Nach 2001, 2004, 2007, 2009, 2014, 2015, 2017/02 sowie 2017/11 plane ich die 9. Reise nach Australien, der neuen Heimat meines erstgeborenen Sohnes Pascal.
Als Pasci und seine Familie Ende 2018/Anfang 2019 die Schweiz besuchten, konnte ich ein Versprechen, welches ich an unserer Hochzeit 2013 abgab, endlich einlösen: "Beim nächsten Mal, wenn wieder alle fünf Kinder (Silvia's und meine) zusammen sind, lade ich alle aufs Jungfraujoch ein."
Seit der Abreise Anfang Januar 2019 - zwischenzeitlich sind mehr als 3 Jahre vergangen - habe ich Pascal, Janelle und meine beiden Grosskinder Lennox und Oscar nur noch über Skype gesehen. Covid-19 verunmöglichte Reisen nach Australien. Aktuell sind die Einreiserestriktionen immer noch sehr streng. Aber ein Türchen hat sich geöffnet: Parents of adult Australian citizens and permanent residents. Vom Zeitpunkt her wäre es erstmals möglich, das der "Grosspapi" bei den Geburtstagen der beiden Buben dabei wäre. Ich habe also genügend Motivation, den langen Weg nach Down Under auf mich zu nehmen ...
Pascal besitzt seit ein paar Jahren die Australische Staatsbürgerschaft, deshalb packe ich diese Chance und starte den Prozess für eine Ausnahme der Reisebeschränkungen. "Before you can travel, you will need to have your relationship with your adult Australian child confirmed by submitting a travel exemption request. You must submit your request through the Travel Exemption Portal. Select the category ‘I am an immediate family member’ and then ‘parent of adult Australian citizen or permanent resident’. You will need to provide evidence of: your adult child’s Australian citizenship or permanent residency; and your parental relationship to the Australian citizen or permanent resident."
Bei meinem Heimatort organisiere ich einen "Ausweis über den registrierten Familienstand". Mit diesem und den Passangaben von Pascal ausgerüstet, fülle ich das Formular "International travel restriction exemptions" aus und sende es ab ...
Nach Erhalt der Empfangsbestätigung ist der Status meines Gesuches "Received". Am 4. Februar 2022 wechselt dieser auf "Under consideration"; dem Wiedersehen einen Schritt näher ...
Nach 10 Tagen ist der Status immer noch unverändert. Aber mein Sohn informiert mich, dass eine generelle Öffnung für Australien-Reisende bevorsteht ...
Vorsorglicherweise beantrage ich schon mal ein eVisitor (subclass 651), welches mir umgehend elektronisch gewährt wird. Am Valentinstag erhalte ich von Singapore Airlines die vieles vereinfachende Mitteilung, dass ab 21. Februar 2022 alle Reisewilligen wieder in Australien einreisen können; natürlich immer noch unter gewissen Covid-Voraussetzungen.
Am 21. Februar 2022 morgens finde ich folgende e-Mail in meinem Eingangs-Ordner:
"Dear Ueli
I refer to your request for an exemption to travel to Australia. This advice applies to the following traveler: Ueli Meyes (21-09-1953), Switzerland.
On 7 February 2022, the Prime Minister announced changes to Australia’s travel restrictions for fully vaccinated visa holders. From 21 February 2022, all visa holders who have received a full vaccination schedule of a recognized COVID-19 vaccine can travel to and from Australia without needing to apply for a travel exemption. If you have applied for but not yet been granted a visa, you will not be able to travel to Australia until you have been advised that the visa has been granted … Kind regards,
Travel Exemption Requests,
Department of Home Affairs, Australian Border Force".
Ich bin froh, die Information von offizieller Stelle bestätigt bekommen zu haben, denn zwischenzeitlich habe ich die Flüge gebucht.
Die rund 30-stündige Reise nach Torquay/AUS: Ich verabschiede mich von Silvia - sie ist immer noch im Arbeitsprozess, deshalb sind ihre Ferientage limitiert - und laufe zum Bahnhof, wo ich um 06.44 Uhr die S1 nach Zug besteige. In Zug wechsle ich auf den Interregio 75, der mich direkt zum Flughafen bringt.
Das Einchecken verläuft relativ zügig. Ich bin überrascht, dass ich für den Weiterflug Singapore-Melbourne eine Bordkarte in der Business Class erhalte; Vorfreude kommt auf. Für den über 12-stündigen Flug nach Singapore habe ich in der Premium Economy Class gebucht. Später beim Gate frage ich nach einem Upgrade. Der angebotene Preis ist mir jedoch zu hoch und mein Gegenangebot für die Hälfte führt zu einem No Deal.
Da ich genügend Zeit eingeplant habe, reicht es noch locker für ein gesundes Frühstück.
Sehr viele Plätze in meiner Kabinenkategorie sind frei, aber ausgerechnet der Fensterplatz neben mir ist besetzt. Als das Boarding abgeschlossen ist, wechsle ich meinen Gangsitz H33 und sitze nun eine Reihe weiter vorne, alleine in der 2er-Reihe.
Um 10.32 Uhr rollt die Boeing 777-300ER der Singapore Airlines weg von Gate 47 aufs Startfeld.
Zeitvertreib ist angesagt: Abwechslungsweise schaue ich mir Filme an, ich lese, informiere mich an der Flugroute, wie viele Stunden schon vorbei und wie viele noch vor mir liegen, mache auch mal nichts oder versuche zu schlafen.
Irgendeinmal gibt es Essen; habe mich für Chicken entschieden.
Auch der längste Flug geht mal zu Ende. In der Schweiz ist es elf Uhr in der Nacht, hier aber sechs Uhr morgens und bereits der 4. März 2022.
Mit dem Skytrain fahre ich zum Terminal 1, wo am Gate C17 in rund zwei Stunden mein Weiterflug beginnt.
Scoot ist eine Tochtergesellschaft von Singapore Airlines und als Billigfluggesellschaft aufgestellt. Bei der Buchung meines Fluges bei Singapore Airlines war vermerkt, dass ich zwei verschiedene Buchungsklassen haben würde: Premium Economy Class auf drei von vier Flugstrecken, sowie auf der Strecke Singapore - Melbourne Economy Class. In Zürich habe ich den Gratis-Upgrade in die Business Class erhalten, deshalb freue ich mich, auf dem 7 3/4-stündigen Flug mich mal auch ausgestreckt hinlegen zu können und zu schlafen.
Exotische Destinationen auf den Abflugbildschirmen.
Was "Low-Cost Carrier is an airline that does not offer traditional services that are normally included as part of the fare, thereby offering lower fares at the expense of fewer comforts." bedeutet, realisiere ich, als ich zu meinem Sitz 2C in der Business Class komme: Die Sitze sind zwar breit und bieten für die Beine gut Platz, können aber nur leicht nach vorne geschoben und nur leicht nach hinten gekippt werden. Also nichts mit bequem schlafen. "Does Scoot business class have TV? There are no built-in TV Screens onboard Scoot in both business or economy class." Als Unterhaltung steht lediglich die Sicherheitsinstruktionen-Karte zur Verfügung. Aber: "Singapore Airlines’ low cost airline, Scoot, has launched ScooTV, an inflight entertainment system that allows passengers to stream content to their own Wi-Fi devices.", was ich aber erst nach dem Flug vernehme. Mein e-reader tut gute Dienste.
Land in Sicht.
Um 18.35 Uhr lokaler Zeit (zu Hause ist es Vormittag 08.35 Uhr), berühren die Räder der Boeing 787 die Landepiste auf dem internationalen Flughafen von Melbourne.
Um 18.42 Uhr stehen wir beim Gate D4. Das Deboarding beginnt aber erst rund 10 Minten später; vorher laufen Durchsagen der australischen Gesundheitsbehörde wegen den geltenden COVID-Vorschriften.
Passkontrolle. Gesundheitskontrolle. Zollkontrolle.
Zum neunten Mal bin ich nun in diesem grossen Land.
Welcome 1: Um 19.40 Uhr treffe ich in der Ankunftshalle Janelle, die soeben von einem Inlandflug aus dem Norden in Queensland angekommen ist.
Gemeinsam holen wir den von mir reservierten Mietwagen ab und fahren nach Torquay wo wir um 21.45 Uhr angkommen. Von Tür zu Tür dauerte meine Reise 29 1/4 Stunden.
Welcome 2:
Shirley und Terry sind zu Hause und haben Lennox und Oscar betreut. Nach über drei Jahren kann ich endlich meine beiden Grosskinder wieder in die Arme nehmen; ein berührender und freudiger Moment. Das Wiedersehen mit Pascal folgt später; er muss heute länger arbeiten, aus wichtigem Grund ...
Eintauchen in den Alltag meiner Familie hier. Pascal und ich fahren zum Einkaufen. Ich staune über die vielen, für mich fremden Produkte. Gerne möchte ich länger zwischen den Regalen verweilen, aber Pascal meint, so viel Zeit fürs Einkaufen hätte er noch nie benötigt.
Mit einer alten Monopoly Version spielen, mit Bauplätzen in Londons Strassen und mit £-Preisen.
... Oscar.
Der manipulierte Blick in die Zukunft zeigt meinen Enkel als jungen Mann.
Lennox sportlich, Oscar macht auf chic: am Abend gehen wir aus, indisches Essen im Jashn ist angesagt. Mit dabei ist Mischa, ein gute Freundin meiner Familie.
Sonntagmorgen. Oscar macht für sich und mich Pancakes.
Janelle hat am 2. April 2022 eine sportliche 40-Km-Herausforderung, weshalb sie und ihre Kolleginnen heute trainieren gehen.
"Surf Coast Trek, Saturday, 2 April 2022, from Aireys Inlet to Torquay. The Surf Coast Trek is a fundraising walk along the Surf Coast Walk from Aireys Inlet to Torquay in Victoria, which can be done individually or in a team of four people. Trek 1 is the original 40km Trek, from Aireys Inlet to Torquay. This is a unique opportunity to participate in a challenging, rewarding and achievable community event that takes place in the beautiful, diverse landscapes of the Surf Coast. The track will take you through Ironbark forests, across stunning exposed cliff tops, among exquisite wild flowers and across long sandy beaches all with sweeping ocean views. The Surf Coast Trek raises funds for the Give Where You Live Foundation and Kids Plus Foundation."
Wir zurückgebliebenen vier begnügen uns mit einem Spaziergang zum Strand. Mit dabei ist Hündin Ziggy.
Danach fahren wir zu einem meiner Lieblingsrestaurants in der Nähe, das At the Heads in Barown Heads.
Ich bin verliebt in den Baustil und die Lage direkt am/auf dem Strand; war schon einige Male hier.
Mit 70 A$ nicht gerade billig, aber sehr lecker: "Selection of the Finest Australian Seafood; rock oysters, chargrilled Queensland tiger prawns, pickled Portarlington mussels, cured kingfish, seared yellowfin tuna tataki, smoked Tasmanian salmon and condiments."
Pascal und Janelle sind am Arbeiten - Janelle hat heute ihren neuen Job in Torquay begonnen - und Lennox und Oscar sind in der Schule. Ich bin auf mich alleine gestellt ...
Kein Problem, war ja schon einmal alleine auf einer Reise, zudem will mein Mietauto wieder mal bewegt werden.
Die Erskin Falls bei Lorne sind mein Ziel.
"Die Great Ocean Road (Strasse B 100) ist eine 243 km lange Strasse, die entlang der australischen Südküste zwischen Torquay und Allansford verläuft. Sie gilt als eine der bekanntesten Scenic Routes bei Touristen in Australien."
In Aireys Inlet parke ich und laufe zum Split Point Lighthouse, wo ich schon im Februar 2017 mit Pascal und Silvia war.
Der Leuchturm wurde 1891 in Betrieb genommen und 1972 elektrifiziert. Er ist 34 Meter hoch, resp. 66 Meter über dem Meeresspiegel. Die sichtbare Distanz beträgt 20 Nautische Meilen, rund 37 Km.
Beim Aussichtspunkt gefällt der Blick auf den Eagle Rock.
In Lorne angekommen, fahre ich zum Visitor Centre um mich zu informieren.
Kakadus.
Die Weiterfahrt führt mich von der Küste weg, in den Wald hinein.
Bis hierher und nicht weiter, resp. ab hier zu Fuss.
Die Baumfarne faszinieren mich seit eh und je.
Der Weg runter zum Wasserfall führt durch Regenwald; es gefällt mir.
Der Wasserfall liegt schön, kann aber von den Dimensionen her nicht begeistern.
Zurück in Lorne, entscheide ich mich für eine Rundtour.
Nach dem Weiler Forrest (Wald) führt die Strasse durch einen beeindruckenden Wald.
Wieder auf der Küstenstrasse angekommen und Richtung Lorne fahrend, stelle ich mir ein feines Mittagessen in einem Seafood Restaurant vor ...
Eine Menüanpreisung für Barramundi, einer meiner Lieblingsfische, lässt mich in Lone parken und ins Jetty Road Brewery & Restaurant eintreten ...
... die Zubereitungsart entspricht aber nicht meinen Vorstellungen.
Am Abend fährt uns Janelle nach Geelong ins GMHBA Stadion.
"Kardinia Park (also known as GMHBA Stadium due to naming rights) is a sporting and entertainment venue located within Kardinia Park, South Geelong, in the Australian state of Victoria. The stadium, which is owned and operated by the Kardinia Park Stadium Trust, is the home ground of the Geelong Football Club and the A-League football club Western United FC. The capacity of Kardinia Park is 36'000, 40'000 after final expansion, making it the largest-capacity Australian stadium in a regional city."
Das Stadion ist die Heimat der Cats und Arbeitsstätte meines Sohnes.
"Der Geelong Football Club ist eine Australian-Football-Mannschaft aus Geelong, Victoria, die in der Australian Football League (AFL) spielt. Ihr Spitzname ist The Cats. Australian Football, auch als Australian Rules Football, Aussie Rules oder einfach Football oder Footy bezeichnet, ist eine Footballvariante, die mit einem ellipsoidförmigen Ball auf einem grossen, elliptischen Spielfeld mit vier (Tor-)Pfosten an jedem Ende gespielt wird. Das Ziel des Spiels ist es, durch Schüsse zwischen die Pfosten zu punkten. Der Geelong Football Club wurde im Jahr 1859 gegründet und ist einer der ältesten Vereine in der AFL. Der Verein nahm am ersten Football-Wettbewerb in Australien teil und gewann diesen in der zweiten Saison im Jahr 1863. Der Club zählte im Jahr 1877 zu den Mitbegründern der Victorian Football Association (VFA) und 1897 der Victorian Football League (VFL) im Jahr 1897.
1992 erzielte Geelong im Carrara-Stadion in Gold Coast mit 293 (37-17) gegen die Brisbane Lions die höchste Punktzahl eines Teams in einem Spiel der Australian Football League. Im Jahr 2007 gewann Geelong das Grand Final mit einem Rekord von 119 Punkten Vorsprung gegen die Mannschaft aus Port Adelaide. 2009 setzten sich die Cats im Endspiel gegen St. Kilda durch. Auch im Jahr 2011 gewannen sie das Grand Final, dieses Mal gegen die Mannschaft aus Collingwood. Bislang hat der Club neun Meisterschaften in der AFL gewonnen: 1925, 1931, 1937, 1951, 1952, 1963, 2007, 2009 und 2011."
Nicht ein Footy-Spiel ist der Grund unseres Herkommens, sondern eine Show von Nitro Circus.
"Von den bescheidenen Anfängen, als in einer Garage in Utah die eigenen Action-Sport DVD’s produziert wurden, über die erfolgreiche, in über 60 Ländern ausgestrahlte MTV-Serie, bis hin zum Show-Phänomen “Nitro Circus Live” hat sich die Mannschaft um Travis Pastrana den Spass am Sport und den Respekt der Szene bewahrt. Die Nitro Circus Live Tour ist mittlerweile mit ausverkauften Shows auf 5 Kontinenten zu Gast gewesen."
Anstehen müssen wir nicht, Pascal holt uns bei einem Lieferanten-Eingang ab und führt uns direkt in eine Lounge.
Für Speis und Trank ist gesorgt. Vor allem die "Hoisin duck spring rolls" mit der super leckeren Sauce, von Pascal's chinesischem Koch zubereitet, haben es mir angetan.
Ein Blick durch die Scheiben der Nachbar Lounge lassen mich staunen.
Und dann geht die Show los. Alles was Räder hat oder gleiten kann, wird in die atemberaubende Show eingebaut.
Mein verschlafener Blick aus dem Schlafzimmerfenster signalisiert einen schönen Tag. Auch in dieser Nacht störte mich noch immer das asynchronische Verhalten meiner inneren Uhr.
"Der Jetlag ist keine Krankheit, sondern eine vorübergehende Befindensstörung, die durch das rasche Überqueren von Zeitzonen (Verschiebungen des Tag-Nacht-Rhythmus) entsteht. Durch den schnellen Zeitzonenwechsel laufen die innere Uhr des Reisenden und die externe Zeit der Umwelt vorübergehend nicht synchron."
Vor dem Shopping fahre ich auf einen Espresso zu Silvias Stammbeizli am Strand.
Nanu, habe ich falsch geparkt oder gilt das Polizeiaufgebot einer Kaffeepause?
Die vielen Shops am Surf Coast Highway sind ein Eldorado für Surf- Beach- und Outdoor-Bekleidung. Nicht nur die in Torquay ansässigen Firmen
haben Shops, sondern auch andere bekannte Marken sind vor Ort. Zum Teil führen die Firmen zusätzliche Outlet Stores, wo das eine oder andere Schnäppchen erhascht werden kann.
Um dem mehr oder weniger omnipräsent blasenden Wind zu trotzen, kaufe ich mir einen Anti-Series Hoody (Anti Cold - Anti Wind - Anti Rain).
In mein nach Australien mitgenommenes mobile Töff-Navi gebe ich das nächstes Ziel ein: 172 Ryrie Street, Geelong.
Für den Anlass am 18. März 2022 in Queensland - Dresscode Black Tie - benötige ich das entsprechende Outfit: Smokinghemd (mit Kläppchenkragen, Umschlagmanschetten und schwarzen Knöpfen), Manschettenknöpfe, Fliege (keine zum selberbinden), Kummerbund (einen seidenen in schwarz) sowie Lackschuhe habe ich mitgebracht. Was ich mieten will sind eine schwarze Smoking-Jacke und eine Smoking-Hose.
Da oben werde ich richtig sein.
Der Schneider nimmt Mass und lässt mich Jacken und Hosen probieren. Das gewünschte ist jedoch nicht am Lager, könne aber problemlos in ein paar Tagen hierher organisiert werden. Die Hosen werden keine klassischen Seitenstreifen aus Seide haben, erklärt er mir, diese seien für die Australier zu uniformhaft. Er verlangt nach einer Telefonnummer um Beschied zu geben, wenn ich die Kleidung abholen könne. Ich gebe ihm die Nummer von Pascal.
Es gibt noch weitere, wie es scheint nützliche, Accessoires. Auf Hemd-Spanner, alleine oder als Kombination mit Sockenhalter, will ich aber verzichten.
Von Geelong aus fahre ich nach Queenscliff.
"Queenscliff liegt auf der Bellarine-Halbinsel an der westlichen Seite der Einfahrt vom Meer in die Port Phillip Bay und besteht aus den Ortschaften Queenscliff, Point Lonsdale und der Swan Island."
Auf unserer Reise im Februar 2017 haben Silvia und ich mit einer der stündlich fahrenden Fähre von Searoad Ferries, von Sorrento nach Queenscliff übergesetzt, um mal auf einem anderen Weg nach Torquay zu gelangen.
Eigentlich bin ich auch heute auf der Suche nach einem Fischrestaurant und werde wieder nicht fündig. Dafür entdecke ich das Maritime Museum, das ich spontan besuche.
Beim Rundgang lerne ich Interessantes über die frühere Seenotrettung kennen und - da habe ich mir noch gar nie Gedanken darüber gemacht - über das Wo und Wie von Toiletten auf früheren Segelschiffen.
Heute fahre ich zu Shirley und Terry nach Curlewis. Nach einem Kaffee fahren mein Co-Schwiegervater - Shirley hat leider eine Verpflichtung - und ich zum Mittagessen. Terry führt mich zum Weingut Jack Rabbit Vineyard, wo Terry im Restaurant House of Jack Rabbit einen Tisch für uns reserviert hat.
The two co-fathers-in-law and grandfathers enjoy the time together.
Nach dem Essen fahren wir der Bellarine Halbinsel entlang bis Point Lonsdale ...
zur schmalen Meeresenge zwischen Pont Lonsdale und Fort Nepean.
Auf der Rückfahrt weckt ein Geleise mein Interesse. Terry führt mich zum Bahnhof.
Der nächste Zug fährt auch nicht um High Noon. Wegen Covid war der Betrieb geschlossen und jetzt noch nicht wiedereröffnet. Unter "Sail, Rail & Dine" bietet der Q-Train Fahrten ab Docklands in Melbourne an: "Sail from Docklands to Portarlington on board the ferry, arrive in beautiful Portarlington to be transported by Explore Australia to The Q Train. Diners will then experience."
Es gibt auch Fahrten mit The Blues Train: "Although the concept of a night on a steam train with four Blues and Roots entertainers, dinner and a show stays the same, every night on The Blues Train is different."
Zurück im Haus, treffen wir wieder auf Shirley. Ich verabschiede mich und fahre mit meinem Mietauto nach Torquay zurück.
Am Abend ist Basketball angesagt. Lennox's Surfcoast Scorchers spielen an einem Turnier.
Bevor ich heute nach Geelong fahre, tanke ich bei einer Tankstelle am Surf Coast Hwy das Auto auf. Die Benzinpreise sind auch in Australien stark gestiegen: Mit A$ 1.889 für einen Liter, rund 1.32 Fr, noch deutlich unter Schweizer Niveau. In Geelong fahre ich zuerst zu Pascal zum Fan Shop der Cats.
Im Cafe bitte ich eine Angestellte, intern Pascal anzurufen und ihm auszurichten, sein Dad sei da.
Danach fahre ich zu meinem Schneider. Er hat gestern angerufen und mitgeteilt, mein Anzug sei bereit.
Wir tauschen 185 A$ gegen den zweiteiligen Dinner Suit.
Danach gebe ich im Navi 400 Flinders Street, Melbourne, ein. Unterwegs halte ich bei einer Service Station auf dem Princes Highway (M1) um meinen Hunger und Durst zu stillen.
"Der Princes Highway ist eine Fernstrasse im Südosten Australiens. Er ist Teil des australischen National Highway 1 und verläuft von Sydney über Melbourne und Adelaide nach Port Augusta. Er folgt in seinem Verlauf im Wesentlichen dem Küstenverlauf des Landes und stellt dadurch eine sehr indirekte Verbindung zwischen diesen Metropolen dar. Seine Gesamtlänge beträgt etwa 2'200 km. Er ist der einzige Highway in Australien, der durch drei Staaten verläuft."
Das Immigration Museum liegt an der Flinders Street. In der unmittelbaren Nähe entdecke ich das Secure Parking; so praktisch.
"Das Immigration Museum in Melbourne ist ein Museum, das sich der Einwanderung nach Australien widmet. Es ist im historischen Zollgebäude von Melbourne (Old Customs House), einem klassizistischen Gebäude aus dem Jahr 1876, das nach dem Goldrausch erbaut worden war, untergebracht. Mit dem 1998 gegründeten Museum sollte die weit verbreitete Meinung, dass Australien bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine homogene britische Gesellschaft gewesen sei, aufgebrochen werden. Die Heterogenität der Bevölkerung und die Multikulturalität durch die Zuwanderung nicht-britischer und nicht-irischer Zuwanderer sollte erlebbar gemacht und das Bewusstsein gefördert werden, dass jeder nicht-indigene Australier eine Migrationsgeschichte in der Familie habe. Das sollte den Rassismus bekämpfen und den australischen Zusammenhalt fördern.
Die Ausstellung gruppiert sich um vier Aspekte: Leavings: Veranschaulicht die verschiedene Auswanderungsmotive wie Naturkatastrophen, Krieg, Freiheitssuche, Arbeitslosigkeit, Abenteuerlust und den Wunsch nach Familienzusammenführung. Journeys: Zeigt die Veränderung der Reiserouten und genutzten Verkehrsmittel von den harten Bedingungen einer langwierigen Segelschifffahrt zum Jumbo-Jet. Getting in: Zeigt die historische Entwicklung der australischen Einwanderungspolitik und nationaler Identität. Dabei werden auch die dunklen Seiten der Geschichte mit Rassismus und Abschottung gegenüber unerwünschten Einwanderern gezeigt. Settlings: Zeigt anhand von Bildern die Einwanderung nach Victoria im Zeitablauf, wobei positive und negative Aspekte angesprochen werden wie glückliche Neueinbürgerungen und die Zustände in Asylbewerberlagern. Die Auswirkungen der Einwanderung im Allgemeinen auf die Kultur und Gesellschaft, aber auch auf die Ureinwohner und die Landschaft wird gezeigt."
Mein Sohn Pascal ist ja auch ein Teil von "The stories of us".
Egal woher die vielen Einwanderer gekommen sind und egal aus welchen Gründen sie ihre Heimat verlassen haben, eines haben alle gemeinsam: Es begann damit, das Zuhause zu verlassen ...
Mir hat der Besuch sehr gut gefallen; ein empfehlenswertes Museum.
Den Test, den alle Einwanderungswilligen absolvieren müssen, habe ich ohne Vorbereitungen (knapp) bestanden. Die Antworten auf die Fragen zu und über die Verfassung waren meine Stolpersteine.
So praktisch: "Das stündliche Parken ist grossartig, wenn Sie kurzfristig für Einkäufe oder Geschäfte parken müssen. Sie zahlen stundenweise und können gehen, wann Sie möchten."
Als ich zum Parkhaus zurückkehre und das Ticket einschiebe, trifft mich beinahe der Schlag: 50 Australische Dollar will die Maschine von mir; das muss ein Fehler sein. Ein zufälliger vorbei gehender Parking-Angestellter kommt da wie gerufen. Der Preis könne doch nicht stimmen, für nur eine gefühlte Stunde, sage ich ihm. Er schaut sich das Ticket genauer an und meint, es seien 1 1/2 Stunden gewesen und der Tarif sei korrekt. Die Benützung des, vor dem Museumsbesuch als "so praktisch" titulierte, Parkhauses hat einen sehr stolzen Preis. Zähneknirschend schiebe ich meine Kreditkarte ein und werde auf einen Kreditkartenzuschlages 2,5 % aufmerksam gemacht (später standen CHF 36.22 auf der Kreditkartenabrechnung).
Meiner Familie habe ich gesagt, dass ich heute auswärts Abendessen werde. Ich fahre nach Torquay zurück, parke und laufe herum und warte auf eine Inspiration. Die Illumination entpuppt sich als Toki, einem modernen japanischen Restaurant.
"Meet Toki, a new lavish modern Japanese restaurant. Step into an opulent world of modern Japanese dining at Toki, set in the heart of Torquay."
Gespannt steige ich die Stufen in den ersten Stock hoch, werde freundlich zu einem Tisch begleitet. Die mir ausgehändigte Menü Karte sieht vielversprechend aus.
Fresh salmon sashimi.
Fresh hiramasa kingfish sashimi.
Tempura style soft-shell crab, rolled inside sushi rice.
Dazu genehmige ich mir ein Glas Chardonnay Jack Rabbit, vom Weingut wo Terry und ich gestern waren.
Erstmals bin ich an beiden Geburtstagen meiner Enkeln anwesend; deswegen gehe ich heute in Torquay entsprechend einkaufen.
Danach besuche ich einen Surfbrett Shop.
Korrektur: Ich ging zur rechten Tür rein und bin nun im Kuya zum Frühstück.
Korrektur: Kein Frühstück, nur einen gesunden Smoothie. Nun fällt das Shoppen leichter.
Später, es ist zwischenzeitlich halb zwei geworden, kehre ich im Pholklore ein, einem Vietnamese street food restaurant in Torquay.
Eine der leckeren Pho (Phở), traditionelle vietnamesiche Nudelsuppe, machen mich an. Ich entscheide mich für eine Pho Tom Yum mit Seafood. Ein kleines Detail am Rande: Nicht diskrimierend sind die zwei verfügbaren Grössen, "Available in small and regular serves"; bei grossem Hunger genügt es, eine reguläre Portion zu bestellen.
Pasci hat kürzlich Solarpanels montieren lassen.
Ein Prost auf die unbegrenzte Energiequelle Sonne.
Janelle besucht mit Freundinnen ein Musical in Melbourne. Auf vielseitigen Wunsch von Lennox - Grospapi, do you like Gypsy Burger too? - fahren wir vier zur Bells Beach Brewing. Vor dem Einsteigen zeigt mir Pascal, dass er sich doch noch als Schweizer bekennt.
Beim food truck bestellen wir das Gewünschte und gehen in die Brauerei hinein.
Die Bierauswahl ist gross. Ich frage nach einem leichten Bier.
Pascal und die Kids waren wir noch nie da; Grund genug um nach Ballarat ins Freilichtmuseum Sovereign Hill zu fahren. Die Fahrt dorthin dauert rund 1 1/4 Stunden. Just in time sind wir dort und reihen uns kurz vor der Eröffnung um 10 Uhr in die Kolonne ein.
"Sovereign Hill is an open-air museum in Golden Point, a suburb of Ballarat, Victoria, Australia. Sovereign Hill depicts Ballarat's first ten years after the discovery of gold there in 1851. It was officially opened on 29 November 1970 and has become a nationally acclaimed tourist attraction. It is one of Victoria's most popular attractions and Ballarat's most famous. Set in the Australian 1850s, the complex is located on a 25-hectare site that is linked to the richest alluvial gold rush in the world. The site comprises over 60 historically recreated buildings, with costumed staff and volunteers, who are able to answer questions and will pose for photos. The recreation is completed with antiques, artwork, books and papers, machinery, livestock and animals, carriages, and devices all appropriate to the era."
Nach dem Passieren der Kasse empfielt uns eine Angestellte, als erstes eine Tour für die Gold Mine zu buchen. So schauen wir auf dem Plan nach dem schnellsten Weg dorthin. Wir buchen dann eine Tour für halb eins und beginnen nun mit der eigentlichen Besichtigung.
Wir schauen bei einem Candy Maker rein, der Bonbons wie früher herstellt. Die Produktion beginnt mit dem Herstellen einer Lösung aus Zucker, Wasser und Glukosesirup. Durch Kochvorgänge bei Temperaturen zwischen 125 und 150 Grad Celsius wird dieser Lösung das Wasser wieder entzogen.
Der Candy Maker legt die zähflüssige Masse auf ein Blech und beginnt, Ballen zu bilden die er immer wieder neu knetet.
Dann presst er sie durch eine Presse ...
"bezuckert" sie und bricht die Formen in Kügelchen.
Die Bonbons werden in kleine Säckchen abgepackt und den Besuchern übergeben. Sie schmecken lecker.
Beim Bummnel durch die Main Street fühlen wir uns in die Vergangenheit zurück versetzt.
Im nachgebauten Chinese Village können wir nachempfinden, dass das einfache Leben der (chinesischen) Goldgräber hart gewesen sein muss.
Kurz nach dieser Aufnahme wurden die beiden Frauen verhaftet und abgeführt.
Drei Generationen-Tag.
Wir haben uns für die Tour entschieden, welche die Geschichte vom Minenunglück von Creswick erzählt. In der New Australasian No.2 Deep Lead Gold Mine passierte 1882 die zweitschlimmste unterirdische Goldminenkatastrophe Australiens ("Die schlimmste Bergbaukatastrophe war die Mount Keira Mine Disaster im Jahr 1902, bei der 96 Arbeiter ums Leben kamen.").
"Sovereign Hill has opened a new exhibit called Trapped, depicting the Creswick mining disaster of 1882 where 22 men were killed."
Nach dem Start erlischt das Licht und in stockfinsterer Dunkelheit fährt die Minenbahn 160 Meter in die Tiefe.
Tief unter der Erde führt uns der Führer durch schmale Gänge und erzählt aus der Geschichte und wie es zur Katastrophe kam.
"Am frühen Morgen des 12. Dezember 1882 gruben Bergleute, die in der New Australasian Mine No 2 in Creswick nach Schwemmgold suchten, versehentlich in die alten Abbaustätten der Australasian No 1 Mine, die überflutet worden waren, und das Wasser begann zu strömen. Es waren 41 Männer in der Schicht, und 27 waren drei Tage lang unter der Erde gefangen. Trotz hektischem Pumpen und mit anderen Geräten, füllte das Wasser den Minenschacht. Die gefangenen Männer kritzelten letzte Notizen an ihre Lieben auf Knüppeldosen, bevor sie ertranken. Fünf von ihnen schafften es an die Oberfläche, aber 22 starben. Die Männer, die ums Leben kamen, hinterliessen 18 Witwen und 75 unterhaltsberechtigte Kinder."
Viel zu schnell vergeht die spannende Zeit unter Tage und die Bahn bringt uns wieder ...
ans Tageslicht zurück.
Auch heute kann noch nach Gold gesucht werden, aber nur draussen am "Fluss". Jeden Morgen werden ein paar kleine Gold Nuggets im Wasser verteilt.
Die Red Hill Mine ist eine selbst geführte Tour. Zu Fuss besichtigen wir diese Mine. Es geht zuerst über Trepen runter und dann durch schmale Gänge.
Plötzlich stocken wir, denn auf unserem Weg durch den Stollen fällt Wasser von der Decke.
Wir erleben einen Minenarbeiter bei seiner harten Tätigkeit.
Das ist eine Nachbildung des weltweit zweitgrössten Goldnuggets das jemals gefunden wurde.
"The second-largest gold nugget in the world was found in Ballarat in the Red Hill Mine which is recreated in Sovereign Hill. The Welcome Nugget weighed 69 kg (2'200 ounces) and comprised 99.2% pure gold, valued at about 10'596 pounds when found, and worth over US$ 3 million in gold now, or far more as a specimen."
Im Goldgräberdorf hat es einige Handwerksbetriebe, wo richtig gearbeitet wird. So schauen wir beim Sattler und beim Schmied rein und schauen uns eine Wagnerei an, wo wir selber ein Rad fertigstellen können.
Beim Sargmacher staunen wir nicht schlecht, als wir diesen lebenserhaltenden Sarg mit "Alarmanlage" entdecken; "In doubtful cases of deaths", bei zweifelhaften Todesfällen.
Zum Zmittag gabs für uns nicht viel, auch wenns "die Besten der Kolonie waren" ...
deshalb führt uns Pascal nach dem Besuch von Sovereign Hill zum versprochenen Dessert in eine Bäckerei, wo es die beste Pâtisserie Australiens gebe. Beechworth Bakery aus Beechworth, die es zwischenzeitlich bereits in acht Ortschaften gibt, so auch hier in Ballarat.
Die Entscheidung fällt schwer bei der verführerischen Auswahl.
Beim morgendlichen Kaffee blättere ich im Swiss Review, welches den Auslandschweizern Informationen über das Heimatland vermittelt.
"The magazine for the Swiss Abroad appears six times a year and provides information about what is happening at home and the activities of Swiss associations abroad. It also answers administrative questions. The Organisation of the Swiss Abroad publishes the Swiss Review on behalf of the federal administration. It is supported by the FDFA delegate for relations with the Swiss Abroad, who is responsible for the official pages in the Swiss Review."
Die Informationen sind querbeet; bunt gemischt vom Schweizer-Comic Globi über ...
Schweizer Waffenexporte bis ...
... zu bald ungültigen Schweizer Banknoten. Ich mache Pascal auf den Artikel aufmerksam und siehe da, nach Konsultation seiner Reisekasse taucht eine "old banknote" auf. Die 100er-Note tausche ich gegen Australische Dollar (die Note kann ich später zu Hause problemlos bei einem Notenautomaten wechseln).
Bevor wir zum Strand gehen können, gilt es, einige Sonntagsarbeiten zu erledigen, die wir so in der Schweiz nicht machen (können, dürfen).
Janelle übernimmt den Lead für die Gartenarbeiten und verteilt die Aufgaben: nach dem Aufräumen kommt das Rasenmähen und kaputte Footy-Bälle für die Entsorgung aufschneiden.
Für mich bleibt kein richtiger Job übrig; so begnüge ich mich mit Zuschauen.
Der Garten sieht wie geschleckt aus; nun steht Einkaufen auf dem Zettel. Ich bin - mit der Kamera - dabei.
Fischstäbchen? Ja schon, aber der anderen Art. Ein Päckchen Whiting Fillets Coconut & Lime landet im Einkaufswagen ...
... und später zu Hause auf dem Teller.
Ich entdecke Lebensmittel, die ich in der Schweiz entweder nicht beachte, oder es bei uns nicht gibt: Eingelegte Muscheln oder Austern, zum Beispiel, oder Schokolade mit Blueberry & Acai (habe später auch von Janelle's Smoothie mit Acai probiert).
Schwer beladen kommen Pascal und ich später nach Hause.
Nun ist es Zeit, zum Strand zu gehen, der in rund 15 Minuten fussnähe ist.
Auch Hündin Ziggy ist mit dabei, welche offensichtlich Freude am Meer hat.
Pascal will es wissen.
Während Pascal die Wellen sucht, suche ich mir ein Plätzchen.
Da gehts hoch um ...
... das zu sehen: Whites Beach East.
Nach dem Duschen ist ein Apéro fällig.
Trotz blendender Sonne sorgt Oscar dafür, dass wir und ein paar eingeladene Freunde des Hauses, nicht hungern müssen. Thanks Oscar.
Am heutigen Labour Day, einem public holiday, muss Pascal leider arbeiten. Janelle übernimmt die Rolle als Chauffeuse und Guide. Sie fährt uns auf der Great Ocean Road nach Bells Beach, wo wir einen Kulturspaziergang machen wollen.
Auf dem Koorie Cultural Walk sind Tafeln angebracht mit Informationen über die Ureinwohner, den Tieren und Pflanzen.
"The Koorie Cultural Walk, a 2 km trail (one-hour return) that details how the Wathaurung people lived here for millennia. A lovely bushwalk through the Great Otway National Park with echidnas and wallabies, and spectacular coastal outlooks."
Torquay und Umgebung liegt im Wathaurong Country.
"Wathaurong, auch Wadawurrung genannt, sind ein Stamm der australischen Aborigines, der in der Nähe von Melbourne, Geelong und der Bellarine Peninsula lebt, wie auch die Kulin-Aborigines. Das Gebiet der Wathaurong erstreckte sich von der Südseite des Werribee River bis Port Phillip, der Bellarine Peninsula, dem Otway-Forst und nordwestlich bis zum Mount Emu und Mount Misery. Ihr Territorium umfasste auch die Goldfelder von Ballarat. Vor der europäischen Besiedlung gab es 25 Clans. Ein Stammesführer bzw. Elder wurde von ihnen Arweed genannt, der denselben sozialen Status wie ein Ngurungaeta der Wurundjeri-Aborigines hatte."
Wir kommen zum Aussichtspunkt mit einem schönen Panorama.
Wir kehren zum Auto zurück und Janelle fährt uns nach Bellbrae, zur Great Ocean Road Chocolaterie & Ice Creamery. Nach dem Betreten der Schokoladen-Manufaktur und Eisdiele, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Es riecht gut und die süssen Leckereien wollen auch gekauft werden.
"Die Besucher werden mit einem spektakulären Showroom mit Tausenden von Pralinen, einer ständig wechselnden Auswahl an frisch zubereitetem Gebäck, Desserts und handwerklichem Eis sowie einem ganztägigen Café mit Zutaten aus dem Küchengarten begrüsst. Sie können an täglich veranstalteten Verkostungen, praktischen Schokoladenherstellungskursen für alle Altersgruppen und einer der vielen besonderen Veranstaltungen teilnehmen oder einfach Chocolatiers bei der Arbeit durch riesige Sichtfenster beobachten."
Vorerst wollen wir vernünftig sein, und uns im Cafe, beim Mittagessen gesund verpflegen.
Wir durften alle von Oscar's Wahl kosten; sehr süss.
Meine Wahl: Eine Summer Poke Bowl für 22,50 A$, mit Urgetreide, Zuckermais, Karotte, Tomate, Krautsalat, Gurke, Edamame und Knoblauch-Pilzen, serviert mit einem Göttinnen-Dressing (served with a goddess dressing). Danach lassen wir die Versuchungen gewinnen und decken uns mit der einen und anderen Süssigkeit ein.
Oscar wird heute 8 Jahre alt. An seinen bisherigen Geburtstagen konnte ich noch nie dabei sein. Wir mussten immer per Skype kommunizieren oder haben Video-Botschaften ausgetauscht. Erstmals kann ich heute persönlich ein, zwei, drei Geburtstagsgeschenke übergeben.
Congratulations my dear Oscar
The day is yours, have all the fun in the world. Happy to be part of your birthday for the first time.
I wish you only the best.
Grosspapi
Am Nachmittag gehts mit den anwesenden Grosseltern Eis essen.
Ihr müsst mich kurz entschuldigen, habe da auf der anderen Strassenseite etwas Schönes gesehen, einen KW-Truck.
"Die Kenworth Truck Company wurde 1923 von Frederick Kent und Edgar Worthington in Seattle (USA) gegründet. Das Unternehmen ging hierbei aus der Gersix Manufacturing Company hervor, die Edgar Worthington bereits um 1900 in Seattle gegründet hatte. Kenworth ist noch heute einer der bedeutenden Lkw-Hersteller in den USA."
Später, zum Abendessen, hat sich Oscar ein Essen beim Italiener gewünscht, Pasta e Pizza ...
... und später zu Hause wartet eine Geburtstagstorte mit brennenden Kerzen zum Ausblasen.
Pascal konnte frei nehmen. So fliegen wir bereits heute, zwei Tage vor seinem geschäftlichen Anlass am Freitag, nach Sunshine Coat um gemeinsam Zeit verbringen zu können.
Vor dem Mietauto abgeben, auftanken - was in Australien auch schon günstiger war.
Wir fliegen mit Jetstar, einer australischen Billigfluggesellschaft mit Sitz in Melbourne und Basis auf dem Flughafen Melbourne; sie ist eine Tochtergesellschaft der Qantas Airways.
Um Flugtickets günstig anbieten zu können, müssen die Kosten tief gehalten werden. Mit Self Check In habe ich schon langjährige Erfahrung, aber Self Bag Drop ist neu für mich: Die Bordkarte wird am Self Bag Drop gescannt, das Gepäck auf das Band gestellt, die Gepäcketikette ausgedruckt und an das Gepäckstück angebracht. Wenn die Kamera die Etikette erfasst, setzt sich das Förderband in Betrieb und unser Gepäck wird durch den Self-Bag-Drop-Automaten in das Gepäcksortiersystem des Flughafens eingespeist.
Einer dieser Flieger ist der unsrige; wir müssen aber noch warten. Der Start von Flug JQ794 ist um 11:15 a.m. an der Reihe.
Ausser der Karte mit den Sicherheitshinweisen, die aber an Bord gelassen werden muss, gibt es nichts gratis während dem Flug (Low-Cost-Carrier).
Nach einer Flugzeit von rund 2 1/4 Stunden landen wir um 12:30 p.m. auf dem Flughafen Sunshine Coast. Die Temperaturen sind hier bedeutend höher als in Melbourne.
Die östlichen Bundesstaaten kennen die Australian Eastern Standard Time (AEST). Wir haben trotzdem eine Stunde gewonnnen, weil Queensland die Daylight saving time (Sommerzeit), im Gegensatz zu Victoria, nicht anwendet.
Mit einem Taxi lassen wir uns nach Marcoola Beach in unser Hotel führen.
"Marcoola Beach is located just north of Maroochy River and boasts quiet uncrowded beaches, which are best suited for serious surfers and walkers. Marcoola Beach is a great escape - unwind for a quiet barbecue or picnic with open grassy parkland, shady trees and children's park. Apartment style accommodation, as well as a range of hotels are available with eateries within easy driving distance. Marcoola Beach is close to the Sunshine Coast Airport, and about 10 minutes' drive south of Coolum."
Nach dem Einchecken, richten wir uns in unserem Apartment, mit zwei Schlafzimmern und Meerblick, ein.
"Two-bedroom condo-style resort suites comfortably sleep four guests in one queen bed in the master bedroom and two twin beds in the guest bedroom. You will also appreciate an ocean view, separate living/dining areas, a full kitchen, laundry facilities and Wi-Fi access."
Danach schauen wir uns im kleinen Ort um, das Angebot ist überschaubar. Mangels uns passenden und geöffneten Alternativen nehmen wir das Abendessen im Hotelrestaurant Surf Air ein.
Vom Lift direkt über einen Steg zum Strand ...
Beim Morgenkaffee in unserer Appartement-Küche besprechen wir, was wir beide unternehmen wollen. Um einen der Nationalpärke im Hinterland zu besuchen, oder nach Noosa Heads zu fahren, wäre ein Auto praktisch. An der Rezeption erkundigen wir uns nach Mietautos. Da es diese nur am Flughafen gibt, bitten wir, uns ein Taxi zu bestellen, mit dem wir zum nahen Flughafen fahren. Dort müssen wir bei allen Mietwagenfirmen vernehmen, dass kein einziges Auto verfügbar sei. So stellen wir auf Plan B um.
Tickets können keine gelöst werden, nur via TRANSLink Karte. Der Bus kommt. Ob wir Karten bei ihr kaufen können, fragen wir die Bus-Chauffeuse. Nein, das gehe nur bei einer Busstation (wir steigen bei einem Busstop ein) oder in Shops. Sie lässt uns aber auch ohne Karten einsteigen und nach Noosa Heads fahren.
Beim Busbahnhof Noosa Junction steigen wir aus und schauen uns als erstes nach einer Kaufgelegenheit für die TRANSLink Karten um; wir werden auch fündig. Danach gehen wir Richtung Strand.
Bei Noosa Parade, zwischen Noosaville und Noosa Heads, staunen wir über die luxuriösen Anwesen.
Schade, das haben wir verpasst.
In einem Informationsbüro wird mir diese Karte ausgehändigt und die very nice walks empfohlen. Der Wille ist da. Wir entschliessen uns für eine Kombination vom Tanglewood Walk und Coastal Walk. Zuerst ist der Weg flach, dann steigt er am Noosa Hill stark an. Es ist heiss.
Der Wille ist noch da, aber er will nun etwas anderes. So kehren wir um und schlendern über die Hastings Street. Dabei halten wir Ausschau nach Restaurants. Beim Zurückgehen schauen wir uns die Speisekarten der Wunsch-Kandidaten an und selektieren den Favoriten, wo wir im Schatten bei einem kühlen Weissen fein essen.
Zurück in Marcoola Beach gehen wir durch die Hotelanlage zum Strand.
Wir halten uns daran und geniessen einen Drink und die Musik.
Dann ist es schon wieder Zeit zum Schlafen.
Heute Abend steht der Höhepunkt unserer Sunshine Coast Reise an. Bis es soweit ist, müssen wir uns noch gedulden.
Während wir gestern nordwärts nach Noosa Heads gefahren sind, fahren wir heute in die andere Richtung, zur Küstenstadt Maroochydore.
Gleich in der Nähe von unserem Hotel fahren die Busse 620 und 622, welche beide, aber auf unterschiedlichen Routen, zu unserem Ziel fahren. Wir nehmen den ersten der bei der Haltestelle ankommt.
In Maroochydore angekommen, laufen wir zuerst mehr oder weniger ziellos umher, bevor wir am Cornmeal Creek entlang zu unserem eigentlichen Ziel gehen, dem Shopping Center Sunshine Plaza.
Während Pascal ein paar Telefonate erledigt, besuche ich Max, Espresso Max.
Pascal hat mir von seiner erstmaligen Erfahrung erzählt. Für mich ist es Neuland. Ich wollte es zwar machen, ging dann aber wieder vergessen. Also wieso nicht hier und heute?
Jetzt gleich geht nicht, aber in rund zwei Stunden hat es einen freien Raum. Wir buchen.
Das Warten überbrücken wir beim Thailänder.
Danach gehen wir zum Adventure Escape Room zurück. Wir haben uns für den Banküberfall entschieden.
"BANK HEIST: You and your team are about to attempt your biggest bank heist yet. Solve the hi-tech security system and escape with your share of $10 million! Now at our Maroochydore store, this is an escape room experience you don’t want to miss!
BANKÜBERFALL: Sie und Ihr Team sind dabei, Ihren bisher grössten Bankraub zu versuchen. Lösen Sie das High-Tech-Sicherheitssystem und entkommen Sie mit Ihrem Anteil von 10 Millionen US-Dollar! Jetzt in unserem Maroochydore-Geschäft ist dies ein Escape-Room-Erlebnis, das Sie nicht verpassen sollten!"
Das tönt ja spannend. Dass es auch schwierig ist, merken wir bereits kurze Zeit später. Im Raum wimmelt es von Schlösser jeder Art. Nun heisst es, die Hinweise zu finden und richtig zu interpretieren, um zu den Zahlen-Codes oder Schlüsseln zu gelangen. Pascal ist eindeutig der Erfolgreichere von uns. Wir werden von der Mitarbeiterin via Kamera beobachtet: Wenn wir nicht weiterkommen, hilft uns ein, von ihr eingeblendeter Text auf einem Bildschirm, weiter. Ganz schaffen wir es nicht, an das Gold zu gelangen; die Zeit, 60 Minuten, ist vorher abgelaufen. Aber es hat Spass gemacht.
Treffpunkt in der Hotellobby: André und seine Partnerin, Kylie, Dave, Pascal und ich. Es dauert eine Zeit, bis wir mit zwei Taxis zum Novotel Sunshine Coast Resort fahren können, wo der Event stattfinden wird. Die Hotelanlage ist sehr schön.
Als Pre-Event organisiert jeder australische Staat für seine Finalisten einen Apéro. Nun müssen wir nur noch die richtige Location finden ...
NT, Northern Territory ...
South Australia ...
Tasmania ...
VIC, hier sind wir richtig: Victoria.
Ein paar Häppchen, Gläser und welcome speeches später werden wir aufgefordert, uns zum fussnahen Convention Center zu begeben.
Gleich beim Eingang gibts Gläser, allerdings nur leere, denn durstig sind wir ja nicht wirklich ... Was darf es sein? Sparkling, White Wine oder eines der vielen angebotenen Biere?
Nanu? Dave, was ist mit deinen Schuhen? Dave kaufte sich für diesen Anlass extra neue Lackschuhe. Erst heute im Hotelzimmer stelle er fest, dass in der Schachtel zwei rechte Schuhe liegen ...
Nanu? Sohn und Vater heissen nicht gleich ...???
Nun ist es an der Zeit, nach drinnen zu gehen und sich an den richtigen Tisch zu setzen. Der Saal ist sehr gross, jeweils 10er Tische sind bereit. Ich schätze, gegen 800 Personen werden hier essen und den Abend geniessen.
Die hübsche australische Fernsehmoderatorin Sofie Formica führt gekonnt und humorvoll durch das reich befrachtete Programm. Zwischen Musik, Essen und Reden werden immer wieder Gewinner der insgesamt 25 Kategorien bekanntgegeben; gefolgt von Dankesreden.
Pascal's Arbeitgeber, die Higher Marks Geelong Cats, gewannen den Victorian Tourism Awards 2021. Sie sind bei der heutigen nationalen Verleihung, Qantas Australien Tourism Awards, einer von 7 Finalisten in der Kategorie Business Event Venues (Veranstaltungsorte für Geschäftsveranstaltungen).
Dieser Award steht gegen Ende auf dem Programm, wir müssen uns also noch gedulden. Dann ist es soweit, Sofie Formica stellt die 7 Kandidaten vor. Die Spannung steigt.
And the winner is ... Darwin Convention Centre, Northern Territory. Es hat diesmal nicht gereicht. Am meisten enttäuscht ist Kylie, die für das Bewerbungsdossier verantwortlich war.
Für mich war es ein sehr eindrücklicher und unterhaltsamer Abend, auch wenn ich nicht alles verstanden habe. Es hat auch Spass gemacht, mich wieder mal in Schale zu werfen.
Heute ist Abreisetag. Nach dem Auschecken haben wir noch Zeit um zum Strand zu gehen.
Es ist kein Schwimmbetrieb am Strand, so hat der Lifequard Zeit um mit uns zusammen zu posieren.
Wäre das allenalls ein Job für mich?
Zusammen mit Dave fahren wir mit einem Taxi zum Flughafen.
In diesem kleinen Flughafen wird noch vieles manuell abgewickelt.
In ein paar Jahren werden wir uns fragen: "Mundmasken aus dem Automaten?"
1.15 PM ist die Abflugzeit für den Flug JQ795 nach Melbourne. Wir holen den reservierten Mietwagen ab und fahren los. Leider sind in Pascal's Küchenteam weitere Ausfälle eingetreten; er muss nun selber einspringen. So fahre ich statt direkt nach Hause, zuerst zum Stadion in Geelong, wo Pascal zum Arbeiten aussteigt.
Dear
I Love this day,
to sharE him with you.
UnfortuNately I live far away from you,
but today we eNjoy together.
We celebrate yOur birthday
as the best day in the galaXy.
Grosspapi
Nach dem Geschenke auspacken machen wir uns bereit. Am Mittwoch hat die neue Footy Saison begonnen. Alle Familienmitglieder - ausser Pascal, er ist logischerweise für die Cats - sind Fans von den Falken. So ist es ein leichtes, auch mich mit einem Hawks-Schal auszustatten. Heute spielen in Runde 1 die Hawks gegen die Kangaroos.
Wir fahren nach Melbourne, zum Melbourne Cricket Ground, wo wir die Grosseltern Shirley und Terry treffen, ebenfalls langjährige Hawks-Fans mit Jahreskarten.
"Der Melbourne Cricket Ground (MCG) ist eines der bedeutendsten und grössten Stadien Australiens. Die Geschichte des Stadions lässt sich bis 1853 zurückverfolgen. Es befindet sich im Yarra Park im Stadtteil Richmond unweit des Stadtzentrums von Melbourne. Nach einem rund AUD 400 Millionen teuren Umbau, der Ende 2006 abgeschlossen wurde, fasst das Stadion 100'024 Zuschauer. Der MCG, auch selten The G genannt, gehört damit zu den grössten Stadien der Welt."
"Australian Football, auch als Australian Rules Football, Aussie Rules oder einfach Football oder Footy bezeichnet, ist eine Footballvariante, die mit einem ellipsoidförmigen Ball auf einem grossen, elliptischen Spielfeld mit vier (Tor-)Pfosten an jedem Ende gespielt wird. Das Ziel des Spiels ist es, durch Schüsse zwischen die Pfosten zu punkten."
"Der Hawthorn Football Club ist eine Australian-Football-Mannschaft aus Hawthorn, Victoria, die in der Australian Football League spielt. Das unter dem Namen "The Hawks" (deutsch Die Falken) bekannte Team läuft in braun-gold gestreiften Trikots auf. Seit den 1970er Jahren zählt Hawthorn zu den erfolgreichsten Vereinsmannschaften im Australian Football."
"Der North Melbourne Football Club ist ein Australian-Football-Verein in Melbourne, Victoria, der in der Australian Football League (AFL) spielt. Das Team tritt unter dem Spitznamen "Kangaroos" in blau-weiß gestreiften Trikots an. Der im Jahr 1869 gegründete Verein zählt zu den traditionsreichen im Australian Football. Ihre Heimspiele tragen die Kangaroos im Docklands Stadium aus."
Gigantisch gross; ich war bisher noch nie in einem solch grossen Stadion.
Falken und Kängurus friedlich gemischt.
Platz hätte es für viel mehr (100'024); ich bin einer der 38'279.
Es hat Spass gemacht und hungrig. Lennox hat sich chinesisches Essen zum Geburtstag gewünscht. So gehen wir vom Stadtion aus, zu Fuss, nach Chinatown. Pascal kennt sich gut aus, hat er doch lange in Melbourne gearbeitet und gelebt.
"Chinatown ist eine ethnische Enklave im zentralen Geschäftsviertel von Melbourne. Es befindet sich am östlichen Ende der Little Bourke Street und erstreckt sich zwischen den Ecken Swanston Street und Spring Street und besteht aus zahlreichen Gassen, Strassen und Arkaden. Es wurde in den 1850er Jahren während des viktorianischen Goldrausches gegründet und zeichnet sich dadurch aus, dass es die längste zusammenhängende chinesische Siedlung in der westlichen Welt und das älteste Chinatown in der südlichen Hemisphäre ist. Melbournes Chinatown hat eine wichtige Rolle bei der Etablierung der Kultur chinesischer Einwanderer in Australien gespielt und beherbergt immer noch viele chinesische Restaurants, kulturelle Veranstaltungsorte, Geschäfte und Kultstätten. Heute ist Melbournes Chinatown eine wichtige Touristenattraktion, bekannt für sein architektonisches Erbe, jährliche Festivals und Küchen asiatischer Herkunft, sowie für seine Vielfalt an asiatischen Restaurants, Karaoke-Veranstaltungsorten, Bars und Modeboutiquen."
Nanu, unser Name ist schon wieder falsch geschrieben.
Unterwegs halte ich immer wieder staunend an.
Heute fahre ich nach Geelong und bringe dem Schneider den Anzug zurück. Danach suche ich den Weg zum National Wool Museum an der Moorabool Street 26.
"Im National Wool Museum erfahren Sie, warum Fleece von australischen Schafen fast 200 Jahre lang im Mittelpunkt unserer Wirtschaft stand. Seit der Ankunft von Schafen mit der Ersten Flotte im Jahr 1788 dominiert die Wollindustrie unsere Wirtschaft, unsere Landwirtschaft und unseren Ruf als Qualitätswollanbaunation auf der ganzen Welt. Geelong ist eine Stadt, die ein Synonym für Wolle und die Wollindustrie ist – die Schafzucht begann hier 1835 und die erste von vielen Wollspinnereien wurde hier 1868 eröffnet. Viele Jahre lang war die Stadt als "Wollzentrum der Welt" bekannt. 1988 wurde das National Wool Museum als Australiens einziges umfassendes Wollmuseum gegründet. Mit seinen kürzlich renovierten Galerien werden Sie eine erneuerte australische Geschichte erleben."
Nachdem ich das imposante Gebäude gefunden habe, schaue ich mich nach einer Parkmöglichkeit um. Parking 1: Damit ich später das Auto wiederfinde, mache ich ein Foto vom Parkhaus..
Der Eintritt beträgt A$ 10, für mich als Rentner nur 8 Dollars.
Kurz nach Beginn meines Rundganges fällt unweigerlich der riesige Webstuhl auf. Der "Axminster Jacquard Carpet Loom" von 1910 verfügt über mehr als 1000 Lochkarten und über 100 Spulen in verschiedenen Wollfarben. Der Webstuhl wird noch regelmässig von erfahrenen Teppichwebern benutzt, die damit Teppiche herstellen, die im Museumsshop gekauft werden können.
Danach heisst es viel Lesen, denn die australische Wollgeschichte wird in Worten und Bildern umfassend erklärt, vom Rücken der Schafe bis zum Kleiderständer.
In einem anderen Ausstellungsraum werden die verschiedenen Woll-Prozesse erklärt und die entsprechenden alten Original-Maschinen können bestaunt werden.
Scouring- Scheuern: "Wolle direkt vom Schaf wird als „Rohwolle“, „fettige Wolle“ oder „Wolle im Fett“ bezeichnet. Diese Wolle enthält einen hohen Anteil an wertvollem Lanolin, sowie abgestorbene Haut- und Schweissrückstände der Schafe und enthält generell auch Pestizide und pflanzliche Stoffe aus der tierischen Umgebung. Bevor die Wolle für kommerzielle Zwecke verwendet werden kann, muss sie gescheuert werden, um die fettige Wolle zu reinigen. Das Scheuern kann so einfach sein wie ein Bad in warmem Wasser oder so kompliziert wie ein industrieller Prozess, bei dem Reinigungsmittel und Alkali in speziellen Geräten verwendet werden."
Carding - Kardieren: "Vereinfacht kann man sich den Vorgang des Kardierens als das zügige Auskämmen von Wolle oder sonstigen Fasern vorstellen. Dies geschieht automatisiert in einer sogenannten Kardiermaschine. Das Ziel des Kardierens ist es, die vormals ungeordneten Fäden in eine parallele Anordnung zu bringen. Verarbeitet man die Wolle auf diese Weise, liegen die Fasern anschliessend weich und aufgelockert nebeneinander. Sie lassen sich leicht zu einem feinen Garn spinnen. Die Rohwolle wird gewaschen, getrocknet und dann flächig in die Kardiermaschine eingelegt. Im Inneren der Karde arbeiten zwei mit Nadeln besetzte Walzen. Sie rotieren mit einer hohen Geschwindigkeit und ziehen selbst die kürzeren Fasern regelrecht an. Wie ein Kamm zupfen die Häkchen die losen Textilfasern in eine längliche Form. Das Kämmen kann mehrmals wiederholt werden. Heraus kommt ein längliches Vlies, auch Faserflor genannt. Das Vliesband lässt sich leicht spinnen oder anderweitig verarbeiten."
Combing - Kämmen: "Eine weitere Methode, Wolle zum Spinnen vorzubereiten, ist das Kämmen. Dafür verwendet man Kämme mit einer oder mehreren Reihen von langen spitzen Metallzinken und Wolle mit nicht zu kurzen Fasern. Um Kammgarn herzustellen, muss Wolle zuerst gekämmt werden. Für Streichgarne dagegen wird Wolle kardiert. Beim Kämmen kann nur langstapelige Wolle verwendet werden. Der Prozess entfernt sämtliche kürzeren Fasern, Knötchen und Unreinheiten, die als sogenannter Kämmling ausgesondert werden, während beim Kardieren die Fasern nur einigermaßen geordnet werden, aber lange und kurze Fasern als Gemisch verbleiben und kein Ausschuss anfällt."
Spinning - Spinnen: "In der Textilindustrie ist Spinnen die Herstellung von Garn aus Stapelfasern, insbesondere der Prozessschritt der Garnbildung durch gleichzeitiges Verziehen und Verdrehen. Dadurch wird der Faden fein und fest. Spinnen ist, wie das Weben, eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Ursprünglich Handarbeit mit einfachsten Hilfsmitteln, dann mit dem Spinnrad, ist das Spinnen heute voll mechanisiert und millionenfach schneller."
Weaving - Weben: "Das Weben, die Weberei oder Webekunst ist eine der ältesten Techniken der Herstellung textiler Flächengebilde, bei dem mindestens zwei Fadensysteme, die Kette (Kettfaden) und der Schuss (Schussfaden), rechtwinklig verkreuzt werden. Die vorgespannten Kettfäden bilden den Träger, in den nacheinander die Schussfäden von einer Webkante zur anderen durch die gesamte Webbreite eingezogen werden. Das Erzeugnis wird in der Fachsprache als Gewebe bezeichnet, ein Begriff, der sowohl Tuche (umgangssprachlich: „Stoff“) als auch andere Produkte umfasst, wie beispielsweise gewebte Teppiche oder Tapeten."
Knitting - Stricken: "Stricken ist das Herstellen textiler Maschengebilde aus Garnen durch Fadenumschlingung, wobei die Maschen einer Reihe nacheinander gebildet werden. Beim Handstricken wird mit zwei bis fünf, auch mehr sind möglich, Stricknadeln gearbeitet. Beim Maschinenstricken benötigt jedes Maschenstäbchen eine Zungennadel."
"Albert Anker's Strickendes Mädchen (1884) beim Stricken von Strümpfen."
Im Dachgeschoss besuche ist die sehr beachtenswerte Fotoausstellung Wildlife Photographer of the Year.
In verschiedenen Tier-Kategorien sind zum Teil sensationelle Aufnahmen ausgestellt.
Ich beende meinen Museumsbesuch, hole das Auto aus dem Parkhaus und fahre zu meinem nächsten Ziel. Parking 2: Hier muss ich zuerst jemanden fragen um zu wissen, wie das Bezahlen funktioniert; zuerst muss die Autonummer eingetippt werden.
Glücklich über den gefunden Parkplatz gleich gegenüber vom Armor Antiques Military Collecables & Museum, überquere ich die Strasse ...
... um "Sorry, we are closed" lesen zu müssen. Also direkt zu Vorhaben drei am Hafen. Diesmal parke ich den Wagen in einem Parkhaus von einem Einkaufszentrum. Auch Parking 3 möchte ich wiederfinden.
Meinen Hungen möchte ich in einem Restaurant stillen, wo ich im November 2017 mit Janelle und Pascal war, und wir leckeren Catch of the day genossen haben.
Das Fishermen's Pier sieht noch gleich, wie in meinen Erinnerungen aus.
Ohne Probleme erhalte ich, in dem beinahe gänzlich leeren Restaurant, einen Tisch am Fenster.
Nach dem Blick auf die Karte, bestelle ich die Seafood Platter.
Während dem Warten aufs Essen, kommen die Bilder der Erinnerungen hoch und ich freue mich auf die Köstlichkeiten des Meeres.
Mein Essen wird serviert. Leider sind in der Realität die meisten Leckereien frittiert; entspricht nicht meinem Geschmack.
Nach dem Essen gehe ich zu dem vom Fenster aus gesehenen Segelschiff, der Young Endeavour.
"Die Young Endeavour ist ein australischer Grosssegler. Die Young Endeavour wurde von Brooke Marine gebaut und 1988 von der britischen Regierung an Australien als Geschenk zur Feier des zweihundertjährigen Bestehens Australiens übergeben. Obwohl Young Endeavour von der Royal Australian Navy betrieben und gewartet wird, bietet sie jedes Jahr bis zu zwanzig Segeltrainingsreisen für junge Australier im Alter von 16 bis 23 Jahren an. Marinepersonal übernimmt die verschiedenen Tätigkeiten auf dem Schiff, aber bis zu 24 jungen Australiern haben die Gelegenheit, die Fähigkeiten zu erlernen, die erforderlich sind, um einen Grosssegler mit quadratischer Takelage zu segeln. Dazu gehört, wie man navigiert, Wache hält, in der Kombüse kocht, das Ruder übernimmt und den 30-Meter-Mast erklimmt, um in die Höhe zu arbeiten, Segel zu setzen und zu rollen. Gegen Ende der Reise wählt die Jugendmannschaft ein Kommandoteam, das 24 Stunden lang die volle Verantwortung für Young Endeavour übernimmt und das Schiff entlang der australischen Küste segelt."
Für die Rückfahrt nach Torquay nehme ich mir Zeit und fahre auf kleinen Strassen auch Umwege.
Diesmal habe ich ein europäisches Auto, rechts gesteuert, aber die Anordnung von Blinker und Scheibenwischer sind wie bei uns in Europa. Stolz, dass ich es zwischenzeitlich im Griff habe zu blinken, wenn ich blinken will, ist mein angepasster Automatismus nun verwirrt: statt dem Blinker wird der Scheibenwischer aktiv.
Der Abschied steht bevor. Die letzten Stunden bei meiner Familie sind immer traurig und emotional. Wir wissen nicht, wann wir uns das nächste Mal wieder sehen, uns wieder in die Arme schliessen können.
Oscar hat sich von mir zum Geburtstag ein Bingo Spiel gewünscht; was wir jetzt ausprobieren wollen. So spiele ich mit meinen beiden Grosskindern Australia's Deadly Animals.
"Dieses familienfreundliche Spiel ist vollgepackt mit seltsamen, wunderbaren und furchterregenden Kreaturen für stundenlangen Bingo-Spass. Enthält Favoriten wie den Weissen Hai, die Kastenqualle, den tasmanischen Teufel und die australische Todesotter sowie weniger bekannte Tiere wie die australische Lähmungszecke und den extravaganten Tintenfisch. Mit 64 der tödlichsten, schönsten und geradezu überraschendsten Arten Australiens ist dieses Bingo-Spiel voller lustiger Fakten und herrlicher Illustrationen, die Kinder und Erwachsene gleichermassen begeistern werden. Markieren Sie jede Spezies auf Ihrer Karte, wie sie gerufen wird, und seien Sie der Erste, der BINGO ruft!"
Ja, und dann sind sie da, die letzten Umarmungen. Ich steige in mein Mietauto und fahre zum Internationalen Flughafen Melbourne.
Hier in der Lounge ist das Warten angenehm.
Zeit fürs Boarding.
Der erste Flug meiner Heimreise, der SQ228, bringt mich von Melbourne in 7 h 40 min nach Singapore.
Es ist gegen halb zehn Uhr abends als ich auf dem Changi Airport lande. Rund vier Stunden dauert es bis zu meinem Weiterflug nach Zürich.
Trotz der vielen Transitpassagiere sind die Shops bereits geschlossen und bei den paar wenigen, offenen Verpflegungsständen bilden sich Kolonnen. Das Warten ohne Ablenkungen fühlt sich so zähflüssig an.
Um 01.30 Uhr lokale Zeit startet Flug SQ346.
In der Premium Economy Klasse sind nur ein paar wenige Sitze belegt. So versuche ich zwischendurch auf einer 4er Reihe zu liegen. Leider können die breiten Armlehnen in der Mitte nicht hochgeklappt werden; so polstere ich sie mit einigen Kissen zu.
Mit dem Interregio 13 um 09.38 Uhr fahre ich direkt nach Zug. Kurz nach dem Umsteigen auf die S1 nach Cham bin ich zu Hause.