stunden. Eine Sehenswürdigkeit ist noch offen auf meiner Liste, die Dihua-Strasse im Dadachoeng-Viertel. Mit der Metro fahre ich bis zur Daqiaotou Station.

"Dadaocheng Viertel ist urbanes Gebiet und einer der ältesten Stadtteile von Taipei. Sich auf der Flucht befindende Einwanderer, die 1823 bei einer bewaffneten Auseinandersetzung in Manka geschlagen worden waren, liessen sich in diesem Gebiet nieder. Die Dihua-Strasse wurde zum kommerziellen Knotenpunkt und das Hafenviertel am Tamsui-Fluss diente als Verladezentrum. Beamte der Ching-Dynastie öffneten Dadaocheng zum Handelshafen. Ausländische Kaufleute strömten in der Folge an diesen Ort und Teehäuser wurden eröffnet. Die Entwicklung dieses Gebiets wurde durch die sich mehr und mehr verstärkende Verschlickung des Tamsui-Flusses in Manka vorangetrieben. Ende des 19. Jahunderts hatte der blühende Handel Dadaocheng den in Manka überholt. Auch wenn Dadaocheng’s Glanzzeiten heute vergangen sind, gibt es noch Überreste aus den ruhmreichen vergangenen Tagen."

Zuerst steige ich zur Brücke hoch, die über den Tamsui-Fluss führt.

Es macht Freude, auf der Dihua Strasse im historischen Viertel zu bummeln. Meine Sinne nehmen das exotische Flair auf, das dieses Viertel ausstrahlt. Die Ohren vernehmen für mich nicht verständliche Gespräche, meine Nase nimmt die verschiedensten Gerüche wahr und meine Augen entdecken das vielseitige Angebot der Produkte aus dem ganzen Land. Zusammen mit meiner (Reise-) Seele empfinde ich ein sehr schönes Wohlgefühl; ich bin in Asien.

"Der nördlich der Yungchang-Strasse gelegene Abschnitt der Dihua-Strasse ist Taipehs am besten erhaltendste, historisch bedeutungsvollste alte Strasse. Für mehr als hundert Jahre war die Dihua-Strasse der grösste Gross- und Einzelhandelsmarkt der Stadt: Unterschiedlichste Waren wie Trocken- oder Dosenlebensmittel vom Land und vom Meer, Baumpilze, getrockneter Fisch oder Tintenfisch konnten hier ebenso gekauft werden wie chinesische Medizin und Textilien. Ein Bummel über die Dihua-Straße, in der es viele in europäischen Stil gebaute Häuser gibt, bietet einen Einblick in traditionelle chinesische Gewerbe wie Läden mit Bambusartikeln, Reismühlen, Weihräucherstäbchen- und Laternengeschäfte."

Lädele wie unter den Lauben in Bern (lädele, Berndedeutsch: an Schaufenstern, Läden, Auslagen entlang gehen und dabei manchmal sogar etwas einkaufen; Lauben: Bogengänge).

Ich gelange zu einem Tempel. Es ist der Taipeh Xia Hai City God Temple.

"Der Dadaocheng Xia-Hai God Tempel ist ein Tempel, der dem Stadtgott oder Cheng Huang Ye gewidmet ist. Der Göttertempel der Stadt Xia-Hai wurde 1859 erbaut und wird bis heute von einer einzigen Familie unterhalten. Das Innenministerium erklärte den Ort 1985 zum historischen Denkmal. Der Tempel beherbergt auf einer Fläche von 152 Quadratmetern über sechshundert Gottheiten, was zu der höchsten Statuendichte in Taiwan führt."

Es hat viele Gläubige die eine Art Opfergaben darbringen. Als ich mir von der Frau die religiöse Handlung erklären lasse, händigt sie mir ein Set aus und fordert mich auf, das Ritual zu machen.

Zurück im Hotel kommt um 16 Uhr das bestellte Taxi, welches mich zum Flughafen fährt.

Die Heimreise beginnt mit dem ersten Flug von Taipeh nach Singapore um 17:45 Uhr. Nach 4 1/2 Stunden sollte ich in Singapore landen. Nach ein paar Stunden im Transsit, folgt dann nach Mitternacht der zweite Flug nach Zürich .

 

Freitag, 18. Oktober 2024, Heimreise

Transitaufenthalt im Singapore Changi Airport.

00:44 Uhr: In einer Stunde startet der zweite Heimflug nach Zürich.

Die beinahe 13 Stunden verbringe ich auf Sitz 11 F.

09:15 Uhr: Anflug Zürich. Kurz vor neun Uhr sitze ich bereits im Zug, der mich via Zürich Hauptbahnhof und Zug, nach Cham bringt.

Nach Melbourne, werde ich auch in Cham willkommen geheissen. Danke Oscar & Lennox und Lio & Kian.

Mit einem Besuch beim Barbier passe ich mein Äusseres wieder dem Alltag an.

 

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