Ueli Meyes

Ardennen & Normandie

Baltikum & Finnland

Färöer & Island 1
Färöer & Island 2

Grand Canaria

Iran

Kroatien & Bosnien-Herzegowina

Ladakh/Indien

Mustang/Nepal

Pamir-Highway

Rumänien

Schweiz 150 Pässe

Thailand

 

Ueli fährt nordwärts: Auf den Spuren der Wikinger

"Als Wikinger werden die Angehörigen von kriegerischen, seefahrenden Personengruppen aus Skandinavien, meist nordischen Völkern des Nord- und Ostseeraumes während der Wikingerzeit (790–1070 n. Chr.) im mitteleuropäischen Frühmittelalter bezeichnet. Die Wikinger stammten aus Norwegen, Dänemark und Schweden und fanden sich zu losen Gefolgschaften zusammen, um in Mittel- und Südeuropa Beute zu machen, Siedlungsräume zu finden und schnell reich zu werden.

Die Wikingerzeit auf den Färöer dauerte von der Landnahme durch Grímur Kamban um 825 bis zum Tode von Tróndur í Gøtu, dem letzten Wikingerhäuptling auf dem Färöer-Archipel, 1035, und der Machtübernahme von Leivur Øssursson im selben Jahr.

Immer mehr Wikinger kamen aus Skandinavien und liessen sich in Island nieder. Von 874 bis 930 dauerte die so genannte Landnahme – der Zeitraum von der ersten Besiedelung bis zur Gründung des Althings, dem bis heute ältesten Parlament der Welt."

 

Färöreer-Inseln Färöer Färöer-Inseln und Iceland Island Iceland

 

24. Juli - 25. August 2023

 

Inspiration - Motivation

Bis zu meiner Pensionierung arbeitete ich gut 28 Jahre für eine dänische Firma. Während dieser Zeit war ich x-mal in Dänemark, geschäftlich für Meetings und zur Weiterbildung; auch mit privaten Aufenthalten habe ich das Land kennengelernt. Nie war ich jedoch in Dänemarks Aussengebieten, den Färöer, die wie das Mutterland geographisch zu Nordeuropa gehören, oder Grönland, das man zu Nordamerika zählt. Da mich zudem nicht-0815-Reisedestination anziehen, hatte ich immer wieder entsprechende Reisegedanken im Hinterkopf.

 

Vorbereitung

Als erstes konsultiere ich meine Agenda um ein möglichst langes Zeitfenster zu finden. Ich definiere den Start, Montag nach einem Wochenende, wo uns Freunde besuchen, und das Ende, den runden Geburtstag eines Familienmitgliedes. Danach besuche ich die Webseite von Smyril Line, einer Fähr- und Frachtgesellschaft, welche Fähren zu den Färöer und nach Island betreibt. Zwei Destinationen in einer Reise: ich buche die Fähren für einen dreitägigen Aufenthalt auf der Färöer Inselgruppe und eine Woche auf Island.

Nun starte ich BaseCamp und beginne, die Anfahrtsroute nach Hirtshals/DK zu planen, von wo die Fähre ablegt. Das Einfachste auf dem Weg in den Norden wäre, der Nachtzug von Lörrach nach Hamburg, wie ich das schon einige Male gemacht habe. Am Schnellsten wäre die Strecke auf der Autobahn durch Deutschland. Diesmal will ich es nicht einfach oder schnell haben, sondern ich möchte Städte besuchen, die ich vom Namen her kenne, sie aber noch nie besucht habe, wie Gent, Brügge und Antwerpen in Belgien, Rotterdam in Holland sowie die Insel Sylt in Deutschland.

Im Garmin Tool sind Strassen und Orte auf Färöer immer noch nicht bekannt, ist doch die Inselgruppe im Atlantik lediglich ein unbeschriebener Flecken. Schon 2021, als ich die Tour zum Nordkap mit Färöer-Abstecher plante - wegen Covid-Einschränkungen dann nicht umgesetzt - war ich deswegen mit Garmin in Kontakt. Die Tagesausflüge ab Tórshavn plane ich deshalb mit Google Maps und werde diese danach aufs Handy kopieren.

Bei Island entscheide ich mich für den Klassiker unter den Island-Reiserouten, die Rundreise entlang der Ringstrasse, einer gut ausgebauten Strasse, die auf rund 1'300 Kilometern einmal um ganz Island herumführt und die Hauptverkehrsader des Landes ist. Die Idealzeit für die Umrundung, 10-14 Tage im Sommer - wieso habe ich nicht einen längeren Aufenthalt auf der Insel gebucht? - liegt für mich nicht drin, so müssen die als "mindestens 6 Tage im Sommer" reichen. Bei der Hotelsuche merke ich bald, dass ich nicht alleine in Islands Hochsaison unterwegs sein werde. Viele Hotels sind bereits ausgebucht, so dass ich ein paar Mal nicht in der gewünschten Ortschaft übernachten kann. Zudem gibt es zweimal nur ein Bett in einem Mehrbettzimmer; “Sleep well in your Bettgestell” ...

Die Routendaten übertrage ich in eine Excel Tabelle. Die Fahrzeiten und die Zeiten für geplantes Sightseeing sind für mich auch Indikator für die zu absolvierenden Tagesleistungen. Um einen Überblick zu erhalten, trage ich auch die Kosten für Fähre, Hotels, Parking, Sightseeing und ähnliches ein.

 

Verwirklichung

Montag, 24. Juli 2023: Start, Abbruch und zurück auf Feld eins, 203 Km

Endlich! Das Gepäck ist bereits auf dem Töff, das Navi montiert und ich, im Regenkombi, auch startbereit. Nun ja, einen Start ohne Regen wäre angenehmer, aber ich bin ja gut geschützt. Kurz nach neun Uhr fahre ich aus der Tiefgarage raus, aktiviere das Navi und lasse es Satelitten suchen. Danach aktiviere ich die vorbereitete Tour "010 Luxemburg, Cham bis Luxemburg" und los gehts. 455 Km stehen mir bevor, rund 5 Stunden Fahrtzeit.

Kaum auf der Autobahn Richtung Luzern fahrend muss ich feststellen, dass sich das Navi abgeschaltet hat. Nanu, wieso denn das? Ich halte an und starte es neu; es fährt hoch um mir gleich danach wieder nur den dunklen Bildschirm zu zeigen. Ich fahre weiter und überlege, was ich tun könnte. Da ich auch eine Halterung für das Mobiltelefon am Lenker habe, könnte ich ja die Touren im Handy eingeben. Aber wie lange ist iPhone wasserdicht? Zudem sind es 25 Routen mit vielen Wegpunkten zu Museen und Sehenswürdigkeiten. Mit diesen Gedanken fahre ich unschlüssig weiter. In der Nähe des Autobahnkreuzes Härkingen sehe ich das Logo von Kawasaki. Ich verlasse die Autobahn und fahre hoffnungsvoll zum Importeur der Kawasaki Motorräder. Leider können sie mir nicht helfen. Es könnte beim Garmin-Gerät liegen, wird mir gesagt. So suche ich via Handy nach einem Garmin-Händler in der Nähe und rufe diesen an. Ja, er habe Batterien. Ich fahre ins Luzernische zurück. Nach dem Kauf einer neuen Batterie starte ich das Navi. Aber kurze Zeit später weicht die Freude der Realität, das Gerät schaltet sich mangels Strom aus. Die Batterie im Navi reiche nicht lange, meint der Verkäufer, der Betrieb müsse über die Stromversorgung vom Motorrad gehen. Lustlos fahre ich auf die Autobahn zurück und darauf wieder Richtung Basel. Nun beginnt es noch sintflutartig zu regnen. Ich fahre auf die nächste Raststätte.

Da ich total in einem Entscheidungsstau stecke, nehme ich Kontakt mit einem lieben Kollegen auf und frage ihn um seine Meinung. "Umkehren und mit dem Töff in die Garage" lautet seine rasch übermittelte Antwort.

So fahre ich nach Cham zurück. Meine Motorrad-Garage hat jedoch am Montag geschlossen. Also kann ich höchstens am Mittwoch neu starten. Am Dienstag fahre ich zur Garage und erkläre das Problem. Es dauert nur ein paar Minuten und die Ursache ist klar: die Sicherung ist durchgebrannt. Nach deren Auswechslung ist das Problem gelöst und ich bekomme ein paar Sicherungen mit auf den Weg.

 

Dienstag, 25. Juli 2023: Neuplanung der kommenden Tage

Sorry Wickie, du und deine starken Männer müssen noch warten bis wir uns treffen ...

Da ich die ersten beiden Tage verliere, muss ich nun die Route kürzen und Hotelbuchungen stornieren. Ich verzichte auf die Nächte in Luxemburg und in Gent und auf die Besichtigung von Antwerpen. So sollte es möglich sein, die dritte Nacht bereits in Amsterdam zu verbringen, wo ich dann terminlich wieder beim Originalplan wäre. Ich lasse offen, wo ich bis dann übernachten werde, richte mich danach, wie weit ich an den ersten beiden Fahrtagen komme.

 

 

Mittwoch, 26, Juli 2023, Tag 1: Von Cham über Frankreich und Deutschland nach Vianden, Luxemburg , 524 Km

Um viertel nach acht fahre ich aus der Garage und folge den Anweisungen der vom Navi an den Helm übermittelten Stimme. In Basel verlasse ich die Schweiz und fahre in Frankreich über Colmar und Strasbourge. Kurz vor Saarbrücken wechsle ich nach Deutschland und danach nach Luxemburg. Die Stadt Luxemburg lasse ich aber links liegen. Nach rund 7 Stunden, einige davon im Regen, erreiche ich Vianden, welches mich mit aufgehelltem Wetter begrüsst.

"Vianden ist eine Gemeinde im Grossherzogtum Luxemburg. Vianden ist Hauptort des gleichnamigen Kantons und einer der wichtigsten Touristenorte Luxemburgs."

Im ursprünglich gebuchten Hotel bekomme ich das letzte freie Zimmer, ein Familienbett mit zwei Doppelbetten. Den Töff kann ich gegenüber bei der Kirche abstellen; unter kirchlicher Obhut ist er wohl gut aufgehoben. Zum ersten Mal trage ich meine sieben Sachen in ein Zimmer. Es ist, wie ich auf der Reise noch viele, viele Male feststellen werde, nicht im Parterre. Nach dreimal rauf und runter ist alles oben.

Mein Zimmer in der Auberge De L'Our hat Blick auf die Strasse, nicht auf den Fluss Our. Ich wechsle mein Tenü auf Kurzarm und Sandalen, gehe wieder raus und steige den Weg zum Schloss Vianden hoch.

"Burg Vianden ist eine mittelalterliche Befestigungsanlage. Sie ist eine der grössten erhaltenen Burgen westlich des Rheins. Ursprung der gesamten Anlage bildet ein römisches Kastell, datiert auf 360–450 nach Christus. Eine grössere Bedeutung, sowie zahlreiche Erweiterungen wie der Einbau einer zehneckigen Kapelle, erfuhr die imposante Burg und mächtigste noch bestehende Wehranlage Luxemburgs im 11. Jahrhundert. Anlass war der Umzug der Herren von Vianden aus der Eifel an diesen Ort. Die Grafen von Vianden spielten bis ins 15. Jahrhundert eine wichtige Rolle unter den Herrschern zwischen Rhein, Mosel und Maas. Durch die Heirat der Erbtochter Maria von Vianden 1346 mit Simon III. von Sponheim-Kreuznach kam die Grafschaft Vianden bis 1417 in die Hände der Grafen von Sponheim. Nach dem Tod von Elisabeth, der letzten Gräfin der vorderen Grafschaft Sponheim, übernahm Engelbert I. von Nassau-Dillenburg die Grafschaft Vianden. Von 1417 bis zur Französischen Revolution war die Burg im Besitz des Hauses Oranien-Nassau. Im 17. Jahrhundert erhielt die Burg einen Palas im Renaissancestil. Während der französischen Revolution wurde sie konfisziert, jedoch 1815 an Grossherzog Wilhelm I. von Luxemburg, der auch König der Niederlande war, zurückgegeben. Wenzeslas Coster, der damalige Bürgermeister der Stadt, erwarb die Burg 1820 bei einer Versteigerung für 3'200 Gulden. Er verkaufte die Materialien der Burg wie die Kupferverdachung, Bleiverglasung, Holztäfelung und Eisenbeschläge, Türen und Fenster, sodass die Bauten der Burganlage zusehends verfielen."

Von einer einfachen Befestigungsanlage zu einer stattlichen Burg.

Vom Bankettsaal in die Küche.

Während dem Rundgang erhasche ich einen Blick auf einen Hügel, wo ein Sessellift hochfährt. Kurzentschlossen suche ich mir nach dem Verlassen der Burg den Weg.

Ich laufe und laufe und komme doch nicht zur Bergstation des Sessellifts. Irgend einmal realisiere ich, dass ich wohl eine Abzweigung verpasst oder eine falsche genommen habe. Längst bin ich auf der Höhe angelangt, aber weit und breit sind keine Menschen und auch keine Bahn zu sehen. Da kommt mir ein Mann mit einem Hund entgegen. Er klärt mich auf, dass ich viel zu hoch bin und erklärt mir den Weg zur Bergstation runter, die ich bald darauf erreiche.

Zwischenzeitlich ist es sechs Uhr geworden und ein Hungergefühl kommt auf. Im Restaurant hier oben kehre ich nicht ein, sondern kaufe mir ein Billet für die Talfahrt.

Unten angekommen überlege ich, ob ich in meinem Hotel einkehren soll oder in einem anderen. Ich entscheide mich für das Hôtel-Restaurant Victor Hugo, welches gleich gegenüber meinem Hotel liegt. Die Speisekarte wirbt mit "Französische Küche mit luxemburgischen Spezialitäten". Ich freue mich auf ein leckeres Essen; habe das Gefühl, es verdient zu haben.

Als Vorspeise bestelle ich Escargots de Bourgogne au beurre à l'ail und als Hauptgang ein Cordon bleu maison, Crème champignons servi avec pommes frites et légumes.

 

Donnerstag, 27, Juli 2023, Tag 2: Vianden, Luxemburg - Brügge, Belgien , 315 Km

Heute muss ich nicht so früh losfahren, wie gestern. Als ich aufstehe, schaue ich als erstes aus dem Fenster; es sieht nach Regenkombi aus.

Zuerst gehe ich runter ins Restaurant um zu frühstücken. Es ist kurz vor acht Uhr und noch dunkel im Frühstücksraum. Frühstück gibts ab 8 Uhr; es steht aber schon bereit. Beim Frühstücken muss ich mich entscheiden, ob ich in Gent oder Brügge übernachten soll. Dabei werfe ich auch einen Blick auf die Wetterprognosen, was mir aber nicht wirklich weiterhilft.

Brügge oder Gent?

Gent, eine der schönsten Städte, schöner als Brügge ...

In Brügge ballen sich Besucher aus aller Welt. Die belgische Bilderbuchstadt betört mit mittelalterlicher Baukunst, malerischen Grachten und märchenhaften Chocolaterien. ...

Gent ist vergleichbar mit Brügge. Sehr schöne Altstadt mit verschiedenen Kirchen, alten Häusern, Bootstouren, kleinen Gassen und kleinen Läden und Cafés und Restaurants ...

Kürzlich habe ich mir den Film Brügge sehen … und sterben? angeschaut, ein Filmdrama aus dem Jahr 2008, das einen tragikomischen Grundton sowie Actionelemente enthält. In den Hauptrollen sind Colin Farrell und Brendan Gleeson zu sehen. Regie führte Martin McDonagh, der auch das Drehbuch schrieb. Der Film spielt in der mittelalterlichen Kulisse der Innenstadt von Brügge. Der Film war unterhaltend, ist aber für die Entscheidungsfindung nicht wirklich hilfreich, ausserdem will ich ja leben ...

Gent, Belgiens viertgrösste und wohl schönste Stadt ...

Brügge ist eine wahre Fundgrube historischer und architektonischer Kunstschätze ...

Ich entscheide mich für Brügge als Übernachtungsstadt, und, wegen dem Regen, auf eine Besichtigung von Gent zu verzichten.

Um 9.45 Uhr starte ich meine Kawa und fahre aus Vianden hinaus. Während der Fahrt habe ich konstantes Wetter: Regen, Regen, Regen. Ausser einem Tankhalt fahre ich durch. Kurz vor Brügge macht mir das Wetter eine Freude, es hört auf zu regnen und hellt auf.

Kurz nach zwei Uhr checke ich im Dukes’ Academie in Brügge ein, welches sich in einer malerischen und ruhigen Gegend in der Nähe der Highlights von Brügge befindet.

Mein Gepäck ist im Zimmer, ich umgezogen und bereit für Brügge.

"Brügge (niederländisch Brugge, französisch Bruges) ist die Hauptstadt der Provinz Westflandern in Belgien. Die Gemeinde grenzt mit dem Ortsteil Zeebrugge an die belgische Küste. Ausserdem ist Brügge Bischofssitz des Bistums Brügge. Mit 118'509 Einwohnern (1. Januar 2022) ist sie die grösste Stadt der Provinz. Im Spätmittelalter war die Region um Brügge eines der Zentren der Textilindustrie und des Fernhandels in Europa und damit eine der Geburtsstätten des Frühkapitalismus. In der Stadt residierten zeitweise die Herzöge von Burgund, unter deren Herrschaft Brügge zu einer der wirtschaftlich und kulturell reichsten Städte im damaligen Europa wurde. Die Altstadt ist umgeben von Kanälen und von Wallanlagen, auf denen Windmühlen stehen. Da Brügge nie durch Kriege oder grossflächige Brände zerstört wurde, sind mittelalterliches Stadtbild und historische Gebäude sehr gut erhalten. Die Stadt ist zu Fuss oder per Bootstour erkundbar. Die Kanäle, die die Stadt durchziehen, nennen die Einheimischen Reien nach dem im Mittelalter vollständig kanalisierten Flüsschen Reie, das durch Brügge und dann direkt in die Nordsee floss. Der mittelalterliche Stadtkern wurde 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt. Der Seehafen Zeebrugge liegt etwa 14 km nördlich von Brügge."

Belgisches Bier ...

... Belgische Schokolade ...

Ich frage die Verkäuferin, welche Schokolade ich als Schweizer versuchen soll.

... und Belgische Waffeln

Die schönen Gebäude nehmen mich augenblicklich in Beschlag.

Onze-Lieve-Vrouwekerk. Die Liebfrauenkirche ist eines der ältesten Gotteshäuser in Brügge und eine Touristenattraktion.

Die Häuser an der fussgängerfreundlichen Einkaufsstrasse sind eines schöner als das andere.

Der Grote Markt ist der zentrale Platz der belgischen Stadt Brügge, um den herum sich ab dem 13. Jahrhundert die Siedlung im Zusammenhang mit dem lebhaften Warenhandel entwickelte.

Aus dem dunklen Gebäude erklingt eine Stimme. Neugierig betrete ich den Eingang.

Es ist dieser Kerl hier in der weissen Kutte und der Glocke in der linken Hand, welcher in verschiedenen Sprachen für das Historium wirbt; erfolgreich, den ich kaufe mir eine Eintrittskarte.

"Machen Sie eine Zeitreise und erleben Sie das pulsierende Brügge des Goldenen Zeitalters auf vielfältige Weise. Verfolgen Sie in der Historium Story die faszinierende Geschichte des Lehrlings von Jan van Eyck mit Film, Dekors und Spezialeffekten. Im Historium Virtual Reality unternehmen Sie einen beeindruckenden virtuellen Flug vorbei an der Architektur des 15. Jahrhunderts, darunter die Wasserhalle, ein grosser Speicher, der fünf Jahrhunderte lang am Marktplatz stand. Besteigen Sie den Historium Tower und geniessen Sie einen einzigartigen 360°-Blick auf die heutige Stadt und machen Sie ein Selfie mit dem Belfried im Hintergrund. Eine Attraktion in Brügge, die Sie unbedingt besuchen sollten."

Ein unterhaltsamer und mal anderer Museumsbesuch; mir hat es gefallen, auch wenn ich auf das Besteigen des Turms verzichte.

Na endlich! Habe schon befürchtet, dass es für mich kein belgisches Bier gibt.

"Jupiler ist der Markenname eines Bieres aus Belgien, das von der Brauerei Piedbœuf (später bekannt als Brauerei Jupiler) gebraut wird. Die Brauerei hat ihren Sitz in Jupille-sur-Meuse, einer Teilgemeinde Lüttichs, und gehört zur Anheuser-Busch InBev. Jupiler ist eine vergleichsweise junge Biermarke, das Bier Jupiler Urtyp wurde seit 1950 gebraut, ein Bier nach Pilsener Brauart, Jupiler 5 seit 1966. Das heutige Jupiler hat einen leicht herben Geschmack und enthält 5,2 % Alkohol. Die ideale Trinktemperatur liegt bei 3 °C. In Belgien hat es einen Marktanteil von 45 Prozent und ist somit vor Maes das am meisten verkaufte Pils. Jupiler ist Hauptsponsor der belgischen 1. Fussballdivision, der Jupiler Pro League."

Denkmal für Frank Marie Grégoire Van Acker (* 10. Januar 1929 in Brügge, Westflandern, Belgien; † 22. April 1992), einem belgischen Politiker.

Es geht der Essenszeit entgegen; ich schaue mich nach einem Restaurant um.

Fündig werden ist nicht schwierig, die Auswahl ist riesig.

Auf Nichts ist mehr Verlass ...

Zurück im Hotel genehmige ich mir an der Hotelbar einen Schlummerbecher.

Als ich ins Zimmer komme, liegt ein Schreiben vom Hotel auf dem Bett. Darin informieren sie mich, dass an meinem Motorrad in der Garage das Licht brenne; sie hoffen, dass dies nicht zu einem Probleme für mich führe ... Nichts wie runter in die Garage. In einer grundlosen Bewegung habe ich das Zündschloss beim Abstellen nach rechts gedreht, nicht nach links, in die Standlichtposition. Der Motor lässt sich nicht mehr starten. Sch.....

Zurück im Zimmer rufe ich die Assistance meiner Motorradversicherung an. Das Problem wird entgegen genommen, jedoch könne ich heute Abend/Nacht nicht mehr mit Hilfe rechnen ...

 

Freitag, 28, Juli 2023, Tag 3: Brügge, Belgien - Rotterdam, Niederlande , 218 Km

Aufstehen und sofort ist das unangenehme Gefühl da; ich kann ja gar nicht wegfahren. Vor dem Frühstück gehe ich hoffnungsvoll in die Garage, man weiss ja nie, aber die Kawa bleibt stumm. Nach dem Frühstück rufe ich die Versicherung nochmals an. Sie seien am Organisieren, jemand werde mit mir Kontakt aufnehmen. Ich packe und bringe mein Gepäck runter zur Rezeption. Beim Auschecken vernehme ich, dass ich nicht eine Nacht verlängern könne, sie seien voll ausgebucht, aber in der Dependance hätte es noch freie Zimmer. Ich hoffe natürlich, dass ich dieses Notszenario nicht in Anspruch nehmen muss. So warte ich bei der Rezeption.

Irgendeinmal klingelt mein Telefon, ein Mann ist daran und spricht in einer für mich unverständlichen Sprache. Ich erwähne nochmals meinen Namen und sage den Hotelnamen. Es wird aufgehängt. Kurze Zeit später kommt ein Mann in einem roten Overall ins Hotel. Er spricht ein bisschen Englisch. Wir gehen runter in die Garage. Er sieht sich die Sache an und kehrt zu seinem Auto zurück, welches er in der Nähe vom Hotel geparkt hat und kommt mit einer grossen Powerbank als Starthilfe zurück. Nein, eine neue Batterie habe er nicht für mich, erklärt er mir, er komme von einer Autogarage. Die Sitzbank muss weg, um zur Batterie zu gelangen. Er hängt die beiden Kabel an und ich starte die Kawasaki, die sofort anspringt. Nach einiger Zeit löst er die Pole und erklärt mir, den Motor nicht abzustellen. Ich frage ihn nach einer Kawasaki-Garage. In Oostkamp, einem Ort rund eine Viertelstunde von hier, gebe es eine. Ich bedanke mich, lasse meine Kawasaki mit laufendem Motor stehen, und hole mein Gepäck oben in der Rezeption.

Es ist kurz vor ein Uhr, als ich in Oostkamp vor der dunklen Kawasaki-Garage stehe. Ohne den Motor abzustellen, gehe ich zur Türe, um zu lesen, was dort steht.

Betriebsferien bis zum 1. August, interpretiere ich das Geschriebene (Auch dieses Jahr legen wir während des Jahresurlaubs eine Pause ein und haben ab dem 1. August wieder für Sie geöffnet). Also weiterfahren und hoffen, dass sich die Batterie dabei erholt und wieder auflädt.

Bei einer Tankstelle gleich um die Ecke halte ich an und tanke - bei laufendem Motor! - den Tank auf. Danach starte ich Garmin, um mich auf direktem Weg - wieder mal ohne Regen - zum Hotel Bilderberg Parkhotel in Rotterdam führen zu lassen.

"Rotterdam (verkürzt auch R’dam) ist mit 664'071 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2023) nach Amsterdam die zweitgrösste Stadt der Niederlande. Die Region Rotterdam umfasst etwa 1,75 Millionen Einwohner. Rotterdam ist aufgrund des grössten Seehafens Europas ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt für den Güterverkehr. Neben Amsterdam und Den Haag ist Rotterdam zudem eines der kulturellen Zentren der Niederlande. Rotterdam verfügt über eine Universität, mehrere Fachhochschulen, eine Musikhochschule und eine Kunstakademie. Sie ist die führende Industrie- und Handelsstadt der Niederlande. Auffällig ist die Rotterdamer Wolkenkratzer-Silhouette, die sich seit Mitte der 1980er Jahre entwickelt hat."

Es ist spät geworden, deshalb muss ich mich beeilen mit Zimmer beziehen, Kleiderwechsel und zur Nieuwe Maas zu gehen, wo um 17 Uhr die letzte Hafenrundfahrt startet.

"Der Hafen Rotterdam ist einer der grössten Seehäfen der Welt und der grösste Tiefwasserhafen Europas. Der im Rhein-Maas-Delta an der Rheinmündung (Nordsee) gelegene Hafen hatte im Jahr 2020 einen Seegüterumschlag von 436,8 Millionen Tonnen. Der Hafen liegt an einer der dichtestbefahrenen Wasserstrassen der Welt und ist von Schiffen bis 24 Meter Tiefgang anfahrbar. Bestehend seit dem 14. Jahrhundert, begann der Aufschwung des Hafens mit der Industrialisierung im Ruhrgebiet, das über den Rhein direkt erreichbar ist. Der Hafen Rotterdam und die hafenbezogene Wirtschaft tragen etwa 7 % zum niederländischen Bruttoinlandsprodukt bei und beschäftigen etwa 320'000 Arbeitnehmer; etwa 60'000 von ihnen arbeiten im eigentlichen Hafengebiet. Das Hafengebiet reicht knapp 40 Kilometer von der Rotterdamer Innenstadt bis an den Hoek van Holland und nimmt etwa 100 km² Fläche ein."

Rechtzeitig bin ich beim Schiffssteg. Ticket? In einem Gebäude gleich in der Nähe kann ich es kaufen. Viele Leute wollen diese Hafenrundfahrt machen; also anstehen und warten.

Ich steige aufs oberste Deck hoch, wo ich zwar dem Wind ausgesetzt bin, dafür habe ich eine gute Rundsicht.

Eindrückliche Hochhäuser.

Das Schiff fährt los. In Holländisch, Englisch, Deutsch und Französisch erhalten wir Informationen, was sich Backbord (vom Heck zum Bug gesehen, die linke Seite) und Steuerbord (die rechte Seite) befindet und abspielt.

Schiffscontainer so weit das Auge reicht.

"Schiffscontainer, ISO-Container, sind genormte Grossraumbehälter aus Stahl, die ein einfaches und schnelles Verladen, Befördern, Lagern und Entladen von Gütern ermöglichen. Die einschlägigen Normen (zum Beispiel Masse, Halterungen, Stapelbarkeit) wurden koordiniert von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) beschlossen und sind in der ISO-Norm 668 festgelegt. Die am weitesten verbreiteten ISO-Container haben eine Breite von 8 Fuss (2,4384 m), eine Höhe von 8 Fuss 6 Zoll = 8½ Fuss (2,591 Meter) und sind entweder 20 Fuss (6,058 m) oder 40 Fuss (12,192 m) lang. Daraus ergeben sich die als Beladungs-Masseinheiten verwendeten Abkürzungen „TEU“ (Twenty-foot Equivalent Unit) und „FEU“ (Forty-foot Equivalent Unit); es wird beispielsweise zur Benennung der Ladefähigkeit von Containerschiffen, von Umschlagsmengen in Häfen oder von Güterbahnhöfen verwendet."

 

"Die SS Rotterdam ist ein ehemaliges niederländisches Passagierschiff, gebaut von der niederländischen Werft Rotterdamsche Droogdok Maatschappij. Sie ist das grösste jemals in den Niederlanden gebaute Passagierschiff. Heute dient sie als Museums- und Hotelschiff."

Es war eine schöne und für mich als Binnenländer - flächenmässig grösster Binnenstaat ist Kasachstan - eine eindrückliche Rundfahrt, die die Grösse des Hafens hautnah und in action vermittelt hat.

"Die Erasmusbrücke (niederländisch Erasmusbrug) ist eine Schrägseilbrücke in Rotterdam über die Nieuwe Maas, einen Hauptstrom im Rhein-Maas-Delta. Die nach dem Philosophen Erasmus von Rotterdam benannte Strassenbrücke, über die auch die Linie 20 der Strassenbahn Rotterdam verkehrt, verbindet das Zentrum von Rotterdam mit dem Kop van Zuid, einem städtebaulichen Entwicklungsgebiet."

Nach der Rundfahrt steige ich zuerst zur Erasmusbrücke hoch, um auf die andere Flussseite zu gelangen. Dann entscheide ich mich um und gehe wieder in die andere Richtung zurück. Eine gute Entscheidung, stosse ich doch kurze Zeit später auf ein Indisches Restaurant. Seit meiner ersten Indien-Reise 1974 liebe ich die Indische Küche.

"Die Indische Küche umfasst viele unterschiedliche regionale Gerichte und Kochstile, die vom Himalaya bis zur Südspitze Indiens reichen. Charakteristisch für die Küche des gesamten Subkontinents sind Currys und die Verwendung unterschiedlichster Gewürze. Die Vielfältigkeit der indischen Küche spiegelt nicht nur die enorme Grösse des Landes, sondern auch dessen Religions- und Kulturgeschichte wider. So findet man in der indischen Küche viele Elemente der orientalischen Küche wie zum Beispiel Pilaw, aber auch westliche Einflüsse der ehemaligen Kolonialmächte wie Tomaten, Kartoffeln und Chili."

Chicken Tikka Angara als Einstieg für mein Lieblingsgericht Vindaloo mit Lammfleisch; hier machen sie es mit Huhn.

"Vindaloo ist ein scharfes indisches Gericht. Es entstand in Velha Goa, das 450 Jahre lang die Hauptstadt der Kolonie Portugiesisch-Indien war. Die Portugiesen brachten eine typische Zubereitungsart für Schweinefleisch mit: das Marinieren in Wein, Knoblauch und Gewürzen, auf Portugiesisch Carne em vinha de alhos. Da Goa bis in die 1960er Jahre unter portugiesischer Kolonialverwaltung stand und sich viele Einwohner zum Christentum bekannten und daher Schweine- und Rindfleisch essen durften, wurde das Gericht oft zu besonderen Anlässen serviert. Es erfuhr aber eine linguistische und kulinarische Transformation: Aus Vinha de alhos wurde Vindalho und heute Vindaloo, anstatt Schwein wird oft auch Lammfleisch oder Geflügel (bei Hindus und indischen Muslimen) verwendet. Als Gewürze werden heute Ingwer, Chilischoten, Kreuzkümmel, Pfefferkörner, Kardamom, Nelke, Piment, Tamarinde, Zimt, Senfsamen, Bockshornklee, Koriander und Kurkuma genutzt. In der englischen Umgangssprache wird es als Vindy bezeichnet und ist für seine Schärfe bekannt."

Mit der Rechnung zusammen bekomme ich ein Schälchen Mukhwas, hier ist es reiner Anis, keine Mischung.

"Mukhwas ist eine bunte indische bzw. pakistanische Süssigkeit und Verdauungshilfe. Durch seine Zutaten gibt es vor allem einen frischen Atem. Es gibt verschiedenste Mischungen, einige bestehen aus Kräutern, Samen und Körnern wie Fenchel, Anis oder Sesam andere beinhalten auch Nüsse (z. B. Stücke von Kokosnuss oder Betelnuss)."

 

Samstag, 29, Juli 2023, Tag 4: Rotterdam - Amsterdam, 75 Km

Die Fahrt von Rotterdam nach Amsterdam dauert nicht lange, so dass ich bereits um viertel vor elf Uhr vor dem Hotel Washington in Amsterdam parke und einchecke.

"Das Hotel Washington war früher ein grosses Familienhaus, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut wurde. Ein charaktervolles, warmes und freundliches Familienhotel im ruhigen, aber kulturellen Zentrum von Amsterdam (Museumsviertel)."

"Amsterdam ist die Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt des Königreichs der Niederlande und belegt den 17. Rang der grössten Städte der Europäischen Union. Die Gemeinde Amsterdam hat 921'468 Einwohner (Stand: 1. Januar 2023) und als Agglomeration Groot-Amsterdam 1'459'493 Einwohner. Während sich der Regierungssitz des Landes sowie die Königsresidenz sowie auch der Hohe Rat (oberstes Gericht für Zivil-, Straf- und Steuerrecht), der Staatsrat (oberstes Gericht für Verwaltungsrecht) und alle Ministerien und Botschaften im 60 Kilometer entfernten Den Haag befinden, ist Amsterdam seit 1983 gemäss niederländischer Verfassung die Hauptstadt der Niederlande. Seit dem 24. März 2022 besteht die Metropolregion Amsterdam (MRA) aus 30 Gemeinden in sieben Teilregionen. Amsterdam liegt in der niederländischen Provinz Nordholland, am kanalisierten Fluss Amstel und dem früheren Meeresarm. Der Hafen der Stadt ist durch den Nordseekanal mit der Nordsee verbunden. Amsterdam ist für seine Grachten weltberühmt."

Nach dem Verlassen des Hotel, gehe ich den Weg ins Museumsviertel, wo ich das Van Gogh Museum besichtigen möchte.

"Das Van-Gogh-Museum ist 1973 vom Neffen des bekannten Malers gegründet worden. Es enthält die weltweit grösste Sammlung seiner Werke, ungefähr 200 Gemälde, ungefähr 500 Zeichnungen und fast alle Schriften von Vincent van Gogh. Unter anderem enthält es die Originalwerke berühmter Gemälde wie der Sonnenblumenvase. Darüber hinaus präsentiert das Museum kleine Ausstellungen anderer Künstler, führt kreative Workshops durch und hält jede Woche Vorträge für die breite Öffentlichkeit."

Das Gemälde mit der Sonnenblumenvase und eines seiner Selbstporträts, tönt doch gut ...

... tja Ueli, dazu hätte es mehr Vorbereitungen deinerseits benötigt.

Nach einem Erfrischungsgetränk im Park, gehe ich zum Reichsmuseum.

"Das Rijksmuseum ist ein niederländisches Nationalmuseum am Museumplein im Amsterdamer Stadtteil Oud-Zuid. Es ist den Künsten, dem Handwerk und der Geschichte gewidmet. Dabei verwahrt es eine grosse Sammlung der Malerei aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande und eine umfassende Sammlung asiatischer Kunstobjekte sowie Artefakte zur niederländischen Geschichte. Mit ca. 8'000 gezeigten Exponaten wurde es zum Rijksmonument erklärt. 2015 wurde das Rijksmuseum als Europäisches Museum des Jahres ausgezeichnet. 2014 zählte es rund 2,2 Millionen Besucher."

Die lange Kolonne beim Eingang lässt mich auch diesen Museumsbesuch nicht in die Tat umsetzen. Ich benutzte den Durchgang durchs Gebäude und gehe Richtung Zentrum. Es gibt ja noch den Edamer-Käse ...

... die Grachten ...

... die traditionellen niederländischen Holzschuhe ...

die Tulpen ...

... und das Velo, der König von Amsterdam. Es dauert seine Zeit, bis ich vor dem Überqueren einer Strasse auf die Fahrradwege achte.

Auf meiner Tour durch Amsterdam entdecke ich noch anderes.

Im Park beim Museumsviertel fallen Staatsflaggen auf; es sind deren 67. Sie machen auf das Zero Flags Project aufmerksam.

"ZERO FLAGS PROJECT Homosexuality is in the criminal code in 70 countries*. A quarter of the world’s population, around 2 billion people, live in a country where homosexuality is punishable by law. In 11 of these countries the penalty for homosexuality is death and in 2 countries the death penalty has recently been carried out. The Zero Flags Project is a countdown to zero flags. In this we work together with organisations such as Pride Amsterdam, ILGA, the UNHCR, Human Rights Watch, Amnesty International and the Equal Rights Coalition. We will continue our countdown until the only flag remaining is the rainbow flag and the whole world lives in sexual- and gender freedom.
*The Zero Flags Project follows the ILGA World State-Sponsored Homophobia report which is a fundamental resource for those interested in accessing the core information on legislation affecting people on the basis of their sexual orientation."

 

Sonntag, 30, Juli 2023, Tag 5: Amsterdam - Giethoorn, 146 Km

Die heutige Strecke führt mich durch ein anderes Niederlande, weg von den Grossstädten. Ich fahre durch eine idyllische, ländliche Natur.

Die Fahrt ist abwechslungsreich, wird doch die Strasse zweimal unterbrochen ...

Um halb ein Uhr erreiche ich das gebuchte Hotel Giethoorn in Giethoorn, wo ich einen Early Check-in gebucht habe.

Es gibt keine Rezeption, das Check-in muss an einem Automaten gemacht werden.

Nachdem ich mein Gepäck im Zimmer habe und die Motorradkleider im Zimmer verteilt aufgehängt sind, gehe ich umgezogen wieder zum Automaten, um ein Fahrrad zu mieten.

"Wenn man in Giethoorn sagt, dass man mit dem Boot gekommen sei, ist dies nichts Ungewöhnliches. Dabei liegt Giethoorn nicht – wie etwa zu erwarten – am IJsselmeer oder an der Nordsee, sondern im 'anderen Holland' in der Provinz Overijssel. Giethoorn schmiegt sich an einen etwa acht Kilometer langen Gracht von dem sich eine Vielzahl kleiner Graben abzweigt. Kaum verwunderlich ist es daher, dass Giethoorn in den Niederlanden auch als „das grüne Venedig“ bekannt ist. Die Grundstücke des Dorf reihen sich in Form kleiner Inseln aneinander, auf deren reichlich begrünten Anhöhen reetgedeckte Bauernhäuser die dörfliche Kulisse prägen. Hohe Brücken verbinden die einzelnen Inseln miteinander. Die Einheimischen sind jedoch am liebsten auf dem Wasser unterwegs. Ihr Lieblingsgefährt sind die so genannten Flüsterboote – offene, besonders geräuscharme Boote, die mit einem einfach zu bedienenden, umweltschonenden Motor ausgestattet sind. Das Wasserdorf Giethoorn liegt im Nationalpark 'Weerribben-Wieden'. Das ganze Dorf ist eine Sehenswürdigkeit an sich und Entlang der Grachten stehen die Reetdachhäuser aus dem 20. und 19 Jahrhundert, sowie Torfgräberhäuschen und auch einige der zahlreichen Museen in Giethoorn."

Kaum in die Pedale getreten, muss ich schon anhalten um das schöne Haus zu fotografieren.

Es dauert nicht lange, und ich fahre auf einem schmalen Weg einem Kanal entlang. Die schönen Häuser gefallen mir.

Für die grossen Touristenboote wird es eng in den Kurven.

Stau auf dem Wasser. Wegen den vielen Fussgängern gibts auch auf dem Weg Stau, ab und zu muss ich sogar absteigen.

Die Mietboote sind bei den Touristen sehr beliebt.

Was, will Ueli jetzt auch noch ein Boot mieten? Nein, aber eine Stroopwafel kaufen; schmecken sehr lecker.

"Eine Stroopwafel (Niederländisch für „Sirupwaffel“) ist eine niederländische Spezialität. Sie besteht aus zwei runden, aufeinander liegenden Teigwaffeln mit einem Durchmesser von etwa 10 Zentimetern, zwischen denen sich eine Füllung aus Karamell befindet. Die Stroopwafel wurde im 19. Jahrhundert in Gouda erfunden und wird traditionell mit Kaffee, Tee oder Kakao konsumiert. Häufig wird sie vor dem Verzehr auf die Tasse gelegt, um sie zu erwärmen und so den Sirup zu verflüssigen. Heutzutage wird dazu auch oft der Mikrowellenherd genutzt. Während Stroopwafels ausserhalb der Niederlande in der Regel nur industriell hergestellt und verpackt bezogen werden können, werden sie in ihrem Ursprungsland häufig auf Märkten von Strassenhändlern frisch zubereitet. Der Bruch wird zusätzlich in Tüten abgepackt als „Snippers“ verkauft."

"Wunderschönes Giethoorn, das holländische Venedig. In den Niederlanden gibt es so einige malerische Städte mit romantischen Grachten und kleinen Häusern. Doch das kleine Dörfchen Giethoorn in der Provinz Overijssel ist wohl der Inbegriff von Romantik. Kleine Kanäle, bunte Vorgärten und Backsteinhäuser wohin das Auge reicht, hier fühlt man sich wie in einem nostalgischen Film."

Gilt auch für mich, also ab in den Schuppen!

Das waren noch Zeiten.

Auf den zweiten Blick erkenne ich, dass diese reizenden Damen echt sind.

Nun habe ich Hunger. Im Restaurant 141 am Binnenpad 141 kehre ich ein und esse deftig.

 

Montag, 31. Juli 2023, Tag 6: Giethoorn, Niederlande - Glückstadt, Deutschland , 146 Km

Der Blick nach draussen zeigt ... Regen.

"Regen bezeichnet ein Wetterereignis und die am häufigsten auftretende Form von Niederschlag. Regen besteht aus Wasser, das als Dampf in Wolken gespeichert war und nach dem Kondensieren in Tropfen zur Erdoberfläche herunter fällt. Regentropfen binden Staub und Aerosole, die in die Atmosphäre aufgestiegen sind. Diese Bestandteile bestimmen den pH-Wert des Regens. Die Regenformen werden nach Entstehung, Dauer, Intensität, Wirkung und geografischem Vorkommen unterschieden. Fester Niederschlag, z. B. Hagel, Graupel oder Schnee, besteht aus gefrorenem Wasser und Kondensationskeimen und tritt auch gemischt mit Regen auf."

Kurz vor acht Uhr bin ich im Frühstücksraum und lasse es mir dort gut gehen.

Zurück im Zimmer, Zähne putzen, umziehen, packen, zum Schluss ins Regenkombi steigen und mit einem Handtuch das Motorrad trocken wischen. Das Handtuch habe ich natürlich wieder zurück ins Zimmer gelegt.

Der Regen ist auf der heutigen Fahrt mehrheitlich mein treuer Begleiter. Um halb zwei erreiche ich in Nordenham das Ufer der Weser und warte auf die Fähre nach Bremerhaven.

"Die Weserfähre Bremerhaven–Nordenham ist eine Fährverbindung, die Bremerhaven mit dem Nordenhamer Stadtteil Blexen an der Wesermündung verbindet, als letzte Fährverbindung vor der Nordsee."

Hol över (‚Hol über‘) war einst der plattdeutsche Ruf nach dem Fährmann am anderen Ufer.

Auf der anderen Seite der Weser angekommen, setze ich meine Regenfahrt fort. Nach weiteren rund zwei Stunden stehe ich wieder bei einer Fähre an. Diesmal will ich über die Elbe nach Glückstadt. Die Elbfähre verbindet Wischhafen mit Glückstadt, Niedersachsen mit Schleswig-Holstein.

Diese holländische Motorrad-Lady und ihre beiden Begleiter fahren nach Norwegen.

Nachdem ich die Fähre verlasse, fahre ich gleich bei der ersten Abzweigung rechts in die Stadt Glückstadt hinein.

"Glückstadt (dänisch: Lykstad) ist eine rechts der Unterelbe gelegene Kleinstadt in Schleswig-Holstein. Sie ist nach Itzehoe die zweitgrösste Stadt im Kreis Steinburg, der zur Metropolregion Hamburg gezählt wird. Glückstadt ist überregional bekannt durch die traditionsreiche Matjes-Produktion und durch die Elbfähre Glückstadt–Wischhafen, die die Elbmarschen in Holstein mit dem Elbe-Weser-Dreieck in Niedersachsen verbindet.
Glückstadt war mal eine königliche, dänische Residenzstadt: Die drittgrösste Stadt des dänischen Staates ist etwas Besonderes: Sie entstand auf Geheiss des dänischen Königs. Christian IV. ließ Glückstadt von 1615 bis 1621 errichten, um einen Hafen mit Verbindung zur Nordsee und einen Brückenkopf nach Niedersachsen zu schaffen. Dieser sollte zugleich das Festungs-Netz verstärken, das von der Steinburg, der Breitenburg und der Festung Krempe gebildet wurde. Der König betrachtete die Stadt auch als Symbol idealer Bauplanung und bedachte sie mit den Worten: „Dat schall glücken und dat mutt glücken, und denn schall se ok Glückstadt heten!“

Als ich beim Hotel Anno 1617 anhalte, regnet es noch immer; Lust auf Sightseeing habe ich keine. Ein paar Schritte um den Marktplatz herum, wo mein Hotel liegt, müssen reichen.

Beim Abendessen entscheide ich mich zwar für das Meer, aber nicht für die Matjes.

"Matjes sind besonders milde, vor Erreichen der Geschlechtsreife verarbeitete Heringe, die im traditionellen Verfahren durch fischeigene Enzyme in einer Salzlake gereift sind. Der ursprüngliche Herstellungsprozess wurde im Mittelalter als Hollandse maatjesharing bzw. Hollandse Nieuwe in den Niederlanden entwickelt. Als „Holländischer Matjes“ sind sie als eine garantiert traditionelle Spezialität registriert."

Beim Abendessen mache ich mich über das Wetter von Morgen schlau. Dabei stosse ich auch auf Neuigkeiten zum Wacken Open Air Heavy-Metal-Festival. Nun verstehe ich auch, wieso mir heute viele Fahrzeuge mit W:O:A.-Schriftzug aufgefallen sind. In denen sassen mehrheitlich bärtige Männer in Schwarz gekleidet und auffällig frisierte und gekleidete Frauen. Was ich an diesem Abend nicht wusste war, dass das W:O:A morgen meine Fahrt beeinflussen würde ...

"Das Wacken Open Air (stilisierte Schreibweise W:O:A) ist ein erstmals 1990 abgehaltenes Metal-Festival. Es findet jährlich am ersten Augustwochenende in der Gemeinde Wacken in Schleswig-Holstein statt und wird von der WOA Festival GmbH ausgerichtet. Nahezu alle Spielarten des Hard Rock und Metal sind auf dem Festival vertreten. Es ist eines der grössten Heavy-Metal-Festivals der Welt und eines der grössten Open-Air-Festivals Deutschlands. In den Jahren 2011 bis 2019 lag die Teilnehmerzahl jeweils bei rund 85'000 Menschen, davon 75'000 zahlende Besucher. Die für den 30. Juli bis 1. August 2020 geplante Ausgabe wurde Mitte April wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt. Als Ersatz fand ein Online-Festival statt, bei dem Konzerte gestreamt und kostenlos veröffentlicht wurden. Auch im Jahr 2021 fand das Festival nicht statt. Das letzte Wacken Open Air fand vom 2. August bis zum 5. August 2023 statt, für das 85'000 Karten verkauft wurden."

 

Dienstag, 1. August 2023, Tag 7: Glückstadt, Deutschland - Rømø, Dänemark , 179 Km

Viertel vor neun Uhr bin ich vor dem Hotel startbereit. Ich starte den Motor und das Navi mit fortsetzen der "Route 018 Deutschland, Fähre Wischhafen bis Fähre Sylt", lege den ersten Gang ein und fahre los.

Trotz Regen darf ich das Prozedere Tanken nicht vergessen.

Meinem Navi sagt W:O:A und Wacken nichts, weshalb es mich zum Ort Wacken fahren lässt. Irgendeinmal stecke ich im Stau fest und nichts geht mehr. Sobald ich Platz genug sehe, überhole ich die Autos, mal rechts, mal links.

"Staus und Schlamm: Bei der Anreise zum Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken (2. bis 5. August) brauchen die Besucher sehr viel Geduld. Die Strassen rund um den Ort bei Itzehoe waren am Dienstagvormittag mit Autos verstopft. «Wir stehen selbst im Stau», sagte eine Polizeisprecherin. Eine dpa-Reporterin vor Ort berichtete, Autos, an deren Heckscheiben W:O:A-Zeichen prangten, bildeten kilometerlange Schlangen. Auch auf vielen Feldwegen staute es sich. Einige Metal-Fans holten Campingstühle aus ihren feststeckenden Autos und setzten sich gut gelaunt und mit Bier bewaffnet an den Straßenrand. Andere Fans machten auf der Instagram-Seite des Festivals ihrem Unmut Luft und forderten Planungsupdates des Veranstalters."

In Wacken selber will mich das Navi in den zwischenzeitlich gesperrten Dorfkern führen. Ich ignoriere dies und biege auf eine Strasse ein, die zum Dorf hinaus führt. Zuerst stehe ich zwar auch noch im stockenden Stau, der sich aber später lichtet, während auf der Gegenfahrbahn schon lange nichts mehr geht. Auf der linken Seite sehe ich uniformierte Männer und Frauen - es sind Zollbeamtinnen und Beamte - zu denen ich abzweige und sie frage, in welcher Richtung ich auf der angekündigten Autobahn fahren müsse, um nach Sylt zu gelangen. Dankend fahre ich mit der erhaltenen Information weiter und bin kurze Zeit später auf der Autobahn.

In Niebüll folge ich den Wegweisern für den Autozug nach Sylt.

"Der Autozug Sylt ist ein Autoreisezug zwischen Westerland und Niebüll. Betrieben wird er von RDC Deutschland, einer Tochter der Railroad Development Corporation."

12.10 Uhr: Das Warten beginnt ...

Mühsam und langweilig. Als ich in den Shop gehe um einen Saft zu kaufen, höre ein freundliches Moin.

"Der Gruss Moin stammt ursprünglich aus dem Plattdeutschen. Er kann hergeleitet werden aus dem plattdeutschen Wort moi, was „angenehm, gut, schön“ bedeutet. Auch der Duden hat sich dieser Erklärung angenommen und vertritt die Meinung, dass „Moin“ aus dem Ostfriesischen und Mittelniederdeutschen stammt."

In meinen Kindheits- und Jugendjahren begrüssten wir uns mit Moin zäme, was für mich aber Bärndütsch war, und nicht Plattdeutsch.

Kaum habe ich mich in diesen Strandkorb gesetzt, spricht mich Fräulein Sylt an.

Endlich fährt der verspätete Zug ein und wir können gegen halb zwei Uhr auffahren. Der hinterste Wagen ist für Motorräder reserviert. Meine Kawasaki wird fachmännisch fixiert, während ich in den Kleinbus einsteige, der auf dem Wagen steht.

Auf dem Hindenburgdamm ist links die Nordsee, und rechterhand das Wattenmeer zu sehen.

"Hindenburgdamm ist die allgemein gebräuchliche Bezeichnung für den Eisenbahndamm, der die nordfriesische Insel Sylt an das Festland der Kimbrischen Halbinsel anbindet. Der Damm wurde am 1. Juni 1927 nach einer Bauzeit von vier Jahren eröffnet und dient ausschliesslich dem Eisenbahnverkehr. Er ist Bestandteil der Marschbahn von Elmshorn nach Westerland. Ursprünglich eingleisig erbaut und später zunächst mit einer Ausweichstelle versehen, ist der Damm seit 1972 durchgängig zweigleisig ausgebaut. Der Damm ist insgesamt 11,3 km lang; aufgrund der später erfolgten Landgewinnung im Zuge der Eindeichungen des Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koogs und Rickelsbüller Koogs liegen heute hiervon blos noch 8,1 km im Bereich des Nordfriesischen Wattenmeeres."

"Das Wattenmeer der Nordsee ist eine im Wirkungsbereich der Gezeiten liegende, etwa 11'500 km² grosse, rund 500 km lange und bis zu 40 km breite Landschaft zwischen Skallingen, Dänemark, im Nordosten und Den Helder, Niederlande, im Südwesten. Den bei Niedrigwasser freiliegenden Grund der Nordsee bezeichnet man als Watt. Es ist das grösste Wattenmeer der Welt. Das Watt wird zweimal am Tag während des Hochwassers überflutet und fällt bei Niedrigwasser wieder trocken, wobei das Wasser oft durch tiefe Ströme (Priele) abfliesst. Der zeitliche Abstand zwischen einem Hochwasser und einem Niedrigwasser beträgt durchschnittlich sechs Stunden und zwölf Minuten. Das vor etwa 7500 Jahren entstandene Wattenmeer hat eine der höchsten Primärproduktionsraten in der Welt. Es dient daher vielen Vögeln und Fischen als Rastplatz und Nahrungsquelle."

Der Zug hält in Westerland, wo der Abladeprozess beginnt.

"Sylt ist mit 99'14 Quadratkilometern nach Rügen, Usedom und Fehmarn die viertgrösste Insel Deutschlands und die grösste deutsche Nordsee­insel. Sylt liegt zwischen 9 und 16 Kilometer vor der Küste des Festlands, mit dem sie seit 1927 über den elf Kilometer langen Hindenburgdamm verbunden ist. Südöstlich von Sylt befinden sich die Inseln Amrum und Föhr, nördlich liegt die dänische Insel Rømø. In der Nähe der Sylter Nordspitze liegt die Insel Uthörn. Sylt erstreckt sich über 38,0 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am Königshafen bei List auf Sylt, nur etwa 320 Meter breit. An ihrer breitesten Stelle, von Westerland im Westen bis zur Nössespitze bei Morsum im Osten, misst sie 12,6 Kilometer. Der südliche Teil der Insel ist ebenfalls schmal. An der West- und Nordwestseite Sylts erstreckt sich ein knapp 40 Kilometer langer Sandstrand, zur Ostseite liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trocken fällt."

Ich fahre ohne Halt in den Norden der Insel, nach List. Was ich links und rechts der Strasse sehe, lässt mich später Silvia schreiben, dass wir diese Insel mal für Fahrradferien besuchen sollten.

Die Zuversicht lässt mich das Regenkombi ausziehen. Es bleit noch Zeit bis die Fähre kommt, so schlendere ich zwischen den mehrheitlich sommerlich gekleideten Touristen herum.

Hier hat es, nebst den üblichen Bändern, noch einen Bügel, um den Töff zu fixieren.

Die Kawa steht sicher an ihrem Platz, nun kümmere ich mich um mich ...

Fischbrötchen tönt gut; eine kleine Zwischenverpflegung ist längst fällig.

Das Überqueren der Grenze Deutschland-Dänemark ist weder seh- noch spürbar. In Dänemark war ich schon unzählige Male, aber mit dem Motorrad ist es eine Premiere. Die Fähre erreicht im Hafen von Havneby die dänische Insel Rømø.

"Rømø ist die südlichste dänische Wattenmeerinsel. Sie liegt etwa sechs Kilometer südlich der Insel Mandø und drei Kilometer nördlich von Sylt. Rømø ist mit seinem kilometerbreiten befahrbaren Sandstrand ein beliebtes Ferienziel."

Nachdem ich die Fähre verlassen habe und meine Kawa erstmals dänischen Boden unter den Rädern hat, fahre ich nach Rømø Kirkeby, wo mein gebuchtes B&B Poppelgarden liegt.

Beim Einchecken wird mir Bett- und Frottewäsche ausgehändigt. Der Vermieter weist mich darauf hin, dass er ein Motorrad-Platz eingerichtet habe, mit einer in den Gras-Sand-Boden eingelassenen Platte, damit der Seitenständer stabilen Halt finde.

Im Zimmer heisst es zuerst mal das Bett beziehen und danach ...

... kommt die ordentliche Auslegeordnung.

Blick von meinem Fenster zur Türe, hinter der sich die gemeinsamen Duschen und Toiletten befinden. Meine mehrmaligen nächtlichen Toilettengänge werden länger dauern.

 

Mittwoch, 2. August 2023, Tag 8: Rømø - Billund - Give, 134 Km

Heute steht etwas Besonderes auf meinem Tagesprogramm: Zurück in die Vergangenheit; Besuch bei meinem ehemaligen Arbeitgeber in Billund.

Was für ein Morgen, als ich gegen halb acht Uhr zum Frühstück gehe.

Zuerst fahre ich auf der Insel Rømø nordwärts und danach über den Römdamm aufs dänische Festland.

"Rømødæmningen (deutsch Römdamm) ist ein knapp 9,2 Kilometer langer künstlicher Strassendamm im Nationalpark des dänischen Wattenmeeres, der die dänische Insel Rømø mit dem Festland bei der Kleinstadt Skærbæk in der Tønder Kommune verbindet."

Ich geniesse die Fahrt, obschon es keine Kurven hat, aber schon nur das schöne Wetter macht Freude.

Ich erreiche mein Zwischenziel vor der vereinbarten Zeit. So fahre ich in Billund, das ich während meinem beruflichen Lebensweg x-mal besuchte, noch ein bisschen kreuz und quer herum. Ich realisiere, dass sich vieles verändert hat.

"Billund liegt in Südwestjütland und ist die zweitgrösste Stadt in der Kommune Billund. Die Einwohnerzahl beträgt laut Statistikamt 7049 Einwohner (Stand 1. Januar 2023). Billund ist bekannt als Sitz des dänischen Spielwarenherstellers LEGO, durch den 1968 eingerichteten Freizeitpark Legoland sowie das 2017 eröffnete Spiel-, Experimentier- und Ausstellungszentrum „LEGO House“."

Der Ole Kirk Platz beim LEGO House, welches gegen Ende meiner aktiven Zeit im Bau war.

"The LEGO Group founded in 1932 by Ole Kirk Kristiansen, and based on the iconic LEGO® brick, it is one of the world’s leading manufacturers of play materials and provides unique play experiences to children of all ages. Today, the LEGO Group employs more than 27'000 colleagues and the products are sold in more than 100 countries. The LEGO Group is owned by KIRKBI A/S (75%) and the LEGO Foundation (25%)."

"LEGO House , "Home of the Brick", is the ultimate experience centre in Billund, the hometown of the LEGO brick. 12'000 m2 large and filled with 25 million LEGO bricks, LEGO waterfalls and giant animals and plants. The house offers experiences for children and adults of all ages, who want to develop creatively and explore the endless possibilities for Learning through Play through the LEGO brick."

Für eine Besichtigung reicht die Zeit nicht, aber für ein Foto, das beweist, das ich da war.

Auf dem Weg zum Koldingvey 2 fahre ich beim Eingang zum LEGOLAND vorbei.

Beim Parken merke ich, dass ich ein bisschen nervös bin. Seit meiner Pensionierung im Juni 2014 war ich nie mehr hier und auch meine Ex-Kolleginnen und Kollegen habe ich seither nicht mehr gesehen.

Freundlich werde ich von Pernille und ihrer Kollegin am Empfang begrüsst. Sie zeigt mir einen Garderoberaum, wo ich meine Sachen ablegen kann. Dann meldet sie Nadine meine Ankunft.

Nadine hat einige Jahre bei mir in Baar gearbeitet, bevor sie vor rund 10 Jahren nach Dänemark ausgewandert ist. Sie war es, die meinen Besuch hier bei KIRKBI A/S organisiert hat.

"KIRKBI A/S ist eine dänische Aktiengesellschaft mit Sitz in Billund, die als Holding für die Beteiligungen und als Vehikel für die Finanzinvestments der Familie (Family-Office) von Kjeld Kirk Kristiansen, einem Enkel des LEGO Gründers und langjähriger Chef des Spielwarenherstellers, fungiert."

Nadine führt mich im Haus herum. Das Gebäude ist seit meinem Abschiedsbesuch im Juni 2014 erweitert worden. Auch die Anzahl Mitarbeitende ist gewaltig gestiegen. Heute sind aber viele Arbeitsplätze verwaist; Homeoffice.

Dann das Wiedersehen mit Gunnar (links) und Kurt (rechts). Während bei Gunnar nach 40 Dienstjahren die Pensionierung kurz bevorsteht, ist Kurt noch nicht so weit, aber entsprechende Gedanken sind vorhanden.

Nach einem gemeinsamen Inhouse-Lunch mit Nadine und Gunnar, heisst es Abschied nehmen. Danke für die Organisation Nadine und die überaus freundliche Gastfreundschaft; ich fühlte mich Willkommen.

Bis Give ist es nicht weit, nur rund 18 Km.

"Give ist mit 4682 Einwohnern (1. Januar 2023) die drittgrösste Stadt der Vejle Kommune im mittleren Jütland. Von 1970 bis 2006 war die Stadt Verwaltungssitz der Give Kommune."

Da das gebuchte Hotel keine Rezeption hat, ist Self-Check-in angesagt.

Den Code habe ich, aber wo kann ich ihn bei der Zimmertüre eintippen?

Vor dem Abendessen gehe ich noch ein bisschen im kleinen Städtchen herum.

 

Donnerstag, 3. August 2023, Tag 9: Give - Hvalpsund, 211 Km

Um halb neun Uhr bin ich bereit, starte den Motor meiner Kawa und das Navi.

Was ich jetzt noch nicht weiss, ist, dass mein Navigationsoffizier beim Eingeben des ersten Tageszieles in der Route 020 Dänemark Billund bis Hirtshals Fähre irgend etwas falsch macht.

"Ein Navigator oder Navigationsoffizier ist ein Offizier, der für die Navigation zuständig ist. Die Person kann Teil einer Schiffs- oder einer Flugzeugbesatzung sein. Insbesondere in der Luftfahrt ist der Beruf so gut wie ausgestorben, da die Flugzeuge für die Navigation mit Flight Management Systemen ausgestattet wurden, so dass die Piloten die Navigation ohne Unterstützung eines Navigators selbst ausführen können. Auf grossen Schiffen hingegen findet man noch heute Navigatoren. In den russischen Flugzeugen älterer Bauart ist der Navigator weiterhin an Bord und mit wesentlich mehr Kompetenzen ausgestattet als in westlichen Flugzeugen. Er kann hier dem Piloten Anweisungen geben, solange kein Luftnotfall auftritt, während in westlichen Flugzeugen der Navigator dem Piloten unterstellt ist."

Die Route sieht vor, dass ich zuerst westwärts fahre um im Freilichtmuseum Bork Vikingehavn auf Spuren der Wikinger zu treffen.

"Treten Sie durch das Tor auf Bork Vikingehavn und versetzen Sie sich in eine Zeit, in der man sich auf Raubzüge vorbereitete und die alten nordischen Götter anbetete. Die Grenzen zwischen der Welt der Lebenden und der Toten verschwinden."

Auftanken ist wichtig.

Irgendeinmal merke ich, dass etwas nicht stimmt. Ich halte an, stoppe die Navigation und starte sie neu mit dem Wegpunkt Bork Vikingehavn. Nun rechnet das Navi die Distanz und benötigte Zeit und ... die Tagesetappe dauert viel länger als in meinem Bordbuch vermerkt ist. Zudem soll ich "wenden", in die Richtung zurück fahren, wo ich hergekommen bin. Nun, das will ich nicht, ich käme viel zu spät in Hvalspund an. So gebe ich neu das Hotel ein, lasse wieder berechnen und folge den Instruktionen des Navigationsgerätes.

Sorry, habe keine håndbremse zum trække.

Auf der Originalstrecke wäre ich am Schluss mit der Sundsøre-Hvalpsund-Fähre an mein Tagesziel gelangt. Nun fahre ich irgendwo auf eine Fähre und lasse mich nach nach irgendwo übersetzen, wo die Fahrt weitergeht.

Durch den direkten Weg in den Norden erreiche ich mein Ziel schneller als geplant, so dass ich bereits gegen ein Uhr mittags im gebuchten Hotel in Hvalpsund parken und einchecken kann.

"Hvalpsund ist eine dänische Ortschaft mit 626 Einwohnern (Stand 1. Januar 2023) im westlichen Himmerland. Hvalpsund zieht vor allem im Sommerhalbjahr viele Menschen an, die maritime Atmosphäre, der schöne Strand und viele interessante Möglichkeiten entlang des Fjords sorgen dafür."

Der Blick von meiner Zimmertüre aus. Umgezogen gehe ich auf Entdeckungstour.

Kleine Hofläden gibt es bei uns ja auch, aber jeder sein eigener Trödlerladen vor dem Haus?

Als ich von meinem Bummel zurückkehre, sind weitere Übernachtungsgäste eingetroffen.

Nein, im Hotelrestaurant haben sie nur eine dansk menukort.

 

Freitag, 4. August 2023, Tag 10: Hvalpsund - Frederikshavn, 173 Km

Von Hvalpsund fahre ich nach Hobro, einer Handelsstadt in der Region Nordjylland, am Mariagerfjord gelegen, der in die Ostsee mündet. Dort will ich Vikingeborgen Fyrkat und das Vikingemuseet Fyrkat besuchen, welche nahe beisammen liegen.

"Vikingeborgen Fyrkat: Die Ringburg Fyrkat, wurde 980 unter dem König Harald Blåtand gebaut. Heute existieren keine der fünf ursprünglichen Ringburgen, aber bei Fyrkat markiert ein Erdwall die Ringburg, die die 16 ursprünglichen Langhäuser umkränzte. Die Lage der Häuser ist heutzutage mit weissen Steinen markiert. Direkt vor der Burg ist eines der Langhäuser rekonstruiert worden."

Beim Eingang kaufe ich bei einer Wikingerin ein Eintrittsticket; zum Glück ...

... es wird kontrolliert.

Ein nachgebautes Langhaus der Wikinger.

"Das Wikinger-Langhaus hat einen länglichen Grundriss mit schrägen oder gebogenen Wänden, die mit der gesamten Struktur harmonieren und im Geiste an ein umgedrehtes Wikingerschiff erinnern. Es ist leicht zu erkennen und sticht mit seinen beeindruckenden Massen von 30 m Länge und 8 m Breite in der Mitte aus der Landschaft hervor. Holzpfosten stützten die Wände und das aus kleinen Holzziegeln bestehende Dach. In Bezug auf die Belüftung wurde das Langhaus durch Türen an den Enden des Gebäudes und durch Fenster, die mit Blasenhäuten abgedeckt waren, bedient. Das Licht drang auf natürliche Weise in diese geräumige Behausung ein, die ideal für eine ganze Familie und ihre Sklaven war, die unter einem Dach arbeiteten und assen. Noch besser war, dass man hier Waren lagern und Vieh unterbringen konnte."

Nun retour beim Töff, fahre ich nur einen Kilometer zurück und halte beim Vikingscenter Wikingerhof an.

"In der Nähe von Fyrkat liegt ein Wikingerhof, der neun rekonstruierte Häuser umfasst, die zusammen einen grossen Kaufmannshof ausmachen, welche man aus der Zeitperiode von Harald Blåtand kennt. Sowohl Wohnhäuser als auch Werkstätte, wie die Schmiede, sind aus Eichholz mit Strohdächern und Wänden aus Lehm gebaut."

Im grossen Langhaus ist hier gut ersichtlich, wie die Einteilung das frühere Leben bestimmte: Schlafbereich und Küche ...

... Arbeitsbereich und ...

... Tierställe.

Ich verlasse das kleine, aber informative Freilichtmuseum und fahre in gut einer Stunde nach Lindholm, wo ich das Vikingemuseet besuche. Nebst dem informativen, zweiteiligen Museum, ist auch das grosse Gräberfeld der Wikinger eindrücklich.

"Vikingemuseet Lindholm Høje: Das Gräberfeld Lindholm Høje ist eines der schönsten Denkmäler der jüngeren Eisenzeit und Wikingerzeit. Das Gräberfeld wurde vom Jahr 400 n. Chr. bis zum Jahr 1000 verwendet, und die vielen Steinsetzungen beim Gräberfeld markieren fast 700 Brandgräber. Im Lindholm Høje Museum können Sie zwei grosse Ausstellungen anschauen. Die eine geht um das Leben der Wikinger auf Lindholm Høje, und die andere umfasst das Altertum bei dem Limfjord und seiner Umgebung."

Auf der Weiterfahrt nach Frederikshavn sehe ich plötzlich etwas und biege deswegen rechts ab. Das aufforderne und repetitive "Wenn möglich, bitte wenden" meiner Navi-Lady, ignoriere ich geflissentlich; das Entdeckte will gesehen werden.

Ein Stopp für eine Indian, eine Indian Chief Vintage wäre das Motorrad in meinem nächsten Biker-Leben, liegt alleweil drin.

"Die Indian Motocycle Company, bis 1923 Hendee Manufacturing Company, gegründet 1901 in Springfield, Massachusetts durch George Mallory Hendee und Oscar Hedstrom, war der erste Hersteller von Serienmotorrädern in den USA und zwischenzeitlich der grösste Motorradproduzent der Welt. Der grösste Teil der Maschinen von Indian waren Motorräder mit grossvolumigen Zweizylinder-V-Motoren mit Seitenventil-Steuerung und Fahrwerken, die eine bequeme, niedrige Sitzposition erlaubten. Indian ging 1953 in Konkurs. In den folgenden Jahren gab es zahlreiche Versuche die Marke wiederzubeleben, jedoch ohne Erfolg. 2011 kaufte Polaris Industries die Markenrechte."

Nach etwa einer Stunde fahren, erreiche ich Frederikshavn, welches an der Ostseeküste liegt. Beim gebuchten Hotel gibts genügend Parkplätze und ein Lift ist auch vorhanden, um nach dem Check-in mein Gepäck ins Zimmer im zweiten Stock hochzubringen.

"Frederikshavn ist eine in der Region Nordjylland gelegene Hafenstadt an der Ostseeküste und Sitz der Verwaltung der Frederikshavn Kommune. Die von Werften geprägte Stadt ist Ausgangspunkt der Fährlinien nach Oslo, Göteborg und zur Insel Læsø. In der Nähe der Stadt befinden sich einige Waldgebiete mit artenreicher Fauna und Flora und bis zu 70 m hohe Hügel wie der Pikkerbakken. Von dort aus können die nahe gelegenen Hirsholmene genannten Inseln gesehen werden, die verwaltungsmässig zur Stadt gehören. Der alte Stadtteil Fiskerklyngen ist mit seinen alten, bunten Fischerhäuschen sehenswert. Zudem bietet die Stadt in einer der längsten Fussgängerzonen des Landes gute Einkaufsmöglichkeiten. Zu beiden Seiten der Stadt erstreckt sich ein Strand. Einer dieser Strände ist der einzige Strand in Dänemark, der jedes Jahr von Mai bis September durch 100 in den Sand gesetzte Palmen in einen Palmenstrand verwandelt wird."

Das Hotel habe ich bewusst wegen seiner Lage ausgesucht. Nach dem Einrichten und Umziehen zieht es mich deshalb zum Hafen, welcher in der Nähe vom Hotel ist.

"F341: Die dänische Fregatte Absalon (F341) ist das Typschiff von zwei 2003-05 gebauten relativ ungewöhnlichen Schiffen. Die beiden Schiffe haben die Sensoren und Bewaffnung von typischen Mehrzweckfregatten. Allerdings haben sie achtern (hinten) ein grosses Mehrzweckdeck und grössere Hecktore. Dieses Deck kann zum Transport von Truppen und Fahrzeugen verwendet werden, achtern können zwei Landungsboote ausgebracht werden. Deshalb hatten die Schiffe anfangs auch Rumpfnummern als Landungsschiffe (Absalon L16 und Esbern Snare L17). Das Mehrzweckdeck kann auch genutzt werden, um dort eine Kommandozentrale in Containern einzurichten und die Schiffe so als Flaggschiff zu nutzen. Auch Minensuchdrohnen können über die Heckkräne ausgebracht werden. Das Mehrzweckdeck könnte auch für das Verlegen von Minen genutzt werden. Wegen diesen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten wurden sie als "Fleksible støtteskibe" (flexible Unterstützungsschiffe) klassifiziert. Die Klassifizierung erweckte aber den Eindruck von Hilfsschiffen. 2020 wurden beide Schiffe zu Fregatten umklassifiziert und erhielten entsprechende Rumpfnummern (Absalon F341 und Esbern Snare F342). Die beiden Fregatten sollen mit Schleppsonar nachgerüstet werden. Die Bordhubschrauber sollen U-Jagdausrüstung erhalten, so dass die beiden Schiffe der Absalon-Klasse als U-Jagd-Fregatten (U-Jagd ist ein Begriff in der deutschen Militärsprache und bezeichnet die Bekämpfung feindlicher U-Boote) genutzt werden können."

Kein Mittagessen; ich habe Hunger, so dass ich mich nach Restaurants umsehe. Moby Dick spricht mich an. Da es zudem gleich öffnet, gehe ich hinein.

 

Samstag, 5. August 2023, Tag 11: Frederikshavn - Skagen - Hirtshals - auf hoher See, 111 Km

Was für ein Morgen; das Bikerherz freuts

Motiviert und mit Freude beginne ich meine Fahrt in den nördlichsten Norden von Dänemark.

Die Fahrt nach Skagen dauert nicht lange, so bin ich bereits kurz vor zehn Uhr im Hafen, wo geschäftiges Treiben herrscht.

"Skagen ist die nördlichste Stadt Dänemarks und Teil der Kommune Frederikshavn, Region Nordjylland. Die bedeutende Hafenstadt hat 7547 Einwohner (Stand 1. Januar 2023), ist ein gut besuchtes Seebad, liegt an der Nordspitze von Jütland und kann auf lange Sandstrände verweisen. Der Hafen ist der grösste Fischereihafen des Landes. Seinen internationalen Rang verdankt der Ort jedoch den Skagen-Malern, einer Gruppe überwiegend skandinavischer Künstler, die den Fischerort Ende des 19. Jahrhunderts zu ihrem Sommerrefugium machten. Die Gegend um Skagen ist auch heute noch malerisch. Das Stadtbild wird von kleinen, ocker verputzten Häusern mit roten Ziegeldächern bestimmt. Ihre weissen Dachfugen dienten den Fischern als Landmarken."

Auch ein Kreuzfahrtschiff ist im Hafen; habe dies schon im Städtchen wegen der velofahrenden Gruppe bemerkt.

Nun verlasse ich den Hafen und fahre navigationslos durch das schmucke Städtchen. Die ocker verputzten Häuser, mit den weissen Dachfugen auf den roten Ziegeldächern sehen sie sehr dekorativ aus, gefallen mir.

Nun verlasse ich das Städtchen und fahre noch weiter nordwärts, nach Grenen. Heute ist Samstag, das merke ich an den vielen Menschen, die das gleiche Ziel haben; zu Fuss, mit dem Fahrrad oder dem Auto.

"Grenen ist die Spitze von Nordjütland, wo sich die zwei Meere Skagerrak (Nordsee) und Kattegat treffen und wo Sie mit jeweils einem Bein in jedem Meer stehen können. Es ist ein faszinierendes Erlebnis, an der äussersten Spitze von Jütland und dem europäischen Festland zu stehen und zu beobachten, wie die Wellen der beiden Meere verschmelzen und über Skagens Riff brechen. Grenen ist nicht nur der meistbesuchte Ort in Nordjütland für Menschen, sondern auch für über 110'000 Schiffe, die über 150 Tonnen wiegen. Es ist jedoch strengstens verboten, hier bei Grenen zu schwimmen, denn es ist wegen der sehr starken Strömung sehr lebensgefährlich. Geniessen Sie auch die Robben der Gegend, die sich völlig an die Touristen gewöhnt haben und sich oft am Strand inmitten des Gedränges oder auf den Bunkern im Wasser ausruhen. Die Landschaft um Grenen ist als öffentlich zugängliches Naturschutzgebiet angelegt und bietet wundervolle Möglichkeiten im Freien. Die grosse Strandfläche am äussersten Ende von Grenen ausserhalb der Dünen verändert ständig ihr Aussehen. Ab dem Parkplatz von Grenen können Sie mit der Sandormen von Ostern bis Woche 43 bis zur Spitze von Grenen fahren. Sandormen transportiert seit über 50 Jahren Touristen nach Grenen und ist Teil der Geschichte des Ortes. Hier werden Sie mehr über die Natur und die Atmosphäre des Ortes erleben."

Ich fahre so weit es geht, bis zum Parkplatz Grenen und stelle meine Kawasaki auf einem der vorhandenen Gratis-Motorradparkplätzen ab. Den Helm und die Handschuhe lasse ich auf dem Motorrad. In meiner Motorradbekleidung und den Stiefeln werde ich aber nicht bis zur Spitze gehen und auf eine Fahrt mit dem Sandormen verzichte ich. So werde ich zwar das erwähnte Erlebnis des Aufeinandertreffens von zwei Meeren verzichten müssen. Ich laufe auf den schmalen Pfaden in den Dünen und durch den Sand am Strand.

Hier entlang gehts zum nördlichsten Punkt vom europäischen Festland.

Überbleibsel der Deutschen vom zweiten Weltkrieg.

Gespannt folge ich diesen Wegweisern.

"Skagen Bunker Museum: Im Bunker-Museum kann man sich einen Eindruck verschaffen, wie es hier im 2. Weltkrieg in einem deutschen Bunker zuging. In dem ehemaligen Bunker ist heute ein Filmraum eingerichtet und man kann Figuren in Uniformen, Waffen, ein Operationszimmer u.a. bestaunen. Der Bunker vom Typ Regelbau 638 gehörte zum Atlantikwall und diente während des Krieges als Sanitätsbunker für deutsche Soldaten."

Die "guten und bösen" Führungs-Protagonisten des 2. Weltkrieges in Europa.

Nach dieser Besichtigung kehre ich zum Parkplatz zurück, esse eine Kleinigkeit und mache mich zur Weiterfahrt zum Hafen in Hirtshals bereit, wo ab 14 Uhr das Check-in beginnen wird.

"Hirtshals: Der Fischereihafen ist mit 200 registrierten Fischereischiffen der zweitgrösste Dänemarks; etwa 90 % des hier angelandeten Fisches gelangen in den Export. Der Hafen hat aber auch Bedeutung als Verkehrshafen, unter anderem bestehen Fährverbindungen nach Norwegen (Color Line und Fjord Line) sowie zu den Färöer-Inseln und nach Island mit der Smyril Line. Die Verbindung Hirtshals – Kristiansand zählt zu den wichtigsten Fährverbindungen zur Skandinavischen Halbinsel."

Auf Grund meiner Buchung erhalte ich bei der Einfahrt in den Hafen die Bordingkarten für mein Motorrad und für mich. Ich werde aufgefordert, in die Spur 20, welche für Motor- und Fahrräder reserviert ist, zu fahren.

Viel zu früh bin ich hier, aber lieber zu früh als zu spät. Beim Warten wird mir bewusst, dass ich hier an einem Point of no return meiner Reise bin. Sobald ich auf der Fähre bin und das Festland verlassen habe, gibt es keine Umkehrmöglichkeit mehr, denn meine nächste Destination ist eine Insel im Nordatlantik. Die Fahrstrecke zu den Färöer beträgt rund 1'100 km und dauert 31 Stunden.

Aus dem Bauch der Fähre vor mir kommen noch immer Lastwagen raus, resp. Traktoren, die Sattelauflieger aus der Fähre holen.

Ich checke mein Motorrad, aber ausser vielen, den Aufprall nicht überlebten Insekten an der Front, ist niemand auf meinem Soziussitz, weder legal noch illegal.

Das Warten dauert an. Mit dem deutschen Besitzer dieses Zweirades komme ich ins Gespräch. Er startete seine Tour in Süddeutschland und will auch auf die Färöer; abenteuerlich, mit zelten und selber kochen.

Endlich erhalten wir das Zeichen, in die Fähre zu fahren und dort einen Stock aufwärts. Auf Deck 4 werden wir angewiesen, die Motorräder zu parken und mit Schnellspannern zu sichern.

Die Benutzung der alten Spannern ist für mich wie ein "Buch mit sieben Siegeln"; ich kapituliere. Helfende Hände links und rechts schauen, dass meine Kawa die Fährfahrt sicher übersteht. Danke Jungs!

Mit in die Kabine will ich nebst dem Tankrucksack und dem Helm, auch die grosse gelbe Tasche mitnehmen. Damit schwer beladen suche ich den Ausgang ins Treppenhaus; auf den Lift zu warten erweist sich als chancenlos. Ein Deck höher gibt es aber mehrere Aufzüge; in einem davon gehts angenehmer weiter aufwärts. Meine Kabine liegt auf Deck 7.

Nun noch auf der richtigen Seite in die richtige Richtung ...

... und schon stehe ich vor meiner Kabine 7126, mit dem Namen Músabróðir.

"Músabróðir: Der Zaunkönig ist die einzige in Eurasien vorkommende Art aus der Vogelfamilie der Zaunkönige. Er ist nach Winter- und Sommergoldhähnchen der drittkleinste Vogel Europas. Lange Zeit wurde er Schneekönig genannt, da er auch im Winter lebhaft singt. Der Zaunkönig besiedelt Europa, Nordafrika, Vorder-, Zentral- und Ostasien. Seine Nahrung setzt sich aus Spinnen, Weberknechten und Insekten, wie beispielsweise Nachtfaltern und Fliegen, sowie deren Eiern und Larven zusammen. Die Art gilt derzeit als nicht gefährdet. In Erzählungen hat der Zaunkönig den Ruf der Schlauheit und List. Diese Nachrede geht auf eine Fabel des Äsop zurück, nach der die Vögel einst beschlossen, denjenigen von ihnen zum König zu machen, der am höchsten flöge. Dies gelang dem Adler, aber der Zaunkönig schaffte es durch eine List, ihn zu übertreffen."

Die Einzelkabine, erstmals bin ich auf einem Schiff in einer Innenkabine, ist geräumig genug für mich. Nachdem ich mich umgezogen habe, mache ich mich auf, die Norröna der Smyril Line zu entdecken.

"Die Norröna ist eine RoPax-Fähre der färöischen Reederei Smyril Line. Sie verbindet die Färöer mit Häfen in Dänemark und Island. Die früheren Verbindungen zu den Shetlandinseln, nach Schottland und Bergen in Norwegen wurden 2009 eingestellt. 1995 gab es erste Überlegungen bei Smyril Line, ein neues Schiff anzuschaffen. Mit der Aufnahme des ganzjährigen Fährbetriebs 1998 wurde ein Schiffsneubau beschlossen und am 12. November 1999 ein Vertrag mit der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) unterzeichnet. Gebaut wurde das Schiff unter der Baunummer 694 auf der Flender-Werft in Lübeck. Die Kiellegung erfolgte am 7. Januar 2002, der Stapellauf am 24. August 2002. Die Norröna war das letzte Schiff, das die Flender-Werft ablieferte, bevor sie wegen Insolvenz geschlossen wurde. Die Baukosten betrugen 93,4 Millionen Euro. Der Entwurf des Schiffes stammte vom dänischen Schiffsarchitekturbüro Knud E. Hansen. Der Neubau wurde am 7. April 2003 an Smyril Line abgeliefert und seine Vorgängerin gleichen Namens wurde in Norröna I umbenannt. Diese wurde im April 2004 an Operation Mobilisation verkauft, nachdem sie im Frühjahr 2004 nach einer Havarie der Norröna noch einmal im Ersatzdienst verkehrte."

Das Beladen der Fähre ist noch nicht abgeschlossen, wie die Autokolonne zeigt.

Als ich die Bar TN 54 betrete, will eine aufkommende Lust gestillt werden.

Mehr oder weniger pünktlich legt die Fähre ab und verlässt den Hafen.

Am Bug ist es recht windig.

Für mich ist heutzutage selbstverständlich, mit der weiten Welt verbunden zu sein, weshalb ich bei der Rezeption ein der Reisedauer entsprechendes WLAN Paket, 36 Stunden für € 18, kaufe.

Nun ist es Zeit für das Abendessen.

Ich entscheide mich für das Skansagarður Buffet. Eine grosse Auswahl an Vorspeisen, Hauptgängen und Desserts wartet auf mich; bei den Meerestieren verweile ich, Ueli like, länger.

 

Sonntag, 6. August 2023, Tag 12: Auf hoher See - Tórshavn Färöreer-Inseln , 2 Km

Heute kann ich den Seetag mit Nichtstun verbringen.

Espresso und ein Gipfeli als Frühstück in der Bar.

Have a seat, make yourself comfortable and enjoy your journey.

Die windgeschützten Sitzplätze sind gut besetzt.

Abwechslung I: Wir passsieren die Shetlandinseln.

"Die Shetlandinseln sind eine zu Schottland gehörende Inselgruppe, die den nördlichsten Teil des Vereinigten Königreichs bildet. Sie liegt in der Mitte eines Dreiecks zwischen Norwegen, den Färöern und den schottischen Orkneyinseln und bildet an dieser Stelle die nördliche Begrenzung der Nordsee gegenüber dem Nordatlantik."

Abwechslung II: Ich besuche einen Vortrag über die Färöer, auch mit Tipps über das Verhalten auf der Strasse.

Das vom Referenten Vernommene setze ich gleich vor Ort um und registriere mich für die Tunnel-Maut-Gebühren. Auf den Färöern gebe es zwei Unterwassertunnel, die beide eine Mautgebühr erheben.

"Ein Unterwassertunnel (Vágatunnilin) verbindet die westliche Insel Vágar (Flughafen) mit der Insel Streymoy (Hauptstadt Tórshavn). Der andere Unterwassertunnel (Norðoyatunnilin) verbindet die Nordinsel Borðoy (Klaksvík) mit der Insel Eysturoy (Leirvík). Maut wird nur erhoben, wenn Sie von Vágar in Vágatunnilin und von Klaksvík in Norðoyatunnilin aus fahren."

Es gebe keine Kassenstationen bei den Tunnels, deshalb einfach in die Tunnels fahren ohne anzuhalten. Danach innerhalb von drei Tagen bei einer von sieben Tankstellen bezahlen, oder aber, das Fahrzeugkennzeichen bei Tunnil.fo registrieren und die Bezahlung erfolgt über die Kreditkarte. Was nicht erwähnt wird und ich erst später realisiere ist, dass Motorräder keine Gebühren bezahlen müssen.

Etwa eine Stunde vor Ankunft wird das Fahrzeugdeck für eine Viertelstunde geöffnet um das Gepäck in die Autos und auf die Motorräder zu bringen. Gleichzeitig muss die Kabine freigegeben werden. Ich frage eine Reinigungsmitarbeiterin, ob ich die Kabine noch für rund 10 Minuten behalten könne, was bejaht wird. So stehe ich nur mit meiner gelben Hecktasche beladen im Treppenhaus an, bis die Türe entriegelt wird.

Es hat sich was getan, seitdem ich meinen Töff geparkt habe. Entsprechend eng ist es geworden.

Ich kehre zurück und warte im Restaurant die Ankunft ab.

Kurz nach 22 Uhr fahren wir in den Hafen von Tórshavn ein. Trotz der späten Uhrzeit ist es noch nicht dunkel.

"Tórshavn ist die Hauptstadt der Färöer und liegt an der Ostküste Streymoys. Sie hat eine Fläche von 158 km². Als das politische, wirtschaftliche und geistige Zentrum des Gebietes bietet die Stadt weit mehr Infrastruktur, als man in einer vergleichbar grossen mitteleuropäischen Kleinstadt erwarten würde. Die Stadt bezeichnete sich früher oft als die kleinste Hauptstadt der Welt, was aber nicht korrekt ist."

 

Mit einer Durchsage wird informiert, dass die Zugänge zu den Fahrzeugdecks nun wieder offen seien.

Ups, das wird noch dauern, bis ich meine Kawa wenden und rausfahren kann.

Aber irgendeinmal ist es soweit, ich habe genügend Platz um mit meinem Motorrad ein Wendemanöver zu machen. Übers nun freier gewordene Deck, einer Kurve und der Fahrt runter aufs Ausfahrdeck, und ich bin draussen. Es ist nun dunkel geworden und es regnet leicht. Nach nur ein paar Minuten fahren, erreiche ich schon meine Unterkunft: Das der Reederei gehörende Hotel Brandan an der Oknarvegur 2 gelegen.

 

Färöer-Inseln Färöer Färöer-Inseln

"Die Färöer (umgangssprachlich oft Färöer-Inseln genannt, deutsch ‚die Schafsinseln‘), sind ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark und bestehen aus einer Gruppe von 18 Inseln im Nordatlantik zwischen Schottland, Norwegen und Island. Entdeckt und besiedelt wurden sie im Mittelalter. Heute sind mit Ausnahme der kleinsten Insel, Lítla Dímun, alle permanent bewohnt. Die über 54'000 Inselbewohner – die Färinger, auch Färöer genannt – betrachten sich mehrheitlich nicht als Dänen, sondern als eigenständiges Volk, das von den Wikingern auf den Färöern abstammt. Sie sprechen die färöische Sprache, die aus dem Altwestnordischen entstanden ist und mit dem Isländischen und dem Norwegischen verwandt ist.
Nach dem Vertrag von Fámjin aus dem Jahr 2005 bilden die Färinger, wie auch die Grönländer, eine „gleichberechtigte Nation“ innerhalb des Königreichs Dänemark. Ihre Inseln geniessen bereits seit 1948 eine weitgehende Autonomie und haben mit dem Løgting eines der ältesten Parlamente der Welt. Es entsendet regelmäßig zwei Abgeordnete ins dänische Folketing und ist mit zwei Delegierten im Nordischen Rat vertreten. Die Färöer sind anders als das Kernland Dänemark nicht Teil der Europäischen Union und gehören gemäß Art. 4 Abs. 1 des Zollkodex der Union nicht zum Zollgebiet der Union. Deswegen finden sämtliche Verträge über die EU bzw. ihre Arbeitsweise auf die Färöer keine Anwendung.
Seit dem 1. November 2006 bilden die Färöer eine Wirtschaftsunion mit Island. Bereits seit 1985 arbeiten Island, Grönland und die Färöer im Westnordischen Rat zusammen. Bis ins 19. Jahrhundert war Schafzucht der wichtigste Erwerbszweig und färöische Wolle das bedeutendste Exportgut. Heute dominiert auf den Färöern die Fischerei und die mit ihr verbundene Wirtschaft. Seit Mitte der 1990er Jahre wird in den Gewässern um die Inseln nach Erdöl gesucht; alle bisherigen Probebohrungen waren jedoch erfolglos. Die Färinger veranstalten jedes Jahr das traditionelle Grindadráp, bei dem meistens zwischen 500 bis über 1000 Grindwale bzw. Delfine getötet werden. Dieser Brauch stösst international bei Tierschützern auf massive Kritik."

 

Montag, 7. August 2023, Tag 13: Tórshavn - Kirkjubøur - Tórshavn, 63 Km

"Obwohl die Färöer Inseln in 62° Nördliche Breite liegen, herrscht ein überraschend mildes Klima, geprägt durch den Golfstrom. Die Durchschnittstemperatur der wärmsten Monate liegt bei 13°C und die der Wintermonate bei 3°C. So sind der Sommer, sowie der Winter immer recht mild. Bei einem Besuch während der Sommermonate erleben die Touristen die charakteristisch langen und hellen Tage sowie Nächte. Zur Mittsommernacht geht die Sonne fast nicht unter und der längste Tag hat insgesamt 19,5 Sonnenstunden. Die Besucher haben ausreichend Möglichkeiten, diese langen Tage gut zu nutzen und entwickeln ein ganz besonderes Gefühl für Ihren Besuch auf den Färöer Inseln. Ein anderes Wetterphänomen der Färöer Inseln, geprägt durch das herrschende Seeklima, ist das sich ständig wechselnde Wetter. Am häufigsten sagen Touristen nach Ihrem Besuch, sie haben noch nie alle 4 Jahreszeiten an einem Tag erlebt."

Beim grosszügigen Frühstücksbuffet will ich natürlich die mich am meisten interessierende Frage nach dem Wetter beantwortet haben. Gemäss meiner mobilen Wetterstation ist es am Vormittag noch am freundlichsten. Eine Tagestour drängt sich nicht auf. So entschliesse ich mich, heute nur eine kurze Spritztour zu unternehmen und danach den Rest des Tages für die Besichtigung von Tórshavn zu verwenden.

Da bekanntlich mein Garmin-Navi keine Strassen auf Färöer kennt, habe ich zu Hause mit Google Map Tagestouren geplant und diese als Ausdrucke mitgenommen.

So verwende ich nun Google Maps im iPhone, tippe Kirkjubøur ein, und lasse mir die Route berechnen.

Viertel vor zehn Uhr starte ich vor dem Hotel meine Kawasaki, klicke das iPhone in die entsprechende Halterung und folge der neuen Stimme im Helm, die mich aufwärts führt.

Blick zurück auf Tórshavn und den Nólsoyarfjørður, die Meerenge zwischen den Inseln Streymoy und Nólsoy.

Nachdem ich über einen kleinen Pass gefahren bin, sehe ich auf der anderen Seite der Insel Streymoy auf die Meerenge Hestfjørður, eine natürliche Meerenge, die die Inseln Streymoy im Nordosten und Hestur und Koltur im Südwesten trennt.

Auf den Wiesen immer wieder Schafe.

Eine Lachsfarm.

Auf dem Weg zum südlichsten Dorf auf der Insel Streymoy, Kirkjubøur.

Ganz speziell sind die grasbedeckten Häuser.

"Kirkjubøur ist ein Ort der Färöer im Südwesten der Insel Streymoy und gehört mit drei wichtigen Baudenkmälern, die Ruine der Magnus-Kathedrale, die Farm Kirkjubøargarður und die St. Olavs Kirche, zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Landes."

Von der Magnus-Kathedrale ist nicht mehr viel übrig.

"Kirkjubømúrurin ist die Ruine der Magnus-Kathedrale aus etwa 1300. Sie steht auf der Warteliste zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist das bedeutendste mittelalterliche Bauwerk der Färöer. Es ist unklar, ob der Magnusdom überhaupt jemals vollendet und geweiht wurde. Die hochgotische Domruine hat weder Dach noch Fenster. Sie ist 25,5 m lang, 10,8 m breit und 9 m hoch. Einen Kirchturm sucht man vergebens, aber es gibt erkennbare Ansätze dafür, dass er geplant war. Die etwa 1,5 m dicken Mauern bestehen aus einheimischem Basalt. Mit dem Bau wurde etwa 1300 unter dem hier residierenden Bischof Erlendur begonnen, dem auch der Schafsbrief zugeschrieben wird. Erlendur war nicht zuletzt deswegen der bedeutendste färöische Bischof im Mittelalter. Allerdings musste er bald darauf von den Färöern fliehen, weil er der Bevölkerung zu hohe Abgaben abverlangte und es deswegen wahrscheinlich zu einem Aufstand kam. Möglicherweise ist das der Grund für den unvollendeten Zustand. Eine andere Theorie besagt, dass der Schwarze Tod schuld sei, der die Färöer 1349/1350 heimsuchte und die Bevölkerung um ein Drittel reduzierte."

Gleich neben der Ruide befindet sich die Farm Kirkjubøargarður, die seit 17 Generationen von der Familie Patursson bewohnt wird.

"Der Kirkjubøargarður aus dem 11. Jahrhundert ist das älteste noch heute bewohnte Holzhaus Europas. Der Bauernhof selbst war immer der grösste der Färöer. Das alte Bauernhaus von Kirkjubøur geht zurück auf das 11. Jahrhundert und war seit ca. 1100 der Sitz des Bistums Färöer und der zugehörigen Lateinschule (1541 aufgelöst). Die Legende erzählt, dass das Blockhaus zunächst am Sognefjord in Norwegen stand, bevor es abgerissen und das Holz akkurat gebündelt und nummeriert wurde. Dann soll es als Treibholz auf die Färöer gelangt sein und brauchte nur noch zusammengebaut zu werden."

In unmittelbarer Nachbarschaft steht als dritter Zeuge einer langen Geschichte die St. Olavs Kirche.

"Die Sankt-Olavs-Kirche wurde ca. 1250 errichtet und ist der älteste erhaltene Kirchenbau der Färöer. Das berühmte Kirchengestühl von Kirkjubøur bildete einst ihr Inventar. Sie liegt an der Westküste ganz im Süden der Insel Streymoy direkt an der Küste und ist neben der unvollendeten Ruine der Magnuskathedrale und dem immer noch bewohnten Wikingerhof aus dem 11. Jahrhundert die Hauptattraktion des Ortes. Diese drei Gebäude befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander und stehen auf der Anwärterliste zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Olavskirche ist 21,8 Meter lang und 7,5 Meter breit. Sie ist aus unbehauenen Steinen gebaut und zu beiden Seiten weiß verputzt. Den Kirchturm erhielt sie erst 1855. Benannt ist die Olavskirche nach dem norwegischen König Olav dem Heiligen (995–1035), der auf den Färöern noch heute verehrt wird, sie aber nie betrat (siehe Ólavsøka, Nationalfeiertag der Färöer). Wahrscheinlich war sie aber ursprünglich der Jungfrau Maria geweiht.[1]"

Ich gehe zu meinem Motorrad, welches ich auf einem Parkplatz abgestellt habe, und fahre auf der gleichen Strasse zurück.

Als ich vor Tórshavn zu einer Abzweigung komme, entscheide ich mich, das Wetter ist ja noch relativ freundlich, noch nicht zum Hotel zurück zu kehren. Ich biege links ab und die Strasse beginnt anzusteigen.

Als ich auf dem Pass ankomme, wird die Sicht zuerst schlechter. Beim runterfahren lichtet sich der Nebel wieder, so dass ich auf Kaldbaksbotnur runterschauen kann.

Es beginnt zu regnen. Ich halte an und ziehe am Strassenrand die Regenhose und die Regenjacke an und decke den Tackrucksack ab. Während diesem Prozedere - im Hotelzimmer die Regenmontur anzuziehen geht bedeutend einfacher - fährt der Deutsche mit seinem Velo an mir vorbei, natürlich nicht ohne ein gegenseitiges Hallo. Ich wende meine Kawa und fahre zum Hotel zurück.

Bevor ich mit dem Lift nach oben fahre, erkundige ich mich an der Rezeption nach der Benutzung der Sauna. Ja, diese sei bereit. So mache ich vor meiner Stadtbesichtigung ein paar Saunagänge.

Blick aus meinem Fenster, u.a. auf das Fussballstadtion Tórsvøllur.

"Tórsvøllur, wörtlich „Thors Platz“, ist das Nationalstadion der Färöer in der Hauptstadt Tórshavn. Mit 6000 Plätzen ist es gleichzeitig das grösste Stadion des Landes. Das Fussballstadion wurde 2000 eingeweiht. Hier werden Heimspiele der färöischen Nationalmannschaft ausgetragen, das erste Spiel wurde bereits am 18. August 1999 vor der offiziellen Eröffnung abgehalten. Bis 2005 wurden auch die Endspiele um den Landespokal in dieser Spielstätte ausgetragen. Ein Vereinsstadion ist Tórsvøllur indes nicht. Die Hauptstadtvereine HB Tórshavn und B36 Tórshavn spielen nebenan im Stadion Gundadalur auf Kunstrasen. Dennoch wird Tórsvøllur von anderen Vereinen auch als Spielstätte für Europapokalspiele genutzt. Am 2. September 2011 wurde gegen Italien das erste Länderspiel auf den Färöern unter Flutlicht ausgetragen. Neben Tórsvøllur und Gundadalur gibt es noch das Svangaskarð-Stadion in Toftir, das wegen seines Naturrasens und der Zuschauertribüne ebenfalls von der UEFA zugelassen ist."

Umgezogen gehe ich nun nach draussen und gehe zu Fuss in die Stadt runter. Mein Ziel ist der Vestaravag Hafen mit seinen bunten Gebäude und Tinganes, die kleine Landzunge mit den Regierungsgebäuden.

"Tinganes ist eine Halbinsel im Hafen von Tórshavn. Tinganes hat seinen Namen von dem Løgting, das auf die Wikingerzeit auf den Färöern zurückgeht. Bereits um 900 versammelten sich hier die freien Männer der Färöer zum Thing. Das Løgting selbst ist inzwischen etwas weiter nördlich im Stadtzentrum Tórshavns angesiedelt, aber die färöische Landesregierung hat hier nach wie vor ihren Sitz. Tinganes ist der älteste Teil der Stadt und geprägt durch seine engen Gassen. Hier befindet sich auch die Tórshavner Domkirche. Im Jahr 999 wurde hier der Wikingerhäuptling Tróndur í Gøtu getauft und die Christianisierung der Färöer beschlossen."

Auf dem Weg komme ich auch an diesem Gebäude vorbei: Werden hier all die SMS gemacht, welche weltweit verschickt werden?

Nun suche ich mir einen Weg zu den Regierungsgebäuden.

Es macht Spass, durch die kleinen Gassen zu schlendern; die Häuser sind alle in sehr gutem Zustand.

Katrina Christiansen hat noch geschlossen, aber hier will ich an einem der nächsten Tage essen gehen.

"Willkommen im Herzen von Tórshavn, willkommen bei Katrina Christiansen. Wenn diese Mauern sprechen könnten, würden Sie die Geheimnisse des alten Tórshavn erfahren. Teile dieses Hauses stammen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, vielleicht sogar noch früher. Einige seiner Insassen haben es in die Geschichtsbücher geschafft, wenn auch nicht sein ursprünglicher Besitzer. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, wer es gebaut hat."

Auch hier ist noch zu; den Besuch im Mikkeller muss ich ebenfalls aufschieben.

"Mikkeller hat immer alles in seiner Macht Stehende getan, um wirklich einzigartige Standorte zu finden, die unserem Ehrgeiz entsprechen, wirklich einzigartige Biere zu kreieren. Auf einer abgelegenen Insel im Nordatlantik, eingebettet in ein historisches Viertel, liegt ein vierhundert Jahre altes Holzhaus versteckt zwischen unberührten Fjorden und umgeben von freilaufenden Schafen. In diesem Haus befindet sich heute unsere versteckteste Oase, Mikkeller Tórshavn. Mit 16 Zapfhähnen unserer eigenen Biere bietet die Bar auch Biere von Freunden aus nah und fern an – aber wenn wir ehrlich sind, kommen unsere Freunde meistens von weit her, da es sich um die Färöer Inseln handelt! Wir können mit Zuversicht sagen, dass Tórshavn von all unseren Standorten für uns wirklich einzigartig ist."

Offen ist hingegen die Domkirche.

"Der Dom zu Tórshavn (Dómkirkjan) in der Altstadt von Tórshavn ist die zweitälteste erhaltene Kirche der Färöer. Es ist ein weiss gestrichener und mit Schiefer gedeckter Bau, der 1788 errichtet wurde. Die Domkirche liegt im Norden der Halbinsel Tinganes und ist eine der Hauptattraktionen der Stadt. Wie die meisten Kirchen des Landes gehört sie zur evangelisch-lutherischen Staatskirche der Färöer. Seit 1990 ist sie der Sitz des Bischofs der Färöer."

Der ganz und gar andere Innenausbau ist eine erfrischende Überraschung.

Jetzt möchte ich aber schon irgendwo einkehren ...

... bei Olivia und ihren Müttern mit Babys eher nicht ...

... aber hier siehts ansprechend aus.

"Föroya Bjór ist die grösste Brauerei der Färöer und hat ihren Standort in Klaksvík. Das Wort bjór für Bier kommt im Färöischen nur in diesem Markennamen vor. Ansonsten heisst Bier, wie in allen anderen skandinavischen Sprachen øl."

Zurück im Hotel und damit wieder im WLAN-Empfangsbereich, erhalte ich Post von der Reederei.

Diese Neuigkeiten machen mir gar keine Freude, im Gegenteil, stehe ich doch nun vor der Herausforderung, die zum Teil mit Mühe auf Island gefundenen und gebuchten Hotels umzubuchen. Wird mein Aufenthalt auf Island gekürzt oder verschiebt sich die Abreise auch um einen Tag? Ich schreibe Smyril-Line an, aber sie können mir noch keine verbindlichen Angaben machen. Solange die Angaben noch vorläufig sind, warte ich noch mit den Umbuchungen.

Vorerst bin ja noch hier auf den Färöer. Es gilt, die nächsten Touren zu planen. Wie sieht es aus mit dem Wetter? Sonne, Wolken und kein Regen sind für die kommenden Tagen angesagt. Das klingt ja schon mal vielversprechend.

 

Dienstag, 8. August 2023, Tag 14: Tórshavn - Gjógv - Tjørnuvík - Saksun - Tórshavn, 165 Km

Die heutige Tagestour.

Aha, so sieht es bei schönem Wetter auf den Färöer aus. Es war aber lediglich das Wetter zum Frühstück, als ich bereit bin für meine Tour, sind bereits Wolken aufgezogen.

"Der Eysturoyartunnilin ist ein 2020 fertiggestellter unterseeischer Tunnel auf den Färöern im Nordatlantik. Mit einer Gesamtlänge von mehr als 11 Kilometern verbindet er einerseits die beiden grössten Inseln der Färöer, Eysturoy und Streymoy, andererseits aber auch die West- und Osthälfte der vom Skálafjørður zerklüfteten Insel Eysturoy miteinander. Beim Eysturoyartunnilin handelte es sich um den dritten unterseeischen Tunnel der Färöer, nach dem Vágatunnilin (2002) und dem Norðoyatunnilin (2006). Im Jahr seiner Freigabe war der Eysturoyartunnilin der längste Tunnel und das grösste Bauwerk der Färöer.
Zu den Besonderheiten des zweibahnigen Tunnelsystems in Y-Form zählt, dass er nicht nur zwei, sondern drei Einfahrten hat. Auf Eysturoy befinden sich in Strendur (am Westufer des Skálafjørður) und in Rókin bei Runavík (am Ostufer des Skálafjørður) jeweils eine Tunneleinfahrt. Die hier beginnenden Strassen treffen unter See in einem Verkehrskreisel aufeinander. Von hier aus führt die Straße weiter bis nach Hvítanes, unweit der färöischen Hauptstadt Tórshavn auf Streymoy. Die Röhren verbinden also zwei Regionen auf Eysturoy miteinander und diese Insel wiederum mit der Hauptinsel Streymoy."

Dieser Kreisel ist so speziell, ich fahre ihn gleich einmal ganz herum.

Die Strecke nach Gjógv führt mich auch über kleine Pässe.

Kurz vor Funningsfjørður, einem kleinen Ort mit rund 100 Einwohnern, in dem sich von 1902 bis 1913 eine Walfangstation befand, biege ich links ab. Nun geht die Strasse dem gleichnamigen langen Funningsfjørður-Fjord entlang.

Bei Funningur, einem der ältesten Orte der Färöer, gehts wieder aufwärts und es beginnt zu regnen. Ich bin froh, dass ich die Regenkleider bereits im Hotelzimmer angezogen habe.

Ich nähere mich meinem ersten Tagesziel, Gjógv.

"Gjógv liegt an der Nordostküste der zweitgrössten Insel Eysturoys. Gjógv ist das färöische Wort für ‚Felsspalte‘. Hauptattraktion des Dorfes ist die Felsspalte, nach der das Dorf benannt ist, mit dem natürlichen Hafen, der bereits zur Zeit der Wikinger benutzt worden sein soll."

Ich parke meine Kawa und gehe zuerst auf einem Pfad zur Klippe.

Bei den Häusern hängen Fische zum trocknen.

Als ich im Gjáarkaffi eine heisse Schoggi bestelle und dabei erwähne, dass ich keine Dänischen Kronen habe, meinte der stolze Färinger, ich könne auch mit färöischen Kronen bezahlen (habe dann mit Kreditkarte bezahlt). Er zeigt mit je eine 50-Kronen-Note der beiden Währungen.

"Die färöische Krone ist die Währung der Färöer. Eine Krone ist in 100 oyrur unterteilt. Es handelt sich nicht um eine unabhängige Währung, sondern um eine lokale Version der dänischen Krone, bei der färöische Banknoten im Umlauf sind, aber dänische Münzen verwendet werden. Sie ist daher 1:1 an die dänische Krone gekoppelt. Die färöischen Banknoten sind mit Motiven aus der Tier- und Pflanzenwelt der Färöer bedruckt."

Ich verlassen diesen charmanten Ort und fahre weiter.

Die Nordskala Brücke ist 220 Meter lang, überquert den Sundini-Sund und verbindet die Inseln Eysturoy und Streymoy.

Auf einer schmalen, einspurigen Strasse - der Verkehr wird durch eine Ampel geregelt - entlang der steilen Küste, erreiche ich mein nächstes Ziel, das sehr abgelegene, im äussersten Norden der Hauptinsel Streymoy gelegene Tjørnuvík. Beim Parken am Dorfeingang ist ein Gedränge, versperren doch die auf Abfahrt wartenden Autos den ankommenden den Platz um einparken zu können. Zwischen den Autos gehen zudem Touristen umher. Mit meinem Motorrad habe ich hier einen Vorteil.

Betrachtet man das nachstehende Foto bekommt man den Eindruck, dass in Tjørnuvík die Welt zu Ende sei. Im kleinen Dorf, auch hier haben die Häuser grün bewachsene Dächer, leben nur ein paar Dutzend Menschen.

"Tjørnuvík ist ein wichtiger archäologischer Fundplatz mit Bedeutung für die färöische Geschichte. Tjørnuvík liegt zwar meist im Schatten, hat aber dafür einen Strand mit schöner Aussicht aufs Meer. Der kleine Ort liegt an der Ostküste Streymoys. Bekannt ist Tjørnuvík für seinen kleinen Sandstrand (selten auf den Färöern) und den Blick auf die beiden Naturdenkmäler Risin und Kellingin. In Tjørnuvík endet das Strassensystem auf der Insel. Daher gibt es hier keinen Durchgangsverkehr. Der Ort liegt eingebettet zwischen jäh aufsteigenden Bergen, und die Sonne scheint hier nur morgens, denn Tjørnuvík ist nur zum Osten hin offen. Entlang der steilen Küste führt eine einspurige Strasse hierher, auf der auch ein Linienbus verkehrt. Ein anspruchsvoller alter Pfad führt von Saksun über die Berge. Die Dorfkirche wurde 1857 abgebaut und über den oben erwähnten Weg nach Saksun gebracht. Erst 1937 bekam Tjørnuvík eine neue Kirche, die heute noch genutzt wird. 1956 wurde hier während archäologischer Prospektionen unter Leitung von Sverri Dahl (erster Kurator des färöischen Nationalmuseums) das Grab einer Frau aus dem 10. Jahrhundert gefunden. Es ist eines der Zeugnisse der skandinavischen Landnahme der Wikingerzeit."

Wäre das meine Nummer hier?

Der schwarze Sandstrand mit Blick auf die beiden bekannten Felsformationen mit Namen Riese und Trollfrau.

"Am Strand von Tjørnuvík tost das glasklare Meer in grossen Wellen auf den schwarzen Sand. Von hier aus blickt man auf zwei berühmte Naturdenkmäler: An der Spitze der Nachbarinsel Eysturoy ragen die Felsen Risin und Kellingin auf, ein Riese und eine Trollfrau."

"Die Sage: Island hatte die Absicht, die einsam im Nordatlantik schwimmenden Färöer zu sich heranzuziehen.So beauftragte Island einen Riesen und dessen Frau, das Vorhaben zu vollenden. Beide errichten auftragsgemäß den äußersten nordwestlichen Berg Eiðiskollur. Der Riese blieb im Meer stehen, während das Trollweib den Berg erklomm, um die Färöer zusammenzubinden und sie dann dem Riesen auf den Rücken zu schieben. Ihr erster Griff war so kräftig, dass der nördliche Teil des Berges Eiðiskollur sich abspaltete.Daraufhin versuchte sie das Seil an einer anderen Stelle des Berges zu befestigen. Aber auch das war mit Schwierigkeiten verbunden. Das Bergsockel war fest und die Inseln nicht leicht zu bewegen.Es wird weiter berichtet, dass sich das Trollweib noch beim Morgengrauen auf dem Berg befand. Sie fürchtete die Tageshelle und deshalb beeilte sie sich, schnell zum Riesen hinunter zu kommen, welcher, noch im Meer stehend, auf sie wartete. Leider hatten sie für die Vorbereitungen zu viel Zeit benötigt, denn im selben Augenblick als sie sich auf den Rückweg begaben, der Riese voran und hinter ihm das Trollweib, stieg die Sonne in vollen Glanze aus dem Meer empor und versteinerte beide.Hier stehen sie heute noch und blicken sehnsüchtig ihrer Heimat entgegen, ohne sie wieder erreichen zu können."

Beim Herumgehen stosse ich auf ein Sawbuck (Sägebock).

"Am Rande vom Dorf steht ein alter Sägebock. Auf den Färöer-Inseln gibt es nur sehr wenige Bäume, weshalb die Hauptholzquelle Treibholz war, das aus Norwegen oder anderen weit entfernten Orten an die Strände gelangen konnte. Der Sägebock hier ist eine Nachbildung eines alten Sägebocks, der bis 1969 zum Zerkleinern von Treibholz in Tjørnuvik verwendet wurde."

Ich schlendere durch das schmucke, kleine Dorf und sehe, dass diese Gruppenreisenden einen Service haben, der mir vergönnt ist; mir gibt niemand etwas.

Die Luftdistanz von Tjørnuvík zu meinem dritten Tagesziel, Saksun, beträgt lediglich 5 Kilometer. Das nützt mir aber nichts, denn meine Kawasaki kann nicht fliegen. Also muss ich auf der gleichen Strasse zurückfahren und bei der Nordskala Brücke weiter bis Hvalvík, wo dann die Strasse nach Saksun abbiegt. Die Fahrt führt mich dann durch ein langes Tal, an dessen Ende Saksun liegt.

"Saksun liegt im Norden von Streymoy an der Westküste am Ende eines langen fruchtbaren Tals ("Saksunardalur"), das die Insel auf kompletter Breite in nordwestlicher Richtung durchschneidet. Der Ort ist von hohen Bergen umgeben. Im Norden der 764 m hohe Melin und Richtung Vestmanna der 790 m hohe Koppenni, der höchste Berg auf Streymoy. Im Tal fahren nur wenige Autos, und die Strasse durch das Tal eignet sich für Wanderer und Radfahrer gleichermassen. Saksun ist ein beliebtes Ausflugsziel, zum einen wegen seines einst durch einen Sturm angespülten Sandstrandes, zum anderen wegen der pittoresken Lage und des Museums in Form eines Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert, das bei Bedarf von einem Einheimischen geöffnet und erklärt wird."

Nun trete ich die Rückfahrt zu meinem Hotel in Tórshavn an.

Wenn soviele Autos am Strassenrand stehen, gibts bestimmt was zu sehen: bis ich bereit zum Fotografieren bin, ist ausser Wasser im Wasser nichts zu sehen.

Kurz vor Tórshavn halte ich für diese Idylle in Grün an.

Zurück beim Hotel parken und danach im Zimmer die Kleider aufhängen, duschen und mich parat machen für den Fussmarsch ins Städtchen. Mit einer Massage klappt es nicht, dafür hat das erste anvisierte Lokal nun offen.

Es ist Viertel vor Sechs Uhr; zu früh für einen Grossandrang. Mir gefällts, auch ohne viele Gäste.

Nach dem Apéro stehe ich wenige Meter später vor dem Eingang zu Katrina Christiansen.

No, I don't have a reservation. Ich bekomme trotzdem einen Tisch, der später aber reserviert sei. Kein Problem, so lange brauche ich nicht.

Mir gefällts auch hier. Beim Menü entscheide ich mich für Katrina Matskrá, ein 5-Gänger.

Zu meinem Erstaunen werden die beiden Vorspeisen gleichzeitig gebracht ...

... ebenso die Hauptgänge.

 

Mittwoch, 9. August 2023, Tag 15: Tórshavn - Sørvágsvatn-See - Gásadalur - Vestmanna - Tórshavn, 142 Km

Vor/während/nach dem Frühstück schaue ich, was das Wetter macht/machen sollte, und lege die Tagesroute fest.

Nun ja, im Zimmer bleiben wäre auch eine Option, aber das ist die heutige Tour. Die Färöer sind nicht gross, so sind auch die Tagestouren nicht lang.

Auf dem Weg zum geparkten Töff spüre ich, wie windig es ist.

Als ich wieder am Kaldbaksfjørður, der gleiche Fjord wie gestern auf der Rückfahrt, entlang fahre, sehe ich die Kraft des Windes, der die Wasseroberfläche stürmisch tanzen lässt.

Beim Bottlenose Whale Sightseeing Point (Aussichtspunkt für Grosse Tümmler) hat es wieder Autos am Strassenrand. Auch ich halte an; diesmal bin ich erfolgreich.

"Der Grosse Tümmler ist eine in allen Ozeanen verbreitete Art der Delfine. Es ist diese Art, die hauptsächlich in Delfinarien gehalten wird und durch die Serie Flipper bekannt wurde. Dadurch ist der Grosse Tümmler der bekannteste aller Delfine geworden. Obwohl in europäischen Gewässern vorwiegend der Gemeine Delfin vorkommt und es sich beim Schwertwal ebenfalls um einen allgemein bekannten Vertreter der Delfine handelt, prägt auch in Europa der Tümmler das Bild, das sich Menschen von dieser Familie machen."

Vom ersten Ziel, dem ich nun entgegenfahre, habe ich viele Fotos gesehen und Beschreibungen gelesen, die mich faszinierten. Diese Vorstellungen im Kopf sollen bald durch die Realität abgelöst werden.

"Als Realität wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet. Als real gilt etwas, das keine Illusion ist und nicht von den Wünschen oder Überzeugungen einer einzelnen Person abhängig ist."

Der Sørvágsvatn- bzw. Leitisvatn-See und die Trælanípa-Klippe sehen in meiner Erwartung so aus; fantastisch!

"Die Trælanípa (färöisch für Sklavenklippe) ist ein 148 Meter hohes Kliff an der Südküste der Insel Vágar. Zur Trælanípa führen zwei Wanderwege: Einer von Miðvágur in den Süden, und der andere etwas weiter westlich entlang des Leitisvatn. Das Kliff hat seinen Namen von dem Umstand, dass hier früher nicht mehr arbeitsfähige irische Sklaven hinabgestossen wurden. Diese lotrechte Klippe ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Der Sørvágsvatn-See liegt auf 32 Metern Höhe im Süden der Insel Vágar. Der See erstreckt sich von Norden nach Süden auf einer Länge von etwa 6 Kilometern und ist maximal 800 Meter breit. Mit 59 Metern Tiefe ist er gleichzeitig der tiefste See der Färöer. Sein tiefster Punkt liegt demnach 27 m unter dem Meeresspiegel.
An beiden Ufern des Sørvágsvatn-Sees, der mit 3,56 km² der grösste Binnensee der Färöer, verläuft ein Wanderweg. Wer den See im Süden umrunden will, braucht am besten Gummistiefel, auch wenn dort eine Art Weg aus einzelnen Steinen besteht, auf denen man den Fluss Bøsdalaá überqueren kann. Die relativ leichte Tour bietet einem Ausblick auf Koltur, Hestur, Sandoy, Skúvoy und bei guter Sicht auch auf Suðuroy."

Wanderweg? Umrunden? Gummistiefel? Gute Sicht? Ich dachte, ich könnte meinen Töff bei einem Aussichtsplatz auf den Seitenständer kippen, den Anblick geniessen und fotografieren ...

Der Sørvágsvatn-See illusionsfrei in meiner Realität. Wägä dem muesch du nid trurig si, Ueli. Nimmsch du dir im Läbe öppis vor, und es geit dir gäge de Strich, reg di ja nid uf und pfiff doch druf, schliesslich isch doch alles glich. Hier ein Trösterli.

Auf der Weiterfahrt fahre ich dem Sørvágsfjørður-Fjord entlang. Die nebelgetrübte und wolkenverhangene Sicht lässt doch noch Tindhólmur erkennen, eine unbewohnte, kleine und schroffe Insel, deren höchster Punkt 262 Meter über dem Meer herausragt. Um jedoch die namensgebenden fünf Gipfeln, Ytsti, Arni, Lítli, Breiði und Bogdi zu erkennen, brauche ich ein Foto aus dem Internet, oder eine Briefmarke. Beim kleinen Ort Bøur halte ich an.

Kurz vor dem Ort Gásadalur fahre ich durch den Gásadalstunnilin.

"Der Gásadalstunnilin (Gänsetaltunnel) ist ein 1,4 Kilometer langer, einspuriger Strassentunnel und verbindet die Dörfer Bøur im Osten mit Gásadalur im Westen, die durch den Berg Knukarnir getrennt werden. Der Tunnel wurde 2003 für Fussgänger geöffnet. Ab Anfang 2004 konnten die Anwohner den Tunnel mit Autos befahren, für die Allgemeinheit war er aber weiterhin gesperrt. Seit 2005 kann jedermann frei durch den Tunnel fahren. Mit der Öffnung des Tunnels wurde die Hubschrauberverbindung nach Gásadalur eingestellt. Die offizielle Eröffnung nach der endgültigen Fertigstellung war am 21. Dezember 2006. Es ist der letzte Tunnel der Färöer, der ein isoliertes Dorf mit der Aussenwelt verbindet."

Vor dem Ort halte ich bei einer Weggablung an und parke. Hier gehts zum Aussichtspunkt des bekanntesten Wasserfalls der Färöer Da es immer noch regnet, ziehe ich den Helm gar nicht ab, und gehe so die paar Minuten bis zur Küste.

Der Múlafossur-Wasserfall ist wirklich spektakulär; ein perfektes Postkartenmotiv. Der stark herrschende Wind lässt die fallenden Wassermassen zerstäuben und manchmal tünkt es mich, das Wasser gehe aufwärts.

Als ich zum Parkplatz zurückkomme und zu meinem Motorrad gehe, höre ich "En Zuger Nummere". Dieses Paar aus Baar ist auf einer Kreuzfahrt, hat ein Auto gemietet und macht damit Sightseeing.

Nun fahre ich zum kleinen Ort Gásadalur hoch, nicht um mir etwas anzuschauen oder zu trinken, nein, ob dem vielen Wasser um mich herum will ich das "müssen" erledigen.

"Gásadalur galt bis Anfang des 21. Jahrhunderts als einer der isoliertesten Orte Europas, da das Dorf nur zu Fuss oder per Hubschrauber erreichbar war. Dies änderte sich, als im Jahr 2003 der Gásadalstunnel eröffnet wurde. Die Schiffsanlegestelle ist seit je her ungünstig, weswegen die Einwohner ihre Fischerboote stets in der Nähe von Bøur liessen. Während der britischen Besetzung der Färöer im Zweiten Weltkrieg wurde jedoch im Jahr 1940 eine Treppe gebaut, die hinab zum Meer führt."

Um zum letzten zu besuchenden Ort heute zu gelangen, muss ich den grössten Teil der bisherigen Strecke wieder zurückfahren.

Hier halte ich nochmals an, denn nun lässt das aufgehellte Wetter die fünf Gipfel des Tindhólmur besser erkennen: Ytsti, Arni, Lítli, Breiði und Bogdi; allerdings entzieht sich mir, welcher wer ist.

Nach dem Durchfahren des Vágatunnilin (Vágartunnel) unter dem Vestmanna-Sund biege ich in Kvivik ab nachVestmanna. Ein Blick auf die Tankanzeige lässt mich frösteln, oder ist es der aufkommende kühle Wind? Ich werde ungeduldig. Wieso habe ich nicht auf der Fahrt hierher aufgetankt? Reicht es bis nach Vestmanna? Auf einer Anhöhe kommt Nebel auf. Toll. Schlechte Sicht und wie lange noch reicht das Benzin? Der Verkehr ist mehr als bescheiden. Ich versuche mich zu beruhigen in dem ich mir vorstelle, dass Vestmanna eine grosse Stadt sei und es viele Tankstellen geben müsse. (Was ich während dem Fahren nicht weiss, ist, dass Vestmanna, nach Tórshavn, die zweitgrösste Stadt auf Streymoy, der Hauptinsel der Färöer, ist.).

Das Benzin reicht, ich erreiche Vestmanna. Kurz nach der Dorfeinfahrt sehe ich eine Tankstelle. Ich atme auf, und fahre rechts ran. Nach dem Auftanken spüre ich beim Bezahlen einen aufkommenden Hunger. So bestelle ich mir etwas aus dem Angebot des einfachen Zubereitungsverfahrens und zum schnellen Verzehr bestimmt; Fast Food. Während dem Essen kommt ein italienisches Paar herein, welche ich bereits beim Warten auf die Fähre in Hirtshals getroffen habe. Beide fahren eine BMW. Wir kommen oberflächlich ins Gespräch. Ich übermittle ihnen, dass es in dieser Tankstelle keine Toilette gebe und erhalte dafür die Informationen, dass es heute, wegen der stürmischen See, keine Bootstouren zu den Grotten und steilen Klippen geben werde. Schade, das war eigentlich mein Plan.

"Der Name Vestmanna erscheint in schriftlichen Dokumenten erstmals um 1350 bis 1400 in der altnordischen Form „í Vestmannahøfn“. Der Name deutet darauf hin, dass der Ort von Siedlern bewohnt wurde, die aus dem Westen kamen, also Westmänner. Der Begriff Westmänner war in der Wikingerzeit nicht scharf definiert; es war eine allgemeine Bezeichnung für Leute aus westlich gelegenen Gegenden. Dabei konnte es sich um Iren handeln, die zuerst auf den Färöern gesiedelt haben sollen oder um diejenigen Wikinger, die bereits in Irland und Schottland siedelten und es dann in der zweiten Landnahmewelle Ende des 10. Jahrhunderts auf die Färöer zog."

So, genug für heute, ab nach Hause.

Im Hotel wird jeden Abend ein Apéro organisiert, bei dem ein Getränk gratis ist. Da ich heute Abend zum Essen hier bleibe, nehme ich dieses Angebot an.

WLAN-sei Dank habe ich Neuigkeiten für die Fähre erhalten. Statt am 9. August um 18 Uhr, soll die Fähre nach Island am 10. August um 22 Uhr ablegen. Für die lange Retourfahrt von Seyðisfjörður/Island nach Hirtshals/Dänemark konnte ich nur eine Liege im 6er-Liegeabteil auf Deck 2, das liegt unter dem Autodeck, buchen. Deswegen war ich schon einige Male in Kontakt mit der Rederei, ob zwischenzeitlich ein Einerkabine frei geworden ist. Hallo Herr Meyes, leider nach wie vor ausgebucht, das tut mir leid. Best regards Booking, erhielt ich heute wieder als Antwort.

Leider weiss ich immer noch nicht, ob der Aufenthalt auf Island verkürzt oder in der ursprünglichen Länge sein wird. Mit dem Umbuchen der Hotels warte ich deshalb noch zu; werde auf der Fähre genügend Zeit für diese Büroarbeiten haben.

 

Donnerstag, 10. August 2023, Tag 16: Tórshavn - Insel Viðoy mit Viðareiði - Insel Kunoy - Tórshavn - auf hoher See, 146 Km

 

Heute sind die Inseln im Norden, Viðoy und Kunoy, auf meinem Programm.

Eigentlich wollte ich auch den Ort Mikladalur auf der Insel Kalsoy besuchen.

"Kalsoy (wörtlich: „Männerinsel“) ist eine der 18 Inseln der Färöer und gehört dort zur Region der sechs Nordinseln."

Von Klaksvik fährt mehrmals eine Fähre nach Syðradalur, jedoch sind die Fahrten ausgerechnet am Donnerstag eingeschränkt: "Special transport on Thursdays Klaksvík – Syrðadali 09:00 and Syðradali – Klaksvík 09:20, will be sailed if no cargo transport has been booked." Die wieder ordentliche Fähre um 14.50 Uhr ist zu spät. Die Wanderung (3–4h) zum kleinen Leuchtturm an der Nordspitze Kallur hätte ich aber eh nicht gemacht.

Die Statue der Robbenfrau bei Mikladalur aber, hätte ich schon gerne gesehen. Die Legende von Kópakonan ist eine der meist bekanntesten Erzählungen auf den Färöern. Die Geschichte über den Fluch der Robbenfrau ist schaurig-schön. Die Sage habe ich einige Male gelesen.

Aber nun zurerst mal ein leckeres Frühstück geniessen und dabei einen Blick auf die Wetterprognose werfen; es sieht nach einem trockenen Tag aus.

Ich liebe Ginger, deshalb begnüge ich mich nicht mit einem Shot.

Bevor ich losfahre, muss ich das Zimmer räumen; eine Verlängerung des Check-outs sei nicht möglich. Mein Gepäck kann ich in einem abgeschlossenen Raum deponieren.

Nach dem Verlassen des Eysturoy Tunnels halte ich im Hafen in Runavik an. Ein für mich ungewohnter Anblick sind die grün bewachsenen und baumlosen Berge direkt am Meer.

Korrektur: "Es gebe keine Kassenstationen bei den Tunnels, deshalb einfach in die Tunnels fahren ohne anzuhalten. Danach innerhalb von drei Tagen bei einer von sieben Tankstellen bezahlen, oder aber, das Fahrzeugkennzeichen bei Tunnil.fo registrieren und die Bezahlung erfolgt über die Kreditkarte. Was nicht erwähnt wird und ich erst später realisiere ist, dass Motorräder keine Gebühren bezahlen müssen.".
Diese spätere Realisierung scheint nicht zu stimmen, erhalte ich doch Anfang Dezember 2023 eine Rechnung aus Schweden von einer Firma in London für die Eysturoyartunnil-Durchfahrten:

"Runavík ist ein Ort im Süden der Insel Eysturoy. Nach ihm ist die gleichnamige Kommune benannt, die ein regionales Ballungszentrum bildet: den über 10 Kilometer langen Siedlungsraum am Ostufer des Fjords Skálafjørður. Der Ort wurde 1916 gegründet, erhielt seinen Namen aber erst 1938."

Später, in Hvannasund, am gleichnamigen Sund (Meerenge), verlasse ich die Insel Borðoy und fahre über einen Damm auf die Insel Viðoy, die nördlichste Insel der Färöer.

Mit Blick auf die Insel Borðoy, steigt die Strasse gemächlich an.

Beim Hvannasundstunnilin (Hvannasund Tunnel) führt eine Strasse aussen herum. Da ich die Verbots- und Hinweisschilder nicht interpretieren kann, benutze ich den Tunnel.

Auf der anderen Tunnelseite.

Meer, so weit das Auge sieht.

Wohin ginge die Reise, von dieser Klippe aus, immer weiter nordwärts?

Die Fahrt, durchs Europäische Nordmeer mit der Überquerung des Polarkreises,würde, an der Grenze zur Grönlandsee, auf der Insel Jan Mayen enden.

"Jan Mayen ist eine 373 km² grosse Insel etwa 550 km nordöstlich von Island und rund 500 km östlich von Grönland an der Grenze zwischen der Grönlandsee und dem Europäischen Nordmeer. Sie gehört politisch zu Norwegen, ist aber keiner der norwegischen Provinzen zugeordnet.
Das genaue Jahr der Entdeckung Jan Mayens ist nicht bekannt. Allgemein anerkannt ist, dass der englische Walfangkapitän John Clarke die Insel am 28. Juni 1614 sichtete und im selben Sommer auch niederländische Schiffe die Insel erreichten. Es ist möglich, dass Henry Hudson die Insel bereits 1608 auf der zweiten seiner vier Fahrten auf der Suche nach einer kürzeren Seeverbindung nach China (Nordwestpassage) entdeckte, vielleicht auch Thomas Marmaduke im Jahre 1612. Die Insel trug zunächst verschiedene Namen, ab 1620 setzte sich die Bezeichnung Jan Mayen nach dem niederländischen Walfangkapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout durch."

Meine Gedanken kehren vom Meer zurück auf die Strasse, welche mich ins Dorf Viðareiði führt, dem nördlichsten Ort der Färöer.

Das Dörfchen ist sehr überschaubar. Nach dem Durchfahren fahre ich zur Kirche runter und parke auf dem Parkplatz mit WC-Häuschen aus dem Jahr 1885. Es ist warm geworden, nach dieser Aufnahme ziehe ich meine Regenkleider aus und verstaue sie in der Seitentasche.

Schön ist die Aussicht hier und schön, dass es heute schön ist. Der Blick nach Westen zeigt die mächtigen Nordspitzen von Borðoy und Kunoy. Kunoyarnakkur, an der Nordspitze von Kunoy, ist mit der Höhe von 819 Metern eines der höchsten Kaps der Welt.

"Schriftlich erwähnt wird der Ort bereits im Mittelalter, so im Jahre 1403 in einer Urkunde über Güter und Besitztümer. Im Jahre 1695 wurde die alte Kirche durch einen Sturm zerstört. Es wird erzählt, dass ein Teil des Friedhofs vom Meer weggespült wurde, und die Särge dann in Hvannasund wieder geborgen und erneut in Viðareiði bestattet wurden. Die jetzige Kirche stammt aus dem Jahr 1892. Das Altarbild ist eine Kopie der Anbetung von Giuseppe Chiari (1654–1727). Das Silber in der Kirche ist ein Geschenk der britischen Regierung, die sich so bei der Bevölkerung für die Rettung der Mannschaft der Brigg Marwood bedankt hat. Das Schiff hatte 1847 auf dem Weg von Afrika nach Liverpool in einem Wintersturm sein Ruder eingebüsst und war nach einer Drift von drei Wochen in der Bucht östlich von Viðareiði gestrandet."

Nun will ich die Strasse benutzen, die auf der anderen Seite der Insel verläuft. Eine spazierende Familie frage ich, ob die Strasse passierbar sei, was bejaht wird. Die Warnschilder betreffen den Winter, weil die Strasse nicht immer vom Schnee befreit werde.

Wieder in Hvannasund angekommen, geht es kurz darauf durch zwei Tunnels, die ich schon vom Herfahren kenne. Diese Art von Tunnels mag ich überhaupt nicht: Der Gegenverkehr wird durch eine Ampel geregelt, aber die Tunnels sind schmal, dunkel und feucht und haben eine gewölbte Fahrbahn. Zudem: Kaum im Tageslicht, gehts schon in die Fortsetzung hinein.

"Auf den sechs extrem bergigen Nordinseln wurde 1965 der erste Tunnel eingeweiht, der Teil der Strasse von Klaksvík auf Borðoy nach Viðareiði auf Viðoy ist. Der erste Abschnitt führt nach Árnafjørður, wo die Strasse nur kurz an das Tageslicht kommt. Dort führt diese in einem weiteren Tunnel, der 1967 den Weg nach Hvannasund ermöglichte und der durch einen Strassendamm zwischen beiden Inseln komplettiert wurde."

Vor Klaksvík, in Ánir, zweige ich rechts ab nach Haraldssund, fahre dort über einen Strassendamm auf die Insel Kunoy und fahre kurz darauf wieder durch einen Tunnel. Der Kunoyartunnilin ist zwar auch dunkel und schmal - mit Ausweichbuchten fürs Kreuzen (und Fotografieren) - aber mit gutem asphaltierten Untergrund versehenen

Kurz nach der Tunnelausfahrt erreiche ich den abgelegenen, kleinen Ort Kunoy.

"Kunoy ist eine der 18 Inseln der Färöer und gehört dort zu den sechs Nordinseln. Kunoy ist zugleich der Name des Hauptortes auf der Insel und Bezeichnung für die färöische Gemeinde Kunoy, die sich aus den beiden Dörfern auf der Insel zusammensetzt. Die Gemeinde Kunoy (und damit die Insel) zählte im September 2016 genau 142 Einwohner. Davon entfielen 73 Einwohner auf Haraldssund und 69 auf das Dorf Kunoy."

Ausser ein paar Touristen sehe ich keine Menschen.

Viel gibt es nicht zu sehen, für eine Wanderung bin ich suboptimal ausgerüstet und die Kirche ist geschlossen.

Auf der gleichen Strecke gehts zurück nach Tórshavn.

Unterwegs halte ich nochmals an. Meine Kawa bekommt Benzin und ich interessiere mich für einen "Føroya Besti Tost" (Für immer der beste Toast)".

Um halb vier Uhr bin ich bereits im Hotel. Das lange Warten beginnt ...

Um das Warten zu unterbrechen, fahre ich um 19 Uhr, viel zu früh, zum Hafen.

Die Motorradfahrer werden in eine spezielle Ecke gelotst und erhalten dort die notwendigen Boardingkarten. Ich bin in der Pole-Position und bin bald nicht mehr alleine ...

... zwei bekannte Hardcor-Reisende gesellen sich zu mir: Der radelnde Deutsche und der vielgereiste Italiener, beide mit Zelten unterwegs.

Der Motorradfahrer aus Italien erklärt mit sichtlichem Stolz, dass in einer seiner Box lediglich Lebensmittel seien. Oh Mann, das wäre nichts für mich.

Und das Warten geht weiter ...

Ratten? Ich will schon mein Gepäck nach diesen Viechern untersuchen als ich realisiere, dass dies für Reisende auf die rattenfreie Insel Nólsoy bestimmt ist.

Die Fähre von Nólsoy trifft ein.

Und das Warten geht weiter ...

Zwischenzeitlich haben sich auch die Auto-Spuren gefüllt; es ist auch Schweizerdeutsch zu hören.

Es beginnt leicht zu regnen, aber dann ...

... um 20.50 Uhr trifft die Norröna ein und der Ausladeprozesse beginnt. Die Leute auf der Fähre sind Passagiere, die Dänemark-Island direkt gebucht haben

Und irgendeinmal ist das Warten vorbei, wir erhalten das Startzeichen und fahren in der Fähre auf das obere Deck hoch.

Wieder mit Hilfe von fremden Motorradkollegen wird auch meine Kawasaki gut mit den Spanngürteln fixiert.

Um halb elf bin ich umgezogen im Restaurant und genehmige mir einen Schlummerbecher. Dabei kann ich auch die neuesten Nachrichten lesen. Gemäss den erhaltenen Informationen ändert sich an der Dauer meines Aufenthaltes auf Island nichts, ich komme einfach überall einen Tag später an ...

 

Zur Fortsetzung der Reise

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