Aller guten Dinge sind drei: Nach meinen Versuchen Pamir Highway 2020 - abgesagt wegen Covid-19 - und Pamir Highway 2022 - abgesagt wegen Kirgisisch-tadschikischem Grenzkonflikt - nehme ich nun nochmals einen Anlauf. Die Faszination des Reiseabenteuers, auf dem spektakulären Pamir Highway in Tadschikistan, ist trotz der beiden Absagen vorhanden. Die Fahrt auf der abenteuerlichen Fernstrasse führt in einer majestätischen Gebirgslandschaft durch fruchtbare Hochebenen mit breiten und weitläufigen Tälern, kargen Steinwüsten und tiefblauen Seen.
Zentralasien im engeren Sinne besteht aus fünf Ländern: Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan, welche ich 2008 auf einer speziellen Zugreise kennen gelernt habe. Das Vierte, Kirgistan, bereiste ich 2015 auf meiner grossen Asien-Reise. Als letztes Land dieser Region verbleibt Tadschikistan, welches ich bisher nicht besucht habe.
"Der Pamir Highway (russisch Памирский тракт), offiziell ein Teilstück der Fernstrasse M41, ist die Hauptverkehrsstrasse des Pamir-Gebirges in Zentralasien. Sie ist die einzige Verbindungsstrasse durch die osttadschikische Region Berg-Badachschan und mit 4655 Metern eine der höchstgelegenen "befestigten" Fernstrasse der Welt. Der Pamir Highway verbindet über eine Entfernung von 1252 Kilometer die kirgisische Stadt Osch mit dem in der tadschikischen Region Berg-Badachschan gelegenen Chorugh bzw. der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe. Im Nordosten Tadschikistans überquert der Highway auf seinem höchsten Punkt den Ak-Baital-Pass (4655 MüM). Danach führt der Pamir Highway am Karakul-See vorbei, bevor er am Kyzyl-Art-Pass auf 4282 Meter Höhe die Grenze nach Kirgistan überquert. Hier verlässt der Pamir Highway nordwärts das Pamir-Gebirge und durchfährt das Trans-Alai- bzw. Alai-Gebirge. Die kirgisische Stadt Osch markiert den Endpunkt des Pamir Highways.
Als ich über einen Newsletter vernehme, dass die Grenze Kirgistan-Tadschikistan für Touristen wieder offen ist, nehme ich mit dem letztmaligen Organisator Kontakt auf und lasse mich provisorisch auf die Teilnehmerliste setzen. Alatoo-Moto hat, wie bereits die Vorgängerfirma MuzToo AG, eigene Leute vor Ort, inkl. einer Motorradflotte; gute Voraussetzungen für eine funktionierende Tour.
ALATOO AG, St.Annaschlossstrasse 8, CH-9404 Rorschacherberg,
Tel. +41 71 570 61 73, info@alatoo-moto.com, www.alatoo-moto.com
Alatoo-Moto bietet verschiedene Touren in Zentralasien an. Für mich die interessanteste ist jedoch die Pamir-Rundreise durch Tadschikistan, eine Motorradtour mit Start und Ziel in Osch, Kirgistan.
"Für viele Abenteuerreisende steht die Pamirtour weit oben auf der “To-do-Liste”. Der spezielle Reiz der Pamirtour liegt an einer Mischung aus den Elementen “….abenteuerliche Fahrt entlang der Afghanischen Grenze ... Passfahrt über 4655m ... karge einsame Gebirgswelt mit spiegelglatten Bergseen ... über eine Woche auf 4000m Motorradfahren ...”."
Am 15. Februar 2024 erhalte ich eine e-Mail mit der sehnsüchtig erwarteten Bestätigung, dass die Pamir-Tour 2024 stattfinden wird. Sogleich fülle ich das Kundenblatt aus und sende es zusammen mit einer Passkopie an Alatoo Moto. Noch dauert es 169 Tage bis es los geht ...
Wie empfohlen, buche ich bei Pegasus (Pegasus Airlines ist eine türkische Billigfluggesellschaft mit Sitz in Istanbul und Basis auf dem Flughafen Istanbul-Sabiha Gökçen) den Flug von Zürich via Istanbul nach Osch in Kirgistan.
"Der Flughafen Istanbul-Sabiha Gökçen in der Metropole Istanbul ist nach dem Flughafen Istanbul der zweitgrösste Verkehrsflughafen der Türkei. Der Flughafen liegt im kleinasiatischen Teil der Grossstadtkommune Istanbul, etwa 40 km östlich des Bosporus im Istanbuler Landkreis Pendik. Er ist benannt nach der ersten Kampfpilotin der Welt, Sabiha Gökçen, der Adoptivtochter von Mustafa Kemal Atatürk. Der Flughafen fertigte im Jahr 2023 über 37 Millionen Passagiere ab."
Am 12. April 2024 fahre ich mit meiner Kawasaki VN 2000 nach Rorschacherberg/Kanton St. Gallen zu ALATOO-Moto. Beat Hirs hat mir angeboten, wegen meinen Bedenken in Bezug auf die Sitzhöhe und der Kniebeugung, vorbeizukommen und die angebotenen Motorrädern mit einer Probefahrt kennenzulernen.
Beat empfielt mir die Honda, die sei bequem und er meint, nach dem Probesitzen, die Sitzhöhe sei okay für mich. Der Unterschied zu meiner Kawa ist nicht nur optisch auffallend, sondern auch von den technischen Daten her:
Ich setze meinen Helm wieder auf, ziehe die Handschuhe an, starte den Motor der Honda, fahre aus der Garage raus und die Strasse hoch. Gegen mein Monster wirkt die Honda wie ein Winzling. Beat meinte, ich müsse schon um die 5000 Touren fahren, um Leistung zu haben.
Gepäck würden wir keines mitführen (Begleitfahrzeug) und die montierte Platte sei auf dem Motorrad in Kirgistan nicht vorhanden. Es wird schon! Beat informiert mich, dass Peti Scheich, Tourguide (und Gründer), die Gruppe anführen werde. Peter sei ein alter Hase, der 15 Jahre in Kirgistan gelebt hat. Seine Frau, eine ausgebildete Pflegefachfrau, werde das Begleitfahrzeug fahren und mit dem Sohn komme ein weiteres Familienmitglied mit. Wir seien in guten Händen! Noch 112 Tage bis zum Start der Reise ...
Ein Check beim Arzt zeigt, dass meine Lungen gewappnet seien für die erwarteten Höhen. Als Prophylaxe gegen Höhenkrankheit lasse ich mir zudem ein Medikament verschreiben, welches mich bereits in Westtibet, anlässlich meiner Asienreise 2015, hohe Höhen problemlos überstehen liess. Auf dem Weg von Lhasa zum Mount Kailash überquerten wir eine Höhe von 5211 MüM. Das gleiche Medikament, Diamox, nahm ich auch 2018 auf der Töff-Tour in Ladakh ein, wo es beim Khardung La mit 5359 MüM noch höher hinauf ging.
"Der Khardung La (La = Pass) wird oftmals mit 5602 m (18380 ft) als der höchste „befahrbare” Pass der Welt bezeichnet, obwohl mittlerweile GPS-Messungen nur von 5359 m über Meer ausgehen. Ausserdem gibt es in Tibet noch höhere Pässe, z.B. Semo La (5565 m) und Suge La (5430 m)."
25. Juni 2024, es tut sich was: Peter, alias Pesche oder Peti, eröffnet als unser Tourguide in WhatsApp die Gruppe Pamir 24. Das werde helfen, uns abzusprechen, und uns im Flughafen in Istanbul zu treffen. Nach und nach zeigen sich hinter den unbekannten Nummern Namen. Und noch 38 Tage bis zum Reiseantritt ...
Rechtzeitig stehe ich auf dem Perron im Bahnhof Cham, um die S1 nach Zug zu besteigen. Wegen Bauarbeiten fahren ab Zug immer noch keine Direktzüge zum Flughafen, so dass ich im HB in Zürich nochmals umsteigen muss.
Im Flughafen angekommen, erkundige ich mich bei den Infotafeln über die Abflüge, wo der Check-in für Pegasus ist. Das Online-check-in funktioniert bei dieser Fluggesellschaft, via dem entsprechenden App, bereits eine Woche vor Abflug. Auf Empfehlung von Alatoo-Moto habe ich die im Flugpreis enthaltenene 20 Kg Gepäck um 5 Kg erhöht. Meine Tasche inkl. der Motorrad-Ausrüstung - den Helm nehme ich als Handgepäck ins Flugzeug - wiegt nur knapp über 20 Kg.
Um mehr Beinfreiheit zu haben, buchte ich gegen Mehrpreis Sitz 1D in der ersten Reihe.
Kaum habe ich mich eingerichtet, kommen zwei Herren mit Helmen im Handgepäck. Ich spreche die beiden an; es sind Bruno und Peter, alias Hütti - einer von drei Peter in unserer Gruppe.
Zwischenlandung in Istanbul auf dem Flughafen Sabiha Gökçen.
"Die bedeutendste Fluggesellschaft am Flughafen Istanbul-Sabiha Gökçen ist Pegasus Airlines, welche seit 2005 den Flughafen als Drehkreuz nutzt."
Den blauen Wegweisern folgend, müssen die Passagiere nochmals das Gepäck kontrollieren lassen. Im eigentlichen Transit treffe ich dann auf weitere Helmtragende. Wir begrüssen uns und gehen gemeinsam ins Big Chefs, einem ansprechenden Restaurant mit Bedienung und einer guten Karte. Es gibt auch Bier und Gratis-Wifi.
Irgendeinmal ist die lange Transferzeit - 6 Stunden von der Landung bis zum Abflug - vorbei und wir können zum Gate gehen. Nach dem Boarding-Prozedere steigen wir in einen Bus und werden zum bereitstehenden Flugzeug gefahren.
Auf dem mehr als 5-stündigen Nachtflug von Istanbul nach Osch habe ich wieder Sitz 1D und auch die gleichen Sitz-Nachbarn. Da die Sitze nicht nach hinten gekippt werden können, ist es sehr schwierig, Schlaf zu finden; immer wieder lässt mich mein nach vorne kippender Kopf aufschrecken. Billig-Airline lässt grüssen.
Anlässlich meiner Asienreise 2015 habe ich Kirgistan erstmals bereist.
"Kirgisistan, auch Kirgistan ist ein Binnenstaat in Zentralasien mit rund 7 Millionen Einwohnern, die mehrheitlich (zu etwa 65 %) muslimische Kirgisen sind. Kirgisistan ist sehr gebirgig. Hauptstadt und mit rund einer Million Einwohnern grösste Stadt ist Bischkek. Weitere wichtige Städte sind Osch, Dschalal-Abad und Karakol. Die ehemalige Sowjetrepublik Kirgisistan machte in den 2010er Jahren grosse Schritte hin zur Demokratie. Seit der Amtsübernahme von Sadyr Dschaparow im Jahr 2020 wird Kirgisistan allerdings wieder autoritär regiert.
Der gebirgige Binnenstaat Kirgisistan hat eine Landesfläche von 199'951 km² und etwa 6,5 Millionen Einwohner. Das Land grenzt im Südosten an die Volksrepublik China (Länge der Grenze 1048 km), im Norden an Kasachstan (1113 km), im Südwesten an Tadschikistan (972 km) und im Nordwesten an Usbekistan (1374 km). Das kirgisische Territorium umschliesst vier usbekische Enklaven: Soʻx, Shohimardon, Chong-Kara und Jangail sowie die beiden tadschikischen Enklaven Qairaghotsch und Woruch."
Es ist 05:15 Uhr, als wir in Osch landen. Der Zeitunterschied von der Schweiz zu hier beträgt +4 Stunden, wir sind also im Vorsprung. Das Einreiseprozedere ist einfach; wir brauchen kein Visa. Da alle Ankommenden jedoch fotografiert werden, dauert es halt doch seine Zeit. Beim Gepäckband treffen wir auf die beiden Deutschen, Karl-Heinz, alias Carlo, und Stefan, die von zwei verschiedenen Flughäfen in Deutschland aus nach Istanbul geflogen sind. Zudem gesellt sich Isabelle zu uns; sie wird das Begleitfahrzeug chauffieren. Ihr Mann, Peter, alias Pesche, ist bereits vor Ort. Ihn werden wir später treffen.
"Osch (kirgisisch und russisch Ош, usbekisch O'sh) ist eine Stadt am Ostrand des Ferghanatals im Süden von Kirgisistan. Der Ort im Nordosten des Alaigebirges ist der Überlieferung zufolge 3000 Jahre alt. Osch ist die zweitgrösste Stadt des Landes und zählte 2022 etwa 364'000 Einwohner. Sie ist ethnisch gemischt zwischen Kirgisen, Usbeken und kleinen Minderheiten von Russen und anderen Ethnien. In der Stadt gibt es einige Denkmäler: u. a. erinnert eines an die „Königin“ Süd-Kirgisistans, die Fürstin Kurmanjan Datka, und eines an Lenin."
Carlo, Jörg, Guido, Stefan, Hütti, Bruno, Walter, noch ein Peter und Isabelle. Es fehlen Pesche und der fotografierende Ueli. Wir elf werden die kommenden zwei Wochen gemeinsam unterwegs sein. Vorerst werden wir mit einem Kleinbus zum Hotel Classic chauffiert, checken ein, beziehen unsere Zimmer und können einen Teil des vermissten Schlafes nachholen; eine gute Idee. Um 11:30 Uhr wollen wir uns in der Rezeption wieder treffen.
Ich stelle den Wecker, damit ich vor dem Treffen Zeit habe, mich zu duschen und danach in frische Kleider zu steigen. Unser Hotel macht einen guten Eindruck.
Nach und nach treffen auch die Anderen, frisch herausgeputzt, ein. Nun können wir auch Pesche begrüssen. Isabelle und Pesche haben mit ihren Söhnen über 10 Jahre hier in Osch gelebt. Sie kennen die Stadt bestens und sprechen nebst kirgisisch, auch usbekisch und russisch. Wir gehen zu Fuss zum Bazar. Auf dem Weg dorthin kommen wir am Denkmal von Lenin vorbei.
"Wladimir Iljitsch Lenin, geboren am 22. April 1870 in Simbirsk; gestorben am 21. Januar 1924 in Gorki, war ein russischer Politiker und kommunistischer Revolutionär sowie marxistischer Theoretiker, Vorsitzender der Bolschewiki (1903–1924), Regierungschef der Russischen SFSR (1917–1924) und der Sowjetunion (1922–1924), als deren Begründer er gilt. Nachdem sein Bruder Alexander Uljanow 1887 wegen eines geplanten Attentats auf den Zaren hingerichtet worden war, schloss sich Lenin (so sein Kampfname) den marxistischen Sozialdemokraten an und widmete sich der Untergrundarbeit für eine kommunistische Revolution in Russland. Mehrmals musste er ins Exil emigrieren, die meiste Zeit in die Schweiz. Er gründete 1903 eine eigene Fraktion in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands, die Bolschewiki, die spätere Kommunistische Partei Russlands.
Nachdem Anfang 1917 in Russland die Monarchie in einer bürgerlichen Revolution gestürzt worden war und die neue Regierung an Russlands Beteiligung am Ersten Weltkrieg festhalten wollte, eroberten die Bolschewiki unter Lenins Führung in der Oktoberrevolution die Macht. Sie lösten die verfassungsgebende Versammlung gewaltsam auf und schränkten die Meinungsfreiheit teilweise ein. Es gelang den Bolschewiken im nun folgenden Bürgerkrieg, den Grossteil der Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches unter ihre Kontrolle zu bringen und den Widerstand der Weissen Armeen und auch anderer gegnerischer Bürgerkriegsparteien militärisch und durch Einsatz des roten Terrors zu brechen, trotz der materiellen Unterstützung der Weissen Armee durch zahlreiche ausländische Mächte und der zeitweiligen Besetzung russischer Gebiete durch andere Staaten. Gegen Ende des Krieges, 1922, gründeten die Bolschewiki die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Zu dieser Zeit war Lenin bereits schwer krank. Nach seinem Tod 1924 wurde sein Leichnam einbalsamiert und in einem Mausoleum an der Mauer des Kremls aufgebahrt.
In der Folge stellte die Kommunistische Partei der Sowjetunion Lenins Bedeutung für die Sowjetunion und den Kommunismus Moskauer Prägung immer weiter heraus. Innerhalb der politischen Linken ist die Beurteilung der Rolle Lenins bis heute umstritten. Anschauungen, die in den Schriften Karl Marx’ ein geschlossenes Ideologiegebilde erkennen, betrachten Lenin als herausragenden Theoretiker, der dem Marxismus mit dem Leninismus eine maßgebliche Weiterentwicklung gab. Nach Lenins Tod, seit der Zeit des Stalinismus, wurde daraus die Ideologie des Marxismus-Leninismus konstruiert. Auf der anderen Seite stehen Verweise auf die schweren Menschenrechtsverletzungen, seinen Dogmatismus und antidemokratische Tendenzen, die mit modernen Sozialismuskonzepten nicht vereinbar seien. Eine grosse Rolle bei der Beurteilung der leninschen Theorie spielen die Fragen, ob sich der Kommunismus auch in einem industriell rückständigen Land entwickeln könne, und welche Rolle dabei einer Partei neuen Typus zukam."
Auf unserem Weg zum Bazar durchqueren wir einen Park. Heute ist Freitag; der Freitag ist für Muslime ein ähnlich wichtiger Wochentag wie der Sonntag für Christen. Entsprechend vergnügen sich viele Menschen im Park und geniessen den Tag.
Danach gelangen wir zum Bazar, der grösstenteils überdacht ist.
Ein Sammelsurium von Eindrücken empfängt uns in den vielen Längs- und Querwegen und -gässchen vom grossen Jayma Bazaar: Stimmengeschwirr von schwatzenden, anpreisenden oder handelnden Einheimischen. Lachen. Düfte. Visuelle Wahrnehmungen in breitestem Spektrum an Farben und Formen. Unbekannte Waren. Bekannte Waren in ungewohnter Verpackung.
In Osch, der zweitgrössten Stadt des Landes, trafen schon seit tausenden von Jahren Handelsrouten aufeinander. Die damalige Seidenstrasse, oder heute der Pamir-Highway, waren und sind wichtige Verbindungen für den Warenaustausch.
Die traditionellen kirgisischen Filzhüte brauchen keine weiteren Erklärungen, jedoch sind wir froh um Pesche's Erklärungen bei den Kinderwiegen.
Hilfsmittel, je nach Geschlecht der Babies, führen die feuchten Ausscheidungen ins Töpfchen in der Wiege.
In einem Restaurant gleich neben dem Bazar, kehren wir für ein kleines Mittagessen ein. Nebst den obligaten Grün- und Schwarztees, werden uns Samsa, eine Variante von gefüllten Teigtaschen in Kirgistan, aufgetischt. Der Moment scheint gekommen zu sein, wo ich mich als Nicht-Zwiebeln-Esser outen muss.
"Vielfalt der Namen: Samsa trägt in Zentralasien verschiedene Namen, wie zum Beispiel „somsa“ auf Usbekisch, „sambüsa“ auf Tadschikisch und „samsa“ auf Kasachisch, Kirgisisch und Turkmenisch. Diese Namen spiegeln die sprachliche Vielfalt der Region wider. Die Teighülle von Samsa kann variieren. Sie kann aus einem einfachen Brotteig bestehen oder aus einem komplexeren Schichtteig, der zu seiner einzigartigen Textur und seinem Geschmack beiträgt. Der Schichtteig ist oft blättrig und verleiht dem Gebäck eine köstliche Knusprigkeit. Fleisch- und Gemüsefüllungen: Während gewürztes Lammfleisch und Zwiebeln die klassische und am häufigsten verwendete Füllung für traditionelle Samsa sind, bietet das Gericht eine vielseitige Leinwand für andere Zutaten. Neben Lamm findet man Samsa mit Hackfleisch vom Rind, Hühnchen oder Käse gefüllt. In einigen Fällen werden saisonale Gemüse wie Kartoffeln oder Kürbis als Füllung verwendet."
Nach dem Essen fährt ein Teil der Gruppe mit Taxis zum Hotel zurück, während die Restlichen, unter Führung von Pesche, den Handwerkbereich des Bazars besuchen.
Zum Schluss statten wir dem Gold- und Schmuckmarkt einen Besuch ab; dieses Business scheint überwiegend in Frauenhänden zu liegen.
Danach fahren auch wir zum Hotel zurück; es reicht noch für eine Ruhepause im Zimmer.
Nächster Treffpunkt ist um 17 Uhr in der Hotellobby, diesmal in Motorradbekleidung, wollen wir doch die Töffs bei der lokalen Basis von Alatoo-Moto abholen. Unten treffe ich aber nicht nur auf die Kollegen, sondern auch auf eine Braut. Ich mache das, was ich immer mache, wenn ich eine Braut in fremden Ländern sehe: ich gehe zu ihr, gratuliere, wünsche ihr Glück und frage für ein Foto.
Aber auch andere hübsche Pärchen drängen sich für ein Foto auf ...
Same Same But Different: Bruno und Hütti sowie Walter und Ueli.
10 identische Enduro-Motorräder stehen für uns bereit, Honda CRF 250 L. Auf Grund einer vorbereiteten Liste findet jeder seinen zugeteilten Töff; für mich ist es derjenige mit der Nummer 127. Der Kilometerstand zeigt 21578 Km - wieviele werden es Ende der Tour sein?
Nach einem kurzen Check der Funktionen füllen wir ein Formular bezüglich allfälliger vorhandenen Mängel aus.
Bei meiner Honda lasse ich eine tiefere Sitzbank montieren; sie wird mit derjenigen von Pesche getauscht.
Dankeschön, Jungs. Danach fordert uns Pesche auf, auf dem Strässchen ein paarmal hin und her zu fahren, um die Bremsen zu testen und ein erstes Fahrgefühl zu bekommen.
Als alle bereit sind, gehts auf Umwegen zum Hotel zurück.
Wieder umgezogen, treffen wir uns um 19:30 Uhr und gehen zu Fuss in ein Restaurant.
Es gibt Plov, ein Reisgericht, dazu das traditionelle Fladenbrot Lepjoschka.
"Plov, eigentlich ein usbekisches Gericht, das allerdings auch in Kirgistan Tradition hat: Reis mit etwas Gemüse (Karotten) und Hammelfleisch und -fett."
Heute steht die erste Tour an. Um neun Uhr treffen wir uns.
Kaum aus der Stadt raus, verabschieden sich die Strassen und wir fahren auf unbefestigten Schotterpisten, später verlassen wir auch diese und fahren auf trockenen Wiesen. Es ist heiss, und durstig.
Pesche führt uns auf einen Hügel hoch, wo wir erstmals einen Blick auf den Papansee erhaschen können.
Wo wir auch hinfahren, Isabelle folgt uns immer mit ihrem Toyota Landcruiser.
Bruno meldet ein Geräusch. Zum ersten Mal kommt Pesche und seine Werkzeugkiste zum Einsatz. Bruno und Pesche tauschen die Töffs.
"Der Papansee ist ein Stausee. Dieser künstlich angelegte See wurde aus zwei Gründen geschaffen, einerseits für die Wasserversorgung der Stadt Osch und andererseits für die Bewässerung des Fergana-Tals. Er erstreckt sich von Nordwesten nach Südwesten entlang des Flusstals Ak-Bura. Es gibt noch einen weiteren wichtigen funktionalen Zweck: Dieser Stausee, der das Hochwasser auffängt, schützt die Stadt Osch und die Dörfer, die unterhalb des Staudamms liegen, vor Über-schwemmungen. Das Plateau des Stausees wurde in der felsigen Landenge der engen Passage in der Papan-Schlucht gebaut, die die Mündung des Flusses Ak-Bura blockiert. Der Damm wurde 1980 gebaut und 1981 in Betrieb genommen, mit einer Dammhöhe von 50 m, einer Fläche des Spiegels am NPG (dem größten Rückhaltehorizont) von 7,1 km2 und einer Wasserkapazität von 240 Mio. m3. Die Ufer des Sees sind grösstenteils trocken, es gibt nur wenige Felder und Obstgärten, in denen sich Haushalte befinden, und es gibt einige Dörfer an den steilen Hängen der Küste auf der Ostseite. Im Stausee hat es Fische, so dass man weiter oben vom Staudamm aus, im Talbereich mit sanften Ufern, Zelte und Autos von Fischern sehen kann."
Pesche hält in einer kleinen Siedlung an, das Motorrad tut nicht wie es sollte; das Lager ist kaputt. Ein Radwechsel steht an.
Stefan, der Jüngste unserer Gruppe, holt ein Ersatzrad vom Dach des Geländewagens.
Helfende Hände und Meinungen zuhauf. Ich meinerseits begnüge mich mit Fotografieren, aber irgendjemand muss diese Aufgabe ja auch übernehmen.
Wir umrunden den See und fahren auf der anderen Seite über Wiesen auf einen Hügel hoch.
Pesche, Carlo und Hütti wagen sich weit vor.
Erstmals ist Pic-Nic angesagt: Brot, Käse und Wurst stillen den aufkommenden Hunger.
Wir verlassen den schönen Aussichtspunkt und machen uns auf den Rückweg nach Osch ...
... Ups, dieser offen gelassene Graben hindert uns am normalen Weiterfahren.
Ich lasse meine Honda rüberfahren ...
Bevor wir zum Hotel zurückkehren, suchen wir eine Tankstelle auf, tanken unsere Hondas und füllen die Reservekanister auf dem Autodach.
Nach einer erfrischenden Dusche treffen wir uns wieder und gehen zu einem Restaurant, wo wir im Garten sitzen können und wo es Bier gibt.
Ein Grenzübertritt in Zentalasien sei mit einem grossen Zeitaufwand verbunden, weshalb Pesche früh zur nahe gelegenen Grenze Kirgistan-Usbekistan fahren will. Das Frühstück steht ab 6 Uhr bereit, um 6:50 Uhr sollen wir das Gepäck zum Landcruiser bringen und die Abfahrt ist auf 7 Uhr geplant.
Das Gepäck, welches für die Tour nicht benötigt wird, können wir im Hotel zurücklassen. Ich lasse nur meine Helmtasche zurück.
Meine Tasche und den Rucksack bringe ich zu Isabelles Fahrzeug, welches sich immer wie mehr füllt.
Die nachfolgenden Fotos existieren nicht, denn fotografieren ist, wie eigentlich bei allen Grenzkontrollen weltweit, nicht gestattet; aber unsere Handys scheinen irgendwie auf "Selbstauslöser" eingestellt zu sein.
Kurz nach 8 Uhr stellen wir die Töffs auf der kirgisischen Seite vor das geschlossene Tor. Fussgänger können auf der rechten Seite durchgehen und sich dem Ausfuhr-Prozedere stellen.
Pesche spricht mit den Uniformierten und plötzlich wird das Tor geöffnet und wir können die erste Schleuse passieren. Danach beginnt auch für uns das Pässe- und Fahrzeugausweise zeigen. Zwischendurch heisst es immer wieder warten, warten auf den nächsten Schritt im langwierigen Prozess.
Alles Warten hat irgendeinmal ein Ende und wir sind offiziell aus Kirgistan ausgereist und können nun, durchs Niemandsland, vorwärts bis zur usbekischen Grenzkontrolle fahren.
Später bei einem Gebäude müssen wir in Büro rein und uns von Schalter zu Schalter "durchkämpfen"; Formulare werden von den Beamten ausgefüllt, beim nächsten kontrolliert und mit einem Stempel versehen. Auch das uns übergebene Blatt Papier bekommt immer wie mehr Stempel. Wir haben realisiert, dass es Hundeführer hat, die sich spielerisch mit ihren Hunden abgeben. Irgendeinmal wird uns zu verstehen gegeben, dass jeder zu seinem Töff stehen soll. Nun kommen die Hunde zum Einsatz und umrunden schnuppernd die Hondas. Danach müssen wir das Gepäck aus dem Landcruiser holen, in einen Raum gehen, wo es ein Sicherheitsschleuse hat. Diese wird jedoch nicht benutzt und wir können auf der anderen Seite den Raum mit dem Gepäck wieder verlassen. Derweil wird auch Isabelle's Fahrzeug gründlich durchsucht.
Auch der längste Prozess geht irgendeinmal zu Ende und auf unserem Formular haben wir die notwendigen sechs Stempel. Ein letztes Vorweisen des Passes, des Fahrzeugausweises und des Formulars und wir sind ... nein, doch noch nicht ganz durch. In einem Büro werden nochmals Listen verglichen und kontrolliert. Danach können wir - seit wir die Grenze erreicht haben, sind gut 2 1/2 Stunden vergangen - einreisen. Wir können die Uhren um eine Stunde zurückstellen; der Zeitunterschied zur Schweiz ist jetzt noch +3 Stunden.
Usbekistan habe ich, nebst Kasachstan und Turkmenistan, 2008 anlässlich einer Zugreise erstmals bereist.
"Usbekistan ist ein 448'978 km² grosser Binnenstaat in Zentralasien mit 37 Millionen Einwohnern. Er grenzt im Norden an Kasachstan, im Nordosten an Kirgisistan, im Südosten an Tadschikistan, im Süden an Afghanistan und im Südwesten an Turkmenistan. Hauptstadt und mit rund 2,5 Millionen Einwohnern grösste Stadt der ehemaligen Sowjetrepublik ist Taschkent. Weitere wichtige Städte des islamisch geprägten Landes sind Samarkand und Buchara an der historischen Seidenstraße. Nach der Staatsgründung wurde das Land autoritär durch Islom Karimov regiert. Nach der Übernahme der Präsidentschaft durch Shavkat Mirziyoyev 2016 wurden viele Repressionen gelockert, aber dennoch kommt es noch regelmässig zu schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte.
Usbekistan erstreckt sich zwischen dem 37. und 46. nördlichen Breitengrad sowie zwischen dem 56. und 73. östlichen Längengrad. Die Ausdehnung des Landes beträgt von West nach Ost etwa 1425 km und von Nord nach Süd etwa 500 km. Usbekistan ist neben Liechtenstein der einzige Binnenstaat der Welt, der nur von Binnenstaaten umgeben ist. Die Staatsgrenze hat eine Gesamtlänge von 6893 km. Davon fallen 144 km auf Afghanistan, 2330 km auf Kasachstan, 1314 km auf Kirgisistan, 1312 km auf Tadschikistan und 1793 km auf Turkmenistan. Zum usbekischen Staatsgebiet gehören auch die von Kirgisistan umschlossenen Exklaven Soʻx, Shohimardon, Chong-Kara und Jangail, umgekehrt werden die kirgisische Exklave Barak und die tadschikische Exklave Sarvan von usbekischem Territorium umschlossen."
So, und nun auf die Motorräder und los gehts. Wir fahren durch das Fergana Tal.
"Das Ferganatal liegt zwischen dem Tienschan- und dem Alaigebirge und erstreckt sich über drei Länder: Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan. Das fruchtbare Ferganatal ist die am dichtesten besiedelte Region und war aufgrund der vorteilhaften Lage für die Landwirtschaft schon seit der Bronzezeit besiedelt. Es erstreckt sich auf einer Fläche von 80'000 km², wobei ca. 17'000 km² auf Usbekistan entfallen. Das Tal liegt ganz im Osten von Usbekistan. Bis 2016 kam man nur über den Gebirgspass Kamchik (2300 m) ins Ferganatal von Usbekistan. Mittlerweile gibt es eine Eisenbahnstrecke, die das Reisen ins Ferganatal einfacher gestaltet.
Das Tal wird vom Fluss Syrdarja in westlicher Richtung durchflossen und erstreckt sich ungefähr von Chudschand im Westen bis Osch im Osten. Mehr als zehn Millionen Menschen und damit 20 % der Bevölkerung Zentralasiens leben in dem lediglich 300 km langen und bis zu 110 km breiten Tal auf einer Gesamtfläche von rund 22'000 Quadratkilometern. Dieses wird allgemein als das kulturelle Zentrum Zentralasiens betrachtet."
Das weisse Gold: Baumwollanbau.
Es ist sehr heiss, deshalb ist jede Pause willkommen, um den Durst zu stillen. Jeder hat zwar seine Wasserflasche auf dem Motorrad, aber zwischendurch einen anderen Geschmack im Mund kommt gelegen. So werden Coca Cola oder Fanta pur, oder mit Wasser gemischt, oder mit einer Mischung von allem, getrunken.
In der roten Flasche ist ein für mich neues Getränk, Granatapfelsaft; schmeckt gut
Bei den uns angebotenen Wassermelonen halte ich mich zurück, esse sie nicht: Da deren Wassergehalt über 90 Prozent beträgt, und ich ja auch kein lokales Wasser aus dem Hahnen trinke, ist mir das Risiko zu hoch.
Irgendetwas habe ich nicht mitbekommen: Als wir hier anhalten und parken glaube ich, wir seien beim Hotel für die heutige Nacht angekommen ...
... dem ist nicht so. Wir sind in Margilan und besichtigen die Yodgorlik Silk Factory.
"Margilan ist eine der ältesten Städte von Usbekistan. Sie befindet sich im Fergana Tal auf der Kreuzung der alten Handelsrouten. Diese Stadt war berühmt für die beste Seide in Zentral Asien, fähig in der Qualität und Schönheit mit chinesischen im Wettbewerb zu stehen. Karawanen mit Margilans Seidenstoff sind durch die Seidenstrasse nach Kaschgar, Bagdad, Chorasan gegangen."
"Yodgorlik wurde 1972 gegründet und war von 1982 bis 1993 im staatlichen Besitz. Im Jahr 2000 nahm das Unternehmen den heutigen Namen Yodgorlik an und wurde privatisiert. Heute ist die Manufaktur die grösste ihrer Art in Usbekistan. In der Seidenmanufaktur Yodgorlik arbeiten circa 450 Menschen."
Steht am Anfang der Seidenproduktion: die Maulbeere.
"Die Maulbeere ist ein sommergrüner Strauch oder Baum. Die Blätter sind die einzige Nahrung für die Seidenraupe. Diese brauchen sie in sehr grosser Menge, um die sogenannten Seidenkokon herzustellen. 20’000 Raupen fressen rund 500 bis 600 kg Maulbeerblätter. Dafür sind 125 Maulbeerbäume notwendig. Der Ertrag ist etwa 5 kg Rohseide."
Vor der Führung durch den Betrieb werden wir im Verkaufslokal freundlich willkommen geheissen und es wird uns Tee gereicht.
So einen Teppich möchte ich nach der Führung gerne kaufen ...
"Ein fliegender Teppich ist ein mythisches Fortbewegungsmittel, das in Europa vor allem mit orientalischen Märchen, speziell den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht in Verbindung gebracht wird. In der Vorstellung handelt es sich üblicherweise um einen Orient- oder Perserteppich."
Nach dieser eindrücklichen Besichtigung fahren wir weiter. Nach rund 1 1/2-stündiger Fahrt gibts wieder eine Pause; es ist wirklich heiss.
Unsere Gruppe mit den 10 identischen Motorrädern steht immer wieder im Interesse der lokalen Bevölkerung, auch von Kindern.
Gegen 17 Uhr erreichen wir unser Hotel in Kokand.
"Qoʻqon, im Deutschen auch als Kokand bekannt, ist eine Stadt in Usbekistan mit 221'700 Einwohnern (Stand 2010). Die Stadt hatte früher eine Schlüsselposition am Eingang zum Ferghanatal. Sie liegt an der wichtigen Seidenstrasse, einer Karawanenstrasse, die das Mittelmeer mit Ost- und Südasien verbindet. Im 13. Jahrhundert zerstörten mongolische Truppen die Stadt. Die moderne Stadt entwickelte sich aus einem 1732 errichteten Fort. 1740 wurde der Ort Hauptstadt des Khanats von Kokand. Seine grösste Ausdehnung besass das Khanat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als es Teile des heutigen Kasachstan umfasste. Zu dieser Zeit war Qoʻqon ein bedeutendes Handelszentrum mit mehr als 300 Moscheen. 1876 eroberte die russische Armee die Stadt. Qoʻqon wurde Teil des russischen Generalgouvernements Turkestan und war 1917/18 Sitz der anti-bolschewistischen provisorischen Regierung des autonomen Turkestan."
Heute mache ich beim obligaten Stiefelbier nicht mit. Ich checke zuerst ein, wechsle in kurze Hosen und Sandalen, danach erst kehre ich in den Garten zur Gruppe zurück; halt ein Sandalenbier für mich.
"Das „Stiefelbier“ gehört zu einer Tour dazu, wie das „Amen“ zum Gebet. Es ist egal, ob die Hopfenkaltschale gleich bei der Ankunft am Zielpunkt noch mit den Motorradstiefeln getrunken wird, ob es im Stiefelglas serviert wird, oder gleich aus der Flasche in die trockene Kehle rinnt."
Danach checken auch die Anderen ein. Frisch geduscht treffen wir uns später zum Abendessen. Nach einer kurzen Taxifahrt steigen wir bei einem traditionellen Restaurant aus. Das Restaurant sieht zwar gemütlich aus, und das Essen - Kebab und Schaschlik vom Grill - ist gut. Mühe haben wir jedoch mit der Art des Sitzens und ...
... ich als einziger mit dem Salat. Achtung: dies ist ein Fakefoto, der Salat gehört nicht mir.
Das ist die Route, die wir heute gefahren haben, inklusive dem Abstecher zum Seidenfabrikationsbetrieb.
Frühstück ab 06:30 Uhr und Abfahrt um 07:30 Uhr sind die ersten Eckdaten auf unserem heutigen Tagesprogramm.
Kurz vor acht Uhr, und noch vor der Grenze, halten wir bei einer Tankstelle an. Wir haben zwar Benzin in Kanistern auf dem Dach, aber diese sind für den Notfall gedacht. Solange es betriebene Tankstellen gibt, tanken wir die Honda's dort auf.
Wir erreichen den Grenzübergang Usbekistan-Tadschikistan und kippen die Töffs vor dem geschlossenen Tor auf die Seitenständer. Das Warten beginnt; Geduld ist angesagt. "Geduld ist nicht die Fähigkeit zu warten, sondern die Fähigkeit beim Warten gut gelaunt zu bleiben."
Und siehe da: "Sesam, öffne dich" aus dem Märchen von Ali Baba und den 40 Räubern funktioniert auch hier irgendeinmal. Wir können das erste Tor passieren. Da das Vorwärtskommen nur kurz ist, schieben wir die Motorräder die paar Meter. Aber immerhin beginnt nun der Ausreiseprozess aus Usbekistan/Uzbekistan...
... später - viel später - öffnet sich auch das Tor zu Tadschikistan/Tajikistan und das Einreiseprozedere bringt Abwechslung.
Es dauert nicht mehr lange und wir sind in Точикистон! Alles in allem brauchten wir auch bei dieser Grenzpassage rund 2 1/2 Stunden.
Tadschikistan, das fünfte und letzte Land Zentralasiens, welches ich nun kennen lerne; es steht auf meiner Länderliste an 123. Stelle.
"Tadschikistan ist ein 143'100 km² grosser, autoritär regierter Binnenstaat in Zentralasien mit 10,1 Millionen Einwohnern. Er grenzt im Norden an Kirgisistan, im Osten an China, im Süden an Afghanistan und im Westen an Usbekistan. Hauptstadt und mit rund 1,2 Millionen Einwohnern grösste Stadt ist Duschanbe. Weitere wichtige Städte der ehemaligen Sowjetrepublik sind Chudschand, Kulob und Bochtar.
Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland, mehr als zwei Drittel der Fläche sind Hochgebirge. Fast die Hälfte des Staatsgebietes liegt auf einer Höhe von 3000 m und höher. Der Osten des Landes wird vom Pamir-Gebirge und dem grössten Teil des Pamir-Hochlandes geprägt. Dort befindet sich auch der höchste Berg des Landes, der 7495 m hohe Pik Ismoil Somoni (früher Pik Kommunismus). Im Norden des Landes erstreckt sich das Alaigebirge. Südlich der Serafschankette liegt im Westen das Fan-Gebirge. Nur im äussersten Norden besitzt Tadschikistan mit einem Teil des Ferghanatals Tiefland, das durch den grössten Fluss des Landes, den Syrdarja, bewässert wird und intensiv ackerbaulich genutzt werden kann. Im grössten Teil des Landes ist wegen der Höhenlage und des Reliefs nur extensive Tierhaltung möglich. Der grösste See ist der Karakul (380 km²) im Osten des Landes; weitere große Seen sind der Saressee (≈ 80 km²) und der Zorkulsee (38,9 km²). Der grösste Stausee ist der Kairakkum-Stausee (520 km²) am Syrdarja. Insgesamt verfügt Tadschikistan über mehr als 60 Prozent der zentralasiatischen Wasserressourcen in fester und flüssiger Form.
Die Hitze macht zu schaffen, auch der Durst. Die Kehle ist ausgetrocknet, es fühlt sich an wie wenn ich Schleifpapier im Mund hätte. Pesche entdeckt auf der linken Strasse etwas, stellt den Blinker, wendet und fährt auf der anderen Seite ein wenig zurück.
Ein lauschiges Plätzchen erwartet uns. Das Restaurant ist nur mit Männern gefüllt. Freundlich und hilfsbereit räumen sie einen Sitzplatz frei für uns. Isabelle organisiert in einem Geschäft in der Nähe verschiedene Getränke; dazu bestellen wir im Restaurant Tee.
Es dauert nicht lange, und ein Mann bringt uns eine grosse Wassermelone, die er gleich in Portionen schneidet.
Die Männer bekommen ihr Mittagessen und geben mir zu verstehen, dass ich auch davon essen könnte. Ich belasse es beim Fotografieren.
Nun ja, die Zwiebeln sind wohl auch für diese Gruppe zuviel. Mir werden sie nicht angeboten, die Männer spüren wohl meine Abneigung.
"Die Zwiebel, ein vielschichtiges Gemüse. Zwiebeln zählen zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Bereits vor 5000 Jahren wurden die Knollengewächse kultiviert. Sie gehören zu den Lauchgemüsesorten und enthalten, wie deren weitere Vertreter Schalotten, Knoblauch und Schnittlauch, verschiedene Mineralien und Vitamine, sowie Antioxidantien, denen viele positive Effekte zugeschrieben werden."
Auch beim nächsten Tisch wird geschöpft und auch hier könnte ich mitessen.
TJ: Das Nationalitätskennzeichen für Fahrzeuge in Tadschikistan; Herkunft vom englischen Tajikistan.
Während Corona 2020 der Grund für die Nichtdurchführbarkeit meiner gebuchten Pamir-Tour war, war es zwei Jahre später der Kirgisisch-Tadschikische Grenzkonflikt, welcher zur Schliessung der Grenzen führte und so die Pamir-Tour verunmöglichte.
"Der Grenzkonflikt zwischen Kirgisistan und Tadschikistan begann mit dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der beiden ehemaligen Sowjetrepubliken. Die Grenzen zwischen der Tadschikischen Sozialistischen Sowjetrepublik und der Kirgisischen Sozialistischen Sowjetrepublik beruhten weitestgehend auf der Grenzziehung aus den späten 1920er-Jahren, hatten aber auf Grund ihres Status als Binnengrenzen innerhalb der Sowjetunion nur eine untergeordnete Bedeutung.
Im Rahmen der Kollektivierung und der fortschreitenden Abkehr vom Nomadismus im sowjetischen Zentralasien entstanden in der Kirgisischen und der Tadschikischen SSR zahlreiche Kolchosen, die von einer ausgeprägten zentralstaatlichen Einflussnahme geprägt waren. Zwischen den kirgisischen und tadschikischen Betrieben entwickelte sich während dieser Zeit eine rege Handelstätigkeit, wobei insbesondere Verträge zur Nutzung von Weideland abgeschlossen wurden. Dabei waren die tadschikischen Betriebe auf die Nutzung von Flächen auf dem Gebiet der Kirgisischen SSR angewiesen, da die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen in der Tadschikischen SSR stark begrenzt waren.
Neben dieser wirtschaftlichen Dimension hatte die Grenzfrage in der Region bereits zu Sowjetzeiten eine kulturelle und politische Dimension. Die Grenzziehung in der Sowjetunion erfolgte vor diesem Hintergrund einerseits entlang sprachlicher und kultureller Kriterien. Auf diese Weise entstanden zahlreiche Exklaven im Ferghanatal, da sich die dortige Bevölkerung sprachlich und kulturell von der des umliegenden Landes unterschied. Andererseits stellten die Grenzen einen gezielten Bruch mit natürlichen Grenzen zwischen den Siedlungsräumen dar, um die Sowjetrepubliken zu schwächen und somit ihre Abhängigkeit von der Sowjetunion und den zentralen Institutionen in Moskau zu verstärken. Diese widerstrebenden Einflussfaktoren führten zu der unklaren und umstrittenen Grenzziehung in der Region, die die nun unabhängigen Nachbarstaaten bis heute nicht gänzlich klären konnten. Die unklare Grenzziehung ist regelmässig Auslöser für teilweise bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen und Tadschiken in den umstrittenen Gebieten und massgeblich für die kirgisisch-tadschikischen Beziehungen.
Mit Beginn des Jahres 2018 kam es zu einer deutlichen Verschärfung des Konflikts und einem starken Anstieg der Verletzten und Getöteten bei Zusammenstössen im Grenzgebiet. In der Mehrheit der Fälle kam es in Folge von Streitigkeiten über Wasser oder Land zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Gruppen von meistens unbewaffneten Bewohnern der Region. Unter anderem durch Steinwürfe wurden bei diesen Gelegenheiten häufig Menschen verletzt. Nur in den wenigsten Fällen eskalierten die Auseinandersetzung durch den Einsatz von Schusswaffen zu Feuergefechten.
In der Nacht vom 28. zum 29. April 2021 entwickelte sich ein Zwischenfall im Grenzgebiet zur schwersten Eskalation in dem Konflikt seit mehreren Jahren. Sowohl von kirgisischer als auch von tadschikischer Seite wurde der Einsatz von Schusswaffen in der Nacht bestätigt, die genauen Umstände blieben jedoch umstritten. In kirgisischen Medien wurde von einem Angriff ausgehend von einem tadschikischen Grenzposten berichtet, auf tadschikischer Seite wurde lediglich der Einsatz von Schusswaffen zur Verteidigung gegen Angreifer von kirgisischer Seite bestätigt. Im Laufe des 29. April weiteten sich die Kämpfe auch geographisch aus, wobei auf einem Grenzabschnitt von der Grenzregion nördlich der kirgisischen Stadt Batken bis südlich der tadschikischen Stadt Chudschand mehrere Grenzposten auf beiden Seiten angegriffen und zahlreiche Häuser in Brand gesetzt wurden. Die Gefechte spielten sich dabei vor allem auf der von Kirgisistan kontrollierten Seite der Grenze ab, unter anderem wurden Grenzposten und Geschäfte eingenommen oder angezündet, auf einigen Gebäuden wurde die Flagge Tadschikistans gehisst. Berichte und Videoaufnahmen aus den Kampfgebieten belegen den Einsatz von Maschinengewehren, Mörsern, Raketenwaffen und Kampfhubschraubern. Die tadschikische Regierung bestätigte Plünderungen auf kirgisischem Gebiet durch tadschikische Staatsbürger, bestritt aber eine Beteiligung der tadschikischen Streitkräfte in dem Konflikt. Nach der Darstellung von tadschikischer Seite waren die tadschikischen Kampfhubschrauber lediglich zur Evakuierung von Zivilisten im Einsatz, Fotos aus dem kirgisischen Ort Ortoboz deuten jedoch auf den Einsatz von Hubschraubern zum Abschuss von Raketen hin.
Bei Zusammenstößen am 14. September mit kirgisischen Wachleuten, die Tadschikistan beschuldigten, in einem abgegrenzten Gebiet Stellungen bezogen zu haben, wurde ein tadschikischer Grenzschutzbeamter getötet und zwei weitere verletzt. Am 16. September schossen nach Angaben Kirgisistans die tadschikischen Streitkräfte erneut auf ihre Aussenposten. Es kam zu Zusammenstößen entlang der Grenze mit den tadschikischen Streitkräften, bei denen Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Mörser eingesetzt wurden."
Plötzlich fahren wir durch eine Gegend wo viele zerstörte Tankstellen auffallen. Pesche hält bei einer der mutwillig zerstörten Zapfstellengebäuden an und weist uns auf die Einschusslöcher hin. Wir seien hier in einer kirgisischen Enklave, in der die Kirgisen viele Tankstellen betrieben hätten. Diese seien während dem letzten Konflikt durch Tadschisten gebranntschatzt worden.
Wir erreichen gegen 17 Uhr Istaravshan, wo wir als erstes zum Restaurant Farovon für ein spätes Mittagessen fahren.
"Istarawschan (englisch Istaravshan) ist die Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in der Provinz Sughd im Norden Tadschikistans. Vermutlich lag an der Stelle der heutigen Stadt die im 6. Jahrhundert v. Chr. zum Achämenidenreich gehörende Siedlung Kuruschata, die in griechischen Quellen als Cyropolis erwähnt wird. In der Antike und im Mittelalter war die mehrfach von fremden Eroberern zerstörte Stadt ein wohlhabendes Handelszentrum an der Seidenstraße. Aus dem 16. bis 19. Jahrhundert blieben mehr Moscheen und Mausoleen als in anderen tadschikischen Städten in der ausgedehnten Altstadt erhalten. Vom zentralen ehemaligen Zitadellenhügel Mugh Teppa ist die gesamte Innenstadt zu überblicken."
Das Restaurant entpuppt sich als modernes Selbstbedienungsrestaurant mit einem ansprechenden Angebot an verschiedenen Speisen. Jeder kann sich aussuchen, was er möchte; Isabelle steht bei der Kasse und übernimmt am Schluss das Bezahlen.
Danach fahren wir zum Hotel, welches Pesche organisiert hat. Der Innenausbau ist noch nicht ganz fertig gebaut und es hat auch keinen abgeschlossenen Innenhof um die Räder sicher parken zu können. Spontan offeriert der Besitzer, das noch nicht fertig erstellte Restaurant als Garage zu benutzen.
Kurz wird gewerweisst, die drei Marmorstufen hochzufahren, aber schlussendlich setzt sich die Vernunft durch. Gemeinsam werden die 10 Motorräder hochgestossen.
Auf edlem Boden und sicher abgeschlossen verbringen die Honda's hier die Nacht. Auch die Benzinkanister werden vom Dach genommen und ins "Restaurant" gestellt.
Das Hotel hat keine Einzelzimmer; Carlo und ich teilen uns ein Doppelzimmer. Kurze Absprache von wegen Duschen und wer welche Tücher wo, und alles nimmt seinen geregelten Lauf.
Danach treffen wir uns wieder auf dem gemütlichen Sofa bei der Rezeption. Nebst Mineral, Cola und Bier steht auch eine Flascha Wodka (noch ungeöffnet) vom Hotelbetreiber auf dem Clubtisch.
Briefing über die Morgen zu fahrende Strecke.
Mit Taxis fahren wir zum Mug Tepe Fort auf den Hügel hoch.
"Istaravshan ist eine der ältesten Städte Zentralasiens und feierte im Jahr 2002 ihr 2500-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde die Restaurierung der alten Zitadelle Mug Tepe durchgeführt.
Am Scheideweg der Geschichte besass die Stadt fast zwei Jahrtausende lang eine Festung. Sie wurde 329 v. Chr. von Alexander dem Grossen und 772 n. Chr. von Kyros dem Grossen gestürmt.
Von der auf einem Hügel gelegenen Festung ist ursprünglich nicht viel erhalten geblieben, aber bei den restaurativen Freiheiten wurde übertrieben. Es sieht ziemlich imposant und beeindruckend aus, aber man fragt sich, ob es in der Antike so ausgesehen hat."
Nachdem es recht schnell eingedunkelt hat, fahren wir mit den Taxis, die auf uns gewartet haben, nochmals ins gleiche Restaurant. Das Angebot hat gegenüber dem Mittag geändert. Nach dem späten Mittagessen ist jedoch bei uns kein grosser Hunger vorhanden. Danach gehts zum Hotel zurück. Der Besitzer stellt uns wieder die Flasche Wodka auf den Tisch, die nun geöffnet wird. Ich begnüge mich mit einem übrig gebliebenen Bier aus unserem Vorrat als Schlummertrunk. Danach höre ich das Zimmer im zweiten Stock meinen Namen rufen ... Guet Nacht zäme.
Frühstück gibt keines im Hotel; wie auch, das Restaurant ist ja zu unserer Töffgarage umfunktioniert ...
... so gehen wir um sieben Uhr über den grossen Kreisel in einen der Tankstellenshop gegenüber unserem Hotel.
Isabelle hat die beiden Angestellten instruiert, dass gleich eine Horde hungriger Männer reinkomme und sich im Shop - es gibt alles wie bei uns - bediene. Wir fühlen uns wie im Schlaraffenland, können nehmen was wir wollen, müssen nur kurz vor dem Verzehr die Waren bei der Kasse einscannen lassen. Isabelle bezahlt zum Schluss.
"Das Schlaraffenland ist ein fiktiver Ort aus diversen Märchen, in dem alles im Überfluss vorhanden ist."
Danach zurück zum Hotel, umziehen, das Gepäck nach unten schleppen, die Motorräder aus dem Restaurant holen und uns bereit machen.
Kaum eine Stunde später fahren wir zwar noch im Flachen, aber das Gebirge zeigt sich erstmals vor uns.
Kurze Zeit später steigt die Strasse merklich und stetig an, bis wir den nördlichen Tunneleingang vom Shahriston Tunnel erreichen. Ich bin mir der Länge des Tunnels nicht bewusst und lasse meine Sonnenbrille auf ...
"Der Schahriston-Tunnel ist ein 5253 Meter langer Strassentunnel in der Provinz Sughd im Norden von Tadschikistan, welcher die Landeshauptstadt Duschanbe mit der Provinzhauptstadt Chudschand verbindet und die vorherige Passstrasse über die Turkestankette mit 3378 Metern Höhe ersetzt.
Der Tunnel wurde von 2006 bis 2012 von der China Road and Bridge Corporation (CRBC), die mit dem Ausbau der gesamten Strecke betraut ist, für 51,7 Millionen US-Dollar erbaut. Er stellt die einzige Strassenverbindung zwischen der Hauptstadt und dem Ferghanatal dar. Die vorherige Strasse über den Schahriston-Pass war im Winter nicht befahrbar. Im Unterschied zum Ansob-Tunnel auf derselben Strecke zwischen Duschanbe und Aini ist dieser Tunnel asphaltiert und in einem guten Zustand."
Auf der anderen Seite schlängelt sich die Strasse die Schlucht hinunter.
Stefan in action.
Immer wieder hält Pesche an, denn die Umgebung verändert sich dauernd.
Pesche in action.
Eine der kurzen Pausen nutzt Hütti, um das Pamir-Team 24 mit Porträtfotos festzuhalten:
Das Organisations-Ehepaar Isabelle, unsere gute Fee und Fahrerin vom Begleitfahrzeug, sowie Road Captain Peter, alias Pesche, alias Peti.
Die Offroad-Freaks: Bruno, Peter, alias Hütti und ...
... Peter, ohne Alias sowie Walter (unten).
Die ruhigen und hilfsbereiten Deutschen: Carlo sowie Stefan.
Die Oldies: Jürg (1952), Guido (1953) sowie Ueli (1953).
Es geht nun immer wie tiefer in die bergige Landschaft hinein. Bei einer Abzweigung hält Pesche an. Hier würden wir später auf der alten Passstrasse geradeaus weiterfahren, den Anzob-Pass hoch, während Isabelle mit dem Landcruiser durch den Anzob-Tunnel fahren wird.
"Der Ansob-Tunnel, auch Istiqlol-Tunnel oder Uschtur-Tunnel, ist ein 80 Kilometer nordwestlich der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe gelegener, 5040 Meter langer Strassentunnel, der als Teil der M34/E 123 Duschanbe mit Chudschand, der zweitgrössten Stadt des Landes im nördlich gelegenen Ferghanatal verbindet. Bis zur Eröffnung des Tunnels im Jahr 2006 war eine Verbindung nur über die schmale Ansob-Passstrasse und den namensgebenden, nordöstlich gelegenen Ort Ansob möglich. Mit Eröffnung des Tunnels hat sich die Fahrtzeit zwischen den beiden Städten um vier Stunden verkürzt. Der Tunnel galt als eine der gefährlichsten Tunnelverbindungen der Welt und war wiederholt bis Ende 2015 aufgrund von Reparaturarbeiten geschlossen. Nach jahrelangen Arbeiten am Entwässerungssystem wurde 2016 die Fahrbahnsanierung abgeschlossen und eine Beleuchtung im zuvor dunklen Tunnel angebracht. Der Tunnel hat keine Entlüftungsanlage, ist aber seitdem normal befahrbar."
Vor diesen Herausforderungen - Pass und Tunnel - stärken wir uns bei einem Pic-Nic. Während unserer Verpflegung hält ein Velo-Fahrer an. Es ist ein Deutscher, der in Singapore gestartet ist und diese lange Bikepacking-Tour (mit möglichst wenig Gepäck mit dem Fahrrad reisen und trotzdem alles dabei zu haben, das man braucht) mit einem Gravelbike (geländegängiges Fahrrad) macht.
Wir verabschieden uns von Isabelle und fahren das kurze Stück zurück zur Abzweigung. Die Strasse führt uns durch eine Schlucht. Die Naturstrasse weist nur noch ab und zu Erinnerungsstücke von Asphalt auf.
"Der Baustoff Asphalt wird landläufig fälschlicherweise mit Teer gleichgesetzt. Anders als Asphalt, dessen Bindemittel Bitumen aus Erdöl gewonnen wird, entsteht das Bindemittel Teer jedoch durch Pyrolyse von Holz oder Kohle."
Die Wildheit der schmalen Schlucht wird vorübergehend unterbrochen und das Tal breiter. Grüne Wiesen und Häuser weisen auf die Bewohnbarkeit hin.
Nach einer gewissen Zeit verändert sich der Strassenverlauf wieder. Es geht nun merklich steiler aufwärts. Mittels vielen Kurven wird die Höhe überwunden. Nach einer Pause fahre ich alleine voraus. Einerseits kann ich so mein Tempo fahren und andererseits will ich die Anderen filmen.
Manchmal wirds eng und eine Fahrspur muss zuerst gefunden werden.
Danach wirds noch anspruchsvoller: Das Strassenbild wechselt in eine Schotterpiste gespickt mit grösseren und grossen Steinen, die den Hang hinuntergefallen sind. Gerne möchte ich anhalten und das Sehende und Fühlende mit dem Handy festhalten. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich für den Seitenständer überhaupt festen Boden finden kann. Also Augen zu und durch. Erst oben auf der Anzog-Passhöhe (3337 MüM) finde ich eine Stelle, wo ich anhalten und absteigen kann.
"Ansob, auch Anzob, ist ein Dorf und der Hauptort des gleichnamigen Subdistrikts im Distrikt Aini in der Provinz Sughd im Nordwesten Tadschikistans. Ansob ist der grösste Ort im Tal des Jaghnob und liegt an der kaum mehr befahrenen Strasse über den 3337 Meter hohen Ansob-Pass, an dessen Stelle heute der Ansob-Tunnel die Hauptstadt Duschanbe mit den nordwestlichen Landesteilen verbindet."
Als ich abgestiegen bin, kommt ein Mann auf mich zu. Dabei spricht er in einer für mich unverständlichen Sprache auf mich ein. Meine Versuche in Englisch bringen nichts. Aber für ein Foto mit dem Hirten reichts auch ohne Worte.
Das Tal auf dieser Seite des Passes ist weit und offen. Bis weit nach unten ins Tal können wir den Strassenverlauf erkennen.
Unser Ziel, das Hotel Hello Dushanbe in Duschanbe, liegt rund 90 Km entfernt; für diese Strecke werden wir noch mehr als 2 Stunden benötigen.
"Duschanbe ist die Hauptstadt Tadschikistans und mit 1,2 Mio. Einwohnern (Stand: Januar 2022) die grösste Stadt des Landes. Es ist politischer, kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Landes und Sitz zahlreicher Behörden, Hochschulen und Unternehmen.
Duschanbe liegt in Zentralasien auf etwa 800 m Höhe im dicht besiedelten Hissartal südlich des Hissargebirges. Das Gebirge erreicht andernorts eine Höhe von bis zu 4643 m. Durch die Stadt fliesst der Fluss Duschanbinka, der sich aus den beiden Flüssen Lutschob-Darja und Warsob zusammensetzt. Er wird im Komsomolsksee in der Stadt gestaut. Tadschikistan liegt in einer von Erdbeben gefährdeten Region. Duschanbe ist in vier Stadtteile gegliedert, die nach historischen Persönlichkeiten benannt sind: Ismoili Somoni, Abaali Ibni Sino, Firdawsi, Shohmansur."
Um 17:30 Uhr parken wir im Innenhof vom Hello Dushanbe. Der Brunnen, wie auf dem ersten Foto, ist noch vorhanden, der grüne Garten jedoch ist einem Betonboden gewichen und dient uns, und anderen Fahrzeugen, nun als Parkplatz. Dafür bietet das Hotel wieder Einzelzimmer an, für diejenigen, die so gebucht haben.
Peter nutzt die Stunde der Gunst und beginnt mit dem Brunnenwasser und einem Taschentuch, sein Motorrad zu reinigen. Er ist jedoch nicht gewillt, sämtlichen Töffs diese Pflege zukommen zu lassen, weshalb ich selber bei meiner Honda Hand anlege und mindestens die Lampen, Blinker und das Nummernschild vom Staub befreie.
Andere Länder, andere Sitten 1 ...
... habe ich so als Kombination noch nie gesehen.
Andere Länder, andere Sitten 2 ...
Andere Länder, andere Sitten 3 ...
... Eingang zur Moschee fürs Frühgebet? Nein, hier drinnen gibts Frühstück.
Frühstück gibts ab sieben Uhr im anderen Gebäude als mein Zimmer liegt. An der verwaisten Reception vorbei, über den ehemals grünen Innenhof, treffe ich im anderen Gebäude eine familiäre Atmosphäre an.
Die Abfahrt ist auf 8 Uhr angesetzt. Es sollte ein langer Tag werden, viele Kilometer und viele Stunden. Wir werden an unserem Tagesziel erst um 19:30 Uhr ankommen ...
Frühstück auch für unsere Motorräder.
Worüber lacht ihr, Carlo und Jürg?
Den nächsten Halt nutzt Isabelle um einzukaufen, während ...
... Pesche den Ketten etwas Gutes tut.
Willst du wirklich das Gefährt tauschen; Jürg?
Das wollen wir sehen ...
... das nicht.
Wieso hält Pesche hier an, was gibt es zu sehen?
"Der Rogun-Staudamm in Tadschikistan soll mit 335 m Höhe die höchste (menschgemachte) Talsperre der Erde werden."
"Der Rogun-Staudamm entsteht am Fluss Wachsch, einem Nebenfluss des Amudarja, etwa 100 km nordöstlich der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe oberhalb des Nurek-Staudamms. Die Talsperre ist ein 660 m langer Steinschüttdamm mit 75,5 Mio. m³ Bauwerksvolumen, der noch nicht fertiggestellt ist. Das Absperrbauwerk wäre – wie oben erwähnt – das höchste der Erde, kann sich jedoch in anderen Kategorien – wie dem Stauinhalt oder dem Bauwerksvolumen – nicht mit den grössten Dämmen messen. Die bislang mit 300 m höchsten Talsperren der Welt sind der 1980 fertiggestellte Nurek-Staudamm, ebenfalls in Tadschikistan, und Jinping I in China. Die dritthöchste ist mit 292 m die Xiaowan-Talsperre in China, gefolgt von der Grande Dixence in der Schweiz mit 285 m Höhe.
Das besondere Problem des Staudammbaus ist neben dem politischen Konflikt mit dem Unterlieger des Gharm-Flusses, Usbekistan, der um die Bereitstellung des Wassers für die Bewässerung seiner Baumwollkulturen fürchtet, dass beim Ausbau auf die höchste Planstufe nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bis zu 7'000 Familien (etwa 42'000 Menschen) zwangsumgesiedelt werden müssten. Bis zum Frühjahr 2014 waren demnach bereits etwa 1'500 Haushalte umgesiedelt, ohne dass ihnen eine wirtschaftliche Grundlage als Ersatz bereitgestellt wurde. Dies lässt bei der Realisierung des Projektes ein soziales Drama grossen Ausmaßes befürchten.
Der geplante Speicherraum des Rogun-Stausees beträgt 11,6 Mrd. m³, das sind 11,6 km³, der See ist allerdings noch nicht vollständig aufgestaut, die Füllung wird fünf bis sechs Jahre in Anspruch nehmen."
Ihr seid wohl froh, wieder mal sitzen zu können.
Mein Wasservorrat ist zwar ungekühlt, dafür bei jedem Halt "sofort" (Handschuhe und Helm ausziehen) verfügbar; Wasser ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Für Nachschub können wir uns bei Isabelle melden.
"Wasser (lateinisch Aqua, englisch Water) ist insbesondere die chemische Verbindung H2O, bestehend aus den Elementen Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H). Die Bezeichnung Wasser wird dabei für den flüssigen Aggregatzustand verwendet. Im festen Zustand spricht man von Eis, im gasförmigen Zustand von Wasserdampf. In der Natur kommt Wasser selten rein vor, sondern enthält meist gelöste Anteile von Salzen, Gasen und organischen Verbindungen. Wasser ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde."
Wir fahren weiter das Tal hinauf.
Kurz nach 13 Uhr entdeckt Pesche ein schattiges Plätzchen für unser Pic-Nic. Zuerst heisst es allerdings den gröbsten Schafskot wegzuschubsen, damit wir für die Decke und für uns einen anständigen Untergrund haben.
Nach dem Essen sollst du ruh’n ...
Die Weiterfahrt ist sehr abwechslungsreich.
Erst sieht es so aus und ...
... eine halbe Stunde später so.
Ärgerlich: Nach einer Pause fahre ich alleine voraus, halte aber bei einer Abzweigung rechts bei einer Brücke. Die Schnellsten haben mich bald eingeholt und fahren an mir vorbei geradeaus die Strasse hoch. "Selbstsichere Kerle" denke ich mir und folge ihnen ... viele, viele Kilometer später realiseren wir, dass wir falsch sind. Also wenden und zurück. Irgendwann kommt uns Pesche entgegen. Wir fahren ihm hinterher bis zur Brücke, wo wir die Anderen wartend wieder treffen.
Ein seltener öffentlicher Bus.
Das Corpus Delicti, die Brücke die wir nun beim zweiten Anlauf benutzen.
Eine sehr schöne Strecke liegt vor uns, dem Gebirge entgegen.
Gegen die Sonne zu fahren ist recht mühsam; die Strasse vor uns ist kaum erkennbar, spürbar jedoch schon.
Letzter Halt vor der Passhöhe ...
... ein paar Kurven und Höhenmeter später haben wir es geschafft; wir sind auf dem 3252 Meter hohen Khab-U-Rabot-Pass (Hoburbot-Pass).
So sieht es hier auf über 3000 MüM aus.
Bis zu unserem Tagesziel müssen wir jetzt noch rund 2000 Höhenmeter nach unten fahren.
Konzentriert fahren ist angesagt, den zum Teil geht es "gfürchig" steil nach unten; Leitplanken sind inexistent.
Es ist bereits halb acht Uhr, als wir Kalai Kum erreichen. Zum ersten Mal übernachten wir in einem Homestay. Dabei haben wir Gelegenheit, Einblick in das Alltagsleben einer tadschikischen Familie zu bekommen.
"Qalai Chumb ist ein Ort im Süden Tadschikistans. Qalai Chumb liegt im Westen Berg-Badachschans am Fluss Pandsch, der in dieser Region die Grenze zwischen Tadschikistan und dem südlichen Nachbarland Afghanistan bildet. Der Ort liegt im Tal des Pandsch auf circa 1260 Metern Höhe an der Mündung des Flusses Obikhumboi (kurz Khumb) in den Pandsch. Die Umgebung ist von den Gipfeln des Pamir-Gebirges geprägt, die hier eine Höhe von mehr als 4000 Metern erreichen. Kalaikum ist der Ausgangspunkt des Pamirs."
"Homestay-Tourismus ist eine Unterkunftsform, die es Touristen ermöglicht, bei einheimischen Familien zu wohnen und in die reiche Kultur, Traditionen und Gastfreundschaft des Landes einzutauchen."
Unser Homestay Roma liegt direkt am Fluss Khumb.
Einige Motorräder haben hier Platz ...
... die Restlichen hier. Heute teilen Carlo und ich uns wieder ein Zimmer; das Doppelbett benutzen wir nicht. In diesem Teil des Hauses hat es noch ein Dreier-Zimmer. Wir fünf teilen uns eine Dusche mit einem WC; Duschtücher sind nicht vollständig vorhanden und Toilettenpapier muss auch erst nachgefragt werden. Das Dreierzimmer hat einen nicht funktionierenden Ventilator, Carlo und ich müssen auch ohne etwas Kühlendes oder Windiges auskommen.
Hier gehts zum Esszimmer, mit Blick auf den Obikhumboi-Fluss (kurz Khumb).
Gegenüber wird noch gebaut.
Esszimmer oder eben auch Schlafzimmer.
Um Viertel vor Neun Uhr starten wir und fahren dorfauswärts. Pesche hält an, fragt jemanden und fährt weiter. Pesche hält wieder an, fragt wieder jemanden und kehrt um. Nanu, ist dein Navi kaputt, Pesche? Nein, Tanken ist angesagt und die gesuchte Tankstelle nicht einfach zu finden. Mitten in einer Baustelle ist sie wirklich schwer zu entdecken.
Damit tanken? Nein, diese Zapfsäule ist für Gas.
Mittels diesen umfunktionierten Getränkeflaschen tanken?
Tanken der anderen Art ...
... aus diesem Raum wird der Treibstoff mit einem Kessel geholt ...
... und dann so in unsere Tanks gefüllt.
Unsere Fahrt führt uns - auch die kommenden Tage - flussaufwärts dem mehrheitlich reissenden Fluss Pandsch entlang, welcher die Grenze Tadschikstan-Afghanistan bildet. Auf der anderen Seite wird fast jeder grüne Flecken für ein afghanisches Dorf genutzt.
"Der Pandsch, oder Pjandsch, ist der 921 km lange, linke Quellfluss des Amudarja in Zentralasien. Der Fluss entsteht auf der Grenze des zu Afghanistan gehörenden Wachankorridors in Badachschan zur tadschikischen Autonomen Provinz Berg-Badachschan. Dort bildet er sich an der Nahtstelle der Hochgebirge Pamir und Hindukusch südöstlich des 6726 m hohen Pik Karl Marx unterhalb der tadschikischen Ortschaft Langar und oberhalb der afghanischen Ortschaft Qala Panja in 2799 m Höhe aus der Vereinigung des Flusses Pamir und des grösseren Wachandarja. Zusammen mit letzterem hat der Pandsch eine Länge von 1141 km. Von dort wendet sich der Pandsch, der ein enges und schluchtenreiches Tal durchfliesst, weiterhin auf der Grenze von Afghanistan und Tadschikistan überwiegend in westliche Richtung. Er erreicht Ischkaschim und passiert den nur etwas südlich der Stadt 7690 m hoch aufragenden Tirich Mir, den höchsten Berg des Hindukusch, um danach nach Norden abzuknicken. Direkt westlich von Chorugh mündet der von Osten aus dem Pamirgebirge kommende Fluss Gunt auf 2062 m Höhe ein. Etwas weiter nördlich fliesst ihm bei Womar das Wasser des Bartang auf 1979 m Höhe zu. Anschliessend wendet sich der Pandsch allmählich in Richtung Westen, wobei ihm weiterhin die Grenze von Afghanistan und Tadschikistan folgt. Unterhalb der Siedlung (bis 2007 Stadt) Pandsch vereinigt er sich ein paar Kilometer unterhalb eines Binnendeltas auf nur noch rund 310 m Höhe mit dem Wachsch zum Amudarja. Seine Wasserführung beträgt hier gut 1000 m³/s gegenüber gut 600 m³/s des Wachsch."
Plötzlich wird unsere Fahrt gestoppt, wir stehen im Stau - woher kommen die vielen Autos? Wir fahren in den Lücken bis nach vorne, wo uns ein Schild und ein über die Strasse gespanntes Absperrband endgültig zum Stillstand bringen.
Es werde gesprengt, wir müssten warten bis die Strasse geräumt sei; es könne eine Stunde dauern. Heiss ist es unter der sengenden Sonne und nirgends Schatten.
Kaum habe ich den Video fertig erstellt, heisst es, wir können weiterfahren; die Stunde ist noch längst nicht vorbei. Da wir zuvorderst stehen, soll das bitte schnell gehen ... die ersten Autofahrer werden schon ungeduldig.
"I'm on the highway to hell. On the highway to hell. Highway to hell. I'm on the highway to hell."
Fluss und Strasse winden sich durch eine faszinierende Schlucht. Wieso kommt mir dabei AC/DC's Highway to Hell in den Sinn?
Irgendwann müssen wir bei einem Check Point die Pässe zeigen. Da wir daneben ein Schattenplätzchen entdecken, hängen wir gleich unsere Pic-Nic-Pause an.
Zuerst beschlagnahmen wir den Billardtisch als unseren Picknicktisch, bis die beiden Jungen kommen. Wir verschieben unser Hab und Gut und geben den Tisch frei. Hütti macht bei einer Runde Billiard mit, hat aber keine Chance in diesem Spiel Irgendwo im Nirgendwo.
Das Tal ist manchmal schmal, der Fluss nicht breit, das Wasser schäumt und durch die sich im Flussbett befindlichen grossen Steine bilden sich Wasserwalzen, dann ...
... wiederum breitet sich der Pansch aus wie ein See und das Wasser fliesst langsam.
Nicht irgendwann, sondern um 16:23 Uhr, meldet Jürg Luftmangel; nicht bei sich, sondern bei seinem Vorderrad.
Sofort sind helfende Hände bereit, das Rad zu wechseln. Ein Vorderrad ist ja relativ einfach zu wechseln, sofern man weiss, welche Schrauben in welche Richtung zu drehen sind. Ein Wechsel von einem Hinterrad ist da schon viel anspruchsvoller, wie wir Tage später feststellen können ...
Während dem Warten tanken wir erstmals die Töffs mit Benzin aus den Reservekanistern auf.
Gegen 19 Uhr - wir waren heute 11 Stunden unterwegs - erreichen wir die Universitätsstadt Khorog.
Staubige Kleider und staubige Kehlen: Das Stiefelbier ist heute mehr als willkommen.
Mein Vorschlag, die 10 Motorräder mal den Nummern nach aufsteigend zu parken, von der 122 als Niedrigsten, bis, nicht durchgehend, zur 131 als Höchsten, wird nicht ernst genommen; stösst mindestens auf keine wohlwollende Resonanz. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es nicht nur cool ausgesehen, sondern auch noch mehr Eindruck bei den Einheimischen geweckt hätte.
Im Hotel Zafar, wo wir übernachten, gibt es wieder Einzelzimmer.
"Chorugh (tadschikisch Хоруғ/Chorugh; russisch Хорог/Chorog; persisch خارغ) ist die Hauptstadt von Berg-Badachschan, einer autonomen Provinz innerhalb Tadschikistans. Das rund 30'500 Einwohner (2020) zählende Chorugh liegt an der östlichen Grenze von Afghanistan und unmittelbar unterhalb, beziehungsweise westlich der Einmündung des Flusses Schachdara in den Gunt, der direkt westlich des Stadtgebiets an der afghanischen Grenze in den Pjandsch mündet. Die Stadt, die sich auf 2065 m Höhe befindet, ist von hohen Bergen des Pamirgebirges umgeben: Direkt nördlich der Stadt erhebt sich ein 4523 m hoher Berg, ein anderer südlich der Stadt ist 4493 m hoch, einige etwas weiter nord- beziehungsweise ostwärts sich befindende Berge ragen bis zu 5329 m auf. In Chorugh gibt es keine nennenswerten Industrieanlagen. Die Arbeitslosigkeit in der Stadt ist hoch. Grösster Arbeitgeber ist die Aga-Khan-Stiftung, die in der Stadt mehrere Entwicklungsprojekte betreibt und Übernachtungsbetriebe führt. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es in Chorugh einen Campus der University of Central Asia."
Samstag, 10. August 2024: Khorog - Bibi Fatima, 193 Km
Pesche hat die Frühstückszeit, wie schon so oft, ab 7 Uhr angesetzt und die Abfahrt um 08:45 Uhr, da der afghanische Markt erst um neun Uhr öffnet.
Blick aus meinem Zimmerfenster; meine Tasche habe ich bereits nach unten getragen.
Kurz darauf bin ich auch unten. Auf vielseitigen Wunsch von Hütti - er möchte unbedingt irgendwo kurz über den Fluss nach Afghanistan - besuchen wir den tadschikisch-afghanischen Markt.
"Jeden Samstag kommen Afghanen*Innen auf den Markt von Chorugh, der an der tadschikisch-afghanischen Grenze liegt, um sich dort mit allem Notwendigen zu versorgen.Im ganzen Land gibt es drei Märkte dieser Art: in Chorugh, Darwoz und Ischkaschim. Und nur einmal in der Woche öffnet sich die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Gehandelt wird in der tadschikischen Nationalwährung Somoni. Für die Afghanen*Innen ist es angenehmer auf den Samstag zu warten und auf dem Grenzmarkt einzukaufen, als in die Kreisstadt zu fahren. Der Grenzmarkt ist näher und günstiger. Nicht alle Afghanen*Innen haben einen Reisepass und die Mehrheit besucht die Grenzzone zu Tadschikistan mit dem Personalausweis. Dabei durchlaufen sie mehrere Kontrollen, die Grenzkontrolle, dann den Zoll und letztendlich die Drogenpolizei. Erst danach können sie den tadschikischen Markt betreten.
Auf dem tadschikisch-afghanischen Markt verkauft jeder das, was es auf der anderen Seite der Grenze nicht gibt. So gibt es im tadschikischen Pamir einen Überschuss an Äpfeln, während es auf der afghanischen Seite der Grenze quasi kein Obst gibt."
Wir parken unsere Töffs in der Nähe zum Eingang. Es hat viel Verkehr, die Parkplätze sind begehrt. Aber auch die vielen Fussgänger zeugen davon, dass auch die Tadschiken gerne auf dem Markt einkaufen. Pesche gibt jedem von uns 200 Somoni, rund 15 Franken, für allfällige Einkäufe. Bevor wir in den Marktbereich eintreten können, müssen wir unsere Pässe zeigen.
@ Hütti: Auch wenn es mir mein Telefonanbieter von der Schweiz aus vorgaukelt, und wir unsere Pässe zeigen mussten, sind wir hier trotzdem nicht in Afghanistan. Aber immerhin hast du ein Foto mit einem Afghanen.
Wachsen die Besen nach, so dass sie geschnitten werden müssen?
"Das kommt mir spanisch vor", weil es chinesisch und nicht afghanisch aussieht.
Dafür entsprechen diese beiden Männer unserem Bild von Afghanen.
Noch ein bisschen Geduld und bald hast du die gewünschten Bürsten, Peter.
Das wäre ein echtes Souvenir aus Afghanistan.
"Afghanistan is the world’s 48th-largest producer of natural gas and the country’s output decreased by 4% in 2023, over 2022. The country accounts for 0% of global production, with the world’s other largest producers being the US, Russia and Iran."
Sind das afghanische oder tadschikische Zwiebeln? - Das ist mir so lang wie breit!
Wir kehren zu unseren Motorrädern zurück, holen die Jacken und Helme aus dem Toyota und machen uns für die Abfahrt bereit.
Am Strassenrand fallen immer wieder die Schützenstellungen auf. Zudem kommen uns in unregelmässigen Abständen patrouillierende Gruppen von Soldaten entgegen, die in Einerkolonnen der Strasse entlang gehen.
Manchmal ist das gegenüberliegende Ufer zum Greifen nahe, dann wieder ist der Grenzfluss sehr breit.
Manchmal werden wir bestaunt, oft ist es an uns zu staunen.
Wieder mal ein Halt wegen einem Check Point. Diesmal wollen sie nicht von allen die Pässe sehen, dafür die Bewilligung, um hier durchfahren zu dürfen.
Eine Militärbasis in dieser abgelegenen Gegend. Die Soldaten, die wir sehen, sehen jeweils sehr jung aus.
Diesmal hält Pesche fürs Pic-Nic bei einem Hotel, in welchem er mal auf einer Tour übernachtet hat. Er geht den Besitzer fragen, ob wir im Garten sein dürfen. Ja, wir dürfen! Eine junge Frau im Garten ist anderer Meinung und sagt dies Pesche. Aber Chef geht vor ... keine Ahnung, in welcher Funktion die Frau im Garten sass; wir bleiben, nehmen aber am Schluss auch allen Abfall wieder mit.
Irgendwo unterwegs entdecken wir eine Brücke, die nach Afghanistan führt. Kurz entschlossen halten wir an und versuchen, zu Fuss auf die andere Seite zu gelangen. Der Markt interessiert uns nicht, zielstrebig gehen wir auf den Grenzposten zu. Da kommt plötzlich Unruhe bei den Grenzsoldaten auf, sie rennen uns entgegen und nehmen uns freundlich aber bestimmt an den Händen und Armen und führen uns zurück. Das waren tadschikische Grenzwächter; bis zur afghanischen Grenzkontrolle hätten wir noch viel weiter gehen müssen.
Sind wir eigentlich auf dem richtigen Weg? Ja klar, wir haben ja Pesche und sein Navi, aber einen Wegweiser mit "Pamir" habe ich bisher keinen entdeckt. Beruhigend deshalb, diese Rohrlieferung zu sehen.
Abwechslung I: Es gibt zwischendurch Streckenteile mit Asphalt ...
Abwechslung II: Die Strasse führt zwischendurch vom Fluss weg ...
Wir nähern uns dem Tagesziel. Das liegt jedoch gute 8 Kilometer über uns. In einigen Kurven und teilweise über frisch mit Erde trapierte Strasse, schaffen wir auch diese letzte Herausforderung.
Wir werden mit einer schönen Aussicht über einen Teil das Wakhan-Korridors entschädigt.
"Der Wachankorridor (auch Wakhan-Korridor oder einfach nur Wakhan) ist ein schmaler Landstrich im Nordosten Afghanistans. Er erstreckt sich zwischen der Grenze zu Tadschikistan im Norden und derjenigen zu Pakistan im Süden bis zu einer kurzen Grenze zwischen Afghanistan und China im Osten. Seine Länge beträgt ungefähr 300 km, seine Breite variiert zwischen 17 und über 60 km.
Der Wachankorridor ist eines der entlegensten Gebiete Afghanistans. Er liegt zwischen den Bergen des Pamir und den Gebirgszügen des Hindukusch und des Karakorum. Bewohnbar ist das Gebiet praktisch nur im Tal des Wachandarja, denn schon dieser Hauptfluss des Gebiets verläuft in Höhen zwischen etwa 2700 und 4000 Meter. Die Bevölkerung besteht aus etwa 10'000 Wakhi und einigen tausend nomadischen Kirgisen.
Der Wachankorridor ist ein Relikt des Great Game zwischen Grossbritannien und Russland um die Vorherrschaft in Zentralasien Ende des 19. Jahrhunderts. Er sollte eine neutrale Zone zwischen dem bis zur Durand-Linie reichenden Britisch-Indien einerseits und Russisch-Zentralasien andererseits bilden. Die nördlichen Gebiete des Wakhan kamen 1873 durch einen Vertrag zwischen Russland und Britisch-Indien zu Tadschikistan (heute Autonomiegebiet Berg-Badachschan), die südlichen zum Pufferstaat Afghanistan. Nur dieser Teil wird heute als (eigentlicher) Wachan bezeichnet."
Um 18 Uhr erreichen wir unser Homestay, ganz in der Nähe der Heissen Quellen von Bibi Fatima, auf 3200 MüM. Da wir die Quellen anschliessend besuchen wollen, verzichten alle auf das Stiefelbier und nehmen dafür ein Finken- (Guido), Turnschuh- (Jürg) oder ein Slipper-Bier (Carlo). Schmeckt auch so, oder?
Nach dem Besuch des Bades werde ich mein Mikrofaser-Reisehandtuch links über das geflochtene Geländer zum Trocken aufhängen ... und es vergessen.
Wir machen uns auf den Weg zu den heissen Quellen von Bibi Fatima.
"Die heissen Quellen von Bibi Fatima sind eines der beeindruckendsten Naturwunder in Tadschikistan und liegen nur wenige Schritte vom Dorf Yamchun entfernt, einen Kilometer weiter bergauf von der Yamchun-Festung, nicht weit der Grenze zur Afghanistan. Die heisse Quelle ist nach der Tochter des Propheten Mohammed benannt und als Pilgerstätte für Muslime auf der ganzen Welt bekannt.
Das Wasser der Quelle ist sehr reich an Mineralien wie Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium und anderen Elementen. Infolgedessen reisen die Bewohner von nah und fern an, um das klare, mineralreiche Wasser in der heissen Quelle zu geniessen. Auf dem Gelände gibt es zwei verschiedene Räume, getrennt für Frauen und Männern. Trotz ihrer Lage hoch oben in den Berge und in der Nähe mehrerer Gipfel hat das Wasser der heissen Quelle im Wakhan-Tal immer noch eine heisse Temperatur von 40 Grad Celsius.
Eine der Legenden besagt, dass eine Frau, die nackt im Wasser badet, ihre Fruchtbarkeit erhöht, während eine andere besagt, dass ihre Gebete erhöht werden, wenn man in einem bestimmten Abschnitt, einem schmalen Spalt in der Wand, betet."
Der Pool selbst ist ein einfaches Becken aus Beton, aber für ein schönes Bad völlig ausreichend.
Das Homestay hat natürlich keine Einzelzimmer, nicht mal Doppelzimmer. Für diese Nacht teilen Guido, Jürg und ich uns dieses Zimmer mit insgesamt sieben Betten.
Beim Abendessen können wir sogar Bier kaufen; zwar in einer Plastikflasche und nicht sehr kühl; aber wir wollen nicht heikel sein.
Sonntag, 11. August 2024: Bibi Fatima - Bulunkul-See, 167 Km
Mit einem Frühstück werden unsere Abenteurer-Gene wieder aktiviert. Von der Familie erhalten wir für unser späteres Pic-Nic ein Brot geschenkt; ташаккур -taşakkur (danke).
Die Strecke nach unten ist heute einfacher zu fahren; die frische Erde ist recht gut eingetrocknet. Unten in der Ebene angekommen, sammeln wir uns, bevor wir weiterfahren.
Alatoo-Moto schreibt zum heutigen Tag: "Auf der Fahrt zur Pamir-Hochebene auf 4000 m Höhe wird die Luft immer dünner, die Sicht dabei aber umso klarer. Ausser wilden Kamelen (später ja), Yaks (heute nein) und ein paar Hirten (ja) befinden wir uns alleine in dieser Abgeschiedenheit."
"Der Pamir ist ein Hochgebirge in Zentralasien, das zum innerkontinentalen Gebirgssystem Hochasien gehört und zum Teil als Dach der Welt bezeichnet wird. Es hat eine Fläche von etwa 120'000 km², wovon ca. 12'500 km² vergletschert sind. Die Namensherkunft ist unklar. „Pamir“ wird von einem turksprachigen Wort mit der Bedeutung „kalte Steppenweide“ hergeleitet. Im 19. Jahrhundert wurde der Name mit der indischen Mythologie verknüpft und als eine Verkürzung von Sanskrit upa meru, „jenseits des (heiligen) Berges Meru“, aufgefasst; entsprechend verkürzt aus Sanskrit upa mery, „das Land hinter dem Flussbett“. Eine volksetymologische Interpretation aus Persisch bam-i dunya, „Dach der Welt“, wurde ebenfalls angenommen. Des Weiteren wurde „Pamir“ von persisch pá-i mihr hergeleitet, mit pá, „Fuss“, und mihr, „Mithra“, also „zu Füssen des (persischen Sonnengottes) Mithra“. Neben diesen regionalen Bezügen soll der Name „Pamir“ nach einer weiteren Vermutung von Russen eingeführt worden sein, die im 17. Jahrhundert in der Gegend gegen die Chinesen kämpften. Lokale Gelehrte wiesen darauf hin, dass das Ethnonym „Pamir“ vor den Sowjets und Russen ausschließlich mit den nördlich gelegenen Kirgisen aus Murghob in Verbindung gebracht wurde."
Da haben wir es in der Schweiz einfacher mit der Herkunft des Namens, bezeichnen wir doch mit Pamir den Kapselgehörschutz, der zur persönlichen Schutzausrüstung der Soldaten der Schweizer Armee gehört. Diese Variante mit Bügeln wird auch in der Industrie häufig verwendet, oft in Kombination mit dem Helm, auch bei Heimwerkern ist er beliebt.
Gegen zehn Uhr Hindernis auf der Strasse ...
... da müssen wir durch.
Bin ohne Hilfe und Sturz durch: "Chli nass wärde muess es" à la Muotathaler Wätterschmöcker in der Raclette- und Fondue-Kampagne von Coop.
Keine 100 Meter weiter, hält uns ein weiteres Hindernis auf.
Wie lange wir hier wohl warten müssen?
Aber siehe da, der Schaufelbagger beginnt damit, auf der linken Seite eine befahrbare Spur zu machen. Ob es auch an dem ausrufenden und drängenden tadschikischen Geländewagenfahrer liegt, der die Stelle als erster durchfährt?
Diesmal dauert es lange, bis der junge Mann bei der Tankstelle - Betonung auf Stelle, als ein Platz, wo sich etwas befindet - bereit ist, uns Treibstoff zu verkaufen. Eine ältere Frau spricht lange auf ihn ein. Gemäss Pesche wollte sie nicht, dass er uns Treibstoff verkauft. Hat es nicht mehr viel? Ist es reserviert?
Stopp mit Bellevue.
Eigene Grenzen erkennen und Nein sagen; bei dieser Herausforderung passe ich. Auch wenn das Wasser nicht tief scheint, sind mir die Steine im Wasser zu gross und zu wackelig; ich muss da nicht durch, nicht selber fahren. Auch wenn es nicht um einen Wagen geht, und auch kein Harry in der Nähe ist, ich lasse meinen Töff fahren und gehe zu Fuss durch den Fluss - Thanks again Hütti.
Zeit fürs Picnic - Akronym für Problem In Chair Not In Computer (Netzjargon für Computerprobleme, die der Benutzer selbst verursachte) oder für "Mahlzeit aus mitgebrachten Speisen und Getränken im Grünen (während eines Ausfluges)".
Die bewährte Crew beim Zubereiten von Brot, Früchte, Käse, Wurst und ...
... heute Tomaten mit Aromat.
"Aromat ist eine Marke für ein Universalwürzmittel des Herstellers Knorr, der zum Unilever-Konzern gehört. Es wurde 1953 entwickelt und verstärkt den deftigen Geschmack zahlreicher Speisen, da es unter anderem den Geschmacksverstärker Natriumglutamat enthält. Wesentlicher Bestandteil ist jedoch Speisesalz (59 %), darüber hinaus Palmöl und verschiedene Gewürzextrakte, insbesondere gelb färbendes Kurkuma. Populär ist Aromat vor allem in der Schweiz und in Südafrika."
Walter beim Powernap oder "nudelfertig", fix und fertig, erschöpft und müde?
Da, (wilde?) Kamele auf der afghanischen Seite!
Isabelle verteilt aus ihrem Fundus etwas Süsses zum Naschen.
Gegen halb sechs Uhr erreichen wir den abgelegenen und kleinen Ort Bulunkul, in der Nähe der Seen Bulunkul und Yashilkul, auf rund 3750 MüM, wo wir Unterschlupf bei einer Familie erhalten.
"Bulunkul ist bekannt als einer der kältesten bewohnten Orte in der ehemaligen Sowjetunion, mit einer Rekord-Tiefsttemperatur von -63 Grad Celsius. Auch im Sommer sollte man sich warm anziehen, wenn die Sonne untergeht."
Nein, in dieser Jurte werden wir nicht schlafen.
Zuerst werden wir zu Tee und Süssem eingeladen, bevor wir die Unterkünfte beziehen.
Wie wir später realisieren, machen während dessen Familienangehörige Zimmer für uns bereit, d.h. sie nehmen ihre Sachen zum Schlafen raus, weil wir heute ihre Zimmer benutzen.
Wir bringen unsere Motorräder und das Gepäck zu dem Gebäude, wo wir schlafen werden.
Es sind drei Räume, die ohne Türen miteinander verbunden sind. Betten gibt es nur in einem Raum eines, sonst liegen Matratzen auf dem Boden. In dem einen Raum legen sich Carlo, Walter und Stefan hin.
Hütti, Bruno, Guido und Jürg richten sich in diesem Raum ein, während Isabelle und Pesche, Peter und ich in dem Raum zwischen den beiden Räumen sind, dort wo das eine Bett steht. Dieses hat noch niemand für sich beansprucht; es wäre ja schade, wenn es leer bliebe ...
Die Toilettengänge (2 WC; es hat auch noch andere Gäste) müssen organisiert werden - Toilettenpapier nicht vergessen mitzunehmen - sowie beim Duschen (1 Dusche) muss mit Wartezeiten gerechnet werden. Zudem können nicht alle mit warmen Wasser duschen; trotzdem der Holzofen von einem Familienmitglied heftig eingefeuert worden ist.
Das Abendessen ist auf halb Acht Uhr angesagt; Vor der Unterkunft Schuhe anziehen, zum Haus mit dem grossen Esszimmer gehen, Schuhe ausziehen und eintreten.
Schon bald wird uns der erste Gang serviert, eine Suppe mit reichlichem Inhalt.
Danach folgt Fisch aus dem nahen Bulunkul-See, dazu Reis und Hörndli. Zum Trinken gibts wie üblich Grün- und Schwarztee
Heute sind am Frühstückstisch auch drei Amerikaner.
Ein letzter Blick auf Bulunkul: Die kleine Siedlung, mit wenigen Häusern und Ställen, scheint fast unwirklich. Wir sind hier Mitten im Nichts. Die Einwohner leben von der Tierzucht und freuen sich über jeden Gast aus der Ferne; sie machen gerne Platz für die Fremden, eine willkommene Abwechslung im harten Alltag und ein kleiner Zusatzverdienst.
Nun wollen wir sehen, wo ein Teil des gestrigen Abendessens herkam; wir fahren zum Bulunkul-See.
"Der Bulunkul ist ein Süsswassersee in der autonomen Provinz Berg-Badachschan im Osten Tadschikistans im Pamir-Gebirge. Die Umgebung des Sees ist geprägt von einem Plateau, das von einer Sand- und Gerölllandschaft bedeckt ist, wobei sich auch Hochmoore und Sümpfe in der Region finden lassen. Vor allem nördlich dieser Hochebene ragen hohe Gipfel des Pamir-Gebirges auf. Weniger als zwei Kilometer entfernt vom Bulunkul liegt der See Jaschilkul, wobei der Bulunkul der kleinere der beiden Hochgebirgsseen ist. In der Nähe des Sees befindet sich ein gleichnamiges Dorf. Der Bulunkul ist Heimat oder Anlaufstelle für viele Tiere, vor allem für eine Vielzahl von Wasserlebewesen. Zudem gibt es Populationen von Enten und Gänsen. Auf Grund der besonderen Vogelarten der Region gehört der Bulunkul zu einer sogenannten Important Bird Area."
Spiel mit der Wasserspiegelung - welches Foto ist echt, welches die Spiegelung?
"Ein Sonnenreflex, auch Sonnenglitzern, Sonnenglanz oder Sonnenspiegelung, ist ein optisches Phänomen, das für einen Beobachter sichtbar wird, wenn Sonnenlicht auf einer Wasseroberfläche im gleichen Winkel reflektiert wird wie der Beobachtungswinkel."
Wir verlassen die Strasse; Pesche will uns ein paar schöne Stellen zeigen ...
... wie diesen Salzsee, oder ...
... diesen Geysir, klein aber aktiv.
Komm kleiner Geysir, zeige dich ...
Komm Stefan, wir fahren weiter.
In einem Dorf halten wir an; gemäss Auskunft sollten wir hier auftanken können. Die Tankstelle finden wir jedoch erst nach dem zweiten Anlauf, hinter fünf neuen grossen Lastwagen aus China versteckt, die auf dem Weg zu einer Baustelle sind.
Sofort werden wir von Kindern umringt und beäugt; rasch schwindet jedoch deren Scheu.
Ein hübsches Plätzchen fürs heutige Pic-Nic, höchstens ein bisschen windig, deshalb wird die Decke auf die windabgewandte Seite vom Landcruiser gelegt.
Das ist eine Royal Enfield Himalayan ...
... das auch.
"Royal Enfield ist ein indischer Motorradhersteller und zugleich die älteste noch produzierte Motorradmarke der Welt. Das 1955 in seiner heutigen Form gebildete Unternehmen ist aus dem gleichnamigen britischen Motorradhersteller hervorgegangen, der auch Automobile und Gewehre produzierte. Seit 1994 gehört das Unternehmen als Tochtergesellschaft zum indischen Konzern Eicher.
Die Royal Enfield Himalayan ist ein Reiseenduro-Motorrad. Sie wurde mit Hilfe von Harris Performance Products entwickelt, einem britischen Konstruktionsbüro, das sich unter anderem mit der Entwicklung von Rennmotorrädern und -teilen befasst und inzwischen zu Royal Enfield gehört. Die Himalayan ist primär für den indischen Markt gedacht und von daher eher für unbefestigte Straßen ausgelegt als auf hohe Spitzengeschwindigkeit."
Zweimal war ich bereits mit einer Royal Enfield Bullet 500 unterwegs: 2018 in Ladakh, Indien sowie 2022 in Mustang/Nepal.
"Die Modellbezeichnung Bullet verwendete Royal Enfield zwar bereits ab 1933, jedoch basiert die Bullet „Classic“ 500 EFI, wie ihre bis 2008 gebaute Vergaser-Vorgängerin Bullet 500, auf einer Konstruktion aus den 1950er Jahren. Nur der Motor wurde stufenweise den jeweils gültigen Abgasnormen angepasst und es wurden Kleinigkeiten geändert, wie z. B. die Umstellung aller Schrauben auf metrisches Gewinde. Sie hat einen 500-cm³-Einzylindermotor mit elektronischer Saugrohr-Einspritzung (EFI, Englisch Electronic Fuel Injection) in einem einfachen geschweissten Einrohrrahmen mit mittragendem Motor, Hinterradschwinge und Teleskopgabel mit 90/90-19 Reifen vorn und 90/90-18 am Hinterrad. Die Modelle der „Classic“-Baureihe wurden in mehreren zivilen, aber auch militärischen Farbvarianten angeboten."
Zum Glück für die beiden deutschen Motorradfahrer*in weckt der Anblick des bereits abmontierten Hinterrades den Helfer-Instinkt unserer Gruppe ...
Auch deren beiden Handpumpe kommt nicht zum Einsatz; mit einem kleinen Kompressor aus unserem Toyota gehts einfacher. Wieder mal konnte ich staunen, was geschickte Hände anrichten können; ihr habt das gut gemacht, Pesche und Peter.
Letzter Check Point kurz vor unserem Etappenziel Murgab.
"Murghob ist ein Dorf im östlichen Tadschikistan. Murghob befindet sich in der autonomen Provinz Berg-Badachschan, im Hochgebirge des Pamir. Es hat etwa 7000 Einwohner. Das Dorf liegt am Fluss Murgab (Murghob). Die Brücke, die bei Murghob über den Fluss führt, steht in einer Höhe von 3612 m über dem Meeresspiegel; der Ort liegt einige Meter höher am südlichen Ufer. Über die Brücke führt der Pamir Highway, der unter anderem Chorugh (Chorog) mit der kirgisischen Stadt Osch durch die karge Hochgebirgslandschaft des Pamirs verbindet. 80 km im Osten führt die Straße über den Kulma-Pass.
Historische Aufzeichnungen belegen, dass russische Soldaten in diesem Gebiet 1893 zur Zeit des "Great Game" um die Vorherrschaft in Zentralasien zwischen dem russischen Zarenreich und Grossbritannien den sogenannten Pamirsky-Posten als wichtigste russische Festung im Pamirgebirge errichteten. Diese sollte ihr fortschrittlichster militärischer Aussenposten in Zentralasien sein. Der moderne Ort Murghob wurde während der sowjetischen Herrschaft in Tadschikistan als Raststätte entlang des Pamir Highways errichtet."
Gegen halb vier Uhr endet unsere Tagesstrecke vor dem Hotel Pamir in Murgab; ich beziehe mein Einzelzimmer und mache mich frisch. Danach setze ich mich beim Eingang hin, denn nur hier gibt es WiFi-Empfang.
Wir verlassen das Hotel und den Ort und sind kurz darauf wieder irgendwo im Nirgendwo.
Da stünde zwar was.
Die M41 führt stetig aufwärts, wir fahren höher und höher auf dem Pamir Highway.
"Die M41 ist eine Strasse, die das Pamir-Gebirge durch Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan mit einer Länge von über 1'200 km durchquert. Sie ist die einzige durchgehende Route durch das schwierige Gelände der Berge und die Hauptversorgungsroute für die Autonome Region Berg-Badachschan in Tadschikistan. Die Route wird seit Jahrtausenden genutzt, da es nur eine begrenzte Anzahl gangbarer Routen durch das hohe Pamir-Gebirge gibt. Die Strasse war ein Bindeglied der alten Handelsroute der Seidenstrasse. M41 ist die sowjetische Strassennummer, aber sie bleibt nur im postsowjetischen Usbekistan eine offizielle Bezeichnung, wie durch einen offiziellen Erlass bestätigt wurde. Kirgisistan und Tadschikistan haben Dekrete erlassen, mit denen die sowjetische Nummerierung der Autobahnen abgeschafft und eine eigene nationale Nummerierung vergeben wurde."
Wir erreichen den höchsten Punkt unserer Tour, den Ak-Baital Pass mit einer Höhe von 4'655 MüM. Hier oben gibt es nichts, ausser einem Herzen aus Draht; kein "Kiosk", keine Namentafel.
"Im Nordosten von Tadschikistan überquert der Highway seinen höchsten Punkt. Der Ak-Baital Pass ist mit 4'655 Meter der höchste Pass des Pamir Highways. Danach führt der Pamir Highway am Karakul See vorbei, bevor er am Kyzyl-Art Pass auf 4.282 Meter Höhe die Grenze nach Kirgisien überquert. Hier verlässt der Pamir Highway nordwärts das Pamir Gebirge und durchfährt das Alai Gebirge."
Kurze aber herzliche Begegnungen mit anderen Reisenden.
Eine Teilnehmerin aus einer holländischen Frauen-Gruppe wünscht ein Foto mit uns, während deren Guide und Fahrer lieber eines mit Isabelle möchte; alles wird erfüllt, sogar das Fotografieren fotografieren wir.
Das Atmen geht doch nicht mehr so locker, hier oben auf dieser ungewohnten Höhe.
Kurz vor unserer Abfahrt: unsere Gruppe hat sich um die beiden Fahrradfahrerinnen erweitert.
Da gehts wieder runter.
Waren wir beim Hinauffahren so schnell, dass wir das Schild vor dem Pass verpasst haben? Wohl eher waren wir mit den Honda's und deren erreichen der Leistungsgrenzen beschäftigt, dass wir weder links noch rechts schauen konnten. Das holen wir deshalb auf der anderen Passseite nach. Offensichtlich hat der Pass einen neuen Namen erhalten: Hushang.
Nachdem wir die Region verlassen haben, wo auf der rechten Seite der Wakhan Korridor lag, und nordwärts fahren, ist hier nicht mehr Afghanistan Nachbarland, sondern China. Ein stiller Begleiter zur rechten steht uns seit vielen Kilomtern zur Seite: Ein Grenzzaun, der die Pufferzone zwischen der ehemaligen Sowjetunion und China abgrenzt. Der Zaun steht nicht unter Strom, weist auch Tore und Löcher auf, wo offensichtlich Tier und Mensch in der einsamen Region ein- und ausgehen können.
In dieser Einsamkeit kommen uns zwei Fahrzeuge entgegen, das eine ist BE 73632, ein Bärner namens Ueli.
Relativ früh - gegen zwei Uhr - erreichen wir das Homestay Erkin am Karakul-See.
Seit einigen Kilometern plagen mich Bauchkrämpfe; dringendst muss ich deshalb einen speziellen Raum aufsuchen ...
Walter wird in Beschlag genommen.
Es ist geplant, nach einer kurzen Pause einen Ausflug auf die Halbinsel des vermutlich von einem Meteoriteneinschlag geformten Karakul-See zu machen.
Da es mir auch nach meinem Toiletten-Gang noch nicht besser geht, verzichte ich auf die Fahrt. Beim zweiten Aufsuchen des stillen Örtchens kam ich ein bisschen zu spät ... so wasche ich halt, was es zu Waschen gibt; auch wenn das Wasser nur Tröpfchenweise kommt. Ich nehme Imodium und Bioflorin und lege mich im Dreierzimmer, welches ich wieder mit Guido und Jürg teile, hin.
Als die Anderen wieder zurück sind, fühle ich mich besser, so folge ich dem Ruf Vamos a la playa ...
Isabelle, Pesche, Carlo, Stefan und ich machen uns auf den Weg zum See.
Pesche ist als erster im Wasser, danach folgt ihm Isabelle. Bis ich den inneren Schweinehund überwunden habe, geht's bei mir länger; wir sind hier immerhin auf 4020 MüM.
"Der Karakul-See, auch Kara-Kul, ist ein See im östlichen Tadschikistan in der autonomen Provinz Berg-Badachschan. Der etwa 380 km² grosse, abflusslose Endsee befindet sich im Hochland des Pamir. Dort liegt er südlich des Transalai etwa 15 km westlich der Grenze zum chinesischen autonomen Gebiet Xinjiang sowie etwa 225 km westlich der chinesischen Stadt Kaschgar auf 4020 m Höhe. Der Kara-Kul ist von zahlreichen sehr hohen Bergen umgeben. Von Norden ist er über den Kyzyl-Art-Pass (4270 m) auf dem Pamir Highway zu erreichen. An seinem Ostufer liegt Karaart. Eine grosse Halbinsel, die sich von der Südküste in Richtung Norden ausbreitet, und eine Insel, die sich nördlich daran anschliesst. Die Durchschnittstiefe beträgt 112 m. Nach Ende der letzten Eiszeit lag der Wasserspiegel ca. 35 m höher als heute. Der See hat mehrere Zuflüsse (die wichtigsten sind Karadschilga, Karart, Akdschilga und Muskol), aber keinen Abfluss, weil er sich in einem weitläufigen Becken befindet."
Meine Wäscheleine befindet sich gleich vor dem Lagerraum für alles Mögliche.
Mit einem leckeren Frühstück in den neuen Tag.
Nach dem Toilettengang Schuhe ausziehen, das Gepäck im Zimmer holen, Schuhe anziehen, Gepäck zum Auto bringen, zurück zum Haus, Schuhe ausziehen ...
Der Strom wird mit einem Generator produziert.
Letzter Rundgang durchs Homestay Erkin.
Wir halten an um einen letzten Blick auf den Karakul-See zu werfen.
Weiterfahrt ins Ungewisse ...
Da kommen wir nicht durch ...
... hier geht es.
Auch drei Engländer schaffen das Hindernis mit ihrer Klapperkiste. Auf meine Frage, was es mit der Weltkugel auf dem Dach auf sich hat: Diese hätten sie seit London mit dabei, als GPS ... crazy men!
Bei einem der weltweit höchst gelegenen Grenzübergänge, dem Kyzyl-Art Pass, 4250 MüM, zeigen wir unsere Pässe. Die Einreiseformalitäten für Kirgistan folgen weiter unten.
"Der Kysyl-Art-Pass ist ein 4250 m hoher Gebirgspass auf dem Pamir Highway (M41) in der Transalai-Kette im Pamir. Er befindet sich auf der Grenze zwischen den zentralasiatischen Republiken Kirgisistan im Norden und Tadschikistan im Süden und verbindet die kirgisische Provinz (Oblast) Osch mit der autonomen Provinz Berg-Badachschan im äussersten Osten Tadschikistans. Der Pass zwischen diesen sehr spärlich besiedelten Gebieten ist nur wenig befahren. Der Pass liegt etwa 50 km südlich des kirgisischen Orts Sarytasch, am 1932 fertiggestellten Teilstück des Pamir Highways vom kirgisischen Osch im Ferghanatal nach Chorugh in Tadschikistan. Von Norden aus dem malerischen, zwischen dem Alai-Gebirge und der Transalai-Kette des Pamir am Oberlauf des Kysylsuu gelegenen, weiten Alai-Tal kommend ist der Anstieg zum Pass recht flach. Auf der Südseite hinab in das Hochgebirgswüstental Markansu ist die Streckenführung hingegen relativ steil."
Weiter unten sehen wir Yaks, von einer Herde zu sprechen wäre jedoch vermessen.
"Der oder das Yak (Bos mutus), auch Jak geschrieben, ist eine in Hochasien verbreitete Rinderart. Er ist eine der fünf Rinderarten, die domestiziert wurden (s. Hausrind). Wegen seiner grunzähnlichen Laute wird der Yak auch (Tibetischer) Grunzochse genannt. Die Bezeichnung „Yak“ stammt aus der tibetischen Sprache. Im Tibetischen wird allerdings nur das männliche Tier གཡག་ g.yag genannt, während das weibliche Tier als འབྲི ’bri bezeichnet wird. Während der Hausyak in großer Zahl im Himalaya, in der Mongolei und sogar im Süden von Sibirien verbreitet ist, ist der Wildyak vom Aussterben bedroht. Wegen seiner Anpassung an die extremen klimatischen Bedingungen seines Lebensraumes stellt der Yak im zentralasiatischen Hochland und den angrenzenden Ländern nach wie vor die Lebensgrundlage eines grossen Teils der dort lebenden Menschen dar. Er liefert Milch, Fleisch, Leder, Haar und Wolle. Sein Kot dient als Brennmaterial. Nach wie vor wird der Yak als Last- und Reittier genutzt. Auf einem über 1,4 Millionen Quadratkilometer grossen Gebiet sind bäuerliche Lebensweisen überwiegend nur durch Yaks möglich."
Ein allerschönstes Panorama präsentiert sich uns um die Mittagszeit.
12:15 Uhr: Wir erreichen die Grenzkontrolle von Kirgistan. Das Tor ist geschlossen. Von den Kameras erfasst, kommt relativ rasch ein Grenzwächter zum Tor, öffnet es und fragt nach unseren Pässen. Wir geben diese ab und warten ...
13:33 Uhr: Wir warten, mal sitzend, mal liegend. Schatten hat es keinen.
Jedesmal wenn andere Fahrzeuge oder Fahrräder zum Grenztor kommen, kommt kurze Zeit darauf ein Grenzsoldat und verlangt nach den Pässen. Als Pesche nachfragt, wieso wir immer noch warten müssen, bekommt er zu hören, dass ein Formular fehle.
14:18 Uhr: Abwechslung beim Warten, Gespräch mit diesen beiden Velofahrern. Kurze Zeit später wird das Tor für sie geöffnet und sie können sich dem Einreiseprozedere stellen; anscheinend sind ihre Dokumente komplett.
15:20 Uhr: Das mühsame Warten wird mit einem Pic-Nic unterbrochen. Natürlich hat Pesche schon längst Kontakt mit dem Büro in der Schweiz aufgenommen. Diese wiederum haben das eigene Büro in Osch kontaktiert und Dampf gemacht, um das Formular, via Kyrgyzstan Tourism in Bishkek, hierher an die Grenzkontrolle geschickt zu bekommen. Die Untätigkeit ist für uns ärgerlich, so greife ich zum Handy und rufe selber den Manager in Osch an um zu hören, wie es steht. Das Formular sei bei der Behörde und werde "urgent" bearbeitet.
Später bringt einer gefundene Hörner von einem Marco-Polo-Schaf herbei; das Warten wird nun mit Blödeln überbrückt.
"Das Marco-Polo-Schaf ist eine Unterart des Argali-Schafs, benannt nach Marco Polo. Ihr Lebensraum sind die Gebirgsregionen Zentralasiens. Marco Polo Schafe zeichnen sich vor allem durch ihre stattliche Grösse und ihre spiralförmigen Hörner aus. Ihr Erhaltungszustand ist "nahezu bedroht" und es wurden Anstrengungen unternommen, um ihre Bestände zu schützen und sie vor der Jagd zu bewahren. Es wurde auch vermutet, dass die Kreuzung mit Hausschafen landwirtschaftliche Vorteile haben könnte.
Das Schaf ist besonders bekannt für seine langen, spiralförmigen Hörner mit einer Spannweite bis zu 140 cm. Sie haben die längsten Hörner aller Schafe, mit dem längsten jemals aufgezeichneten Einzelhorn von 1,9 m und einem Gewicht von 27 Kg."
16:50 Uhr: Wir sind immer noch am Warten. Doch nach rund 5 Stunden kommt ein Soldat zum Tor, öffnet es und wir können endlich reinfahren und parken. Nun gehts in ein Bürogebäude wo wir zuerst ... ja genau, warten müssen bis jemand kommt um dann die Pässe und die Fahrzeugausweise zu zeigen und registrieren und uns fotografieren zu lassen.
Wir haben zuviel Zeit verloren, so dass wir das ursprüngliche Tagesziel, das Jurtencamp am Fuss des 7134 m hohen Pik Lenin, nicht mehr erreichen können. Pesche organisiert eine Homestay Unterkunft in Sary-Tash, welche wir um halb sieben erreichen.
"Sary-Tasch ist ein Dorf mit 1427 Einwohnern (Stand 2009) im Rajon Alai im Oblus Osch im äussersten Süden der Republik Kirgisistan in Zentralasien. Der Ortsname bedeutet „Gelber Stein“. Der Ort wurde 1950 gegründet und ist als Knotenpunkt mehrerer wichtiger Strassen im Pamir und als Stützpunkt für die Instandhaltung und Freihaltung dieser Strassen von Bedeutung. Bei gutem Wetter hat man eine grossartige Sicht nach Süden auf die etwa 45 bis 60 km entfernten, gewaltigen Berge des Pamir. Die höchsten von Sary-Tasch aus zu sehenden Berge sind der 7134 m hohe, 53 km entfernte Pik Lenin sowie der der 6842 m hohe, 55 km entfernte Pik Marschall Schukow."
Beim Abendessen schlägt Pesche vor, morgen, sofern das Wetter gut ist, früh aufzustehen und nach dem Frühstück zuerst zum Basis Lager vom Pik Lenin zu fahren. Zu den noch rund 190 Km bis zum Endziel Osch, kämen so noch 120 Km dazu. Die über 300 Km, das zu erwartende hohe Tempo und die Aussicht auf viel Sandpisten, lassen Guido und mich zum Schluss kommen, an dieser Zusatzschlaufe nicht teilzunehmen.
Es ist ein ungewohntes Gefühl, aufzuwachen und von den Anderen ist nur noch das Gepäck da. Aber so müssen sie immerhin zurückkehren und unser Gepäck geht nicht vergessen.
Nach einem späten Frühstück starten Guido und ich die letzte Etappe alleine.
Moderne Version von Jurten.
Probleme, auf der richtigen Strasse zu bleiben, haben wir nur in einer grösseren Ortschaft mit einem Kreisel. Nachdem wir eine Ausfahrt genommen haben, merken wir später, dass dies nicht mehr die richtige Strasse sein kann. Eine Frage an einen Jungen auf einem kleinen Elektro-Töffli bestätigt No Osh. Er gibt uns zu verstehen, ihm zu folgen. So fahren wir in einem sehr gemütlichen Tempo schön brav dem Jungen nach bis zum Kreisel. Dort zeigt er in die Richtung, die wir fahren müssen.
Als wir in Osch eintreffen, stecken wir bald im dichtem, mehrspurigen Verkehr fest. Guido fährt nach Gefühl und als wir den Fluss erreichen, können wir uns auch orientieren. Nun heisst es noch eine Brücke zu finden, die uns auf die andere Seite bringt.
Etwa um halb zwei, stellen wir unsere Hondas beim Hotel auf den Seitenständer. Der Kilometerzähler meiner Honda zeigt 23'865 Km, zu Beginn waren es 21'578 Km, wir haben also insgesamt 2287 Km zurückgelegt. Ich bin froh, dieses Abenteuer ohne Unfall überstanden zu haben und bin auch erleichtert, den Töff abgeben zu können. Die Honda später in die Garage zu fahren wird anderweitig organisiert; ich sitze nicht mehr auf.
Beim Einchecken frage ich nach einer Massage. Bis zum Termin um halb vier Uhr habe ich noch genügend Zeit um wiedermal ausgiebig zu duschen. Die einstündige Massage ist sehr kräftig, manchmal muss ich die Zähne zusammenpressen.
Am späteren Nachmittag treffen die anderen auch ein. Sie haben ihre Hondas direkt zur Basis gebracht und sind mit Taxis zum Hotel gekommen. Sie bringen Guido und mir ein Foto mit, welches uns zeigen soll, was wir verpasst haben.
Das Abendessen ist auf halb acht Uhr angesetzt, wieder im Restaurant, wo wir am ersten Abend waren. Zum Essen gibts wieder Plov, das schmackhafte Reisgericht.
Der letzte Tag der Pamir-Tour gehört der Freiwilligkeit; jeder kann den Tag nach seinem Gusto verbringen. Treffpunkt für das Abendessen ist um 19:30 Uhr. Wer möchte, kann sich um halb zehn Uhr Isabelle und Pesche anschliessen, die die Besteigung von Osch's Hausberg, den heiligen Sulaiman-Too, angehen wollen; ich möchte.
Mit zwei Taxis lassen wir uns zum Parkplatz am Fuss des Berges fahren. Der Felsen erhebt sich abrupt aus den umliegenden Ebenen des Fergana-Tals und ist ein beliebter Ort, bei Einheimischen und Besuchern, mit einer herrlichen Aussicht.
Nein, trotz grösster Anstrengung können wir hier eigentlich nicht wirklich etwas erkennen.
Nein, der Besuch des Schatten spendenden Museums ist für uns nicht vorgesehen ...
... dann lieber weiter auf dem schweisstreibenden Aufstieg.
Die Sulaiman-Too Moschee mit einem der Friedhöfe von Osch.
"Der Sulaiman-Berg (kirgisisch: Сулайман-Тоо, auch bekannt als Sulaiman-Too, Sulaiman-Felsen oder Thron von Salomo) ist die einzige Weltkulturerbestätte, die sich vollständig in Kirgisistan befindet. Er war einst ein wichtiger prämuslimischer Wallfahrtsort. Trotz seiner Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe leiden der Sulaiman-Berg und die damit verbundenen Einrichtungen unter erheblicher Vernachlässigung. Obwohl der Ort historisch und kulturell von Bedeutung ist, gibt es Bereiche, die dringend saniert werden müssen, insbesondere die südlichen Zufahrten. Besucher, die den Berg hinauf und hinunter wandern, stehen vor schwierigen Bedingungen, da es keinen Schatten, keine Wasserquellen, keine Stände mit Erfrischungen, keine Toiletten oder andere grundlegende Einrichtungen gibt. Das Museum, das während der Sowjetzeit gegründet wurde, weist deutliche Anzeichen des Verfalls auf und es fehlt an angemessenen Investitionen, um sein Angebot zu erhalten oder zu verbessern. Die Ausstellungen sind schlecht kuratiert, mit zufälligen Artefakten, die ohne angemessenen Kontext, Erklärungen oder Anleitungen präsentiert werden."
Unsere "Einheimischen" Isabelle und Pesche erzählen uns Geschichten über die Heiligen Höhlen am Berg, die, dem Glauben nach, heilende Wirkung haben sollen.
So gibt es einen grossen Stein, Bel Tash, mit einer Vertiefung in der Mitte. "Es wird angenommen, dass man, wenn man dreimal auf diesem Stein rutscht, von bestimmten Krankheiten der inneren Organe geheilt werden kann." Oder Kol Tash: "Ein tiefes Loch von ungewöhnlicher Form. Pilger, die ihre Hände hineinstecken und für Gesundheit beten, spüren bald Heilung."
Hütti, mit seiner lädierten rechten Schulter und Hand, will das ausprobieren und kriecht in das Loch ...
... aber er erwischt die falsche Stelle, Tamchy-Tamar. "Eine 9 Meter tiefe Höhle mit einem schmalen Eingang. Dem Mythos zufolge handelt es sich dabei um die fliessenden Tränen von König Suleiman (König Salomon, Herrscher des vereinigten Königreichs Israel), die eine Sehschwäche korrigieren können."
Hier wäre die Stelle für die Hände.
Es gibt auch noch die Höhle Ene Beshik, "Sie wird auch die Fruchtbarkeitshöhle genannt und zieht viele Frauen mit Kinderwunsch an."
Wir steigen höher und höher und ...
... kommen oben an.
Leider macht der Wind mit der Fahne nicht, was ich gerne möchte.
Babur's House ist geschlossen.
Den Rückweg nach unten gehen wir auf der anderen Seite an.
Unten angekommen organisiert Isabelle zwei Taxis und wir fahren zurück zum Hotel. Ich gehe in mein Zimmer und mache eine Pause. Später wechsle ich an der Rezeption einige US-Dollars gegen Kirgisische Som, lasse mir ein Taxi rufen und fahre damit zum Jayma Bazaar. Mit im Taxi ist der Sohn vom Taxidriver ... Zukunftstag, wo die Kinder die Eltern am Arbeitsplatz begleiten?
Kreuz und quer lasse ich mich durch die vielen Wege und kleine Gässchen im mehrheitlich überdachten Basar treiben. Ich staune über das grosse und breite Angebot. Es gibt wohl nichts, was es nicht gibt. Grösstenteils sind es für uns unbekannte Marken oder die Ware wird in ungewohnter Art angeboten.
Ich lasse die letzte Chance, einen grossen Sack Zwiebeln zu kaufen, ungenutzt.
Zur abgemachten Zeit trifft sich die Gruppe vollzählig. Wir gehen zu Fuss zum Etno Cafe. Das Restaurant verfügt über einige Innenräume, aber vor allem über einen schönen und grossen Garten.
Wir werden zu unserem reservierten Tisch geführt. Als erstes gibt Pesche die Bierbestellung auf; kein Stiefelbier mehr, trotzdem herrlich frisch und den Durst löschend.
Während der ganzen Tour hat Hütti das Schnupfen immer wieder gepflegt und dabei auch Neugierige zum Mitmachen animieren können. Selbstverständlich ging das jeweils mit geistiger Landesverteidigung einher, den träfen Sprüchen, bevor der Tabak in die Nase gezogen wird. Die Schnupfsprüche sind selbstverständlich politisch inkorrekt, richten sich gegen Minderheiten, gegen die Kirche und deren weltliche Vertreter und gegen Frauen. Warum aber Sprüche? Darum: "Schnupfe ohni Spruch, das isch wie Schisse ohni Gruch." ... "Schnupfe, suufe, rund um d'Uhr. Das isch Schwiizer Bergkultur!" ... "Tell sprach zu den Eidgenossen: Wer nicht schnupft, der wird erschossen." Heute schliesse ich mich dem Ritual auch an.
Nachdem jeder seine Bestellung aufgegeben hat und wir auf das Essen warten, sehe ich mich im Garten um. Bei allen weiblichen Gästen klappt es mit meinem Charme und ich erhalte die Bewilligung zum Fotografieren, ausser beim Männertisch.
Danach werden die leckeren Gerichte serviert.
Später überrascht Isabelle ihren Scheich mit einem entsprechenden Geschenk, anlässlich seinem morgigen Geburtstag. Häppi Böhrsdei Pesche, Peti, Peter.
Als ich mich ins Bett lege und den Wecker stelle, realisiere ich, dass die Nacht sehr kurz sein wird ...
Es war eine kurze Nacht. Um drei Uhr in der früh sollen wir mit dem Gepäck in der Rezeption bereit sein, was wir auch sind.
Kurz darauf kommt der gleiche Bus wie bei der Ankunft und fährt uns zum Flughafen. Isabelle bleibt noch ein paar Tage in Osch, weshalb wir uns bereits gestern Abend von ihr verabschiedet haben. Pesche jedoch kehrt, an seinem Geburtstag, mit uns in die Schweiz zurück.
Um 03:40 Uhr die Stunde der Wahrheit. Knallhart wird jedes Kilo über die erlaubten 20 Kg verrechnet. So kosten 2 Kg mehr 60 USD. Alternativ werden die Gepäckstücke entleert und in das Handgepäck transferiert - ob das Flugzeug dadurch leichter wird ...??? Ich habe bereits bei der Flugbuchung auf 25 Kg Gepäck erhöht und dafür einen Mehrpreis in Kauf genommen. Meine Tasche wiegt hier knapp 21 Kg.
Wir sind viel zu früh durch die verschiedenen Stationen am Flughafen durch; aber mit Warten haben wir ja auf dieser Tour Erfahrung sammeln können.
Der Flug PC 713 von Pegasus nach Istanbul ist erst um 06:35 Uhr. Ankunft in Istanbul um 09:15 Uhr, inkl. Zeitgewinn von 3 Stunden. Für den Anschlussflug PC 949 nach Zürich müssen wir nicht so lange warten wie bei der Hinreise; der Abflug ist um 12:55 Uhr mit Ankunft in Zürich um 15:00 Uhr.
Als wir - Bruno, Hütti und ich, auf unseren Sitzen, wieder in der ersten Reihe, Platz genommen haben, kommt eine Gruppe Wanderer herein. Einer hält sein Diplom in den Händen welches bestätigt, dass er den Pik Lenin mit seinen 7134 m erfolgreich bestiegen hat. Wir gratulieren ihm.
Im Transfer in Istanbul verabschieden wir uns von Carlo und Stefan, welche von hier zu ihren Flughäfen in Deutschland weiterfliegen.
Beim Gepäckband in Zürich verabschieden wir uns voneinander. Jeder geht auf verschiedenen Wegen, zur letzten Destination, nach Hause. Es war eine coole Zeit die wir miteinander verbracht haben - ob es das eine oder andere Wiedersehen geben wird?
Peter, derjenige ohne Alias, hat die ganze Tour in zwei Videos zusammengefasst; wieso also so viel schreiben wie ich, wenn es einfacher auch geht?